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Full text of "Die Discourse der Mahlern: 1721-1722"

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Sahob PSi^tolb unb ferbtnanb fetter. 



Stveite Sme^ Stveitee %eft. 

2)tc Xtfcourfc ber SRal^lern. ©rftcr a;cil. 



1' ^ » 'K*'^' »"^ »^ 



J. Zubers Dertag. 
1891. 



2)te 



?)i|cimrfc kr S^alikrii. 



1721—1721 



3Jlit 2lnmerfungen 

herausgegeben 
von 



©rfker %cxU 



5ibIiotf?ek älterer 5d)nftrvexke bex 6eulfcf?en 5c^TPei3 
Swette Serie, 3«>etteS ^eft. 



o^auenfelö. 

J. Zubers Perlag. 

1891. 






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3. ^ubetS IBud^brudeiei in |]ftauenfelb. 







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5tt(4>attei? 



ber 



CnjeläntiifrgEn Nation. 



(£rlaud?ter ^ufd^auer* 




J2fefe§ SBcrd l^at eud^ feinen Urf^jrnng, einen St^eil 
feiner SJlet^obe, unb öietteid&t alles baäjenige ju 
banden, tt)a§ e§ artiges l^at. Stad^bem baS ©erüd^t 
t)on bem SRu^en unb ber Si^rfic^feit, mit toeld^en [)( 2] ij^r eure 
Sntbedungen über ben 5Punct ber ©itten eurer 3fnfel Begleitet 
l^abet, gan§ @uro^en burd^gelauffen , l^aben fic^ in einem 
aOßindel beffetten SEHenfd^en gefunben, meiere t)on ber ftardfen 
Segierbe i^rer Station iju bienen fid^ ^aben öerleiten laffen, 
eben baffelBe ju öerfud^en, waS i^r Be^ ber euern fo glüdflid^ 
auSgefül^ret ^abet. 

1 



2 [erfter Ztit] 

3Bir finb biefe öcrtoegcne SDlcnfd^en, bie fid^ o()ne bie 
a3or%Ue, tocld^c eud^, ®rlau(|ter Sufc^auer, eure gcfunbc 
SSermmfft, eure leBl^affte Imagination; eure ^olite ©ete^rt^eit, 
eure lange ©rfa^ren^eit, euer ©tillfcfitDeigen, eure Derftänbige 
9iation gegeben, unterftanben l^aben bon ben ©itten ber 
3!Äenf(fien ju fd^reiben. ©arunt ift aud& nteiftentl^eils gefd^e^en, 
ba^ tt)ir öffterS öon eud^ abgetoic^en finb ; einige ma()te l^aben 
tt)ir e§ uniüiffenb unb ungefd^idft get()an; anbere nTaI)te mit 
2}or6ebad)t unb nad^ ber Überlegung ber Situation in ber 
toir geftanben ; jutoeilen, aber toenig malzte ift aud6 gefd^el^en, 
ha^ Dernünfftige ©rünbe uns ba^ Siedet gegeben l^aben, eud^ 
p öerlaffen; Snblid^ l^at unfere SSemül^ung bi&l^ero nid^t 
toeiter gelangen fonnen, als auf ben ©rabe, loo il^r bie 9egen= 
todrtigen Sifcourfe fetiet. 

SBenn ttjir follten fagen, ob fie ©eift l^aben, fo ftül^nben 
wir fel^r betretten. SBir fagten nid^t gerne, ba§ fie feinen 
l^aben, toeit man uns fonfi öorrütfen fonnte, toaS toir bamit 
tooöten, ba^ toir bem tiefffinnigften «ßo^ff ein fal)lcs unb 
unmäd^tigeS 3Berdf jufd^reiben? SBir toären in ber Stl)at un= 
gteid) tärfjertid^er, als toenn toir einem Ärieger eine @d)ad&tel 
öoü ©^minde, SJloud^eS unb ©äfften, unb einer Jungfer einen 
tpan^er, §elm unb ©d^ilb gefd&entft l^ätten : SBir börfften aud^ 
nid&t laut fagen, ba§ toir ©eift ju l^aben bermeinen ; eS finb 
aßguöiele ßeute, bie fid& bagegen fe^en toürben, unb fd&toeeren, 
ba% fie feinen fjunden babon feigen. SBir toollten bcniuad) 
fagen, ba^ toir eS felbft nid&t toiffen, toelc^eS aud^ baS todi)x^ 
fd^einlid^fte toare ; aber toir toollten anbe^ bel^au^ten, ba§ toir 
nid^t t)iel öonnötl^en gel^abt l^aben, bietoeil ber berül^mte Sial^me 
beS 3ufd^auerS ben toir in unfere ©dfirifften gemifd^et, fd&on 
genugfam toare, il^nen ©rebit gu mad^en. [)(B] 

Ob es je toal^r toäre, ba^ toir bundfel unb faltfinnig 
mal^len, fo bäd&ten toir bie ©d^ulb auf unfer 6lima gu 
loerffen. 9Jlan fagt attent^alben, ba^ bie ßufft beS @d^toei^er= 



[fEBibmung.] 3 

lotibcS bte ßeb^afftigfcit unb ba^ fjcucr bcr Smagination nid^t 
ein6(afc. SBenn bicfc§ nid^t Bequem tt)dre unS gän^lid^ un= 
fd^utbtg ju mad&en, fo tDürbe eS bod^ bie ©d^ulb in ber 3Raffe 
erleichtern, toeit unfere ®ib§=®enoffen fie uns l^elffen müßten 
iragen. ®aö ift getoife, ba§ Bi^l^er unfere f5rauen§=5Perfonen 
unfer SBerrf mit leinen fo artigen SBrieffen beteben gel^otffen, 
n)ie n)ir in euern ®ifcourfen t)on euerm fjrauenjimmer lefen, 
tüdäjz angenehme ©rfireiberinnen il^nen aud) ol^ne 3tt)eiffet ben 
gröftcn ®lan§ mitgetf)eilet l^aben. SBir fagen biefe§ nid^t ol^ne 
gurd^t bie ßanbe§=Slöd&tern gu erjörnen, toeti jemanb baraus 
fd^lieffen ian, ba§ fie nid^t fo t)iel fjeuer l^aben aU bie ®ngcl= 
länberinnen, barum fud^en n)ir fie tüieber gu begütigen, toenn 
toir be!ennen, ( glaubet nid^t, ba§ bie Imagination l^ier öon 
ber 5ßaffion betrogen werbe ) baß fie, ba fie ben euern an 
©eift nad^ftel^en müßten, ben ?ftang ber ©d^önl^eit bel^au^jten 
fönnen. SBir toiffen, ba§ bie meiften ben Slul^m fd^ön gu ^eiffen 
n)o( fo Diet n)ert]^ l^atten, aU bie @I)re geiftreic^ gu fe^n. 

SJlan fönne enbüd^ für ober toieber unfere ®ifcourfe fagen 
tt)aö man toxU, fo untergeben toir fie, ©rtaud^terSnfd^auer, 
euerem Urtl^eil, unb i^r fottet, loenn eö eud() gefällt, berfelben 
Slriftard^uö fe^n. 

Unfere SBa^l, bie auf eud^ gefallen, fan nid^t billiger 
fe^n. ®§ ift feiner ber me^r Sled&t l^abe uns gu beurtl^eilen. 
@in 9Jtann ber bie 50lenfd^en fo glüdflid^ ftubiert ^at, ber 
nid^tS anberö aU ettoaä luftigeö, felteneS, tool entberfteS, fub= 
tileS, nüpd^eS gefagt ()at ; t)on bem man befennen mu§, ba§ 
bie 5Perfonen, toeld^e er mal^let, fid^ felbft niemals fo ganfe 
gefeiten l^aben, als in feinen ©d&ilberc^en ; ber fid^ felbft b^ 
ßeb=3cit in einer gröffern 9le|)utation gefeiten l^at, als er fidö 
t)on ben §iftorie=©döreibern ber nad^fommenben 3Belt ^at 
t)erf|)red^en fönnen; ein foldfier SDtann toirb baS gett)iffefte 
Urt^eil t)on unferer SBerrid^tung abfaffen. ®aS rul^mlid&fte 
für uns, unb baSjenige toorinne unfere Hoffnung unS nic^t 



4 [«rfler XeilJ 

Betreuflcn fan, ift biefcö, baß il^r btc Scgtcrbc gutl^eiff cn 
toerbct, bic un§ bcfcetct l^at, um bic Sugcnb unb ben guten 
©cfd^madE in unfern Sergen einjufttl^ren. ®ie8 totrb genug 
fc^n bie (Emulation in uns auf jutoeden, bafe toir un8 fiefleiffen 
burd^ gröfferc ©efd&ftfftc einen fo öomel^men SRann uns auc^ 
gezogener ju mad&en, nad^bem toir im übrigen feine gröffere 
@^re fud^en, afö biejcnige, ba^ toir gett)u§t l^aficn, tt)ir fönncn 
fein t)ortrcffIid^er Original jum Dbjecte unfrer SRad^al^mung 
nel^men, unb ba^ tt)ir mit einer C>od&ad^tung, bie au§ ber 
Äenntni^ eurer 50leriten entf^jrungen iji, un§ untcrfd^reibcn 



©riaud^tct 3ufd^auer 

®ure untertl^änige unb gel^orfame 

®iener 



S)ie ma^Ux. 




I. ^ifCOtttd. [SBobmer] 

Qjuis leget haec? Min' tu iftud ais? Nemo, Hercule, Nemo? 

Vel duo vel nemo. Turpe & miserabile! Qjuare? 

Persius Sat. i. 

'©r ein Sud& tt)iü in bie SBelt auSgel^en laffen, finbet für 
feine ^erfon gleid^ biete Urfad^en pd^ einen glürflid&cn ©ucceffe 
guberfpred^en, wnb ba8 ©egentl^eil gnbefal^ren. 

aOßenn er anf ber einen feiten glaubet, bafe er feine SlJlaterie 
tt)o( auSerlefen, bafe er fie mit guten S5emunfft8«®rünben unbcr« 
ftü^et; ba6 er feine ©ebancfen in il^rer maleren ^Proportion, unb in 
i^rer natürlid^en ©d^önl^eit auSgebilbet l^abe, fo l^at er 3fonbauient 
bie $offung sufaffen, baS publicum werbe fold&e ©ad^en bie nü^Kd^, 
uernünfftig flnb unb tt)oI gefd&rieben, mit ber beften Approbation 
aufnel^men. SÖßenn er fonft biefe gute 3Reinung bon feiner ©d&rifft 
nid^t l^ätte, baö fie wegen i^rer ®üte meritirte publiq gemad^et gu 
»erben, fo ^ätte er ^ort fie ben ßeuten gubebitieren, »eil eS gu 
i^rem unb babet) su feinem eigenen ©droben auSfd^tagen würbe. 
S)a§ publicum würbe bie foftbare Seit unb baS ®elb berliel^ren, 
weld^eS e8 auf eine ©carteque wenben möd^te, eS würbe bie ßügen, 
bie ©albaabere^ unb bie Sil^orl^eit fauffen, unb fid^ bamit ben Äopff 
jerbred&en: Unb er legte feiner feitö feine Unwif=[^]fenl&eit an ben 
^ag ; er gäbe fid& einer geredeten ©atiren bloß, unb fä^e fein 99ud& 
nod^ bor feinem eigenen @nbe, in ben ©taube werffen unb bon ben 
tffiürmern grefreffen werben. Dh bemnad^ suerfte ein Autor felbft 
«inen guten Soncept bon feiner ©d^rifft l^at (ol^ne weld&e§ er ntd^t 
befugt ift, fie ber SÖßelt mitsutl^eilen) fo finbet er Urfad&e, bie gute 
Äufnal^me berfelben in ber Hoffnung guborgufel&en, unb biefe 
fRcd^nung sumad^cn, bafe jebermann ein SÖßercf werbe lefen unb 



6 [Alfter Zeil, 1. S)t8furg.] 

ap|)laubieren, tücId&cS mit jciner 5Räpatfcit, mit jcincr JBernunfft^ 
mäipölcit unb mit feiner Ättißfeit jebermann in bic %viQzn leud^tet. 
@r tan gebenden, bog ein jebet jud^en toerbe ftd^ baraud juerbauen, 
bog feine @d^(üffe einem jeben ptecis unb ftarcf Dorfommen merben, 
ba6 feine fd^öne SPefd^reibungen jebermann ergeben »erben ; @nblid^ 
baft bie Sleüffite feines Sud^eS unfehlbar erfolgen »erbe. 

@o balb er aber auf ber anbern feiten bie ^a))rice§ be^ 
^PöbeU, unb bie Uneinigfeit unb Seid^tfinnigfcit bctrad^tet, »eld^e 
fid^ in ben Urtl^eilen ber SReufd^en ereignet, fo fiel^et er me^r aU 
eine Urfadfte ^ufürd^ten, baß feine ©d^rifft toon bem ^Publico, ton 
»eld^em bie Ignoranten unb bie gebauten bie gröffere S^V- mad^en, 
»erbe toerad^tet »erben. 3)ie @abe, bie guten unb bie falfd^en 
©ebandfen t)on einanber guunbcrfd^ciben, ift rarer in ber SOßcIt a(ö 
^Perle unb 3)iamante. SJlan l^ot gefeiten ben ungereimtften 3c"9 
eine lange 3cit mit ber gröften ©egierbe auffauffen, burd^Iefen unb 
erl^eben, mittler»eil baS bcfte ^näi in ben Rauben »cnigcr ^er* 
fönen ober überall unbcfannt geblibcn ift. @8 l^ilfft einem ©cribenten 
nid^tS ba6 fein S3ud^ gut feijc, »enn ber ßefer ein Söarbare. 3)er 
in bie ©ebanden eine« raifonnirenben, »olrebenben, aufge»e(ften 
unb fubtüen Tutors penetriren »itt, mu^ felber bie Sogiq unb bie 
©loquen^ ftubiret ^aben, er mu6 felber eine leb^affte Smagination 
unb einen tiefffinnigcn (Seift befi^en, ober er lauffet in ©efal^r bafe 
i^n ein ©op^ift betrieget, baft il^m fein Autor unöernel^mlid^ »irb, 
ba6 er fid^ feine S)efcriptionen nid^t »ol fürbilben fan, unb ba& 
er feine üernünfftige ©d^Iüffe nid^t äu bifintriciren »eiß. ^thtn 
biefen KcquifttiS, bie man überaus fetten in eimem ßefer be^fammen 
antrifft, muß er fid^ nod^ in einer 2)ifpofition finben, »eld&e i^n 
t)en allen ben Sorurt^eilen cntfel^rnet, »eld&e beS Tutors ü^lal^mc, 
garbe, ^abit, ©tatur, älter, 9}er»anbfd^afft, Slutoritet einem blöbeu 
©el&ime einfpinnen fönnen. SBeber §a6 nod^ gaüor mu6 i^n 
befi^en. S)er ©cribent fepe tin ©ried^e, ein 9tömer, ober ein ^pi^enisier; 
er nenne fid^ einen ^l^ilofop^en, einen Sfll^etor, ober einen ®ram= 
maticum, er l&abe feinen Stal^mcn öon einem fRitter»©i^, ober t)on 
einem §anb»erdf. 3ür bi6 atteS muß er nid^t bie geringfte 6on« 
fiberation l^aben. 6r l^at feine Sflelation, aU mit ber @üiben^. ^iefe 
ift feine 3fül^rerin nad^ ber SBal^rl^eit. Sd^ laffe einen jeben bei) fid^ 
felbft ermeffen, »ie fetten bie Seute in biefer ©ituation begriffen 
finb, »ic gro6 gegcntl^eils i^re S)umml&eit, i^r glegma, i^re 3Jli6' 
gunft, il&re ^Part^cilid^feit. S)ieS atteS ift nun capabel einem neueu 
äutor gfurd^t einzujagen, unb feine Hoffnung »ol äureuffiren, genau 



[$obmer: $rogvantm unb Crgantfation.] 7 

[51 21 Bubefd^ncibcn. @r mag fe^cn, feine ©ebanden unb bie 3lu§» 
brücfung berfetben |ei)eu raifonnabel, fo ift e§ bcr öröftc ^auffen 
bct ßefer nid^t atteseit. 

aOßaS bie Tutores beS öeöentoertiöen SlattcS anbetrifft, toeld^e 
fid^ l^eute jum crften mal^le toagen, anf baS publique 3!l^eattum ju« 
tretten, fo fd^lieffcn fie bie Sfleuffite beffclben ^txn inner bie enge 
(Sircfel biefer wenigen politen ^Perfonen, meld&e beg il^rer Unpartl^ei» 
ligfeit aud^ bie übrigen Quaüteten eines guten ßeferS befi^en, baS 
reiffe 2)ifcernement, bie ^enntnift ber ©prad^e unb i^rer Si^^tit^^^itf 
bie lebl^affte Swiagination, ben fertigen ®eift. 2)iefe auSpolirte 
^JJlenfd^en finb es, für meldte fie fd^reibcn, unb meldten fie il^re 
5lrbeit p eigen übergeben ; fie l^aben baS S^ü il^rer SBünfd^en er» 
reid^et, tt)enn biefelben il^r ?Prefent annel^men, unb fie tüoUcn glauben 
baß fie reufftrt l^aben, wenn il^re ©d^rifft öon fold^er ®üte ift, baß 
DctaöiuS, SalgiuS unb bie be^be JBifci fxe für paffabel erflären, 
loenn @eröiuS fie ol^ne flatterte rül^met, unb gurniuS biefer red^t» 
fd()affene unb aufrid^tige ß^riticuS. SBenn fie biefeS erl^alten »erben, 
fo finb fie fidler, bafi bie Sflad^welt il^re ©ad^en »ieber beröorfud^en 
werbe, wenn fie nid^t mel^r auf ber 6rbe ejiftiren werben, unb fie 
werben eine gemeinte Söegierbe in fid^ felber empfinben, \\d) immer 
burd^ beffere unb üoUfommenere Unbemel^mungen ber ©ewogenl^eit 
unb beS ßobeS il^rer poüten ^Patronen Würbiger jumad^en. Sie 
werben alsbenn bem fjeuer nad^fotgen, weld^eS nid^t einSmalS in 
gflammen auSbrtd^t, fonbern mit einem Keinen Sftaud^e anfängt fid() 
auentbeden. SQßenn aber aud^ biefe^offnung bie fie l^aben, nur ben 
wolgemad^ten ©emüt^ern angefallen, einen Sloffen fd^lagen würbe, 
fo wie fie Urfad^e finben sufürd^ten, baß il^nen als SJlenfd^en be= 
gegnen tonne, baS ift, fold^en, benen il^re eigene ©d^wäd^e öerborgen 
ift, ober bie bod^ geneigt finb, biefelbe fid^ fclbft ju gut su^ßtten; 
bie fd^wad^ finb, unwiffenb, flüd&tig; aber ftol^, el^rgei^ig, in fid^ 
felbft toerliebt: ©o erflären fie l^iemit il^re aufrid^tige Olefolution, 
baß fie in fold^em gatt fid^ felbft @ewalt tl^un, unb t)on freien 
©tüden tin 23ßercf, baS baS Unglüd ^at, baß eS ol^ne ^flu^en ift, 
weil es ben SSerftänbigen nid^t gefällt, in feinem 3lnfange einreiffen 
wollen, unb bie 3cit auf glüdlid^ere unb nü^lid^ere ©efd^äffte fparen. 

©el^et ba, geliebter Sefer, bie 2)tfpofition in weld^er bie ^erauS* 
geber biefer blättern über baS Kapitel öon berfelben Sfleuffite be= 
griffen finb; unb sugleid^ biejenige in weld^er il^r fte^en muffet, 
wenn il^r baS Oied^t Wollet genieffen, eine Stimme in berfelben ®e« 
urtl^eilung sugeben. 3Ran f^ai für gut angefel^en eud^ baöon äu* 



8 [iSrftet ZcU, 1. SiSfurS.] 

unberrid^ten, bet)ot man ftd^ nöl^et t)on bem Slbfel^en unb bet 
^etl^obe btefer @mbenten l^etaudlaffen tooütn, 

3^r fönnet aud bemienigen mos bereits gefagt tootben, ab« 
nel^men, ba^ ed eine gan^e (SefeÜfd^afft i% totlä^t ftd^ sufammen 
t)erbunben l^at, bie S)ifcourfe sufd^teiben, bon todäitn biefet ben 
obetften ^la^ l^at. ®(eid^ toit ^e au il^tem Objecte ben ^enfd^en 
genommen ^at, fo ))retenbirt fle Don aüem bemienigen suteben n)a8 
in fein Ga))ite( gel^ört, o^ne anbete Otb* [% 3] nung aU bieienige 
SU meldtet il^t i^te 9lebenmenfd^en unb i^te eigene Situation bon 
3^it ju 3^it ^nlafe geben merben, il^re @pecuIationen n)alten su* 
(äffen. Öl^re ^affionen, Q,apxxun, Saftet, Sfel&Iet, 2:ugenben, SDßiffen» 
fd^afften, 2:^ot^eiten, il^r @(enb, i^te ©Ificffeligfeit, il^ Seben unb 
^ob, il^te Stelationen \>k fte mit anbetn @ntibu8 l^aben, enbüd^ 
adeS mag menfd^üd^ ift unb bie ^enfd^en angeltet, gibet i^t ^atetie 
an bie $anb jugebenden unb sufd^teiben. äßiemol nun bie ^embta 
biefet ©ocietet butd^ bie gan^e ©d^mei^ Dett^eilet finb, unb fo gat 
einige auffet bem ^clöetifd^en SSetbunbnüft leben, fo l^aben fie fld^ 
bod^ obligitt in bet gefegten 3^it baS Quantum üon il&ten 9ln« 
metdfungen unb ^Reflexionen einsufd^idfen, unb biefet^alben unbet» 
galten fie eine beftänbige ßottefponben^ mit bem ^epbenten. S)iefcr 
cntl^ölt fid^ in unfetet ©tabt, unb e§ fan feinet ju biefet ©teile 
gelangen, bet nid^t l^iet mo^nl^afft ift; et l^&lt mod&cntlid^ mit benen 
onbetn ©liebem bie in biefet ©tabt mol^nen feine otbenlid^e @ef« 
fioneu, alsbann giebet et i^nen ^att üon bemjenigen ttjaö bie ent= 
fel^tnte SJlembta eingefd^idfet l^aben, toeld^eS gelefen unb unbetfudjet 
mitb. (Einige üon benen »eld^e ^n^t^tn finb tecititen bann i^te 
ä)ifcoutfe; anbete ptoponiten baS ©d^ema t)on einem neuen; man 
bifcoutitt, man ctitifltt batübet pto unb contta. SBatb »itb ein 
^etiobuS abgefd^nitten, balb roitb eine niebtige Sflebe butd^gefttid^en, 
batb toitb ein ©d^luft füt ungültig etfldtet, obet eine bundfle unb 
unüetncmlid^e S^iU ttJitb loftgewunben, ein |o^e8 SBott ttJitb bei) 
einet |o^en ^aä^t angemanbt, eine %^tfi^ befömmt ein ftätcfet 
IJonbament bon einem neuen 95ett)ei6»®tunb. 3u le^t »itb feft 
gefteHt mag ben folgenben S)onnet8tage bem ^ublico folle gemein 
gcmad^ct metben, nad^bem bie Soteti bie Sflefolution öon pd^ gegeben 
§at, atte S)onnet8tage mit einem 2)ifcout8 aufautoatten. 

2)ie ben @ngelanbifd^en Swfd^auet gelefen l^aben, wetben o^ne 
^ü^e metcfen, bag bie ©efeUfd^afft if^n sum ^KThtftet genommen l^at. 
alle ©elel^tte »iffen mag ungemeine ^pptobation biefem ^lutot 
nid^t allein in feinem Sattetlanbe, fonbetn aud^ in 3ftandteid^ unb 



\ 



[Sobmet: ^rogtamtn unb Organifation.] 9 

S)eutfd^Ianb tuibcrfa^rcn, too er in nid^t minbctct @ftime [teilet, unb 
wer bie aJlenge ber aJlaterten betrad^tet, bte er auSöearbeitet l^at, 
feine Sritifd^e Differtationen, jeine moralifd^e ©ntberfuuöen, feine 
politifd^e SJlayimen, feine fatirifd^e Sd^erje, unb bie erge^enbe 3Ranir 
mit »eld^er er feine ®eban!en auöfiebrörfet f^ai, mirb mit SJertoun* 
berung geftel^en, baß er nod^ ben 9tu|m überfteiget, ber bod^ Don 
i^m erfd^attet. 

3d^ tan bie gute SBircfunöen feiner fitintn 2)ifcourfen, roeld&c 
aller Orten bie gefunbe SSemunfft ausgebreitet l^aben, bie @emüt|er 
aufgettöret, bie S^ugenb gepftanset, feiner anberen Urfad^e pfd^reiben, 
als ber ^unft »eld^e ber äutor ^muii f^ai, baS Sftü^lid^e mit bem 
Slngenel&men unb ©röc^enben juDermifd^en. 2)aS gfrauenjimmer 
unb bie meiften aJlann8»^erfonen finb mel^r erpid^t auf baS was 
angenel^m ift, eS fepc in mol«tournirten ©rfinbungen, ober in fd^önen 
@jpref ponen, ober in luftigen (Sinfättcn ; als auf bie folibe @d&ön= 
l^eit ber accuratften Unberfud^ungen, ober ber tieffflnnigften @rör» 
tcrungen. (Sr l^at fid^ infonberl^eit als einen groffer ©ittenlcl^rer 
beS meiblid^en ©efd^led^teS erliefen, toeld^es einen guten ^nt^eil an 
feinen Säßerdfen l^at : @r ftcl^et nid^t in ber affrontirlid^en 9Jleinung 
hai es uncat)abel jum tefen, unb üon ben ©üd^ern nur terberbet 
toirb ; als ob bie wciblid^en Seelen t)on einer nicbrigern Statur, als 
bie männlid^en. 

©eine 9Jletl^obe, hiz 9Jlorate in fliegenben Slättem nad^ 9lrt 
ber ©agetten, subebitiren, l^at groffe Sortl^eile für ben ßefer, weld^en 
fie ftrads in bie 2Jlaterie l^ineinfül&rt, bafe er in einem einjigen 
3lugenblidf bie ©tärd e berfetben abfielet ; an ftatt baft er in einem 
groffen SSanb burd^ eine langweilige ä^orrebe, burd^ ein Somplimenteu^* 
©jorbium, burd^ mand^e 3!autologie unb Slmplipcation paffiren muß, 
beöor er gu bem 3ict gelanget. SJland^er l^at nid^t 3cit gnug, unb 
mand^em mangelt eS an ®ebult ein groffeS SEßerd pburd^lefen, ber 
bod^ ©uriofitet gnug l^at, sutoiffen, was man über bie ober biefe 
50^aterie üemünfftigeS fagen fan. 

©0 bequem nun bie SJletl^obe ift, unb fo ejceUent bie 3luS» 
fertigung beS Originals, weld^eS fld^ meine ©ocietet jum SRobeU 
gefe^et l^at, fo fd^wer wirb eS fallen, ba^ i^re ©d^rifften gegen 
baffelbe gefteHt, nid^t einen Unberfd&eib merden laffen. 3Ran trifft 
feiten eine ß^opie an, bie bem Original gleid^ fömmt. Aber wenn 
fie in biefem ^Punct einen Sflad^tl&eil l^at, fo l^at fie an einem anbem 
Orte ben Jöortl^eil, weld^en bie allgemeine ©uriofttet ber Steul^eit 
accorbirt, inbem fie äufferft paffionnirt für biefelbe ift. 3)ie Sudler 



10 [erfter %t\l. 1. ©iSfutS.] 

ton bcn ©ittcn bcr SMenfd^cn in S)eutfd^cr ©prod^e finb rar, unb 
bi6 bal^in in frömbcn Qpxa^tn ucrborgcn QtU^m, unb biefc TOaterie 
ift nbcrouS fä^ig etmag anö^nel^mcS jutoerl^eiffcn : bie Unbcmcl^mung 
ift fü|n, flroft unb »olgemeint, unb ücrbient unter bicjem cinsißcn 
9lQ]^men bie SSe^l^ilffe aller berjenigen ^Perfonen, »ctd^cn baS 3nter* 
cffc ber 3)eutfd^cn Sflufcn unb beä S3atterlanbc« angelegen ift ; 2)ie 
Soterie t)erfprid^t ftd^ ba^ero, bag mand^er n)i^ige ^ann, ber nü^lid^e 
Obferüotionen Don bem 3:^un unb ßaffen ber SJlenfdjen gemad^et 
Iftat, fid^ refolüiren werbe biefelben auf einen l^albcn ^ogcn gu« 
fantmensutragen, unb sunt ^ienft bed $ublict an ben Sag zugeben, 
wann er ben commoben ^nkfe es äutl^un an ber ^anb l^aben wirb. 
2)arum ^at fie nötl^ig gefunben biefelbe juaüertiren, bafe fie il^re 
©ad^n bie fie communiciren moHen, nur an bie Tutores ber 
2)onnerStagä»2)ifcourfen abbreffieren, unb ben Olicapito an 
btn ^ud^brüder ^rn. Sinbinner mad^en. 

Ibam Iboihdn. 



mm, 

ÖC9 Sofcp^ Sinbinner, 
MDCCXXI. 




n. PifCOUtd. [»obmtr.T 

His amor unus erat 

Virg. iEneid. L. IX. 

^@nn CS öc»i6 ift, tt)a8 ein 3l(tcr öefd^tiebcn l^at: ber 3Rm^ä^ 
fct)c ötücffcclig, ber nur bcn ©d^attcn eines greunbeS tcfl^t, 
mie gutiö ift baS ®Iürf für mid^ öetücfen, tücId^eS mir einen wahren 
3freunb gefd^encfet l^at? 3t^ empfinbe eS, fo offt iä^ nad^ einer 
flcinen ßntfe^rnnng ^l^ibiaS miber fel^e. 3t<^ braud^e feine ^pper^^ 
boten, menn id^ fage, ba6 mid^ atsbonn bebündet, idf| fange t)on 
neuem an gu leben, unb fomme au§ einer buncflen nnb gräßUd^en 
3llad&t l^eröor, in ber id^ feiner ß^onüerfation beraubet gewefcn. Sd&^ 
ttJitt einige Don biefen Sitten »ibmen, (§;uä^ bie unberfd^iebene 
Situationen suer^el^Ien, in meldten idf| t)ou 3^it ju S^it gegen i^n 
geftanben bin. 

SBeöor id^ einmal ^l^ibiaS in baS ©efid^t befommen, ift bit 
0lenommee forgfältig gewefen, mir Diel gutes Don i^m äufagen, fie 
fd^ribe i^m fo rare Qualiteten au, baß idf| baS üortl^eill^afftefte ^re^ 
jubicium t)on ber SQßelt öon il^m faffete. ©ie ertt)edfte in mir eine 
unrul^ige ©egierbe il^n gufel^en unb gufpred^en ; idf| fal^e il^n, id^ rebete 
mit il^m, id^ tt)urbc feiner SUleriten gemal^r, unb il^re ©röffe gebal^r 
eine tieffe ^od^ad^tung [©] bei) mir für biefe quaUficirte ^^erfou; 
biefe üermel&rete fid^, je me^r id& continuirte mit il^m um^ugel^en, 
benn id^ entbedfete immer neue Qualiteten an il^m, bie meine §od^« 
ad^tung, toeld^e id^ auf nid^ts umoürbigeS öerfd^wenbe, öerbieneten. 
@S muft fe^n, ba6 ber (S^onttpi, meldten er feines DrteS öon mit 
gefaffet, nid^t minber üortl^eitig für mid^ gettjefcn, benn er »iefc 
fid^ nid&t minber begierig in meiner ©efettfd^afft ju fei)n, a(S id^ 
wäre in ber feinen juleben; wir gaben unS öfftere 9flenbeS«t)ouS, 



12 [^et Zeil. 2. 2)i8!ur8.] 

unb Dertrauten einanber unfere Keine ^ngelegenl^eiten. 3ut fel6en 
3ett nahmen toix bie enge aSettoanbfd^afft unfetet Semperamenten 
unb S^been mal^t, toeld^e in aUen mit einanber übetein!ommen. 
Unjere ^Paffioncn incliniten anf gleid^e Dbiecte, unfete $nmeur8 
unb Ga))riced Deme^men ftd^ trefflid^ lool mit einanber; Unfere ^l^eo* 
logie, ^Plilofopl^ie, Borate, folgen bie gleid^en $rincipia, unb bie 
@^onfequen^en bie tmr barau§ l^erleiten, ftnb bie gleichen. Unfere 
^ifputationen bie n)ir mit einanber l^alten, ftnb am @nbe bed Gonto 
lauter ßogomad^ien, unb toerfd^winben, fo balb toir S^it gewonnen 
l^aben, un§ beutlid^ su e^pticiren. @d fd^einet, ba^ einer beS anbem 
Sfnclination mit 3ftci6 ftubirt ^abe, unb fid^ barnad^ rid^te. 81U 
id^ bieS gute SSernel^men unfercr ©emütl^ern fal^e, t)ertt)anbe(te fid^ 
tt)ad 5ut)or nur. eint ^od^ad^tung gemefen^ bie toir gegen einanber 
l^egeten, be^ mir gar gefd^n)inbe in eine äBolmoUenl^eit für $^ibia$, 
unb er toare ntd^t f aumig mir mit einer gleid^mäfflgen jubegegnen ; 
^an tan in ber Xl^at eine generale ObferDation mad^en, ba^ eine 
^erfon, meldte Sftime für uns l^at, niemals ermangeln toirb, bie» 
fclbe in Äffection autoerdnberen, fo balb il^r baS Dbjectum i^rei 
©od^ad^tuug eine gleid^e Snclination toirb merden laffcn. 

aOßenn bie ^od^ad^tung groß gewefen, fo »irb toiberum bie 
S3enet)olent groft. S)ie unfere fonnte nid^t gröffer fepn, bcnn fie warb 
ton ber ^genliebe feconbirt, bie uns auf eine angenel&me 23ßeifc 
ü^elt, \ütnn tt)ir feigen, baß unfere Sfleigungen unb Dpinionen, t)on 
einer ^erfon bie bei; unS ben beftcn Srebit ^at, mit Approbation 
aufgenommen »erben. 3d^ bilbe mir nid&t menig barauf ein, toenn 
id^ ein ^roblema baS mir $^ibtaS proponirt ^at, aufsulöfen gemußt. 
S)ie gute 3Reinung bie id^ juDor bon mir l^atte, ftördet fid^ als» 
bann, bieweil mir bie ©oncorban^ unferer Sbeen eine Slnjeige gibet, 
hai idj bie SBal^rl^eit getroffen. @S ffattirt mir, ba6 id^ mid^ in 
il^m anfid^tig werbe, baß id& mein eigen ^Temperament unb meine 
eigene ©ebandfen in ben feinigen erfenne, unb miäi alfo gleid^fam 
geboppelt fel^e. 3)aS ift nid^t ^p^ibiaS ber biefeS getrau ober gejagt, 
id^ Un es felber. ^f^ni unb faget er bod^, toaS id^ tooHen t^un, 
unb tt)aS id^ tooUen fagen. @ebendCet er boc^ thtn baffelbe, tt)aS id^ 
aud^ gebadet l^abe. S3e9 biefer reciprocirlid^en @rge^ung, bie einer 
aus beS anbern Commerce fricgete, ftiegc bie ©enebolen^ auf baS 
i^öd^fte, unb öerbienete anlegt ben f d^önen [ö 2] 9fla|men ber gfreunb» 
fd^afft, ben id^ il^r je^o beplege. 3d^ l^abe feit berfelben S^tt mit 
$l^ibiaS in einer bolllommenen Sommunication aller ©ebandCen ge» 
lebet, bie uns aufgcftiegen finb. %Ut Änfd^läge unb ^ojecte bie 



[Sobmer: flfteunbfd^aft.] 13 

tüxx getnad^et, finb uns gentetn getoefen. &t l^at ^ntl^ett an ben 
meinen genommen, unb td^ labe mit eine f^teube gemad^et, bie jeinen 
suieförberen. @in jeber t)on un§ f^ai fein ^nteteffe mit be§ anbetn 
feinem üermifd^et, unb feinen Unberfd^eib barunter gemad^et. @S 
mare aU totnn iä^ mid^ mit meinem eigenen ^er^e berat^fd^laget, 
tottin Ol mit il^m eine Sonferen^ gel^alten. 

3n biefen S^erminiS ftel^en tt)ir nun ^eut gu Sag, unb baS 
^er^e faget uns be^ben, bag nid^ts a(S bie @^neibe bed SobeS 
ca<)abel ift, biefen garten ^nopff ber fjfreunbfd^afft aufaulöfcn. SJlan 
n)irb gerne glauben, bag biefed f^reunbeS« Commercium mit bem 
äufferften ©rge^cn begleitet mirb; c§ ift in ber 3:i^at uncnblid^, 
id^ tt)i(I, um eud^ einen fd^led^ten S3egriff bat)on ^umad^en, nur 
biefeS fagen, baß mir ben ättaqueS beS ©d^mer^enS, toetd^cr ein 
gefd^ttjorner 3feinb ber 3Jleufd^en, beffo bcffer getoad^fen finb, meil 
unfer gmeij finb, bie ibre Ärdffte sufammenfügcn, benfelben au* 
öertbeilen; unb, baß toir an ber anbcrn feiten bie greube ge* 
bot)pe(t genieffen, »eil tt)ir nid^t allein biejenige bep^en, bie unferer 
^Perfon t)on ber ®üte bcS ©immels mitgetbeilet toirb, fonbern uns 
aud^ in biefelbe, toeld^e unferm 3freunb gefd^endet mirb, nid^t minber 
intereffircn. 

©el^ct ba bie ^iftorie ber Qfreunbfd^afft bie smifd^en mir unb 
^p^ibiaS gettJed^felt tt)irb. fH&mn mir nun erlaubet mirb, anbere 
gfreunbfd^afften nad^ biefer abgumeffen, fo fan id^ biefe 2)cfinition 
ber fjfreunbfd^afft berauS geuben : bie ^Bereinigung fold^er ^erfonen, 
bie ein gleid^eS ^ntereffe regiert. 3d^ begrciffe l^ier nid^t nur baS 
Sntercffe in ben ©ütern beS ©lücfcS, fonbern tie ß^ommunication 
aller geiftlid^en unb irrbifd^en S)ingen o|ne äuSnabme beS guten 
ober bcS böfen. 3n ber Qf^eunbfd^afft ift altes communicabel, baS 
0lcid^tbum, bie 2)ürfftigfcit, bie §od^bcit, bie Unbcrt|dnigfeit, bie 
@bi^e, bie ©d^anbe, bie Arbeit, bie SHube, bie 95ergnügung, bie 
S^raurlgfeit, baS Seben, ber 2:ob. 3d^ fe^e, baß bie Sereinigung 
ber Stttercffen nid^t bauerbafft fe^n fan, too flc nid^t t)on einer 
öorbergcbenbcn §od^ad^tung geftifftet morbcn, unb öon einer genauen 
^lebnlid^feit beS ^Temperamentes unb ber Sbeen foutenirt toirb. 3llie* 
manb mirb fid^ rcfolüircu fönnen fein Snterejfe einer ^crfon su* 
vertrauen, bie er nid^t feiner $od^adf|tung »ertb gefd^ä^ct, unb öon 
ber er nid^t gnugfame groben ibrer Sapacitet empfangen ; Unb too 
bie 9latureÄe ungleid^ pnb, ba gebdl^ren flc^ aud^ ungleid^e unb 
tt)iebertt)ärtige Äbfid&ten, fo balb aber eine ^erfon jum 2)ifintercffe 
ber anbem etmaS t|ut, fo bat bie gfreunbfd^afft tin (5nbe. [© 31 



14 [«rfker Seil, 2.a>i8fur«.] 

^ö ift rar baß pd^ smet) ^crfoncn fiuben, bic ein gleid^eä 9laturet 
J^abcn, unb id^ ^abc nictnal^IS brc^ aitöetroffcn, bic aufatntncn Qfreunb* 
fd^afft ö^mad^ct l^abcn. 3d^ mitt stoar nid^t fagen, bafe in bicfer 
^c^nlid^fcit t)on ber id^ rcbc, nid^t bic öwingftc 3)ifproportion fcijn 
müffc; aber c8 tnu6 bod^ feine conftbcrablc fc^n, nnb biefc mu& 
t)on einer umgctocd^fcltcn ©ontplaifancc miber gut gemad^et »erben. 
^ erforbcre l^icr bic ß^onbuitC; mcld&e ^oratiiiS in ber brittcn 
Satiren beS erftcn SBud^cS recommanbirt l^at: 

At Pater ut gnati, sie non debemus amici, 
Si quod sit vitium, non fastidire, &c. &c. 

Sd^ l^eiffe biefe S3erbinbung ber Snterets greunbfd^afft, wenn fie 
^mifd^en ?Perfonen t)on gleid^em ©eye 5p(a| gefunben ; menn fie aber 
ätt)ifd^en Senten t)on biffetentem ©efd^Ied^te gefd^Ioffen toorben, nenne 
id& jteöiebe. 3n ber 2^at ift ätoifd^en greunbfd^afft nnb 2itht 
nid^t ber tteinfte Unberfd^eib. Siöenn bie ßiebe nid^t 3freunbfd)afft 
ift, fo ift fie fd^n)ad^ nnb »enig wertl^. ©ie fan nid)t bauern aU 
^wifd^en ^erfonen bie ein gleid^eS Temperament, einen gleid^en ©inn, 
nnb ein gleid^eS ^ntereffe l^aben, unb biefeS ftnb tUn bie Olequifita, 
toetd^e bie greunbfd^afft ftifften. 3)iefe ^affion, »eld^e öffter§ mit 
bem 3llal&men ber ßiebe beel^ret wirb, ba ^Perfonen Don nngleid^em 
@eje, ol^ne anbere SSetrad^tungen aU ber fd^önen garbe, ber belicaten 
^aut, ber artigen ©eberben, ein ß^ommercium aufrid^ten, öerbient 
«l^er ben ^itel einer brutalen ©runft, weit nn fold^er 3lmant fid^ 
<ilfein Don bem 5(eifd^ commanbiren läftt, unb einen blinbcn ^olger 
abgiebt, wol^in i^n* feine nnorbenlid^e Biegung herleitet. 

3)iefe Siebe benn, toetd^e id^ greunbfd^afft nenne, fe^et fid^ bic 
€^e 5um !ditl il^rcr aSßünfdftcn, benn wie fie nad^ ^rt ber 5^eunb= 
fd^afft nid^t§ für eigen befi^et, baft fie nid^t bem ©cUebten S^l^eil 
t)at)on gebe, fo läßt fie fi(^ in ber @]^e in ünt fold^c Slttian^ ein, 
tüo nid^t nur bie ©cmütl^cr S^l^cil l^abcn, fonbern tt)o aud^ bie ßeiber, 
unb alfo ber gan^e SJlcnfd^ engagirt wirb. 

Unberbeffen weife i^ wol, bafe bic meiften @l^cn bie gemad^ct 
it)crben, feine greunbfd^afften finb. @ie werben t)on bem ^^ntcreffe 
{jemod^et, aber t)on bem eigenen Jjntcreffc. 30^an mifet biefeS nid&t 
"Wie in ber 5rcunbfd)afft unb wal^ren ßiebe nadft bem iöntcreffe beS 
^cgenftanbeS. 9Jlan l^euratl^ct nid^t einen greunb ober tint 3freunbin, 
fonbern fo toiele taufent 3^^afer, einen fold^en Soften, ein 0iitter= 
^ut. 3tn ber Qfreunbfd^afft unb wal^ren äubt ift attcä beS einen 
iDie be§ anbern. SJlan l^at ba nid^t mcl^r als einen ©edfet, unb 



[SSobmev: gfi^euubfcl^art.] 15 

ba§ märe eine fo imgereimte aU xmml^ii^z ©ad^e, ba6 eine Jöraut 
beut Siebftcn ©cfdfiencfe gäbe, »eil !einc§ bem anbem moS (^eben 
fQtt, au bem CS nid^t 5ut)or in Ätafft beS JBerlöbniffeS ted^t gel^nbt. 
3tt)if(^en Spöttern unb ßinbern tan bie fjfreunbfd^afft ni(i^t ftatt 
itabtn. 2)er 9lefi)ect toeldften biefe ben ©Itern Wulbig finb, ift eine 
Gattung Sfurd^t, unb mirb in unserer ©prod^e mit einem neuen 
SBorte gar tt)o( C^rftird^t genannt; 9flun fon id^ feine üottfommeuc 
$ßertraulid^!eit mit einem l^aben, ben id^ fürd^ten muß. 3)ie 3}ätter 
fönnen nid^t alle il^re geheime ©ebanden ben ^inbern communi= 
ciren, unb bie Äinber fönnen nid^t ol^ne Ubctftanb il^ren älteren 
(Sorrectionen, S^ermal^nungen, ßel^ren, SSermeife geben. 



Xlbre(t)t Bttrcr. 



5iirtcb, 

^e9 Sofep^ SInbiunev, 

MDCCXXI. 




IIL 3)ifC0Ur$. [mmcv,] 

Aut fuit, aut veniet, nihil eft praefentis in ilJä, 

Morfque minus poence qudm mora mortis habet. 

Ovidius. 

i3^e SUlebici miffen sitf^gcn, ba6 bei) einer graffirenben (Sotagion 
bie gurdfit meldte man öor bem 2^obe l^at, mel^r ^erfonen in 
feine falten ^rme liefert, aU bie ©eud^e felbft. S)ie gurd^t beflemmt 
il^re 33ruft, fie be^net bie Sfleröen unb 3lbern mit einer ungeftümen 
©emalt aus, biefelben »erben meidft unb fd&tt)ad&, unb gule^t eben 
fo unnü^lid^ aU bie ©el^ne eines S3ogenS, ber eine lange »eile 
auSgefpannet gelegen ift, ber Sauff beS 93luteS hemmet fidf), unb cS 
:t)erftorfet. ©in 9ltecept bie ßeute Don biefer töblid^en gri^rdfit ju^eilen, 
toäre bemnad^ baS befte S3en)a^rungS = 3Jlittel unb 3lntibotum für 
biefeS fubtile ®ifft ber ß^ontagion. 

J>d^ bemerke glcid^ im anfange, baß t)k gurd^t t)or bem 2:obe 
ntd^tS anberS fageu »itt, als bie 5urd[)t Dor bemjenigen Suftanb, 
toetd&er auf ben 2:ob folgen toirb, ober audft bie f^urd^t uor ben 



16 [Crftcr Zeil, 3. 2)i8!ur8.] 

€d^mer^en, metd^e man fid^ einbilbet ba6 ein @ter6enbet l^abe; 
benn bex Xob ift an fid^ nid^td aU ein 9^al^me. S)er nod^ lebet, 
em))ftnbet i^n nod^ nic^t, unb ber geftorben ift, ^at il^n jd^on em* 
pfnnben. S^^iW^n lebenb unb geftorben fepn ift fein mittlerer 
Suftanb. [g] 

3Bad nun bie Seute anbetrifft, totlä^tn baSjenige ^ngft modlet, 
n)ad auf ben ^ob folgen möd^te, für biefelbetv^ift nid^t mel^ aU 
ein einzige« Mittel öor^anben, aber ein aJlittel ba8 eine fo l^eil* 
fame unb fidlere Sßircfung bem ber eS brandet, tl^un voixh, aU bie 
©efal^r bem unt)ermeiblid^ ift, ber nad^läffig ift ftd^ bamit suüer« 
wal^ren. SBenn mir einer fagt, er fordete fid^ äujtcrben, tl^äte idtj 
i^m groft unred^t, toznn id^ gebadete, er fci^e fein (5|rift, unb ber 
feligmad^enbe ®lauben an ben gefreu^igten $@rrn 3@fum l^abe 
feine SDÖur^el in feinem ©er^en gefaffet? ©o er feine ©ünbcn ^er^tid^ 
betoeinte, mit einem finbUd^en Vertrauen fid^ auf feinen Srlöfer 
ftü^te, unb an i^n hielte ; unb fein seitlid^ed äzUn nad^ ber S3or» 
fd^rifft beS ß^^riftentl^umS einrid^tete, mie? toürbe i^m baS anbere 
Seben, meld^eS i^m nid^t ausbliebe, unb in toeld^eS ber 2ob nid§t§ 
anberd ift als eine 93rüdfe ober ein @teg, nid^t t)ielme|r einen ^utl^ 
ma^tn, unb eine SSegierbe, bie Sfleife in baffelbe subef d^leunigen ? 
^er ^ob mad^et eine grftglid^e Seinen allein gegen bie ungl&ubige 
SSeröd^ter ©DtteS unb feiner ^eiligen ®efe^en, toetd^e billid^ sag« 
l^afft n)erben, menn fte bebenden, ba^ ber ^ob fte Dor ben X^ron 
beS unpart^eijifd^en unb attmiffenben 9tid^ter8 fül^ret, beffen Ungnabe, 
bie in ^igfeit bie Ungered^ten brücfet, fie fid^ mit i^rer SBoßl^^it 
Sugesogen l^aben. SEßer tt)olte be^ ber ^erannd^erung feiner %oht%» 
©tunbe nid^t gitteren unb ht'bm, ber gleid^ foll 9ted^enfd^afft t)on 
feinen S^l^aten geben, ber fid^ fd^ulbig toeife unb feinen fjfürfpred^er 
^at: ber aber ein S^rift, unb einen Segriff l^at öon ber ®lüd» 
feligfeit, bie il^m in ber ©efeUfd^afft ber Engeln unb ber ^eiligen 
©DtteS üerfprod^en ift, ber toirb ben 2^ob me^r für freunbtid^ aU 
für formibabet anfeilen. 3)a8 einzige SJlittel ba8 id^ tt)ieber bie 
Qfurd^t t)or ber Ungtüdfeligfcit nad^ bem 2^obe t)or3ufd^reiben weife, 
ift bemnad^ tin S^riftlid^er SBanbel auf bem SOßege ber nad^ bem 
§immel fü^rt, dn ftiHe« ®ctt)iffen, bie gfurd^t ©DtteS. Äur^ : bie 
begierige 3ut)erfid^t su bem Erbarmen bed gdttlid^en ^eilanbeS. 

Einige t)on htn ©eibnifdfien ^p^ilofop^en festen miber ben 
@d^reden, toeld^en ber ^ob ben ®emütl^ern einauiagen gewönnet ift, 
einen ©c^lufe feft, meld^er mid^ fe|r befrembet. Sie raifonnirten 
auf biefe SDÖcife : Sladf) bem 3:ob ift entmeber bie ©eele mit fammt 



[Sobmer: XobeSfur^i] 17 

bem S^t^er geftotbeit, ei^t bie Seele bie t)on unflerl&Ud^er Statut 
i% Meibet Über. Söenn bie Seele aud^ fttrbet, mie ber 6:öTpet, fo 
f^ahtn ttnt leine Htfo^e suerfd^recfen; vomn toxx fotten fterben, toeil 
tovt na^ bem Sob ntd^ts mel^ etnpjtnben toerbett, tnbem toix ntd^t 
mel^ weri)en fe^n: SDßenn aber bie Seele unftcrbtid^ ift fo ift fle 
etoig, uttb folgCid^ ölücffcliö. Sie Bcfonnen jtd^ ni^t, bafe ein !ünff» 
tifle« Seben eben fo tool unglürffcliö afö fljürffelig fc^n fan. 

3)ie S)rmben, »eld^e bie Dradel unferer Sotettercn ßetocfen, 
unb tßtläft be^ i^nen ben ^tebtt gehabt, bat aEeine fte ®ott unb 
ben §inirael fennen, l^aben be^ nal^e in bem ö^eid^en Qfel^ter ge« 
jtanben, raaffen fte übexrebet öe«[g2]tt)efen, bafe bie Oejtotbenen 
»eber aufböten ^ufei^n, nod^ in ba« ^lutonifd^e Äeid&e ber 3:obten 
gdangen, fonbem bat f(^ in eine anbete SBett fontmen, mo fte neue 
Seibet an flti^ nebmen. Die einen unb bie anbern f^at>en meit nthtn 
baS 3ic^ ö^f^offcn. aJlan bat inbcffen mal^töenommen, ba6 biefe 
0<)inionen, wietool fle lein gonbament gcbabt, bod^ öemtögenb ge« 
»efen, ibncn aUc fjutd^t sufterben auSsunebnten. S)ie ^bi^ofopbi 
botten eine gtoffe Oleid^öültigfeii für ben 2:öb, unb bie SBbWcr t)on 
Stoben, »eld^e Don ben SJruiben unberrid^tet g^tocfen, bi^ttcn ibn 
nid^ nur für gleid^gültig, fonbem fte ftür^tcn ftd^ mit gfreuben 
batein, unb toaten toittig ein ßtbtn auftuol)fferen, baS fle an einem 
anbem Orte toiebcr befommen folten. SDÖie üiel bequemer Wirb nun 
bie &b^ftlid^e 9le({gton fe^n, ben ^ob beliebt sumad^en, meldte 
®tunb unb ©euritb^t l^at, ein anberiS unb glüdtfeligetS Seben su^« 
tjetbeiffen ? 

@§ tan inbeffen gefd^eben, bat <^ud^ ^ne ftomme $etfon bie 
®Dtt ebtet, unb bet bet Sobn ©DtteS gewogen ift, ben S^ob fütd^tet; 
abet biefe geboret in bie d^laffe beret, toeCd^e nod^ bet ^nmetdung 
bie id^ gemad^et b^be, alleiue ^utd^t t)or bem Seiben ^ahtn, tt)e(d^e§ 
fle vermeinen, bat ^^ bem %oh Durgebe. S)ad äSeaeigen anberer 
Seute bie toir fterbenb gefeben babett, ober aud§ eine bloffe Sr^ebtung 
bie man uns baDon gemad&et bat, fan unfere ©inbübung bermaffen 
einnebmen, bat tt^it etttJaS übel befabren, meld^eS toiv bod^ nid^t 
red^t fennenv toeld^e« »it nut Don bet Qfetne gefeben l^aben, unb 
»etd^eS utt8 gat nid^t etfd^terfcn toütbe, wenn ttnt eS in bet 9läbe 
Sufd^Kiuen befftmen. Unfete @inbilbung ift nid^t gewobnet sutoifon^ 
rnten, obet auf ben })tecifen SBettb einet Sad^e aufeben, fle (ött 
ftd^ Don bem Sd^ein tegitcn, unb fle felbft t^tannifltt bie SSetnunfft; 
9U^ !an leidet begegnen, wenn einet be^ bem legten Snbe einet 
^etfon gewcfen, bie be^ ibtem Detlefen ©ewiffen geäd^a^/ gefd^tien, 



18 [«vfter Zeil 8. S>U!urS.] 

gebebet ftd^ ol^ne fHvä^ l^erum getoel^et, bte mit ben ftörcf ften 6$* 
pxefftonen, mit ben toel^emütligften (Sebetben bie ®r5ffe il^ter inner« 
tid^en %ngft ongeseiget l^at; @d !an leidet gefd^el^en, bag einer ber 
es gefe^en, ober allein aus ber ßrsel^Iung toti^, fid^ eingebUbet l^at, 
bie @d^mer^en unb ba§ Seiben beS (S5r))erS l^aben bieje traurigen 
Sßirdungen getrau, totläit eigentlid^ bie bor ben 9lugen gel^abte 
$ag(id^!eit feines gefül^rten SßanbelS, unb baS borfd^toebenbe @erid^t 
htq bem @terbenben erreget |at. @r bilbet fid^ ben ^ob für als ben 
unbarm^er^igften ©ender, ber mit ben em})finblid^ften ^PeinigungS« 
S^nftrumenten baS ütUn abfd^neibet; baneben ift baS feltfame 
^eremoniel, baS mit bem Aranden fürgenommen mirb, id^ toitt fagen, 
ber meland^oUfd^e %nb(id ber 9Rebicament*99üd^fen, ber ^Ibern, 
ber Ritten, ber übelried^enben SBaffem, unb atteS biefeS Patienten« 
®erät^eS, momit bie ArandCen»@tube befe^et ift, mel^r als fällig bie 
^^antafei; irre sumad^en. [6 3] 

@ine fold^e t)erberbte (Sinbilbung sul^eilen, recommenbire id^, 
bag man bem %oh fold^er Seuten afftftire, toeld^e Gl^riftlid^ gelebet 
l^aben; @in aJlenfd^ ber tin ß^rift ift, ber ein Sfreunb feines (SDtteS, 
ber fein @efe^e für feine Siegel ^ält, ber in bem (Stauben an ben 
©Srrn 3@fum baS il^m bereitete ett)ig«gIüdCfeHge Seben em)artenb 
ift, fömmt baS 3ict feiner S^agen, mu6 er bie 6rbe berlaffen, fo 
fteiget feine trübe SDoIde auf in feinem ©emütl^e, ber Slbenb feines 
SebenS ift fo ttar unb fd^ön, tt)ie beffelben SDlorgen unb %aq ge* 
tt)efen. @r l^at ein ftiHeS unb geruhiges Seben gefül^rt, fein @nbe 
ift ftitt unb gerul^ig. Die gfreube ift an feine ©time gemattet, ßs 
ift niemanb in ber fiammer, bem nid^t bie Xl^r&nen l^&ufftg aus 
ben Sugen ftieffen, er allein l^at ein lad^enbeS ^ngeftd^t. 

@e]^t mte il^n ber %oh bebräut, 
^er felbft beginnt ^u gittern! 
^tnn er geigt il^m Iftd^lenb an, 
'S>a^, ber bie ^aiux erfd^üttem, 
Btintn @(^laff laum l^inbem lan. 

Canitz. 

@r bettet, er unberrebet ftd^ t)ertraulid^ mit bem Särunnctuell beS 
SebenS. @r ift gett)i^, bag er nad^ bem ^obe leben n)irb ; baS ift 
toaS il^n freubig mad^et, baS ift baS einzige baS il^m feine 3«it* 
tid^feit füg gemad^et l^atte, unb tool^in aUe feine SBünfd^e gegangen 
toaren. Se^ ertoieget er in feinem fto})ff bie getoiffe ®nabe beS 
etoigen SDÖefcnS, in ber er fid^ burd^ ben ®Iouben feft gefe^et l&at, 
er fiel^et bon toeitem ben gtüdfeügen !port gl&n^en, in ben il^n ber 



[»obmet: ZobeSfuT(|t.] 19 

34)b einfügten toirb, et ßenicft in ber ©offnunö bte ©efcttfd^afft bet 
Snseln; tan e§ onbetjt gefd^e^en, aU bag ber %oh eines 9)lenfd^en, 
ber fo freubig, unerfd^roden unb gelaffen ftirit, toit ber ben id^ 
l^ier befd^rieben, benjenigen bie i|m sufel^en tfonhm, eine gleid^e 
aSerad^tung beS 2obe8, nnb eben bie JJnbifferen^ für benfelben ein« 
brüdCen tt)erbe? ^ber id^ berftel^e nur biejenige, bie f eiber tt)ie gläubige 
€|riften gelebt l^abcn. 

9m übrigen ift überall nid^t toai^x, ba^ biejenige @d^mer^en, 
toeld^e in ben 2ob werfenden, ungeftümer fe^en al8 anbere, bie mir 
fd^on in Arancf Reiten auSgeftanben ^aben, bon meldten mir und 
mieber erl&olet. @8 giebet öielmel^r eine 9lnseige, baft fie geringer 
fe^n muffen, weil i|nen in einem fd^on abgematteten unb fd^mad^en 
ßtxb weniger 23ßieberftanb gemad^et Wirb ; berfetbe weid^et unb giebet 
ben Sd^mer^en nad^, er l^at ben gröften ^l^eil ber ^pfinbung 
Derlol^ren. %u^ fan biefer ^ugenbttd, ba bie ©eele nad^ bem legten 
Sltl^cm fd^nappet, fein Seiben ober ©d^mer^cn mit ftd^ fül^rcn, weil 
er au wenig bom^ (Sr ift fo fur^ unb fo nal^e bem ^ob, bag er 
uns feine (Smpfinbung lö6t; wit' l^en 3cit öonnöt^en etwas 3u« 
empfinben. 

@S ift nid^ts baS bem Xob fo äbnlid^ fel^e, als eine Cl^nmad^t, 
man laffe ftd^ nur biejienigen Weld^e aus einer fold^en wieberfommen, 
fagen, ober, bem fclbft bergleid^en 3wfaÄ begegnet, befinne pd^ Wie 
es i^m sur felben S^it 8U SOlut^ gewefen. JJd^ bin niemals öon 
bergleid^en überfallen worben, aber fo biele ^erfonen id^ bigfaHS 
befraget, l^aben mir erjel^lct, baß fle in einer überaus fanfften unb 
gerul^igen Situation geftanben l^aben, in weld^er fte fid^ Weber um 
fid^ nod^ um anbere Seute befümmert; baft fie in einer groffen 
aSldbigfeit gelegen fe^en, weld^e aber oon feinem @d^mer^en begleitet 
Ware gewefen. 

SEßenn id^ mit bem altem fe^te, bag bie Sd^mer^en in bem ^ob 
em<)finblid^er fe^en, als be^ anbcm ftrand^eiten, Ja Wenn id^ über 
baS angäbe, bag ber Sd^mer^, er fe^e wie er will, baS gröfte Übel 
in ber Sftatur fe^e, fo flnb ja SDlittel jur ©anbe i^n wo nid^t su« 
berjagen, sum wenigften suerleid^tem. S)aS fan gefd^el^en, wenn 
man be^ ber gröften SJlarter baS ©emütl^e unb bie SJemunfft 
gefunb bel^^lt, unb pd^ mit Olauben, gfrömmigfeit, 3)apff erfeit, 
SBeftänbigfeit, unb ©roftmüt^igfeit bewehrt. SDßaS uuS fo unwirfd^ 
mad^et ben Sd^mer^en suerbulben, i% bag wir nid^t gewönnet ftnb 
unfer grbfteS ßrge^en in ben Aräfften ber @eele sufud^en, unb ba^ 
Wir ben SJerl^eiffungen (BDtteS, t)on weld^en unfere Sufriebenl^eit 



2S> iwm Wi*. «• muBti,] 

Wm. iM ift eil» JRatem, nield^e Qft))ftfttl tft 9zbanitn für miil« 
ctte ein f^ tifdm^ ^Bltaii cm t)ie. ^«ibet aMgcNn. Slnitta toUl iii^ 
nm: nod^ biefelr b^cä^ten ;. menn beu @(iiiie«|^ uftdefUm ift fo tft 
ei^ hv^, nxfj^ tomn et lütm anJ^tt, fQ $ et ffeitt. 9x lan nüfk 
aflisat fteeng^ f^it, ol^ne 1^ el^ ft(|r nfi»t ttet ^etfon bte et a^% 
gegriffen |at ein @nbe mad^e. 

»e9 Sofe;»]^ Sjnbtnnct, MDCCXXI. 




W. jHftOtttÖ. [Steitinöer.] 

Nam verae voces tum demum pedore ab imo 
Ejiciuntur, & eripitür persona, manet res. 

Lucr. Libr. VIII. 57. 

'Sit bem t<i^ bemetdet ^obt, ba^ bte Settad^tung bed %o\»^ ein 
übetauS !t&ffti®(§ 9Kitte{ ift, mlä^ bte äJlotale t^otfd^teibet, 
bie t^inbe unfetet toasten ®emüt^*9lttl^, bi^ ittegutaten unb 
ungeftilmen Stiebe unfet^ ^et^nd ftücitig pmad^en; fo bin i^ 
öuffetft geneigt, mein ©emütl^e mit bicfet Settad^tung beS SiobeS 
juuntetl^alten. 3WI toffe feinen Änlafe Detfd^einen> bet meine au^ 
fd&tt)eiffenbe ©ebanden in bie (5nge anfammentteiben, unb auf biefen 
3Ititte(<)unct meinet @:pecuIationen fijieten fon. Si^ fd^öpff« baS 
gtöfle $laifit au§ bem betttauten Umgang mit meinem mett^n 
(Jfteunbe $i^)poctate»> bei« betu^mtften SKebico unfttt ©tabt, bet 
butd^ t^otttefflid&e ^Ptobm feinet gtfa^tenl^it, fiii^ in bem ©d^ei^et- 
lanb übet: anbte au§ l^tDotgetl^n, unb ftd^ einen ungemeinen 
6»ebit et^otfbcn l^at; fo offt eS fld^ füget, bafr id& il^m eine Sifite 
gebe, pbet baft et mit bie (Sfyct feinet ©egenteatt gönnet, ifl et 
fei^ig mid^ übet biefem ^a))itul suetbauen, et mad^ mit; eine toeit» 
(&uffttg^ [S] S3efd&teibttng ))on aKen ben Sitjcumßan|en, bie ben 
3Qb betienig^ ^etf onm, benen et. be^geftanben l^at, metdtoütbig 
mAd^n: Setnel^e id^ eine 3^itung t)m bem ^infd^ib eine§ meinet 



[»veitinget: »on bet ««rtidta^Ieit bvtltiben ber ©terbenben.] ^1 

tttt f0h<ftn ^ifkm ^aiMxm^tt ttnb fftthtn n^et inföt^^reit p« 
treffen, ^efe €utto^ ^t >ßrt$ ^e^ tnaiti^em, to tti(i^t fd i»iel 
SBgift l^crtte, nreim ^^ki^tidn gueimol^eft, 4n bim %uYf ^tfies ^|»ei> 
d^ufen unb tomtb^ti^ fti^t^ Sef^t. S^ l^abe benmof^ }>i^1^§ 
JBkt jgieotbnet, hk Seute 4)on j>i&fem ktigm SSSt^e Dfu beftf^^tt; 
imb pc '^uUfßm : S)a% bte leiste fÖ€&ciSstm(^m tiim HJlcttfl^tt, utt» 
:ptfttl^(^ttd^e {Rietet fe^n, ^n fetncm ^ffil|4^en HS^en. 

3<i^ fe^ bdtaus, t)ag bet 3ktxi\^ in f ei4t«m ganzen -Seben ft^ 

— $DaS llugc Qü^'m gettout i^m felbec n^, 

^m eiqntx ^a^ tm^limmi, er folgt ein frembeS Sid^. 

@r bJcrbitört bi« ^ntettttonen, beti StoeÄ unb ble a^fl^ttti feiner 
^ojecten, feiner Unbetneljimunöen, nnb feiner auff«tlt(i^ ^tionen ; 
@t meig fii^ subetfteUen. 

^enn n)ir auf ben lttft)tund ber ^t^Huna j^el^n tootCifn, 
fo wirb «5§ fid^ finben, ba§ biefelbe uoii bet ^öcietet, in bet wir 
jtti^m, öeftifftet inerbe ; SJlian betrad^te nur hk unetmetli^ f&Mt 
unb ®rabe; n)elci^ bie $erfdnen, bie biefe Sodetet cm^mac^en; bon 
einanber unberfd^eiben : Säield^e S[^erfd^ieben^t bet Sem^eramenten; 
ber€öpticett, ber ®(i^tt)ö(|e mt> ©tärde? SKan bitte ^(i^ für, bftfe 
biefe Ungleidlfl^t e^ben bag^enige $Banb ift, tt)el<$eS to unael^Cbdte 
Sftenfd^en in eine ©efeöfd^fft einöefd^töfffti, unb je be8 einen 2Bot« 
fe^n m bie $ilf^ eineiS anh&cn 'gebunben l^at : @o tdit^b mm ^t 
Wkf^ ^m&^r loetbeu; ba^ biefe ^)^)enben]^ bie einige ClueK Otter 
»etfteaunöen fc^e. SJet 3»ettfd^ fiel^tt bfefefte ffia: nfipi| m, mii 
i^n bie td#(i^ @t^atßnn% Sbetf&^ret, bd| er D|fne bet anbetn 
^ffe un^mdglid^ be^ Ißeben bleiben Un; S)iefes nuic^et il^n forg» 
lältig, bie "©mogienl^eit feinet äJMt^i^bem subetbieneu; tt lä^t tö 
fi$ fduer n^etben il^nen einen f^otablen IBegttff don fi^in^n aSet» 
bimften be^gfubtingen ; im füS t& xtfm m foä^n fepet, imb i^n 
fein 2:etnt)etantent ^on ^ben (Sefe^en abfft|cet; leeC^ i>ie S^i^i 
ttufgerid^tet l^at, fo witb et gendii^iget, feine S^t^tf^ l^inber 
tie tBtafcfue ber ^etfteHun^ %m&c^täen, unb mnisfleftS mt^ besä 
%Siein ben ^f^en bet ^xx^tet 1^ ^^^am ^uftdOen; ^ f«j^ 
SU beut ®itbe l^n enttoebet feinen ^nleii eine tmntOe 9^«^, d^ 
et i^erbeM feinen Sinn unb ^in C^ei^e, ^ec et ^efteif^ fid^ mät 
bem 3Jlunb anbem bie ^ugenb Dorsuleugen. SBiel mixt e8 mif^i 



22 [Cviter Zeil, 4. SDiSfuvS.] 

mbqtiä^, bag fo Diele SJliUionen SRenfd^en, Don benen ein ieber Don 
feinen ^afponen auf eine befonbere Sßeife getrieben toirb, eine 
Societet audntad^en; baS ift, fid^ nad^ gleiten {Reguln unb ®efe^en 
einti^ten foUten, menn [2)2] man bie SSerfteUungen aufgeben lönnte? 
IDiefemnad^ märe aud^ ber bloffe 9lal^nte ber SSerfteUung unbelannt, 
menn bie SVlenfd^en auff er ber ©ocietet lebten ; fte to&xtn bannauntal 
fre^ t)on ber Sfurd^t, bie ©emogenl^eit anbrer, bie fte qiüd^tüq ntad^en 
lan; SU Derfd^er^en; aUe i^re Sl^aten n)ären fo Diele unpartl^e^ifd^e 
Beugen il^rer Sontple^ion, ed loftete nid^t bie geringfte Tlü^t, bie 
Slbftd^ten unb ben 3^ecf berfelben burd^subringen; baS $er^e ftunbe 
bIo6; bad ie^unb fo liftig ift, bie @d^alcfl^eit suDerl^el^len. 

SSßenn id^ nun ben SRenfd^en auf feinem @terb«S3ette betrad^te, 
in ber 3^it/ ba er in beftänbigen Sorgen lebt, baS S3anb, n)el(^e§ 
Seib unb ®eift sufammen l^ält; mxht serfpringen; fo beud^t e§ 
mid^; id^ fel^e il^n, in einer gleid^en Situation ftel^en, in ber er 
auffer ber Societet geftanben l^dtte: S)annsuntal n)irb ber S^orl^ang 
aUgemad^ n)eggefd^oben; ber 3Jlenfd^ lommet toie su fid^ felber, ber 
SuDor eine frembe ^erfon gefJpielet: 2luf ber einen Seite fiel^et er 
bie äßelt; bie er je^ berlaffen foU; unb bie anbere toeifet il^m bie 
unermeglid^e @tt)ig!ett, bie il^m aUeS Commerce mit ben Sterblid^en 
abfd^neibet: S)ie Sfurd^t, toetd^e il^n in fo Diele taufent (Jormen 
DerfteHet l^at, Derfd^toinbet; weil bie Äned^tfd^afft, in ber er bie 3cit 
feines SebenS geftanben l^at, aufl^öret; unb i^m bie 3Jlenfd^en in 
Sufunfft fo n)enig Sht^en aU Sd^aben bringen fönnen: (Sx rebet 
toie es il^m um baS ^er^e ift, feine äßorte finb Don befonberm 
9lad^brü(!, unb aufrid^tige (Sopiften feiner ®ebanden; bie S}ernunfft 
beginnet fid^ ber alten {^re^l^eit unb beS Sted^tenS, n)eld^eS bie 9latur 
il^r mitgetl^eilet l^at, subebienen, inbem bie Seele ftd^ Don bem groben 
ftlog bes (Sört)erS logn)inbet: 2)aS ©etoiffen, ber SSerrät^er unferS 
Sl^unS unb SaffenS fül^ret uns Dermittelft beS ®ebdd^tniffeS surucf, 
bis auf bie frül^en jjal^re unferer @jiften|, eS burd^gel^et alle unfere 
S}errid^tungen nad^ ben ftrengen ®efe^en ber ©ered^tigfeit, unb fäUet 
Don uns einen unbeftod^enen Urtl^eil-Sprud^. Se^e id^ einen 3Jlenfd^en 
in biefer Situation begriffen, fo fan i(^ getoifi fe^n, baft feine 
Sieben unb ®eberben Don ber 3latur unb ber SBal^rl^eit regiert 
»erben. 3d^ l^alte ben legten 2:ag eines aJlenfd^en Dor ben SBemercfenS« 
toürbigften Don feinem gansen Seben, toeil er ben aJlenfd^en in feiner 
ungefd^mincften unb natürlid^en ginfalt toeifet, unb uns getoiffe 
Sleguln an bie $anbe giebet, nad^ benen toir bie Dorgel^enbe S^al^re 
abmeffen fönnen. 



[Srtitittgev: SSon ber KufTtd^tigfeit bet 9ltben ber @terbettben.] 23 

3d^ l^abe fd^on dffterS tDal^tdenomtnen^ba^ biejentgen ein frdUd^eS 
@nbe tnad^en, toeld^e bte gdttlid^en unb mettfcl^It^en Sebend«9leguln 
in ber ^^at üoUftrecft l^aben: bag ins ©egent^eil Seute, bie fold^e 
$tinci^ia auS ber Sld^t gelaffen, in beren ^ut^entie unb SBal^rl^eit 
jie bod^ feinen S^^iff^i ]t1^tn, biefen Sd^ritt, ber baS ®edenn)ertige 
t)on bem SuÖii^fftiöen fönbert, mit gwffer Sfnrd^t, ^ngft unb SBeften 
t^un. 3d^ Igabe enbUd^ aud^ angemercft, ba§ bie Sfeinbe, [3) 3] ber 
üieligion meiftenS dntn Dersweiffelten ^bfd^eib nel^men. 2)ie Ur« 
fad^en biefer SSerfd^iebenl^eit Idnnen aus bem, n)aS id^ oben angebrad^t 
]&abe, l^ergeteitet werben. 

S^ tDerbe Derfud^en, ob id^ meinen ^Begriffen burd^ einid^e 
Stempel ein mel^rerS ®en)id^t geben lönne. S)ie legten SOßorte beS 
Äe^ferS Suliani: Vicifti Nazarene, finb ber ©d^tüffel su feiner 
ganzen ^iftorie; jte entbecfen un8 nid^t allein fein bogl^affteS ®t' 
müt^e, fonbern fie taffen unS aud^ ermeffen, tt)ie toeit er feiner 
Slutoritet unb feiner fta^ferlid^en ©emalt toerbe migbraud^t l^aben. 
SOßenn id^ biejenigen (Somt)ltmente lefe, rottet ber 2)octor SlabelaiS, 
einem befannten ©raffen, ber fid^ burd^ feinen S)iener t)on feinem 
3uftanb informieren laffen, auf feinem 2^ob»a9ette gemad^et l^at, fo 
bienen fle mir an Statt eines ßommentarii über feine ©d^rifften, 
fi beden mir bie eigentlid^e Intention berfetben auf. (5r fagte: 
Je m'en vais chercher un grand peut-^tre. Ton Seigneur a 
une grande charge : Dis luy, qu'il s'y tienne : Et tu ne feras 
Jamals qu'un fou. Tire les rideaux. La farce eft jou^e. JJener 
@* > le^te mit eben fo nad^brütftid^en ats leid^tftnnigen SOßorten ab, 
ba er auf feinem Sanbgut Don bem ^ob überfatten toorben, er toiefe 
feinen ®eift mit bem ©d^nui)fftud6 nad^ ©d^aff Raufen : Va t'en, 
fagte er, mon ame k SchafFhoufen. 9lid^t loeniger merdtoürbig 
finb bie legten {Reben eines frommen ^ebicanten Don 3ürd^, beS 
fei. $errn * * * toeld^er auf S3efragen, wie er fid^ beftnbe, reJpHcirt 
l^at: SOßenn id^ fingen möd^te, fo woUte id^ fingen. S^ gebe an« 
gumerden beQ biefem unb unsel^Iid^ anbern @|emt)e(n, ba^ bie legten 
Sieben eines 3Jlenfd^en fur^, begrifftid^, nad^brüdtlid^, unb aus bem 
innerften feines ^er^enS ^ergel^otet fepn. @ie finb thm baSjenige, 
maS bie S)et»ifen unfern 2)ifcourfen. S)ie SBelt ift ein groffer ©d^au» 
^la^ t)off bermafquerirter ^erfonen, feiner fan ben anbem fennen, 
bet)or il^m bie SJlafque weggenommen Wirb, ^er ^ob attein seiget 
ben wal^ren Unberfd^eib swifd^en biefen Ißerfonen; t)on il^m aUein 
giltet baS befannte @t>^(^^<'^ - fl&tnn baS @nbe gut ift, fo ift aUeS 
gut. S)arum pretenbire id^, ba^ eS eben fo fd^wer falle, Don einem 



24 CCtfter Zeil 4. 2)i8(ut8.] 

Stenfd^en ein tetffed Uttl^U sufäUen, bebot num il^ gefe|en l^at 
bie let^e Stollen f))i^en ; fo fd^n)er eS ift, t)on bet ®üte einex Somebie 
putt^Ien, e^ bie le^te ^anblung ift auf bem Xl^eater loox^tfttUtt 
n)orben. ^ie Seute, toetd^e aus ben äujferlid^en (Sebetben unb SStorten 
eines SJlenfd^en auf feine inn)enbige Sefii^affenl^eit fd^Ueffen ttioUen, 
l^anbeln nid^t t)emünfftiQer, ate totnn einet Don bet @d^5nl^t eined 
Somebtanten aus feinet 3Jlafque uttl^eilen kooUte. @eneca l^at übet 
biefen ipuncte tt)oI taifonnitt, in feinem 24. Sätieffe. 6t fagt: SWft 
fel^e meinen legten Xag, ben Stid^tet meinet l^ingelegten ^al^ten, 
bet unt)ettt)etffUd^e ^toben meinet ö^fül&tten (Eonbuite qthtn toitb, 
gleid^fam gegentoätttg. ^^ f))ted^e su mit felbften: S)ie Zitaten, 
bie id| bisi^eto gemittfet, unb bie Sßotte bie id^ tietlol^ten l^be, 
finb tiiel su \^toaä^ unb su bettiegUd^, aU bag fle Don bet a3e« 
fd^affenl^eit meines ©emüt^eS ein n)a]^teS 3^ugnig ablegen foUten; 
bie Sl^aten n}aten nid^ts anbetS n)ebet eine besaubetenbe äSetblenbung, 
unb bie SDßotte affectitte giattetien; bet 2:ob ift allein bet geted^e 
9Ud^tet mtint^ innettid^n 3uftanbeS; füt ben id^ a^peUite. S)iefen 
ettoatte id^ mit einem tu^igen ©ewiffen, toeü et mid^ mit felbften 
befannt mad^en toitb, et mitb mid^ in bie @d^ule fill^ten, motinne 
id^ mid^ felbften ftubiten mug ; et mitb mid^ (e^teu; ob bie äBotte, 
bie iä^ au§gef))tod^en l^abe nut ob bet düngen, obet abet aus bem 
C>si^S^n gefCoffen; bie Stobomontabe mitb et t)on bem SOßal^t^afften 
fönbetn, bie 2Jlafque mitb et mit aussiel^en, unb meinet SJetftettung 
ein 6nbe mad^en. fti^Ie bid^ nid^t felbft mit bet 8le^)utation, in 
bet bu beQ anbetn Seuten ftel^eft, s^malen biefelbe meiftenS unbe« 
gtünbet unb s^ttl^eitet ift. ©daläge aUeS, toaS bu bie ^age beineS 
SebenS mit fautet SDlü^e geletnet l&aft, aus bem ©inn; bet %oh 
mitb ein Uttl^eit übet bid^ ft)ted^en, baS bid^ nid^t bettiegen !an. 
3^ l^alte, baS taifonniten, bie gelel^tte S)ifcoutfe, bie lß^Uofo))]^ifd^e 
Sentenzen fe^en nid^ts meniget, als 3sugen eines gtogmütl^igen 
^et^enS, weil aud^ bet feigfte Sttxl ben ©t^lum eines ^t^l^afften 
fülltet: Slbet bannsumalen mitb eS an boS Sid^t fommen, wie bu 
in bem ®tunb befd^affen gewefen, loann bie Seele attbeteit il^e 
Sfte^l^eit füllet, unb ben leiblid^en ©innen beginnet sn miebetftel^n, 
benen fle bis bal^in gebienet l^at. 

%anmbal ^awaöfc. 



5üri(^, bep Sofepb Sinbinnct, MDCCXXI. 




[SBotaKv: ®(f4ici^fci^«ei6itng.] 25 



V. ^ifCOUtf^, l»obtnet.] 

Rufticorum mafcula militum 

Proles Hon Lib. 3, Od. 6. 

laf^ bin geiDol^et bie ^iftoncod in bre^ (Klaffen sut)ert]^ei(en. 

3d6 nenne bie Don ber erften Sopiften; in ber anbem ffcel^en 
bie Stiüci; nnb bie twn ber btitten finb Originale. 

^ie t>on ber erften (Slaffe tragen aKeg auf einen ^auffen toa& 
SU i^rer AenntniiS {dnmti, fie fd^reiben auf Sreu unb Glauben a(leS 
ein, ol^ne Unberfd^b unb Unberfud^ung. @ie f äffen bie unberf d^iebene 
Sieben unb S3erid^te anf, bie gegangen finb. Sßenn ed idmmt, ba^ 
eine bie anbere nntfidft, fo geigen fie eS an unb corrigieren fld^. 
Sie copittn bie Scitungcn, bie 3«t«ftalenber, bie 2:age»8legifler, 
bie äRanifefte, bie äJlanbate, ol^ne 93eränberung, fie gelten i^nen auf 
beut ^uffe nad^, unb mad^en feinen @d^ritt ol^ne einen Vorgänger. 
@d tD&d^dt il^nen nid^U eigeneiS baiS fie einmifd^en fönnen, fie 
recommanbiren fid^ allein mit il^rer @orgf&Itig!eit unb mit il^rem 
Qfleiffe. Sie überlaffen anbem bie ©eurt^cilung ber ©ad^en, bie fie 
auf bie S3a]^ne gebrad^t l^aben, unb bie Unberfd^eibung beS maleren 
unb gemiffen Don bem fatfd^en. S)ie Slequifita Don einem fold^en 
^iftorico finb biefe, ba^ er lönne lefen unb fd^reiben, ba§ er gerne 
fi^e, bag er neubegierig fe^e. [€] SSon biefer %vt finb bie (Somt>i« 
tatoreS bed @urot)eifd^en X^eaterS, unb bie meiften Don ben Qii^xonid* 
@d^reibern beS Sd^mei^erlanbeS. 

^ie (Sritifd^en ^iftorici, meldte id^ in bie gtoe^te (Klaffe rangirt 
l^obe, finb folt^e, toeld^e über ber rollen unb ungeftalten äJlaterie 
ber (Sopiften arbeiten. Sie braud^en il^ren äSerftanb unb il^ren SSH^ 
ba^ienige auSsuIefen, maS toertl^ ift bag manS auf bie ^lad^melt 
bringe; unb bie SSki^rl^eit unter stoe^ (Sr^e^tungen bie n)ieber einanber 
lauffeUr su^ntbecfen. Sie betrad^ten bie ^anblungen unb bie Sieben 
meldte ber {Regiftrator aufgefd^rieben l^at, fie mebitiren barüber, unb 
formiren alfo ben S3egriff Don bem $umor unb ber $oUtique eines 
fßoldt^ ober einer Ißerfon. @9 lan nid^ts nil^Ud^erS fepn aU bie 
^iftorie eines fotd^en (Sritici, menn er einen guten S3et|tanb l^at; 
unb nid^tS ift ber sbal^rl^eit nad^tl^eiliger atö bie Arbeit eines ^iftorici 
ber fid^ einmifd^et Dornber sucritifireU; unb ber meiffeS unb fd^mar^eS 
nid^t suunberfc^eiben toeig. 

^ie britte (Klaffe Don ^iftorids toirb Don benienigen gemad^et, 



26 [Srtter Zeil, 6. SHefuvS.] 

meldte an ben S3e9e(en]^eiten bie fie er^el^leii, feOftft SCitt^eil gehabt 
fyihm^ tfi f^^e bag fie eine ^aiiü^^^(^on gefpielet, ober ba§ jte mit 
ierfetben intereffttt getoefen. 3d^ öerlange, baft fte jum toeniöfteti, 
tDenn fte nid^t felbft ^anbe in bem ®efd^äfft gel^abt l^aben, anbete 
t)on gleid^mdffiget @otte geführt l^aben. S)iefe btingen nid^ts auf 
baS ^appiet, tt)a8 fie nid^t in eigenet ^etfon belebet, gefe^en, tractitt 
unb eigentUd^ xecognofcitt l^aben. 69 ift o^ne 3n)eifel Dertoegen 
ge^anbelt, ba^ einer ber unter bem @d^u|e beS publiquen gfriebenS, 
unb in bem @d^atten feines ^aufeg aufersogen morben unb gelebt 
l^at, bie Slnorbnung unb bie SluSfü^rung einer {Jfelbfd^lad^t befd^reibe, 
ober ba§ fid^ ein {Republicaner, ber in feiner SOßerdfftatt alt gen)orben, 
in bie ^ntriguen eines benad^barten $rin|en mifd^e. SJlan l^at an 
©rotiuS, biefem SRann, ber in bie Derborgenfte Urfad^en feines 
AriegeS ))enetrirt l^atte, ber bie 9latur ber Spanifd^en {Regierung, 
unb bie 2)if))ofition, in ber (Jflanbem geftanben, auSgeforfd^et ^atte, 
ber ben maleren ®enie biefer 9lationen eingefel^en l^atte, ber bie 
eigenttid^e Saracteren ber Stäbten, unb ber Domemften Ferren ge* 
troffen l^atte, ber OueKen gefunben l^atte, n)eld^e @traben unb bem 
(Sarbinal S3entit)oglio unbefannt getoefen, man l^at an il^m auSjufe^en 
gefunben, baft er ftecfen blieben, fo balb er t)on ben SBemegungen 
ber Slrmeen l^at muffen reben, eine S3elägerung erjel^len, ober auf 
bie S3efd^reibung einer @d^(ad^t fommen. ^ie t)rinci|)ate Oualitet ber 
^iftoricorum t)on biefer Driginal-ßlaffe ift biefe, baft fie burd^ eigene 
^rfal^renl^eit il^ren gefunben aBi| in bem Slrticul, ben fie sur SDla» 
terie il^rer ^iftorie genommen l^aben, gefd^drffet unb gereiniget l^aben. 
^er Driginal-l&iftoricuS fan mir feine gröffere 3bee t)on feiner 
(Sat)acitet txtotdtn, als mit benen (Saracteren, meldte er Don einem 
fSold ober Don einer ^erfon mad^et, bie in feiner ^iftorie einen 
$Ia^ Derbienet l^aben; menn fie U)oI entbedet unb abgemeffen finb. 
3^d^ nenne ©aracteren biefe fubtilen unb orbenlid^e SBefd^reibungen 
aUer berjienigen Clualiteten, burd^ meldte fid^ eine gan^e [(£ 2] 9lation 
ober eine ^erfon unberfd^eibet. ^er (Sritifd^e ^iftoricuS lau stoar 
aud^ bergteid^en Saracteren mad^en, aUeine, n)eil er fie auS getoiffen 
^anblungen unb Sieben, bie er blog burd^ bie ^rabition t)on feinen 
^iftorifd^en (So))iften Demommen l^at, aufammenlefen mu^, fo finb 
fie ber Ungen)i^l^eit unb UnüoUfommenl^eit fel^r unbertt)orffen ; ba 
l^ingegen ein ^iftoricuS ber feinen SRann t)or fid^ fiel^et, bie ®e» 
(egenl^eit l^at, il^n Dom (Jfug bis sum $au))te jubetrad^ten, unb 
jufpioniren maS er in bem innerften fül^rt. Unfere ^iftorici l&aben 
biefen %i^txi ber ^iftorie, id^ üerftel^e bie Caracteren, fo toeit l^inban« 



.'^fd^id^tfd^reibuitg.] 27 



Qefe^et, aU fotgfdlttg unb unetmübet bie 9l5nitf d^en mtb lNM|M#m 
getoefcn ftnb, Qute unb eintteffenbc juinad^en. Snbeffen ift öctoifir 
bag ein Sefer mel^r SSoxtl^eU bat)on seu^en ian, al^ öfftetd auS 
einet ganzen Sl^tonid. 2^d^ bin geneigt, ntid^ in eine SluSfül^rung 
biefeS @a^e§ einsukffen, meil id^ l^offen baxff, bag meine Erinnerungen 
einen glüdltd^en Sinftug ilber bie l^eutige ^iftorie meines fßatkx» 
(anbeS fönnen l^aben. 

^ie @igenfd^afft ber (Satacteren ift, bag fte bie Differenzen, 
fo fte beQ einem Subjecte antreffen, auffud^en, unb auf eine gefd^itfte 
SBeife bemerken. SOßeil nun biefe Differenzen fid^ meiftentl^eils in 
ber (Somt)te|ion ereignen, fo muffen folglid^ bie Saracteren Don 
allen Effecten 8led^enfd^offt geben, bie eine ^erfon unberfd^eiben, 
unb sugteid^ bie ^ugenben unb Safter marquiren, gu meldten ein 
fold^er Effect herleitet; benn bie Sugenben unb Safter finbSBircfungen 
ber ®emüt^S»93etoegungen, bie tugenbl^affte Slffecte [S3] geböl^ren 
tugenbl^affte ^anblungen, bie lafterl^affte, aud^ lafterl^affte ^anb* 
lungen ; SOßenn mir bemnad^ aus ben (Saracteren biefe Effecte gelel^met 
fennen, fo jemanb in 99ett)egung bringen, fo fönnen loir ol^ne SJlül^e 
alle bieienige ^anblungen l^eimmeifen, meldte bie Ißerfon, fo n}ir 
baDon getrieben toiffen, !an ausüben. Unfer ®eift bringet atfobalb 
in bie S5errid^tungen ber caracteriftrten iperfon, unb ftettt fte ber 
(Sinbilbung auf tinz Uaxt äßeife für; ®(ei(^ toie eS gefd^id^t, ba^ 
toir bie ©efd^idlid^feit eines Ul^rmerdS leidet begreiffen, toenn toir 
feine Släber fennen unb Dor ben Singen l^aben. 3^ n)ia meine 
3Jleinung mit einem Stempel üdrer mad^en. 

S)er aiömifd^e ©attuftiuS, ein groffer 2Jleifter in bem ^unct ber 
Saracteren, mad^et in bem Slnfang feiner ^iftorie Don (SatilinenS 
3ufamment)erfd^n)eerung ben folgenben (Saractere oon biefem {Jfeinb 
feines S}atterIanbeS : »S. (Eatilina ein 9l5mer Don %bel, befag eine" 
groffe ®efd^ic!Ud^!eit beS SeibeS, unb einen üortreffUd^en SSerflanb," 
aber feine ^affionen loaren gan^ tafterl^afft unb üerberbt. Die" 
Uneinigfeit in ber 9let)ub(ique unb ber S3ürgerUd^e ftrieg n)aren'' 
feine Sfreube, bas SRe^elen unb bie {Räubere^ maren baS ^anb*" 
»ercf, baS er t)on Sugenb auf getrieben. 6r tt)are getoöl^net, bie" 
gröften gfatiguen öon ber ^i^e unb fidite auSguftel^en. Die 5Blübig«" 
feit gewönne il^m nid^ts an, unb es ift ungldublid^, loie lang er" 
o^ne Sd^Iaffe bleiben fonnte. (Satilina toaxt t)em)egen, t)erf dalagen," 
er loufte fid^ in äffe formen suberfteffen, wie es i^m gelegen wäre." 
(Sx Ware wie ein (^Id barauf, fld^ Don anberer Seuten ®ut su>" 
bereid^em; mit bem feinen gieng er öerfd^wenberifd^ um. ©eine" 



28 I«t1l«t Ml. «. 2)iitol.] 

• 

«^Soffirben towcm fj^iw, leine 9hbm ma^iäbxuM, tä^tx nid^t pf^iio^ 
s^fn^i^. Sein ^1^ deift .Imncte "fU^ in Mne €d^i»ialeit M^^ 
wer fmnnirte tautet fd^more unb tmb laigemeffeite 4Xnt6tnel^un6en, 
^bie cQ:t>^et nminn bie ajenrnrnbeanrng ^uermcrten.ir 

flsimn toir biefen Scoocteten «tU VufmerdfcräAeit ^betta^ten, 
fo l^dben toit batintten t^en ^(ftffel gu aKen iMm llnbetniti^unc^n, 
bie (Sattltna angefangen l^at, unb bie in bem gati^en 83etfolfie bet 
4^one gent^et ^metben. 

St i^ laftetil^aftt unb t)^be^bt: Sel^t ba «inen ^ann, 
ben i^t ^ubefaiten l^abet, n ^1^ bit SSogl^it im ®il^Ube. Sein 
l^ol^et ^eift lonn^« fid^ iit leine Sd^tancfen faffen. €t 
tnad^ete Iautet1#tt)r«e unb ungemelfene Untetnel^mungen. 
2)iefe9Botte beteüen tuä^ su einem gtoffen Stotnel^men, unb n)enn 
^it batlbe^ tiefe attbete nel^t: 2)ie Uneinigfeit in bet %e» 
^)U^Uque, bet ®fitgetli^e fttieg toaten feine 3fteube; 
Ws 37te|:Ien unb bie KaubeteQ baS ^anhtotxd, baS et 
t)ött Sugenb auf gettieben; 1o fan e8 eud^ al^nen, ba| bieS 
Sotnel^en ibtutig fei^n iDitb, benn il^t feilet, ba^ i^atilina ftd^ ^tm 
bem Sammet bec SO^enfd^en einen S^ittiestlteib mad^et, unb mit 
itodenen unb gtaufomen ^ugen anfd^auet n)Dt)on anbetn Seuten bie 
^aate gen S3etge ftel^en; bie SBittmen unb äS&a^fen, bie et il^et 
HBattetn uno 3Jldnnetn betäubet l^at, temegen il^n nid^t ; et tft un» 
em))ftnbtid^ be^ bet ftlage einet ^omiCle bet et il^ @tben getdbet 
l^at; et n)eibet ftd^ an bem SlDb itoet^tt SMbetn bie einonbet et« 
ftod^en l^aben. S^x lönnet nid^g anbetS t)on il^m etmatten atö ein 
tptoject itt)iebet ben Staat, Katilinen« Stutgietigleit unb ^ein ®eift 
bet fid^ nid^t fan in bie Sd^tanden faffen, autotiftten eud^ basu. 
%bet toenn il^t n)eitetiS jeinen anbetn Snaltteten imd^ftnnen tx>o(Ut, 
1o toetbet il^t autM)tfe]^n,'ba6 c^^ feine entnwtffene ^töjecte inßjecutimt 
itetten tmtb, eS lofte »aÄ e« ttjiff; feine SSegitben finb l^i^ig, 
et ift uettoegen. 3$t 'tt)etbet wid^ fo got gleich ftebitten, »ie 
et eß angteiffen loetbe, et l&at Setpanb, tx ift Detfd^Iagen, et 
toei61i<% i« aUe (Jotmen suöetfteneii, ec ift öetf d^wenbetifdft, 
teine 3SBotte finb auggelUubet; bie« Witt fagen, bafe et feine 
2>effein« mit SSel&utfamleit angteitfen mitb, bai et pd^ ouf ötte 
tSairieten in bie ©emfitl^et einfd^eid&etn ttrftb, t>a% et bie einen 
mit fäfimn iffiotten unb SSetfJpted^ngen, bie anbetn mit ®aben 
aiff -feine ^attl^p loden mitb, g« ip fein 3»eifa, bafe et fld^ 
t>utd^ biefes SJetfal^en eine gt0ffe fJfacttDU loitb mad^n, uftb nol^e 
3« feinem Slbfel^en lteff«n. 



^ä^ glaube bag bieS einzige @£empel cat)abet fe^n toetbe, bett 
9lu^en toeld^en bie Satacteven in bcai ^iftotie l^aben, befanttt su« 
mo^en, nad^bem id^ gemief^ 9^^/ ^i^ ^^^ f^^ S^nt SSerftanbe ber« 
felben bepitagen. Sd^ tDiÜ biefett S)tfcout^ mit einem Satactexe 
befd^tieffen, toeld^en id^ t)on bem ®eme btefe^^Sbttffe^, h(t9 ben Anfang 
SU bem $elt)etifd^en S^srbÜnbni^. gemad^et l^at, in Oualitet eine^ 
ßritifd^en §ifto.rici sufammcngetragen l^obe; @t tt)ixb einen neuen 
SSemei^ tian.bec Slot^enbi^eii bex.Sataäecen geben, tneil id^ nid^t 
sweiffle, baft batauät tx\At ^uncten unfeter ^iftorie »erben t)et« 
nel^mlid^et n)exben. 

„ ein: meite» f&^vA t)oni hm lüften fO&tom Itxjtmxvk tmb mrtf^'^ 
fd^ieffei ein onge&^ol, t»eb|eä mit fleiien g^(f en^ miCben SBaO»)*^'*' 
iix^iimn, gvoffen' @e»n, bnndettt l^öten angefüllt i^ baSf frud^'' 
bav^ fo f^kxi anautxeffen, ftitb bi« @^gtflid^e: SSeibg^ng^v bk ei.'' 
cmf ber: ^1^ be» ^en l^at; bai fBold toA^tf^^tim^Uttn an** 
bem xS^i betfeü&an gettfUm^^t, lebet uon ber ^li(d^ bem Aäfe unb;'^ 
ber Suttcr, fo ei üan bem Siel^. a^l^ct^ bai feine @t)eife in bem* 
(Gebirge finbet. f&tt^ biefeit ^af^mn^ beiömmt- ei^ ftoxcfe ^nod^e^'* 
unb unberf e^. ©Uebmoffen, ei gekoö^net feinen &tib in bie Ralit*^ 
unb SU äffen (Jatiguen, ©eine aßotte fitib grob; ober »olgemeint j** 
feitt ®emüti^ iftc ej^rUd^^ ol^ne ungti^iene SSegiecbe bei lQobe#,;/^ 
gjjofemütl&ig o^ne: «(ko^fc S)ie 3ftttKd&itea> bie U^iöfeit ftnb il^- 
unbefonnte Safter; ei lebet ol^ne ben @^aud^ bet foftbaren'^ 
SRßtaffen. ®i ütbet bie Sbtbe, unb ersömet fid^ nidjt^ »enn ei/* 
nid^t gerei^et mirb; ei ift geneigt einem gütigen ^^etm gel^fam"^ 
Sttfe^, aber ei ift ein gcf^momex gfeinb ber Sl^ronnie; ei: fängt"* 
nid^ leidet ftriege an, unb ei ift g^t^toinb gfridtte sumad^n; ei/* 
gel^t nur befenfiüej ei bienefe affein su Sfwfr; f^i^e S)a|)fterfeit'* 
befielet in einet ©tdrdfc; ferne SBiffeufdöofft ift in ben 3:rieb ber'* 
9&tur unb bie Sai^ungen^ ber äSorfa^ren eingefd^offen. 

lamedft Dum. 



3ft«hfc beJ9 3öif«|t^ Sinbiitttjer,. A©CGXXI. 




80 [Ct^Zeil,<.Si*luii.] 



VI. ^ifCOtttd. [Sobmer] 

At varios linguae fonitus natura fubegis 
Mittere; & utilitas exprefüt nomina rerum; 
Non aliä longa ratione, atque ipfa videtur 
Protrahere ad geftum pueros infantia linguas, 
Cum facit, ut digito, quae fint praefentia, monftrent. 

Lucret. Lib. V. v. 1027. 

|3e SRenfd^en l^aben üon bex 9latur getolffe ^tnfttumente em* 
))fan9en, mit toeld^en jte eine Stimme t>on jtd^ geben, unb 
anbete, mit todä^tn jte biefe Stimme toielfattig toetdnbem Idnnen, 
ober mobiftciren. S)er auf biefe SSeränberungen ober SRübiftcationen 
bet Stimme Sl^tung gibet, n)irb ftnben, bag berfelben etmann Dier 
unb stDan^ig finb. 2)iefe nennen jtd^ SSud^ßaben, unb miemol i^te 
Sdfii fo Ütin ift, fo !an bod^ burd^ beTfelben unbevfdliebliti^ SSet* 
mifd^ungen unb 3ufammenfügungen eine erftaunlid^e SDlenge Don 
^l^önen gemad^et n)erben, meldte aUe t)on einanbet untetfd^eiben finb. 
2)ie aSeteinigung imzt^n ober mel^r S3ud^ftaben l^eigt eine SpUbe. 
(Sine @9ttbe, ober bie Swfammenlunfft stoepet unb mel^r ©gttben, 
mad^et ein SOßotte; alfo ba§ ein äßort nid^tS anbete ift aU eine 
aSetfammlung öon atlerl^anb S^l^önen bet ©timme. 2)et SRu^en, 
toeld^en bie 3Renfd^en t)on biefen JJnfttumentcn senden, mit toeld^en 
fie fo unenbUd^ Diele Simone obet @t)ttben unb S&öttet mad^en lönnen, 
ift fo befd^affen, [gf] ba6 ol^ne il^te ^ilffe feine ©ocietet beftel^en fönnte, 
todl fie SOlittet ^nb, bag ein ®emüt]$ bem anbetn !(ate unb beutlid^e 
9lad^tid^ten Don allem bemjenigen geben lan, n}aS eS toal^tnimmt, 
n)ag eg urtl^eilet unb maS ed fd^Iieffet. SOßenn bie Otgana, 
obet bie Snfttumente unfetet ©innen gefunb unb in gutem ©taube 
finb, fo fallen taufentetle^ ©ad^en in biefelben, Don toeld^en unfete 
aJlad^ine umfd^Ioffen ift; ©0 balb benn eine ©ad^e in bie ©inne 
lommen ift, nimmt ba8 ©emütl^ biefelbe mol^t, unb fotmitt fid^ 
einen a3egtiff baDon. 2)ie auf badjenige ad^t geben, n)ad in bem 
®emüt]^e gefd^id^t, n)etben bemetcfen, ba^ fie feiten eine Saä^t toabt* 
nehmen, ol^ne bafi fie be^ pd^ felbft üon betfelben einen ©d&lug feft 
fe|en, tt)a8 fie fepc, unb toaS fie nid^t fe^e, böS ift, fie faffen ein 
Uttbeil ab. äßenn fie benn einen ©d^Iug gefunben l^aben bet 
unstoeifell^afftig ift, fo mad^en fte auß bemfctben Solgen auf bie 
SOßal^t^eit obet {Jfalfd^l^eit anbetet ©d^Iüffen, bie ungen)ig finb, unb in 



[Sobmet: ^ie Rebe.} 31 

3tDetff et geaogen merben. @ie Italien einen @d^u^ gegen einen anbern, 
unb t)ctlnü!pffett ober unbcrfd^eiben biefelbcn. S)ie SBlenfcl^en 
nel^men nun Don bem unenblid^en ^auffen ber SBöttet m^d^e fie 
capdbü jtnb pmad^en, fo Diele aU jte ndtl^ig l^aben, aUe biefe 
©efd^äffte beS ®entütl^S auSaubrütfen, bie SOßal^rnel^munQ, bie 
93euxtl^eilung unb bie a3etinü))ffung bet Sd^lugteben. 
%n ben erften %i^til ber SDßöttem binben jte bie aBegtiffe t)on benen 
@ad^en, n)eld^e fte burd^ bie $ilffe bet Sinnen n)a]^rQenomnien 
l^aben. @ie seidenen einen ieben ^Begriffe mit einem getoiffen 9Botte; 
ben ^Begriff en t)on äl^nlid^en @ad^en geben jte äl^nlid^e SOßorte, unb ben 
anbetn eigene. SiefeS jtnb bie Subftantiva unb Adjectiva. 
@ie beftimmen einen anbem 2:i^eil il^re Uttl^eile ansubeuten, ober 
n)eld^ed eben baffelbe ift, einen @d^Iu§ sumad^en« S)ie ®tammatici 
l^eiffen bie SDßötter t)on biefet ®attung Verba. Unb ben britten 
^l^eil btaud^en fie il^re @d^Iilffe an einanbet sufilgen, unb 
bie Sfolge au^subilben, in n)dd^er einet Don bem anbetn abfteiget; 
fie mad^en äßöttet meldte ben S^f^inmenl^ang, bie a3ebingung, bie 
Unbetfd^eibung, ben ®egenfa^, ben 9lad^btud zeigen. äJlan nennet 
fie Partie ulas. JJd^ metde l^iet an, ba§ bie ftlatl^eit unb bie 
Sleinigfeit bet Siebe Dotnel^mlid^ Don bem ted^ten ©ebtaud^e biefet 
le^tetn ®attung bet SOßdttetn abftieffet. SSßenn fie ol^ne SSetftanbe 
unb auf gut ®Iücf l^in gefe^et n)etben, fo n)itb bie Stebe buncfel, 
ungeftalt, unotbenlid^ unb fc^mad^. 

S)ie SSßotte l^aben leine a3ebeutung, aU n)eld^e bie SUleufd^en 
einig n)otben finb il^nen pgeben. @ie ftnb n)ie ein Rlump SBad^S, 
n)eld^eg gleid^ tüd^tig ift, ba^ il^t bie gfigut eines aJlanned obet 
eineiS S^ieteiS feine batauS bilbet; Sllfo fönnte gefd^el^en bag an 
baS SBott ©onne, an »eld^e« bie S)eutfd&en ben Segtiff Don biefem 
btennenben @tetne gel^enget ^aben, n)eld^et auf bet Stbe ^ag mad^et, 
unb tt)eld^en loit Don Seit ju 3cit an bem einen 6cfe beS ^otisonteS 
feigen aufzeigen, unb an bem anbetn, baS gegen biefem übetftel^et, 
n)ibet untetgel^en, nad^bem et biefeS ^elb, ba§ stoifd^en be^ben liget, 
abgemeffen l^at, id^ fage, eS lönnte fe^n, ba§ eine anbete Slation 
an baS SDßott [§2] Sonne bie Sbee Don betjenigen Sad^e bänbe, 
totlä^t n)it fonft butd^ baS SBott $f etb Detftel^en, unb butd^ n)eld^e$ 
tt)it eine 5ltt Don 2:i^ieten 'mit Diet Sfüffen benennen. 

S)aS bie SDßott'Stteite fo gemein flnb, ift biefeS bie Dotnel^mfte 
Utfad^e, meil biefe a3ebeutung bet äßotten aus bet ad^t gelaffen 
tt)itb. S)ie bifiputitenbe ^axt^tt^tn pnb in bem ^uncte bet SBegtiffen 
ungteidft, toeld^e fie auf bie gleid^en SDßöttet fijiten. 5llfo !an nid^t 



32 [«Tfte« zcic e. sDüfitta.] 

anbefft gefd^ti^, toentt fte a« gfetd^ SBöttettt tntgleid^e aSegtiffe 
fügen, ba6 fi£ Ql^ <^be gegen einanber SSSotte med^^n, ob fie 
glmd^ mit bcn Oebandlen ülcvein fowmen« S^ ntnnt, sum S^em^, 
bie SHebrigfeti unb beqentge; gegen ben id^ biefet SSort brani^e, 
begteiffet babutd^ eine anbere Qualttet, toetd^ id^ ben ^lol^nte bev 
SKobeftie gebe, unb tDcld^e id^ t)on bet 9HebTtg!ett unenblid^ nnbet» 
fd^eibe, fo meTben mit und ntemaU t>er^]^ett; fo lange bet onbre 
auf bie aKobeftie a))))lidten mhb, tocA td^ tum bet 9Hebrigfett foge. 
2)a9 etnj^tge ^Rittet bem 9&n:t»3^^ absul^e(ffen obet x^n ^»Mx* 
totffcm, ift btefeS, hd$ man fld^ nm bie StSäl^ng ber S&Mttn 
belümmefe; tt>eld^ man gebtoud^n tottt. 

@d t^ tnbeffen ni^t genug, bag einet bet beutCtd^ teben toiff, 
btfi aSotte Senne, unb bie ))tecifen S3egtiffe bie boxan l^angen; et 
mug fAtt ba# bie Aunfl toetfieJ^en, bie SBotte in il^et etgetien 
Oätnung sufe^en. Sine iebe @)nrad^e l^t il^en gemilfen ®ente, 
meld^ fid^ in Siegelt geul^en U^t S)etienige tebet beutlid^, bet 
bie Äunft tmi feine SB&ttet in bie ted^te Dtbnung subttngen. ^et 
niebtigfte bon bem $öbel Ion DieCteid^t aKe SBotte fammt betfetben 
SSegtiffen im fiofrffe l^ben; abet biefed toiU md^t fagen, ba^ et bie 
S))tad^e beutlidl teben !5nne, fo metug eis man fagen Ion bof 
betienige ein S9aumeiftet fene, bet aUe SlotetioCien ^u einma ^Ptdlaft 
imtLV SU feinem ^teufte l^at, abet bie Ihmft nid^t £an, bie Steine 
unb bad fd^on auSgesimmette ^ol^ in eine tncopottionitte govm 
Sutuden. S)amtt id^ ein @£emt)el fe|e : ^ie ^eutf d^e @tn«id^ leibet 
bie aSetfe^ung bet otbinaiten €^onffctuctimt nid^, mefd^ bie Sätet« 
ni^ etC^bet. @tn Stdmet l^at fönnen fagen: 

— — — Tu Tityre lentus in umbra 
Formofam refonare doces Amaryllida filvas. 

aibet ein ^eutfd^et tiet^l^be bie ^tut feinet @))tad|e md|t, totrm 
et auf gteid^e 3Raniet fagte: 

^er Sd^äffer^^nabe fd^ön im ^d^aticn eineg äßalbeS 
fßon feinet Siebften fingt, unb ®c^o eä nac^fingt. 

@t mug folgen: 

2)cr Schaffet fingt im ^^atizn 

35on feinet ©d^äffetin, unb @c^o fingt eS nadj. 

3d$ fan htr) biefet (Selegenbeit einen gfc^let betäl^iett; me(d^ ro&tt 
bie nattttUd^e Otbnung bet Seutfd^ett Sfitod^e ümt fielen Seuten 



[la^obmer: Sie tRebe.] 33 

gemad^ct mirb, wenn pe bic Verba allsnmcit t)on il^ren Sub- 
ftantivis entfernen, unb sioifd^en begbe fo t)iel frembeS einmifd^en, 
ba§ man baSSubftantivum mieber öergift, el^e nod^ baS Verbum 
!5mmt. !S)iefe§ gefd^td^t gerne beo bem offtemtatigen ®ebxaud^ ber 
äßdtter ^er unb SB et (| ex, unb mad^et ben S3erftanb überaus 
bundfei, burd^ bie Sdnge meldte eine ^eriobe befömt: 

„2)er ^in^ t)on ©onbe, unter »eld^em biefe [JJ3] Äricgerifd^e* 
(Jed^ter, biefe erfal^rne Dfficier, biefe ö^offe gelben, »eld^e burd^" 
tl^re rul|mtt)ürbige Sl^aten fid^ in ben legten Kriegen fo befannt" 
gemad^et l^aben, unb meldte ben Stul^m beS Sfran|5fifd^en Slal^menS" 
allein fo i^o6^ getrieben, »eil fie biefen ^rin^en gum $au<)t unb'' 
©eneral gel^abt l^atten, unbertt)iefen unb erlogen loorben, l^at grandf«" 
reid^ mel^r 2)ienfte getl&an »eber gan^e Armeen." S)ie 3finfterni§ 
meldte biefe unbeutfd^e SJerfe^ung über ben S)ifcour8 ftreuet, loirb 
fid^ verlieren, fo balb il^r bie @ä^e nad^ bem ®tnk ber S)eutfd^en 
©prad^e Dertl^eilen werbet. „S)er iprin^* öon ©onbe l^at Sfrancfreid^" 
mel^r 2)ienfte getl&an, loeber gan^e Armeen; Unter il^m finb biefe" 
^riegerifd^e S^d^ter, biefe erfal^me Dfficier, biefe groffe gelben" 
unbertoiefen unb ergogen worben, bie burd^ il^re Sil^aten in ben" 
legten Äriegen fid^ fo befannt gemad^et l^aben, unb meldte ben" 
ffbü^m beS Sfran^öfifd^en S^a^menS allein fo l^od^ getrieben, toeil" 
fie il^n sum ^aMpi unb ©eneral gel^abt l^atten." 

U&a^ ba§ ®ani^t bem ^l^eit ift, baS ift bie Sprad^e ben SBörtern. 
J>d^ l^eiffe Spxaä^t ben ©ebraud^ ber in einer ©ocietet regiert, il^re 
begriffe mit beftimmten SBorten gubemerdfen, unb benfelben Söorten 
eine gewiffe ©onftruction ober Drbnung zugeben. 

9Jlan fd^re^et biejenigen für eigenfinnig au8, wetd^e in ber 
^leibung t)on ber gemeinen 3Jlobe abgelten, unb fid^ in bie ^rad^t 
il^rer SJoreltem Derftetten, toeld^e öor l^unbert JJal^ren nid^t mel^r 
gelebet ^aben; 68 ift getoi^ ein gröffer ©igenfinn in bem SReben 
t)on bem allgemeinen ©ebraud^e fid^ öerirren ; ajlan bebienet fid^ ja 
ber ©Jprad^e um feine ©ebandfen suerHären, loenn benn bie SOßorte 
in bem SfinftemiS begraben liegen, wenn fie alt, fremb unb un* 
befanht, fo wirb niemanb fönnen errat^en Was il^r fagen wollet. 
2)arum .ift e8 allein ber ©ebraud^ weld^em ba§ Sfled^t aufömmt 
bie 93ebeutungen ber Söörtern feft pftetten, unb bie Flegeln ber 
©onftruction t)or5ufd§reiben. 



* 93ourbaIouc, in ber Älag^^Slebc über baS Slbfterbcn beä ^rtn^cn 
t)on @onbe. 



34 [C^Tfter %til 6. 2)UfUT8.] 

%ber toenn id^ bem ©ebraud^ baS Siedet sugebe, bie @))rad^en 
aumad^en, fo Dexftel^et fid^ ntd^t; hai id^ ben $öbel, meldtet bie 
tneiften Stimmen l^at, unb alfo SD^eifter i% ben ®ebtaud^ eingufül^ren 
meldten er toüi, sum 9Ud^tet aufroerffe. S)et ©ebraud^ !an gut unb 
fd^Iimm fe^n. S)qS ^l^un ber SSetftdnbigen ift baS aHobeU, in 
meld^eS fid^ biejenige fteUen, n)e(d^e tt)oI leben n)oIIen; S)er niol teben 
tüitt, nimmt gum SBluftet bie Sieben !poUter unb wi^iger SDldnnem, 
meldte ftd^ butd^ i^te @))rQd^e Don beS gemeinen $öbe(S feiner ab> 
gefdnbert l^aben. ^iefe überladen smar bem ©ebraud^e fein Siedet 
SBdrter jumad^en, ungehäntfet; aber fie bebienen fid^ ber Qmfydi, 
meldte ünt jjebe ^t)Qt«lßerfon l^at, unter benen nield^e fd^on im 
©ebraud^e finb auSjulefen, bie fd^Iimmen SReben8»^rten sut)ertt)erffen, 
unb bie guten in il^ren Sieben unb ©d^rifften fort5u<)fl(an^en. S)a^ero 
!5mmet ber Unterfd^eib, n)e(d^er fid^ jmifd^en bet @))rQd^e ber ge< 
meinen Seuten öuffert, unb smifd^en berjenigen, metd^e bie Dornel^me 
reben, bie bie gfre^l^eit genommen l^aben t)on bem fd^ümmen ®e« 
braud^e absutretten. S)iefe (entern mufe man fid§ öornel^men nad^« 
Sufolgen; 3Jlan mug ad^t l^aben maS für einen ©ang il^re Sßorte 
l^aben, mad fie affectiren, unb toaS fie ausn)eid^en. S)er Umgang 
mit il^nen ift bie ©d^ule, mo man reben lernet; unb too man biefe 
nid^t l^aben fan, fo l^at man il^re SSüd^er, in »eld^en fie affeseit 
mit mel^r Slad^finnen unb Sorgfalt reben, aU in einer freien unb 
ungegmungenen (SonDerfation gefd^el^en fan. 

@d lönnen fid^ inbeffen Umftänbe ereignen, in n)e(d§en aud§ 
einem ^öat^SJlenfd^en Don ben beften ®rammatic«@d^reibem er« 
(aubet mirb Sß5rter sugebraud^en bie nod^ nid^t befannt finb, totnn 
er nemlid^ öon einer ©ad^e reben mu6, bie feiner Station nod§ un« 
befannt getoefen, unb bie nod^ feinen Slal^men l^at. 9lur ift forge 
Sul^aben, ba§ ein fold^ neues Söort einen S^l^on unb eine Sermination 
^abe, n)eld^e Don ben gebrdud^tid^en nid^t gdn^Ud^ abmeid^en. ^ag 
uns in ber S)eutfd^en @<)rad^e nod^ öiele 93egriffe ausbleiben, bie 
feine eigene Slal^men l^aben, gefd^id^t aus feiner anbern Urfad^e, als 
tt)eil 2)eutfd^lanbS finnreid^fte ftö<)ffe bisi^er lieber in ber Sateinifd^en 
als in il^rer 5Blutter«©!()rad^e gefd^rieben l^aben. S)ie Bpxa^tn be« 
reid^ern fid§ nid^t mit guten SBörtem, als tt)enn gefd^idfte aJldnner 
anfangen in benfelben sufd^reiben unb suraifonniren, benn fold^e 
Seute, bie an ©ebancfen reid^er finb meber baS fd^led^te ^oldf, 
»erben bannsumal^len genötl^iget neue SBörter ^ubraud^en, um il^re 
neue ®ebandfen auS^ubilben. ^ie f^ran^ofen l^aben fid§ biefer (St» 
taubnifi neue Söörter sumad^en atte^eit bebienet, unb fo tt)ol aus 



[aSobmer: 806 beS einfamen SebenS.] 35 

bet 2)eutf(i^en uttb ©tied^ifd^en, aU fonberbar au$ ber Soteinifd^en 
bic fd^ötiften aBörtcr anöenomtncti. 

Kttbeen. 

Sep S^^f^P'^ Stnbinner, 
MDCCXXI. 



-t^ x * '- 




Vn. 3)tfCOmf0. [»obmer] 

Flumina amem filvafque inglorius. O, ubi campi, 
Sperchiufque, & Virginibus bacchata Lacaenis 
Taygeta! O qui me gelidis in vallibus Haemi 
Siftat, & ingenti ramorum protegat umbral 

Virg. Georg. Lib. 2. 

'© Qiebct ßcutc, bic immer ©efeUfd^offt l^aben muffen, toenn 
il^nen bie Söeile nid^t lang unb öexbtiefeUd^ fepn fott. Sie 
finb wie tobt fo fie nid^t burd§ anbetet Seuten 3uf!pmd^ geftoffen, 
unb in SSewegunQ gebrad^t werben. SDlan mu§ fie nid^t minbet 
als eine Saute ftimmen, Wenn mon Witt bo^ fie einen %^on öon 
pd^ i^tbtn, ^et S^umutt, boS ©efd^te^, bie ^Olenge muffen fie auf« 
wedfen. 3tn bet @tnfamfeit finb fie muffig, ttautig unb ftitt, weit 
il&t ©emütl^e fo unftud^tbat an ©ebandfen ift, bafi fie fid^ felbft 
überlegen fatten. ^l^re Söiffenfd^afft ift fo Itein, ba6 ein 2:ag ober 
eine fd^Iafflofe ^aä^i fie erf d^öipff et ; fo balb fie auS bem ©entto 
il^reS ^anbwerdfes, ober il^rer iprofeffion gefe^et werben, öerirren 
fie fid^ in ben 2)ifcourfen ober werben ftumme. Sl^re SReben seul^en 
fid^ auf etlid^e 2!ermino8 beS ^quet« beS ä rhombre« ober eines 
anbern @<)iele8 pfammen, auf fleine unb falzte ©eburts« ^Reu^J^al^rS« 
S3ewittfommung8» ©efunbl^eits« unb guten 2!ag3»®om<)(imente, weld^e 
pe auswenbig geler» [®]net l^aben. 2Jlan mufe pe fragen wenn man 
Witt ha% pe reben. ©old^e Seute fönnen pd^ nid^t gnung öerwunbem, 
wenn pe anbere feigen, weld^en ba8 Sanb«ßeben gefättt, unb weld^e 
Sal^r unb S^age in bem fb^ixdt t)on brei) ober biet ©tabien unb 
in ber ©efettfd^afft 5Wei;er ober bre^er ^erfonen anbringen. 6ß 
bfiitdft pe etwa« erfd^rerftid^eS t)on ber ©ocietet entfernet leben unb 



86 [Stfter Zeil« 7. 2)isrttTS.J 

feine anbete ©efeUfd^afft l^aben, aU bie SSögel beS ^immelS, bie 
Z^iete bed SBalbed, bie S3dume, bie Stauben, unb bie Steine ; mit 
niemanb ®eft)td(i^e füllten aU mit bet Sd^o, mit einem taufd^enben 
Oflug ober mit ben gfaunen unb Satiren. @ie fd^elten bie Sinfamen 
für Unmenfd^en, ©ingulatiften, 9)'litantroj)en, Heautontimorou- 
menos, ober fold^e bie anbem ßeuten unb fid^ felbet feinb fe^nb. 
3d^ bdd^te meines Otted bag einet bet bie @tge^Iid^!ett bet 
^ovKpoQnit o^ne 2&ibettt)itten etmangeln unb eine toeit gtöffete be^ 
fid^ felbet in bet @infamfeit flnben fan, ein ötoffet unb tatet ®enie 
fepn mu6. 6t mu6 fo öiel ^l^iIofoj)l^ie im ftoj)ff l^aben, bafe et 
butd^ teiffe Sftefleyionen übet bie ftüt^e be§ ütUn^, übet bie ©etoigl^eii 
beS ZobeS, übet bie 6itel!eit bet ^od^l^eit, beS Sleid^tl^umS, bet 
Äutl^otitet, bet gteube, bet SBottuft allen biefen 3^mö ^^ fo fel^t 
ä la mode ift, öetlaffen, unb butd^ tint grofemütl^iöe Jßetad^tunö 
beffelben pd^ bife ju bet S^ugenb l^inauf fd^toingen fan, toeld&e allein 
bie 2Jlobe übetleben tt)itb. 2)a]^eto ift öonnötl^en, bafe et in feinem 
©emütl^e dmn teid^en ®tunb jum mebititen befi^e, bafe et fid^ 
felbft unb anbete lOeute, ben n)al^ten Sßettl^ bet @ad^en, ben ^eig 
bet unbefannten Sftepl^eit — fenne; bafe et mit fid^ felbet teben, mit 
fid^ felbet lad^en, fid& felbet beluftigen fönne; baft et ün gutet 
kennet unb Sefet bet S3üd^etn \ti)t, unb tint ftiUe @tg5^Itd^!eit 
aus biefet SSefd^dftigung ^tuf^t, 2)et SJlenfd^ fan nid^t ol^ne 5ltbeit 
fe^n, xotnn pd^ feine Dccut)ation nid^t auf fiyitte Dbjecte begeul^et, 
fo unbetl^dlt et fid& mit 93agatetten, obet et batbet unb öetfd^mad^tet. 

Wtan fielet ein ftd^erö 95oIdf an $öfen unb in ©tobten, 
^aS mit um§ ^agelol^n, baS ^flafter pflegt ^utretten, 
Xa^ rotil eS Arbeit l^a^t, unb bod^ ntd^t fttUe fi^t, 
^u§ ^onot^ in bem @d^oo^ beS MfftggangeS fd^rat^t. 

(S^ant^. 

2)ct t)iel gcicfcn l^at, unb felbft gebendfen fan, ift niemal^Iä 
»eniget einfam, al§ toenn et allein ift, unb l^at nicma]^I§ mel^t 
©efd^dffte aU tocnn et muffig ift. SBol^in et fld^ feiltet finbet et 
^nlafe, nad^aupnnen, unb bie SBetdfe bet Statut au85ufotfd^en; bet 
^immel bet übet il^m auSgefpannet ift, bie ©onnc, bet ^onb, bie 
©tetnen, bie ßufft bie et in fid& fd^Iüdfct, unb ii^te geffügelten @tn= 
»ol^net ; tin ^o% ein 3felb, tin ©atten, ba8 toilbc unb baä sal^me 
Jßiel^c; atte§ ift fdl^ig feine klugen 5u toeiben, unb fein ©emütl^e 
Icbl^afft SU mad^en. 

S)ie betül^mtfte SWdnnet l^abcn ein Sfclb su bem ^tei§ il^tet 



[aSobmer: Sob beS einfamett SebenS.] 87 

©taat^'SScbienungen ertoel^Ict, unb il^re befte {Jteube auf bemfelben 
öefunben. S)ie ^octen toiffcn ben aJlufen feinen beffetn Äufentl^att, 
aU ein äßdlbgen unb ein offnem ^^elb, ober baS grüne ®eftabe 
^int^ fd^attid^ten S3ad^eS. [®2] 

@iner öbn ben beften unb toi^igften (niemanb toirb biefe f&t\)* 
nal^men bcm qxofitn ^oratiuS ahipxtä^tn) l^at alle feine SBünfd^e 
in bie SWarcffteine bc8 Äder«ßeben8 eingefd^rancfet, unb bie füjfe 
SScfd^dfftiQunö bie er ba ßel^abt, in ben angenel^mften Jßerfen bc« 
fd^rieben. ^an n)irb bie $affton bie mid^ ben)eget; etmaS bart)on 
8u überfe^en, befto lieber entfd&ulbißen, totil biefeS bienen tt)irb, 
ben unintref ficrten unb frepmütJ^igcn ®aractere bief eS guten ^oetcn 
befannt sumad^en. SSemel^met bemnad^ n)ad er in ber fed^Sten ©at^re 
bed imr)ttn S3ud^ed t)on ftd^ felber gebid^tet l^at: 

„Sd& ^cibe auf ber Söclt nid^tö mel^rerS getoünfd&et, als einen" 
Ädfer, einen ©arten, ün fül^Icn unb lautem ®runnquctt, unb einen" 
Keinen SBalb. 2)er ^immel l^at mir mel^r gegeben »eber i^ öer«" 
langet. Sd^ ^abe genug. Std^ bitte ®ott bafe er mir baS »cnige" 
baS id^ l^abe, erl^altcn tootte. 3d^ begcl^re fonft nid^ts. Std^ öer«" 
biene biefe ®nabe tt)oI, bcnn id& l^abc feine ftunft nod^ S)ieb§griffe'' 
gebrandet, mid^ subereid^em. ^ä^ f^abt eS aud^ nid^t burd^ bie" 
®urgef gejagt, n)aS er mir gefd^endtet l^at. Si^ l^abe mid^ nid^t" 
in baS ®elb t)ergaffet, unb man l^at mid^ niemal^fs gel^ört fagen:" 
D fönnte id^ biefeS ficine ©tüdfe gfelb ^aben, ba8 fi(^ fo fd^ön" 
8u meinem ® arten fd^idfetl D ^immcl! tl^üte i(^ einen guten Sfunb/ 
tt)ie biefcr glüdfl^affte Sauer, ber in feinem ^dfer einen reid^en" 
@d^a^ l^eröor gei)f[ügct ^at; 3d& fül^re im ®egent^eU offt biefe" 
SDßorte in bem 2Jlunb: SWercurel tt)enn bir bett)uft ift,^ bafe id& mit" 
bem toenigen ba§ id& befi^e, öerUeb nel^me, unb nid^ts twiter be«" 
gel^re, fo laffe bir meine ^ngelegenl^eiten befolgten fe^n, mad^e meine" 
beerbe fett unb serftreue ba§ Ungett)ittcr, baS fid^ über meinem" 
Selb aufammenaie^ct." 

SDSenn id^ fröl^Ud^ fe^n n)i(I, fo todä^t id^ aus ber @tabt auf "i* 
mein ßanbgut. 3d& nenne es meinen SBatt unb meine ^afte9." 
9Usbann berbringe id^ bie Seit sutoeilen mit SSerfe mad^en, »eld&e" 
id^ gcläufftig unb natürlid^ fd^reibe; mittlertt)eile id^ biefem luftigen" 
®efd^&ffte obttge, l^at bie Ambition feine ®ett)alt über mid^, eS" 
incommobirt mid^ tt)ebcr ber fd^arffe Sflorb'SBinb, nod^ ber ungefunbe" 
4)erbft ber bie 2JlebicoS reid^ mad^et: Swtoeilen ftubiere id& in ben" 
äüd^ercn ber alten SBcifen : 3utt)eilen gel^e id^ fd^Iaffen: 3u^eUen" 
tl^u id^ gar nid^tS. " 



88 [Crfter Xeil, 7. 2)iSfurS.] 

„TOeine beften ©etid^te finb eine Statte SSoJ^nen, ober anbet 
,r3u9emü{fe, unb ein @tü(f Bptd, ^ä^ fe^e mid^ mit meinen Ofteunben 
«ol^ne Seremonien aum Xijd^e. äJleine Aned^te bie in bem $au|e 
„aufetaoflen tt)otben, effcn unfern Ueberteft. (Kn iebtoeber ber an 
„ber iaffel fi^t, I&fet fid^ nad^ feiner ^^antafe^ einfd^enden. @r 
„binbet fid^ nid^t an bie tprannifd^e ©efe^e, meiere be^ ben groffen 
»äJla^Iseiten regieren unb trindet niemal^lS n)ieber feinen äßiUen. 

„S)ie ®eft)räd^e, bie toix miteinanber fül^ren, l^anbeln nid^t 
„öon anbem ßeuten, nod^ öon ben 5lecfern unb Käufern unferer 
;,9lad^bam, nod^ t)on einem neuen S)an^e, ben lOepuS erfunben l^at, 
„fonbem öon unfern eignen Singe« [® Sllegenl^eiten, öon ben ^id^ten 
^bie tt)ir ju obferöiren l^aben. 

„(S^ n)irb 3um @|. eine {^rage aufgemorffen, ob bie toal^re 
»®IüdfeeUg!eit Don bem Sleid^tl^um ober t)on ber Xugenb abfomme? 
„Oh bie ßl^rlid^feit ober baS eigene 3ntereffe bie »al^re greunbfd^afft 
„gebdl^re? SSon loaö Slatur ba8 l^öd^fte ®ut fe^e, unb tt)orinnen 
„feine SSottfommenl^eit beftel^e? ®ert)iu8 mein 9lad^bar nimmt Don 
„biefen tt)id^tigen SJlaterien Änlafe, eine luftige Qfabel auerscl^Ien, 
„bie er gefd^idt an ben SJlann zubringen toti^. 2)enn rotnn fid^ 
„einer merden lägt, bag er ^reliud megen feines Sleid^tl^umd 
„eftimiert, unb nid^t getoa^r toirb, bag biefer @d^a^ mit unenbUd^er 
„öerbriefeUd^feit begleitet ift, fo benimmt er il^m ben Säßal^n mit ber 
„folgcnben {Jabel: 

„2Jlan fagt, bag dm gfelb«ajlau6 dmn 2ag bie @tabt«9Wau6 
„in il^r Sod^ inöitirt l^at. @ie l^atten feit geraumer Seit einanbcr 
„lool gefannt. S)ie Äder«9Wau6, tt)iett)oI fie bon SRatur ^augUd^ 
„unb !arg toau, Ueffe bennod^ nid^ts ermangeln, bamit il^rer {Jreunbin 
„tt)oI auff gekartet »ürbe; fie ftettte il^r @rbfcn unb ®erftcn»Aörner 
„für, tt)eld^e fie feit üielcn S^al^ren aufgefd^üttet l^atte, fie trüge ba« 
„neben bürre S^raubenbecre auf, unb fieine ®iffen ^pzd, um ben 
„Wpptiit 8uertt)edcn. S)ie ©tabt»2Jlau6 öerfud^te öon biefcm attcn 
„mit einer aiemlid^ meifterlofen 9Winen. 3n8tt)ifd^en nal^me bie 
„aOßirtl^in für il^re ^erfon mit etUd^en ^aberförnem berlieb, unb 
„überUeg aus ^öffßd^feit bie beffere Srad^ten il^rem neuen ©afte. 

„S)ie ©tabt«2Jlau6 mit biefem 2ractament übel aufrieben, nimmt 
„bad äßort: Aanft bu vergnügt leben, meine toertl^e {^reunbin, fagte 
„fie 8ur anbem, mitten in einem finftem SDBolbe, auf einem l^ol^en 
„Serge? aJlein, ift bie ©tabt unb bie ©efedfd^afft ber 9Jlenf d&en 
„nid^t annel^mlid^er al8 ein fo tt)ilber 5luf entl^alt ? SBiUft bu meinem 
„Sftatl^e folgen, fo ge^e mit mir, l^aben bod^ loir arme Zitiere feine 



[iBobmeT: Sob beS einfamen SebenS.] 89 

unftctbüd^e ©eelc, fönncn bod^ bic ©roffen fo toentö aU bic ftlcinen" 
bcm 3^ob cntrünnen? SDÖeil bcnn niemanb Icbig auSgel^et, unb blo6" 
ba§ be^ bit ftcl^ct, bcinc SebcnS-S^age fur^toeilig unb flläcflecüö" 
iumad^en, |o nimme bcine 9Wcfurc8 batnad^. S)aö Scbcn ift fur^/ 
bu fanft c8 nid&t länger mad^en, aber tt)oI öergnügter. tiefer" 
2)ifcour8 fam ber gfeIb«9Wau6 fel^r öernünffttg öor. @ie fj)rinöen'' 
fteubig aus il^ter ©rotte ^eröor, unb nad^bem fie einig toorben/ 
roaS fie für eine Sftoute motten nel^men, öerreiften fie mit einanber," 
in ber Hoffnung, be^ angel^enber 9lad&t incognito in ber ©tabt" 
ansulangen. @8 »are balb TOttemad^t als fie glüdlid^ antommen." 
©ie nal^men il^ren 93ßo]^n«^Ia^ in einem J)rdd^tigen ^aOaft; baS" 
aSettaeug unb bie 3;ai)ij|erien gl&n^ten öon bem lebl^offtften ^ri)ur/ 
aber nid^ts accommobirte unfere Sfteifenbe bejfer, als bie überbttbene" 
©tüde t)on einer ©afterep, meldte fie in ftörben aufbel^tten fanben." 
2)ie ©tabt'SJlauS, toeld^e su Uhm toufte, l^eiffet alfobalb bie ^Irfer»" 
ablaufe auff eine S)ede toon ^rj)ur pd^ nieber laffen. @ie felbft" 
gieng unb !am mit einer refoluten aJlinen, unb bebiente bie anbre" 
nid^t anberft, als »ie eine ®ammersS)ienerin, in bem fie il^r einen" 
guten 93iffen nad^ bem anbern öor legte. 2)ie {JeIb«2Jlau6 »ufte" 
öor greuben nid^t tt)aS fie tl^ate, tt)ie fie fid^ an einem fo guten" 
Sifd^e fal^e, fie befanbe jid^ fe^r tt)oI bei) biefem Seben, baS bem" 
erften fo ungleidft toaxt, als il^nen beijben unöerfel^enS ein ©eraffel/ 
baS man be^ Eröffnung einer %i)üx mad^te, 3^obeS»5lngft einjagte;" 
pe tteffen ^alb tobt bie Sßanb auf unb ab; 5u attem Unglücf" 
mad^ten bie ^unbe tin ©e^eule, baS i^nen burd^ aJlardf unb 93eine" 
gieng. Sftad^bem bie {JeIb«aWau6 enblid^ ein tt)enig 5U fid^ felbften" 
fommen, unb lieber reben fonnte, fagte fie sur ©tabt^SJlauS:" 
©el^abe bid^ tt)oI, biefeS Seben ift nid^t für mid^, id& ^affe baS" 
©etümmel. Std^ gel^e surüdf in mein ßod^, ba lebe iä^ fd^mal^I," 
aber in ©id^erl^eit. 

ißiöfael yLnqeto. 



5ttvi<^^ 



93e9 3ofe:p]^ Sinbtnner, 
MDCCXXI. 




40 [CtlieT Ztil, 8. SiltutiJ 



Vni. |>ifCOttr$. [»obmer] 

O quanta fpecies cerebrum non habes ! 

Phaeder Lib. I, Fab. 7. 

[nbala nennet ftd^ bie atttge Xod^tet eines t)orne]^men9Jlanned; 
34 ^abe fie Don il^tet Ainbl^eit an gefannt, unb üetbiene 
barum befto leidster Glauben, ba td^ il^ren ^atactere fd^teibe, meldten 
id^ aus feinen attcretftcn Duetten f^ttf^oU, 

2)ie etfte ^loubette, toeld^e äßanbala ftiegte, aU fte anftenge 
ben Jßerftanb au öffnen, »are biefe, baft fie dn fd^öneä ftinb fe^e, 
unb bie anbete folgte fo gleid^ batauf, bag ed il^t an feinem SJlanne 
fel^Ien totxht, ^ie Ainbettodttetin fd^toa^te eS il^r Sag unb 9lad^t 
t)ot, um bie SWuttet 5uf[attiren, »eld^e eS fteubig »ibetl^olete, unb 
fid^ butd^ bie müttetlid^e 9lffection bie Äugen subinben (ieffe. @ie 
wöfd^ete unb fd^müdfete ba8 ^inb, pe Heibete eö foftbat an, fie 
fd^irfte e8 ben SJertoanbten, ben gteunben unb 9lad^barn SSipten 
5umad^en, unb atte biefe gute Seute Ratten niemals Mangel an 
©omplaifance für bie SWuttet, ba§ S^öd^tetd^en auabmiriren, unb 
5uex^eben. S)et eine mad^te biefe Dbfcröation, baft e« einer berul^mten 
©d^önl^eit leibl^affteS 2Jlobett, er accorbirte in einem ^aralele il^re 
fd^tt)ar«[$]8en Äugen, il^re 9ld6gen, il^re tt)oI«gemad^te SipJ)en, il^re 
ftinne. S)er anbere fanbe eben bergleid^en Äel^nlid^feit beS ftinbeö, 
mit einem ©ontrefe^ eine§ ©upibonS, tod^tx SftaJ)l^aeI bon Urbin 
3um SWeifter l^at. S)iefer l^atte feine ©rofemutter gefannt, aU fie 
itod^ in bem ^lor i^rer Sugenb gett)efen, unb für bie fd^önfte Jungfer 
t)er (5tabt t)affiert, er bergaffe nid^t bte 9lat)t)ortS nad^ ber Sänge 
.^uerse^Ien, tt)eld^e bie§ junge ftinb mit i^r l^atte. S)c8 einen unb 
ied anbern äBunfd^ toaxt einzig, bag e§ lebte, unb bag bie Sineamente, 
t)ie fie an il^m entbedten, 3cit befämen eine ©d^ön^eit su formtreu, 
tt)eld^e atte 2W&nner burd^ eine geheime ftrafft sJt)ingen tt)ürbe, fie 
8U lithm unb auöerel^ren. 

JJebermann rebete auf biefen S^l^on mit bem SJl&gbd^en, unber« 
beffen rouä^i es auf unb fame 5u Salären. 68 fieng an attgemad^ 
8U raifonnieren, unb loie bie ftinber ein frifd^eS unb neueä ©eböd^tnife 
l^aben, fd)tt)ebete i^m immer bor, »aS eä bon feiner ©d^önl^eit unb 
bon einem ^anne gel^ört l^atte. Ob nun atoar baS unfd^ulbige 
ftinb nid^t n)ufte toad eg fagen toitt, einen ^ann nel^men, fo toar 
e§ bod^ fd^on gefd^idtt subegreiffen, bag ein fold^er fein ®IM mad^en 



[Sobmer: fßttttfixtt totiUi^ (Erstellung.] 41 

foUte, unb bag e3 jotgf&lttg fepn müfte il^m sugefaUen. ^lid^t tninber 
tDufte es ben Sd^Iug sumad^en, bag einem äJlanne nid^tS fo l9oI 
geföUt aU bie ©d^önl^eit, benn e3 erinnerte fid^ ber {^omtul n)oI; 
bie feine 2Jlutter brandete, tt)enn eS ctroaS nnrcd^t getl^an l^atte: 
5Pfu9l bu tt)irjl feinen SJlann betommen, tt)enn bu fo garftig bift. 

äJlittlermeil als baS Ainb ftd^ anf bie Xortnr fd^raubete, um 
au§5uforf d^en, tt)a8 ein SJlann für ein S^l^icr, »enbete cS atteS auf 
feine ©d^önl^eit suerl^ö^en, bie f^Iedten auszutilgen unb bemienigen 
tt)a8 e8 fd&öne« ^atte, burd^ bie ftunft einen 3ufa^ augeben. @S 
l^at fid^ aeitUd^ fagen laffen, tt)a§ bie Singen einc8 SOflonncä fd^ön 
hündt, unb tozil ed gel^öret, bag eine t)rot)ortionirte SaiUe, tin 
runbcS @mbonJ)oint, dnt breite ©tirne, eine meiffe §aut, fd^tt)ar^e 
^ugen, Äurora«rotl^e Sßangen, in ber Definition ber ©d^önl^eit 
ftill^nben; fo l^at eS biefe OuaUteten t)oti @orge t)or bem @t)iegel 
gefud^et, unb bie (Eigenliebe l^at feine 93egirbe fd^ön 5u fd^einen fo 
nad^brüdflid^ feconbirt, bag ed fid^ ol^ne (Sonteftation t)affable gefunben. 

S)ie unberfd^iebene ©orten öon ©erüd^en unb ©äfften, toeld^e 
Säßanbala pd^ angefd^affet l^at, bie §aut rein, frifd^ unb loeife 5u« 
bel^alten, formtreu eine fleine %poitdt. Std6 fa^e in il^rem 3iwimer 
3ibetl^, aSalfam, Ungarifd^ Sßaffer, SSiol^^löer , ®itronens@aft, 
2Jle9en«3:]^au, Sungfem«9Jlild&, unb anbre ß6ttrlatan8«2ßaar. 

3a für t^r ^nli^ rotrb aud^ ^ül^mtft auSgebranbt. 

S)ie SJlutter l^ielte i^r einen SJleifter ber gran^öfifd&cn ^Bpxad^t, 
einen ©ängcr, einen SSirtuofen, einen ©d^neiber, tintn S)an^meifter, 
unb bad Xöd^terd^en l^atte feine gröfte f^reube, hit ungereimte Dän^e 
ber gfranaofen sulemen; e8 liefe e8 fid^ fauer »erben, i^re ndrrifd^e 
©tedungen tool nad^gual^men. 

3n »ü^ren biefer galanten Semül^ung ift [^2] SBanbala 
mannbal^r toorben. (Sint (Seber ift nid^t fo grab als il^re majeftetifd^e 

©tatur aber id^ !an eud& feinen äl^nlid^em 6oncej)te bon il^rer 

©d^5n^eit mad^en, als xotnn id^ fage bag fte ber ©ema^lin beS 
^oeten ** gleid^et, unb tt)enn id^ eud^ auf bie SScfd^reibung bie 
er t)on il^r gemad^et l^at, l^in toeife. 

SSilbet eud^ baneben für, baft fie gut gran^öpfdft rebet, J)olit 
bandet, nad^ ber neueften 9Wobe gepult ift, bafe fie auf bem S^iftru« 
mente f dalägt, unb fanffte barein fingt. 

On fem aller au coeur ce qui fort de fa bouche. 

Fontenelle. 



42 [«rtler %til 8. JBlMutjJJ 

Siä^ l^abc ttod^ nid^t« ''flerül^mt öon il^rem ©eift, fic l^at il^n 
öon ber 9lrt, toeld^e trefflit^ gut ift ein 6onU)üment ^n fd^nciben, 
einen Sftoman ober SJ^enantenS öetüebte unb öalante ©ebid^te au« 
lefen. SDßenn i^t gut finbet il^t 8u jagen, bafi pe fd^ön, unDet« 
gleid^üd^, |o tt)itb eud^ bie Antwort be8 6onH)üment-gformuIat8 
nid^t ausbleiben: ber ^err fd&er^t mit feiner aJlagb. SDßenn il^r 
ettt)a alfo fdmet, toie ** 

93e9 bem Brunnen ^urft juletben 

^ai ber $hnntel nie begehrt, 

Unb td^ n)äre ftraffenä roertl^, 
äßenn td^ n)ürbe burftig fd^etben. 

^rum mein @nge( fep gefüft, 

äßetl eg bod^ unmöglid^ x% 
93e9 bem 93runnen ^urft juleiben. 

|o ift fie capabel eud^ bie Unrid^tigfeit euerer Slrgumentation l^eiter 
unb Uax 5u bemonftrieren. 

3Slii biefen feltenen ©aben geltet Sßanbala l^eut au Sag ben 
ßeuten unber bie klugen ; pe l^at Diele Rendez-vous mit il^ren ®e« 
fj)ielinnen, eS fe^e bafe fie auö ber ftird^e fkel^en, ober loann fle 
einanber in il^ren Käufern Sefud^ungen geben. Ätebann fud^et eine 
bie anbere an ®efd^idHid^!eit püberfteigen, um se^en ober sloan^ig 
{Jaben fo lange burd^ einanber ^useul^en, unb auöerftridfen, hi^ fie 
tim gett)iffe gorme friegen, meld^er man ben galanten %itzl ber 
©J)i^en ertl^eilt i^at ; Ober fie Idolen atterl^anb 3^itbertreibe l^eröor, 
»ie ba8 a5Un^eImaufeIs@j)ieI, baS 5um ^e^fer tretten, unb anbere. 3m 
übrigen »enn fie in il^rem emft^afften ^umeur finb, fo raifonnieren 
fie über bie SJlagnificen^ eineä jungen 2Jlenfd6en, ber feit fur^er 
Seit au§ grandfreid^ aurüdf !ommen, unb eine galante fülobe, bie 
bep uns nod^ nid^t gefel&en loorben, aU ben ^Profit öon feinen Steifen 
mit gebrad^t ^at. 

— — — Eat quacunque puellis 
Injiciat curam quaerendi fingula; quali 
Sit facie, fura quali, pede, dente, capillo. 

Hör. Lib. I. S. 6. 

Sie meffen fein Stcid^tl^um baS er attbereits bep^et, unb tt)a8 il^m 
nod^ Suerben rüdtftänbig bleibt, unb mad^en ben (Salculo bamad^, 
ob feine 9lenten fufpcicnt für bie 2)ej)enfen il^rer ^leibung unb 
il^rer $IaiprS. ^enn Sßanbala unb il^re ®eft)ieUnnen l^aben pd^ 



[SBobmeT: aSerfel^rte loeiblid^ ^iel^ungj 43 

leinen anbetn &onttpt t)on einem ^ann gemad^et, aU bag biefeS 
eine $etfon bie il^re ^ad^t, unb il^re Sommobiteten unberl^alten 
fotte, unb alfo ben SBert)^ il^ter ©d&önl^eit beaal^ten. 

S)ie $rot)]^ese^]^ung n)el(i^e SSßanbaten fd^on in il^ret ^ugenb 
t)on guten Seuten, gleid^ n)ie id^ gefagt l^abe, gemad^et Sorben, ift 
bereit einsutreffen, fie l^at einen ^auffen Amanten, bie alle baS 
el^elid^e S3ünbnig mit if^x für ein Dom [^3] ^immel gefallene^ 
©lüdfe toürben l^alten; Aber feiner Kget il^r fo tieff inn aU 
©upl^ranor, benn ilber baS, bag er jung, molgemad^t, unb gelehrt 
t)affionirte ^ouceurS t)orsufd^n)a^en, ift er aud^ fo tDoI l^abenb, bag 
er im ©tanb ift einer grauen ©aroffen 5U Italien. S)ie ^affion 
bed {^rauensimmerS für ein ftot^ed @quit)age ift general. ^Ifo 
mad&et fid& SÖanbala groffe 3Mf^t feine Siebe au emel^ren. ©ie ift 
pnnreid^ 3wfammenfünffte mit il^m ansuftetten, eS fetje bag fie e8 
bal^in fartet, bag fie auf bem Sanbe ein fiinb mit einanber aus 
ber Siauffe lieben, ober bag pe 8u gleid^er 3ßit eine SSaben^gfartl^ 
mad^en. 

3d^ fal^e fie geftem burd^ meine ®affe f parieren, il^r Ropfi» 
fd^mudf »are eine ^opJpz auf »eld^e fo öiel @tten S3anbe gebauet 
tt)aren, baft pe tt)ie tin fj)itiger S^l^urm nad^ bem ^immel ftiegen; 
Srocarb, ^amaft, 5ltla§ ftritten um bie SDßette meldte« i^r am beften 
ftel^e; tin paar ber foftbarften ^anbfd^ul^en mit ®o(b« prangen, 
fubtile ©d^ul^e mit 93Iumen unb ßaubtoerdf burd&loürdfet; bie ginger 
t)oti S)emanten, 3a8i)i8 unb @aj)]^iren; bie Dl^ren mit ben gröften 
^Perlen belaben: 5ltte8 baö ertoedfte meine ©urioptet au fd&auen, 
tt)ag unter biefem tl^euren ^u^ Verborgen? @in tt)o( geload^S^er 
2tih, ein ^ntU^ öoU Seb^afftigfeit, dn füffer aWunb, geuerreid^e 
klugen. 2ßa8 mel^r? @ine irrbifd^e @ee(e. 

§ier l^abet il^r eine ®efd^reibung öon ben tt)id^tigften ©efd^äfften, 
öon ben greuben unb ben ©orgen einer ^erfon, bie gebendfen !an, 
unb bie ben S^al^men einer galanten unb manierttd^en Sungfer fül^ret. 
IRun toitt id^ biefe ®e9tt)orte gelten laflen, unb mid^ lauten sufagen, 
ba6 SDßanbaienS ßonbuite lafter^afft fe^e; Aber id^ fan aud& nid^t 
fagen, bafe pe einem 2Jlenfd^en ber nid^t attein 6örJ)er, fonbern aud^ 
®eip ip, looipänbig fe^e. 3d^ tt)itt nur fragen, ob eS loal^r fe^e, bag 
Sßanbata dnt @eele l^at, toit il^re menfd^Iid^e S3ilbung t)ermut]^en 
mad^et, unb tt)enn pe J)retenbirt um fold^e su l^aben, fo verlange 
id^ baS Sett)ei6t]&um baröon in ©efd^äfften aufe^en bie nid^t fo gar 
materiatifd^ pnb, aU bie il^ren, unb too aud^ bad ©emüt^ ^ntl^eil 
nimmt. 3W^ frage pe ferner, ob bie @ee(e ober ber ßörj)er öon 



44 [9t\ltx %txU 8. 2)t8Ittr8.] 

I^öl^etet 9latut unb SSßertl^e fe^e, unb tDenn eS bie @eele ift, ob 
biefe benn nid^t mel^t ober tDentgftenS eben fo t)iele @ot((falt um 
äßanbala Derbiene, aU ber Setb; ob fte Detanttootten !önne, bag 
fte nur bie ^aut unb nid^t baS ^et^e fd^önet mad^et. @S ift in 
aaSal^rl^eit ber gtöfte Äfftont für ba8 meiblid^e ®efd^(ed^t, ba6 man 
ed in bie Sircfel ber Kammer, ber Andren, ber @tuben, unb ber 
ftundfel einfd^ranrfet; 3d& fel^e feine ßärere ßonfequen^ a(8 biejenige, 
n)eld^e man baraud mad^en !an, bag bie n)eibHd^en @eelen unebler 
aU bie mdnnlid^en, id^ fel^e aber aud^ nid^ts abfurberS unb falfd^erd 
aU biefeg. 

aWan filmet leidet an SBanbalenS &itmpd, ba6 ber ^aui)t«2fe]^Ier 
bc^ benienigen geftanben, loeld^cn bie ©orge für il^re Äufcraiel^ung 
obgelegen, unb menn id^ il^re gute (Somple^ion unb il^re ©^önl^eit 
betrad^te, fo !an id^ nid^tS anberd bendfen, aU bag ein fd^5ner ®eift 
in biefer fd^öncn Sßol^nung ftedfe, id^ beßage nur bafe man fo lieberUd^ 
unb f&umig gemefen benfelben l^eröorsuruffen unb ju braud^en. 

S)ie SJ^önner finb eine anbere Urfad^e, baft bie 2ßcib§«^crfonen 
fo tt)enig forgfditig finb für ba§ gebendfenbc Z^til, tt)eil biefelbe 
bie 9larr]^eit tl^un, unb etmaS fd^öneS bad feinen SBi^ l^at, mel^r 
lieben, als ettt)a8 ungeftalteS, aber öerftdnbigeö ; totil pe ben ^Begriff 
t)on 93ßi^ an bie ©d^önl^eit, unb ben öon bem UnDerftanb an bie 
^dglid^feit gebunben l^aben. 3d^ bin fidler, toznn iä^ sum @nbe 
fommen mürbe, bie SJldnner biefeS $arabo|um suüberreben, bag bie 
©d^önl^eit f^Siiliäi ift, n)0 fie nid^t burd^ gleid^faÜS fd^öne ©aben 
be8 ©emütl^ä begleitet toirb ; bag ha^ Srauen«a5o(df anbere 2Jlefure8 
tt)ürbe nel^mcn, unb il^re ©efd^dffte nid^t mel^r bomiren, ben Seib 
fd^öner sumad^en, fonber Dielmel^r bebad^t fe^n baS ©emütl^e au§» 
3UJ)oUren. 



3Mdf, 



8e9 3ofe:p]^ £tnbtnner, 
MDCCXXI. 




[i93retUngeTrSie ftunft beS SenfenS.] 45 



I^' 3^ifCpttt$. • [33rcitmgcr.] 

Animi imperio, Corporis fervitio magis utimur. Alterum 
nobis cum DIs, alterum cum belluis commune eft. 

Sali, in Catil. 

^^8 ben SWcnfd^cn öon bcm Zitier untetfd^cibet, ift baS 
SSotxed^t bad il^m bie ®üte bed @d^öt)fetd gefd^endfet l^at, bag 
et bie ©efd^idlid^feit au ®ebenden bejt^et. ^tnn man inbeffen 
bie tägUd^c Jöettid^tungen bet meiften SJlcnWen tt)otte betrad^tcn, um 
fie nad^ benfelben absumeffen, jo toütbe man einen fel^t Keinen 
Unbetfc^eib 8tt)ifd^en fold^en unb ben S^l^ieren pnben; inmaffen fid^ 
duffern »ütbe, bafi bie SWad^ine be^ il^ren otbinaiten ©efd^dfften 
baS gtöfte t^ut. 2)a8 ©ebdd^tnis öettrittet be^ i^nen bie ©tette 
bet Jöetnunfft, toeld&e fte nid&t aubtaud^en miffen ; S)ie Siebe ift eS 
butd^ xoüä^t bet ^enfd^ befannt mad^et, bag et gebendtet, unb fid^ 
alfo öon ben untt)iffenben S^l^ieten abfönbett: ^bet tt)enn il^t auf 
bie ^onbetfationen be8 gtöften %f^dU bet 2Jlenfd&en ad^tung gebet, 
unb biefelben unbetfud^et, fo »etbet il&t mal^tnel^men, baft il^te Sieben 
lautet mad^ina=[3[]lifd^e SDßitcfungen be8 ®ebdd^tniffe§ pnb. @ie 
tt)etben mit taufenb ^iftötien einfommen, mit gabeln, 6omj)(imenten, 
aBott«fj)ie(en « « « »eld^e il^nen bon SJluttet unb ©tofiniuttet ange« 
etbet finb; fie metben eud^, romn il^t mottet, bie ^etfonen cititen 
bon »eld^en fte il^te ©tsel^iungen aufgetefen l^aben; fie »etben eud^ 
bie 3cit unb ben Ott pteciä beftimmen, mann unb tt)o fie bie obet 
bief e @ad^e gelobtet l^aben, unb bietteid^t nid^t etmangeln eud^ sufagen, 
ba6 biefelbe ^etfon, bon »etd^et fie e8 l^aben, il^nen gejagt, ba§ 
fie es bon einet fold^en anbetn gel^ött l^abe. ^(fo ift il^te gan^e 
Sßiffenfd^afft in bem ©tunbe nid^tä anbet§ aU eine SJlad^foIge unb 
Sßiebetl^olung. S)iefe gemeine ßeute l^alten auf htn Entre-Vües 
im Sleid^e bet S^obten unb anbetn 93üd^etn, bie mit feltfamen §iftotien, 
mit neuen 3^ttungen, mit 9Wotb» ®tanb» unb S)ieb8«®efd^id^ten 
angefüttet finb, unenblid^ mel^t aU auf einem taifonnitenben 93ud^e, 
weil biefetben i^nen SJlatetie bottauf »eifen, ba§ SJlagafin i^teS 
©ebad^tniffeS suj)toöifioniten, unb fie in ben ©tanb 8ufefeen, baft 
fie in einet ©efettfd^afft il&te ^ottion sufd^loa^en mit mitbet $anb 
abttagen fönnen. 

SBenn il^t geltet bet Utfad^e nad^subendfen, toie e§ gefd^el^en, 
ba6 il^te SSetnunfft fo tieff ^inuntet getat^en, unb bafe bie Seid^en 



46 [CNter %txl 9. 2)tSfur8.] 

fo fd^toad^ unb atoeifell^afftiö ftnb, an toetd^en man fie fennen folte, 
fo tt)erbet tl^r aifobatb feigen, baft einzig bie elcnbe Äufetscu^ng, 
töeld&c pe gcl^abt l^aben, jd^ul^ baran getoefen. ©ie l^aben feit il^ter 
etften Ainbl^ett baS Unglüc! gel^abt, ha^ Unt)erftdnbige, meldten bie 
@orge obgelegen, il^nen bie erfte ^onttpit t)on ber äßelt, in toeld^e 
fie angetanget, unb t)on il^ten ©efd^äfften sumad^eU; ed in ber ge- 
bietl^enben unb bictatorifd^cn SJletl^obe getl^an, in »eld^ct hit un« 
geredeten gformuln ftel^en: S)iefe8 ift je^ atfo; 3d& töitt bafi eS 
alfo fe^e; SBiUft bu nid^t gefttid^en tt)etben, fo • • « an ftatt bafe 
fie butd^ Sftagen i^te SSetnunfft l^etöorruffen fotten, unb in bet 
®nfalt mit il^nen bifcoutiten. ÄuS biefct ^ocebut, tt)eld^e man 
mit il^ncn gemad^et, l^aben bie atme ftinbct eine $aut)t«2Jlajime 
]^etau§ge5ogen: 3)a6 fie fd^ulbig fc^en suti^un, unb sugebenden, tt)ie bie 
anbetn Seute, bie t)ot il^nen gelebt; n)eld^e bie fd^dbUd^fte äßitdfungen 
für fie gel^abt ^at. 3)cnn fie l^aben fid^ nad^l^et taufenbetle^ Sbeen 
in ben ftoJ)ff geftedet, öon toeld^en fie fein ftdrdfer gfonbament gel^abt, 
als ba6 pe biefelben öon anbem aufgefajfet, meldte pc pd^ entwebex 
felbft in il^rer untid^tigcn gfantape gefd^miebet, obet auf 3^rcu unb 
©tauben angenommen l^atten. 3)arauf l^at bie ©etool^nl^eit pe auf 
ben Sßal^n gebtad^t, pe l^aben nid^t mel^t äßi^ t)onnöt]^en in bet 
ß^onöetfation loot fottsufommcn, a(8 füt baSjenigc tt)iebet an ben 
2Jlann subtingen, tt)a8 pe t)on anbetn entlel^nct. ^Ifo l^abcn pe felbft 
i^te Jöetnunfft beS Sftcd&teS unb bet {Jtepl^eit, meldte i^t eigen pnb, 
bie ©ad^en suuntetfud^en, betäubet, unb cnbUd^ gat ent«[32]fe^et. 
3uletft l^aben pe pd^ betebet, baS ©ebcndfen fepe eine ttautigc unb 
meland^ottfd^e ©ad^e, unb gefd^el^e mit bet gtöftcn S3efd^tt)etbe be« 
SJlenfd^en. ^ä^ ^abe einen gefe^en, toeld^et Don einem jungen SWenfd^en, 
bet butd^ fein ftitteS SDßefen öon feinem tieffpnnigen ©eift ^Inseigung 
gegeben, pd^ öettauten laffcn: D bet atme ftnabe, id^ ttage SD^lit« 
leiben mit il^m, et roixh tt)enig ftöüd^e ©tunben auf bet SBett 
l^aben, et !an nid^t lad^en, et öetpciget pd^ in feinen 93ettad^tungcn, 
id& fötd^te, id^ fötd^te et toetbe pd^ nod^ 5U einem blatten, tt)o nid^t 
8U tobe ftubieten. 

SBenn mid^ nun jcmanb ftagte, loie c8 ein fotd^ct Unglüdffeliget 
an^ugteiffen l^ätte, bet bie SSetnunfft Detfd^endfet, fo ip fein anbetet 
ülal^t übtig, aU bafe et t)ot atten 2)ingcn pd^ »ibet in ben ©taub 
pettc, in »eld^em et gelebet, bcöot et feine Jöetnunfft untetgel^en 
laffen, unb ba8 ©ebdd^tnife mit i^ten Steilheiten inöeftitt. S)a8 toitt 
fagen, et muffe »iebet ein ftinb loetben, nad^bem id^ gett)icfen l^abe, 
bafe bet Einfang feines JöctbetbenS in feinet etften ftinbl^eit gefd^e^en. 



[Sveitingev: JCie Aunft ber ^enfenS.] 47 

@d i{t feine leidste (Sad^e ftd^ t)on einer angenommenen SJlanier, 
an tt)eld&e bie ©Heber feit langet S^it gewöl^net finb, loSsureiffen; 
^nbeffen bündet mid^, bag einet ber in bie ®en)o]^n]^eit fommen 
i% bie aSetnunfft niebetsnbtürfen, il^t am beften hiebet auftelffen 
fan, tt)enn et fid^ gefatten lägt bie iptogteffe aumad^en, meldte iä^ 
gel^e t)otsufd^teiben. @t mu6 ein biÜiged ^i&ttauen auf alle bie 
@ad^en fe^cn, n)eld^et ®en)i&l^eit t)on bet Sl^etnunfft mng gefud^t 
totthtn, unb todä^t er öon ben erften Salären feines SebenS öon 
atten Orten eingefammeft, unb in fein ®eb&d^tni6 sufcimmengetrieben 
l^at; @r mug baffelbe ausleeren, unb babep fld^ entfd^Iieffen, nid^ts 
weiter barinne Sftaum sug^bcn, al8 bemjenigen, tt)a8 er mit feiner, 
eignen Scrnunfft unterfud^et, unb öon bcm er bie S)eutlid^feit 
gefunben l^at; Sin ftatt bafe er feine vorige ©ebanrfen nur öon 
anbem geborget l^at, fo mu6 er in 8u!unfft feine eigene l^erbor« 
fud^en. Sßenn er nun bie Stefolution gefaffet i^at, bie ©ad^en 5U= 
unterfud^en, fo mufe er forgfdltig fe^n bie folgcnbe §inberniffen, 
n)eld^e i^m aufftoffen n)erben, aus bem SBege sur&umen. 

@in groffeS S5er^inbemi6 mad^en einem SJlenfd&en ber anfängt 
auunterfud^cn, bie äufferlid^en ©innen, toeil er Urfad^e finbet, ber« 
felben ®en)i61&eit in 3^^ifcl suaeul^en. Sßenn er, j. @j. pelzet, bafe 
eine ß^anne, toeld^e er unter Sßaffcr l^&lt, geMmmct fd^einet, un« 
gead^tet fie auffer bemfelben @d^nur>gerabe, fo ^at er ©runb einen 
^Betrug öon ©eiten ber ©innen anfordeten. S)iefcS fott il&m 5u einem 
Unberrid^t bienen, baft er hit Se^utfamfcit braud^e, unb feinen 
©innen niemal^lö [3 3] ©lauben sumeffe, als rotnn er atte ©ircon« 
ftansen loeld^e fid^ ereignen, ejact unb reifflid^ erwogen l^at, benn 
er »irb auf biefe Säßcifc leimen, wie weit bie ftröffte ber ©innen 
fid^ erftrcdfcn, unb in weld^er S)iftan^ unb ^ofitur i^nen sutrauen. 

(Sin neues ^inbemifi brauet il^m bie Übereilung. @r wirb 
finben, ba6, wenn er ©d^lüjfe aus einem gewiffen Principio ge» 
leitet, beöor er attc SlcrminoS bcffelben eigcntlid^ gefannt, unb fid^ 
baöon öerfid^ert, alles baSjcnige galfd^l^eit ift, was er barauf gc« 
bauet l^at. S)iefeS ift ein ^inbemifi, weld^eS be^ ben ajlenfd^en nur 
aHaugemcin; i^re Statur ift allsufaul, ftüd^tig unb ungebultig, als 
baS fie lang über etwas ftill fte^en fottten. SHe aWittel ftd^ aus 
biefer S)ifficultet loftBuwinben, finb biefe, baft er feinen ©a^ gelten 
laffc, t)on bem er alle Ter minos nid^t im ®runbe berftel^et, unb 
il^re Sßal^r^eit nid^t wol unterfud^t l^at; l^emad^, ba6 er feine ßonfc« 
quen^ auS einem ©a^ l^erleite, weld^e nid^t flar, unaweiffcl^afft unb 
notl^Wcnbig barauS abftieffct. 



48 [«Brfter Zeit, 9. 2)iS!ttTS.] 

Snblid^ ftögt il^m nod^ ein SSet^inbemig auf \>on bet ^utotitet. 
@t I&gt ftd^ bad Slnfel^en unb bte Slenommee tintfi geteerten ober 
eines öomel^men 9Wanne8 öerfül^ten, alfo baft er be^ ber Unter« 
fud^ung einer Sad^e, gefd^n)inber ift, baDon suglauben, n)a3 biefer 
bat)on bebitirt l^at, aU maS er felbft bat)on ftnben möd^te. allein 
er mad^e nur bie SSetrad^tung, bag anbere, bie t)on fetner 9latur 
participircn, öon benen ©d^toad^l^eiten, rotlä^^n er untermorffen ift, 
nid^t befreiet, unb er alfo nid^t fan pd^er fe^n, bafi i^re Sinne 
fie nid^t betrogen, ba6 fie fid& nid^t übereilet, ober bag fie felbfk 
fid& nid^t t)on einer Äutoritet bie Äugen aubinben laffcn: fo tt)irb 
eö il^wi "i^i^^ SWül&e geben, be^ ber ©ud&ung ber Sßa^r^eit fid& ber 
ungegrünbeten Äutoritet logsuntad^en. 

Säßenn er enbUd^ atte biefe ^inberniffen gtüdlid^ überftanben 
l^at, atebann l^at er bie Jöernunfft »iber fre^, unb ift in ber Situation 
fie glüdßd^ ^ugebraud^en unb su mebitieren. ^a er t)orma]^IS 
fo tl^örid^t gen)efen unb anbere Seute gefraget, toaS er bon einer 
©ad^e gebendfen, unb tt)orfür er fie anfeilen fottte, »irb er je^o in 
fid^ felbft gelten, unb pd^ fragen, tt)a§ er Don ber ober einer anbem 
©ad^c, tt)eld&e il^m aufftöft, gebendfen fönne; Säßann er an einem 
SWorgen bie ©onne toirb über feinem $auj)t tagen feigen unb feine 
aSertounberung erlocdfen, fo tt)irb er pd^ nid^t mel^r mit ber 3lnttt)ort 
einer blöben Slmme narren (äffen, bie ©onne fe^e ein ©tro^m t)on 
gefd^mol^enem SWetatt, tt)e(d&er fid^ in ber obem Sufft t)on Sölorgen 
gegen 5lbcnb ergiejfet; fonbem er tt)irb pd^ fclber biefe {Jragen 
öorlegen : Db eS aud& fetje, tt)a8 er ba öermeinet sufel^en, unb ©onne 
l^öret nennen? SßaS eg n)oI fetie? Sßie grog ed fe^e? Sßol^er eS 
fommen fepe? 3^ toa§ @nbe eö ba fe^c? Unb er tt)irb feine 5lnt« 
»ort auf einige öon biefcn fragen pjiren, bie er nid^t unstoeiffel« 
l^afft bctoeifen !an. S)a§ ift bie Drbnung, bie er be^ feinen 
Unberfud^ungcn l^at, unb baSjenige tt)a8 id^ fein mebitiren l^eiffe. 
S(d^ mad^e 5um S3efd^(u6 nod^ bie Änmerdtung, bag bag äJleiand^oUfd^e 
3^emi)erament baS befte fe^e sum mebitiren. @in 2JleIand^oüfd&er 
ift bc^utfam, gebultig, eigenfinnig, unb barum befto beffer im ©tanb, 
bie ^inbernijfen absutreibcn, tt)eld^e toon ben ©innen, öon ber 
Übereilung, unb t)on ber fremben ^tutoritct gemad^et »erben; unb 
bie ©ad^en big in ii^re dufferfte ©dfe ^uöerfolgen. 

iUiäfael yinqelo. 

5ttyi(»A 

33c9 S^fepl^ Sinbtnncr, 
MDCCXXI. 




[SnUinger: Set üRenf^ iß «etpfli^tet iu benlen.] 49 



X. ^ifCOUt$. [»reitinger.] 

Hic aliquis de gente hircofa centurionum 
Dicat: guod fatis eft fapio mihi: non ego curo 
Effe quod Arcefilas, aerumnofique Solones, 
Obftipo capite, & figentes lumine terram, 
Murmura cum fecum & rabiofa tilentia rodunt, 
Atque exporredo trutinantur verba labello, 
iEgroti veteris meditantes fomnia: gigni 
De nihilo nihil, in nihilum nil poffe reverti. 
Hoc eft cur palles; cur quis non prandeat hoc eft? 

Perf. Sat. III. 

|@r SJlenfd^ ift in bcm Sauffc feines SebenS fo Dielfaltigem 
@(enbc unterttjorffen, ba er immer au8 einem überftanbenen 
Jßerbrujfe in einen anbern, unb au§ einem leidstem in einen fd^toerern 
fättt, ba6 e8 fd^einet, bie SRatur i^abe il^m ju feinem anbern @nbe 
bie @igenliebe, »eld^e bie burd^öc^^tibfte unb ftärcffte SReigung beS 
menfd^Ud^en ®efd^Ied^te§ ift, fo tieff in ba§ ^er^e öej)f[an^et, aU 
ba^ ^e il^m für einen ^amm toithtx ben auSbred^enben Unmutig 
fottte bienen, tod^tx i^m baS Seben erteibet unb i^n einen ge« 
fd^n)inben Sob tDünfd^en mad^et. ^iefelbe ift Urfad^e, bag er aHeS 
baSjeniöe, tt)a8 5u ber S^^i^öi^tiö wtib ^luflöfung feiner aJlad^ine An« 
lafe geben fönnte, mii ber erflnnlid^ften [ft] ©orgfdttigfeit unb nad^ 
öufferftem SSermögen au8tt)eid^et, unb bon feiner 5Perfon ablehnet. 
S'lun tt)öd^ft ber menfd^Iid^en SJlad^ine faum bon ettt)a8 gröjfere 
©efal^r 5u, aU bon ber 3^raurig!eit. SDßenn biefelbe pd^ beS 
aJlenfd^en bem&d^tiget ^at, fo bringet fie fld^ burd^ fein innerfte§, 
fie fe^et bie gan^e ©eele in. eine 93eftür^ung, unb öerl^inbert ben 
freien ®ang il^rer ftrdfften ; 2)er ^bxptx berüe^ret atte frei)loittige 
®ett)egung, bie 3wnge fan fein SBort l^erborbringen, baS ©el^ör 
toixh bet&ubet, e« fammelt fid^ dn fd^toar^eS 3finftemi6 für ben 
Slugen, eine bleid^e S^obten^gfarbe überseul^et bie §aut, atte ©lieber 
gitteren, bie natürlid^e SDßdrme berfd^toinbet. 2)iefe geloaltfame @t« 
tuation in toeld^e fie ben aJlenfd^en fe^et, bebrol^et il^n mit einem 
gett)iffen 3^ob, totnn fid^ bie S^raurigfeit nid^t balb gert^etlet, unb 
e§ ift offte begegnet, bafi bie ungeftüme ©etoalt ber SCraurigfeit bie 
Seben8«®eifter jerftreuet, unb einen SWenfd^en maufe^tobt sur @rben 
gett)orffen l^at. 2)arum tr&get er bittid^ forge, bafe er fid& be8 feinb« 
(id^en Eingriffes berfelben auf ba§ befte ertoel^re; @r l^at Urfad^ 



50 [Srfter Zeil, 10. 2)iSfut8.] 

biefe unb bie Unglüdfeligfett für ^toeen {^einbe ansufel^en, bte ^u* 
fatninen eine ^Uian^ gefd^tDOten l^aben, um ben 0lutn feiner SJlad^ine 
unauSbleibUd^ Sumad^en. 

Siä) ^abe in bem ^ifcoutfe t)on bem äJlebititen tDal^tgenom» 
men, bafe biefe Seute, »cld^e füt baS SJ^ebitiren fid^ bie ^lad^folge 
unb baS äßieberl^olen angemö^net l^aben, betebet finb, baS 3Jlebititen 
füllte aSefd^metben mit fid^, »eld^e ben SJ^enfd^en tt)eit mz^t et? 
mübeten, als baä fd^wetfte ^anbwerd, e8 werfende in eine S^taurig* 
feit unb äJleland^ole^. S)a§ gemeinfte bad fte 5u beffen iBe]^Qut)tung 
ansengen, ift bie ßinfamfeit, meldte 5U bem 2Jlebitiren erforbert 
»erbe. 9lun flnb nad^ i^rem @rmeffen Sraurigfeit unb @infam!eit 
gleid^e ©ad^en; SBann il^t allein fci>t, fagen fie, fo toirb eud& bie 
äöeile lang, i^r fallet in bie Untl^ätigfeit, bie gteube unb baS 
Sad^en t)erfd^n)inben, ii)x fönnet nid^t aUein lad^en, bie {^teube ift 
Udn totnn fte nid^t mitgetl^cilet wirb; bie ©orgen greiffen eud^ an, 
unb fd^tagen eud& bamiber, il^r mangelt anbrer Seuten freubigen 
3ufprud^, unb fe^t nid^t öermögenb il^nen für eud^ Säßieberftanb au« 
tl^un ; il^r gebet il^nen ©el^ör, unb bie ^tiUt meldte um eud^ regiert, 
t)erberbet eud^ non ^atur bie ^l^antafie, unb mal^Iet eud^ bie Ob« 
jecte euerer gurd^t trefflid^ gröffer ab, meber pe eigentUd^ finb. @ie 
fagen toeiter, bafi bie ©orgen mit minberer SJlü^e in einer luftigen 
©efettfd&afft öergeffen, aU burd^ tieffe 9lcf(ejionen jerftreuet »erben. 
ßnbUd^, es fepe nid^tS trauriger^ unb unglücffeUgerö als baSSJlebitiren. 

^tteine bamit id^ eud^ bie Unrid^tigfeit unb ^^alfd^l^eit biefer 
ungegrünbeten SSefd^uIbigungen öor bie klugen lege, fo börffte in 
©rmangelung anbrer ©rünben tool biefeS einzige öermögenb fe^n, 
fie eud^ t)erbäd^tig sumad^en, bag bie groffe %bf urbitet auS ber [^ 2] 
9latur il^rer Sftebe ffeujfet : @in S^l^ier fe^e glüdffeliger aU ein 2Jlenfd^, 
»eil eS bie gertigfeit auraifonniren nid^t l^abe, unb folglid^ nad^ 
il^ren Principiis öon ade ben traurigen SBirdfungcn befreiet fe^e, 
»eld^e ba8 SWcbitiren in bem armen SWenfd^cn mad^et. ^uf biefen 
gfu6 l^dtten fie »eiter Sfted^t autoünfd&cn, bafi pe für SD^leufd^en 
ai^iere auf bie SBett fommen »ären. @in SBunfd^, »eld^er ^Inseige 
giebet, bag berjenige ber il^n mad^et, öon bem 3tt)edle beffelben, nid^t 
mel^r »eit entfel^rnet feiiel Snstoifd^en »irb ein Öiebl^aber beS 
aJlebitiren« anbere* ©rünbe finben, nai^brüdlid^ 8ubett)eifen, bafe ber 
3uftanb einer ^erfon, »eld^e niemal^ls mebitirt, be^ »eitem unglüdf« 
feiiger unb trauriger fe^e, aU ber feine. 

©ie geben mir ben erftcn ®runb felbft an bie §anb, inbem 
fie fagen, bafe einem ©infamen bie SBeile lang »erbe, baft er in 



[SreitingeT: <^er SJlenfd^ ift Derpflid^tet su benfen.] • 51 

eine Untl^ätiöfeit falle, ic. Sie öetratl^en pd^ bamit felbft, unb 
mad^en ben Satactete il^tet eigenen UntDiffenl^eit in bet S^xi bag 
fte öetmeinen eines 3Jlebitierenben feinen aumad^en, benn fle meffen 
unDetftänbig biefen nad^ il^tem Sd^ul^e. Stirnen bie nid^t mebititen 
!önnen, begegnet in bet Sl^at, fo offt fle Don ben ßeuten abgefönbert 
finb, unb fld^ felbft überlaffen merben, ba§ fle fld^ felbft eine fd^mete 
S3ütbe föetben. 3d^ nel^me nun ^h^n baDou ben S3en)eig, bag ein 
äJlebitierenber fo Diet glücffeUget fepe, föeil et aud^ fetbft in bet 
^nfamfeit, meldte ben anbem fo etfd^recftid^ unb traurig fd^einet, 
luftig unb erfreuet fepn !an. @r tebet in ber SBal^r^eit niema^U 
vergnügter, unb l^at aud^ niemal^Id mel^r ©efd^affte aU toenn er 
allein ift. SllSbann unberrebet er pd^ mit fld^ felbft, er giebet feiner 
Imagination unb feinen ©ebanden ben freien Sauff ; fle bred^en aus, 
unb fül^ren il^n auf bie ©taat8«®cfd^affte ber mäd^tigftcn ^rin^en, 
meldten er nad^fpül^ret ; (SS ift nid^ts groffeS in ber SBett meld^eS 
feinen 9ief[e^onen entgelte; SBaS geföefen ift, föaS ift, unb toaS merben 
!an, bemül&et il^n, @r reiffct fld^ öffter« au8 ber 3Jlad^ine in »cld^e 
er eingefd^randet ift, l^eraud, er feieret fein l^immüfd^eS ©emüt^e 
auf baS toa« etoig ift ; er trittet über alleS toa3 irrbifd^ ift, er fielet 
bie ©tcrbüd^feit unter feinen fjüffcn. 2)er 2ob, bie ©orgen, bie 
@d^mcr^en unb bie 3^raurigfcit liegen unter i^m, auf ber 3^ieffe ber 
@rben. 5lid^t8 oerl^inbert feinen Sauffc, er entfcl^met.fld^ immer 
Don bem (Srbboben, unb ftciget ju ©Ott über pd&, su ©Ott, Don 
meld^em er abfommen ift. 

©0 tangtoeiüg unb traurig bie (Sinfomfeit einem 3Jlcnfd^en fällt, 
ber nid^t gebendfen !an, eben fo tangföeiüg föirb i^m bie ^on» 
Derfation fluger unb teigiger ßeuten. 3d^ toill zugeben, 
ba^ er be^ einer Srouppe STlenfd^en Don feinem ©i^rot (uftig fepn 
!an; 6r ift ber 3Jlann mctd^er mitfauffen, mitlad^en, mitfpringen, 
mitfd^repen !an, unb er föeig fld^ nid^t tuftig aumad^en, aU in bem 
Sumult unb in ber 3Jlenge. Slber toenn [t 3] er in bie ©efettfd^afft 
ber SSerftönbigen fommet, fo toerbet il^r toal^me^men, ba^ il^m bie 
lange SBeite auf bem fjuffe nad^fotgcn toirb, benn er toirb nid^t 
allein nid^ts sufagen ^aben, fonbem aud^ baSienige, toaS ben anbem 
STlaterie geben toirb sugebendEen, unb su reben, toirb i^m unDer« 
ne^mtid^ unb abgefd^madft fe^n; ^ toirb ge^toungen fe^n jufd^toeigen, 
ober toenn er feine getool^nte Äunft ol^ne SSemunfft auft^toa^cn, 
braud^en tooUte, toirb fld^ unter feinen S^^^^ixn ein Deröd^ttid^eS 
brummen erl^eben, toeld^ed mit einem lauten ©eldd^ter enbigen toirb, 
unb il^m ben ©d^toeig unb bie ©d^amrdtl^e in baS Slngefid^t treiben : 



52 * [«rflet a:eil, 10. a)i8«ur8.] 

3m ©egentl^eit ^at ein ©ebendenbet ben SSottl^etl, ba^ et luftig 
fe^)n !an, c8 fepe ba§ et mit SBcifen conöetfltt, bie fo gctnc ge« 
benden atS mie et; obet bag et baS Unglüd l^at, in bie SonDetfation 
nöttifd^et Seuten sufommen. SJlit ben Ittugen befptad^et et ftd^ Don 
Quem maS bem STlenfd^en nü^üd^ obet fd^öbtid^ ift, t)on bem Sugenb* 
l^afften, Don bem Sd^dnen, Don bem Sl^tlid^en, Don bem Sdilligen; 
bet Umgang ben et mit il^nen l^at, ift eben fo nü^lid^ aU etge^enb. 
3n bet ßonDetfation bet Stättifd^en letnet et bie ©ottbitet bet 
^laifltd, föeld^e bie ^ebititenbe l^aben, fennen, föenn et bie fd^nöbe, 
faltfinnige unb fut^e ^taifitS bet anbetn bagegen ^öCt, ben fRaufd^, 
bie 33ßotts©piete, bie ©timacen, bie ^iftötgen « . . (St flehet eine 
^l^otl^eit auf bie anbete folgen, Don föetd^en biefe immet iad^enS> 
mütbiget ift aU bie anbete. 2)iefe bummen Seute geben i^m bie 
Somebie. 

2)iefe8 mag gcnugfam feijn, suseigen, baj einet bet gebendfet, 
nid^t allein nid^t ttautig lebet, fonbetn nod& fo füffe unb sugteid^ 
nü^Ud^e ^taifltS genieffet, an toetd^e ein SWatetialifd^et 3Jlenfd^ 
nimmet gelangen !an, unb Don meldten id^ mit Detgebüd^e SJlül^e 
geben föütbe, il^m ^xmn S3egtiffe sumad^en. SBenn inbeffen bieg 
aUeS nid^t sulänglid^ föäte, ba§ ©ebendfen sutecommenbiten, fo mug 
et miffen, baj et in bet Obligation ftel^et, sw mebititen. 2)et 
6d&öt)ffet l^at gut gefunben, ben 3Jlenfd^en nid^t nut matetialifd^ 
SU mad^en, fonbetn il^m aud^ nod^ ein geiftlid^eS SBefen einsuf[5ffen, 
toeld^ed mit gebenden toitden !an ; 9lun ift bet 2(bee toeld^e mit Don 
bem flügften SBetdmeiftet muffen faffen, nid^ts gcmäffet als swglauben, 
betfelbe motte, unb l^abe bie 95etnunfft eud^ batum gcfd^endct, ba§ 
il^t fie btaud^et, auSbeffett, unb il^t atte bie ©d^öl^nl^eit gebet, meldte 
fie bequem ift subefommen. 2)et eine funplid^e Ul&t Don einem pnn« 
teid^en ©tftnbet Detcl^tt geWeget l^at, toütbe ftd& ol^ne stoeifel feinen 
3otn aufflaben, toenn et gienge, unb baS fd^öne SBetde au8 S)umm« 
l^eit ben Stoft lieffe fteffen, obet mol gat feine SRäbet au8 einanbet 
ftieö, unb SU ©tüden btäd^c; Sllfo toeift id& nid^t, tt)ie einet bem 
Slbfel^en bed ©d^5))ffetd entf))tod^en ^abe, bet bie gan^e Sapacitet 
feinet 95etnunfft fein Sebtag su nid^ts anbetS angetoenbet l^at, als 
feine ©liebmaffcn subemül^en, um ein ©tüd gtobe 3Jlatetic in eine 
getoiffe fjotme suDetftetten, toeld^e bicnen fan, feinen (&bxptx Don 
bet ©emalttäl^tigfeit bet auffeten Objecten, meldte btol^en il^n an* 
Sufatten, gefunb subemal^ten ; obet, toeld^e ein ©cmel^t ift Don einet 
^Paffion bie il^n bcmeiftctt l^at; öfftetS mit menigetet ftunft, webet 
ein S3ogcl obet ein DictfüfflgeS S^iet beseiget, menn jenet fein 5lefte 



[3eHto)eget: 9}etfd^iebenl^ett bet ajlenfd^en.] 58 

auf einen l^unbertjal^nden Sid^baume in bet abgemeffenften Otbnung 
flid^tet, unb biefeS ftd^ eine untetitrbifd^e ©rotten in beut abge» 
tegenften SQßindel eined SBotbeS bauet. 

iOiiäfael 2(ngeIo. 

5ittFt4^^ 

SBe9 3öfe^)§ Sinbinner, 
MDCCXXI. 



■ < A > ■- 




XI. 5)ifC0Ur$. [Seaweger.] 

Omnibus in terris, quae funt a Gadibus ufque 
Auroram & Gangen pauci dignofcere poflunt 
Vera bona atque illis multum diverfa, remota 
Erroris nebula: quid enim ratione timemus, 
Aut cupimus? Juven. Sat. X. 

[3e Ungleid^l^eit bet SJlenfd^en, il^rer ^umeurg, Sfleigunflen unb 
bet Jöegriffen, »eld^e jte felbft fid^ formieten; ober »etd^e fte 
Don i^rer ^uferseul^ung, il^rem ©tubieren unb bet ©onbetfation 
mit anbern Seuten entlel^nen unb annel^men, entberfet fid^, meines 
erad^tenS, nirgcnb« auf eine fo fid^tbare SQßeife, at8 in bem ©ud^en 
beS ©uteS überl^aupt; unb ber ©tüdtfeligfeit, föeld^e baDon 
abpieffet, für bie fie famtUd^ mit Slngft unb ©d^mer^e, aber auf eine 
überaus unterfd^iebcne 3Jlanier fid^ bemül^cn ; S)iefer Unterfd^eib ift 
fo treffüd^ 01^06, ba§ ein g^bendfenbeä unb unpartl^eijifd^eg Söefcn, 
baS Don einer anbern (Sfpece, unb Don atten ben unreöutaren 
Stegungcn frep »äre, fd^toerlid^ merdfen touvbt, ba§ bie 3Jlcnf d^en 
eine einzige unb gleid^e @fpece ©efd^öpffe mad^ten, benn tt)a8 bie 
einen am meiften Derflud^cn, baS ift ben anbern eine (Jreube unb 
ein ^taifir; (Sin @urot)cer fticl^et, unb fd^auet eben biefclbe ©ad^e 
mit Slbfd^eu an, toctd^e ber 3nbianer mit (Sl^rfurd^t unb Unter« 
tl&änigfeit anbettet, ber eine Dietteid^t mit nid^t bef«L8]ferm SRed^t 
als ber anbere; ^er geizige ©panier mürbe l^er^tid^ gerne aUeS 
auftt)cnben, bamit er atteS ©otbe Don $eru in feine ftiften bräd^te, 
ber Slmericanifd^e SQßilbe (ber eben fo mol ein SJlenfd^, unb Dietteid^t 
Dernünfftiger ift ats ber erfte) fiel&et eS im gegent^eil al3 etwas 



54 [%tfltx Zeil, 11. SHSCutS.] 

fd^Ieti^teS unb unnü^Hd^eS an, unb nimmt mit ben gftüti^ten bet 
Stbe Dottieb, tDetd^e i^m bie milbe 9latur in fotd^et Wenge gu 
feinem ©ebtaud^e toad^fen (ö^t; Unb atfo ift eS mit allen S3eQietben 
unb 9lei0ungen bet ÜRenfd^en befd^affen, betmaffen bag @nniu3 uä^t 
gel^abt sufagen: 

Imus huc, hinc illuc, cum illuc ventum, ire illinc lubet 
Incerte errat animus, praeter propter vitam vivitur. 

S)iefe Ungleid^^ett duffert ftd^ inbeffen nid^t nut in ber ©fpece übet* 
l^aupt, fonbem aud^ in einem jebcn 3nbiDibuo, baS il^t Dot fld^ 
felbft unb alleine bettad^tet, benn emeget mot, unb befd^auet bep 
bem ßid^te, alle bie aSegierben, bie fjurd^t, bie Hoffnung, ben a5er« 
bad^t, ic. meldte gegen einanbet (oggel^en, unb ftd^ felbft nad^ einanbex 
aufreiben, ats fo Diele S^ptannen, bie fid^ bie ^errfd^afft über ben 
aJlenfd^en ftreitiß mad^en ; unb meffet atte bie unterfd^iebene ©ebandfen 
gegen einanber ab, meldte fid^ ber äJlenfd^ mad^et, unb in feinem 
fto))ff, id^ tDiK nid^t fagen in m&l^renbem Sauffe feinet ßzhtn^ ober 
eines Sal^rS, fonbem in ber 3cit einer SBod^en ober eines einzigen 
Saged malten (&gt, fo toerbet il^r fe^en, föetd^ ungel^eured S^aoS 
unb grdgüd^eS äJlonftrum aKeS baS sufammen formieren n)irb ; Std^ 
!an mid^ nid^t beffer über biefen $unct erflären, al8 Jöoiteau in 
feiner VIII. ©atpre getl^an l^at: 2)er SDlenfd^ ftattert in feinem 
Qthzn ol^ne 9iul^e ^erum, er fäl^rt unauf^örlid^ Don einer 
3Jleinung ju ber anbern; fein $er^ fd&iffet 8tt)ifd^en 
taufent ttlipptn unb ^inberniffen; ed meig meber föad 
es toid, nod^ toad eg nid^t toiU; barDor eS fid^ l^eut ge* 
fegnet, bad münfd^et ed morgen l^er^lid^, ic, 

^Ue biefe unterfd^iebene ©ebanden unb 9leigungen ber Wenfd^en 
fommen mir um fo Diel »unberlid^er für, unb mahlen mir bie 
fjantafteret) beS menfd^lid^en ©emütl^eS um befto gröffer ab, »eil 
fte, ungead^tet biefer SSerfd^iebenl^eit, bod^ in biefem $unct burd^« 
gel^enbä unb niemanb ausgebungen mit einanber einig pnb, ba§ 
fte alle gleid^, bie 5larren fo tool al8 bie SOßeifen, baS ®ute, eine 
fidlere unb bauerl^affte ©lüdffeligfeit fud^en, toie »ol fle ein jeber 
abfönberlid^ auf eine 3Jlanier, bie Don beS anbern gan^ unterfd^eiben 
ift, fud^et, nad^ ber Slnleitung feines ^Temperamentes, ober nad^ bem 
bie Situation ift, in ber er ftel^et, ober nad^ benen 3been, tocld^e 
er fid^ in feiner fiinbl^eit burd^ bie treue ^ilffe, SBad^famfeit, ober 
aud^ Slutoritet ber @ltem unb ©d^ulmeiftem l^at mad^en muffen. 
(^ieS le^tere ift eine überaus fd^öne unb I5blid^e 9Jla|ime, bie in 



[SeUtoeger: ä^erfd^iebenl^ett ber anenfd^en.] 55 

betn entfel^rntften Slttertl^um fd^on Pa^ gefunben l^at, ba§ man 
baS ®emüt]^ bet iungen Seuten mit bem 8tedten in bet t^auft auf 
bic ^Prindpia ber 95etnunfft gemöl^nc. 2)icfc SWctl^obe giebet ben 
gebietcnben 2)ecifioncn i^x ©ctoid^t, bcn ajlcinungcn einen ftarrfen 
^aä^btud, unb ben S^^J^iMn ein l^etteS Siti^t, unb ift treffUd^ gcf^idt 
bie Seute suübetfül^ten. Ober mein! föarum folte man al^bann 
nid^t ol^ne ©crupet unb 3^ciffrfwut^ annehmen, [8 2] toaS unfere 
3u(%tmeifter unä mit fo ftorden Slröumenten, unb bie fo ftd^tbar 
unb l^anbörtfflid^ flnb, beweifen.) 2)ie ajlenfd^en fud^cn bemnad^ 
auf SBegen, bie fo meit Don einanber entfel^met pnb, aU ber ^immet 
unb bie (Srbe, ju einem gteid^en S^^d augetangen. 

ajlein S3or^oben ift nid^t üon bem l^öd^ften ®ut aureben (»etd^eS 
toenig ^Perfoncn mit ernft^after ©orgfdttigfeit burd^ bie Söege, bie 
eS felbft üorgefd^ricbcn l^at, fud^en, unb öiet toeniger finbcn) bon 
bem »ir ou8 bem Sid^t ber S^latur ein fd^tood^e ftenntniö l^aben, 
unb beffen Dualiteten, iugcnben unb SJottlommcnl^eiten uns in benen 
^fiä^ttn ber SRetJcIation befd^ricben werben, Don »etd^cn bic Stuben unb 
S^riften, unb felbft bie ajlal^omctancr unb ein %f)tii ber Reiben mit 
einer fo groffen Generation reben, unb fo Diel ^arabe mad^en, aber, 
wenn mir nad^ il^rcn SQßerdfen urtl^eiten, i^nen wenig glauben suftetten, 
bic aSomcl^men, unb bic 95orftc]^er ber groffen S3crfammtungen eben 
fo wenig aU bie flcincn unb bie untergebenen Sul^örer; fonbem 
id^ XüiU überl^aupt Don ber ®(üdtfeüg!eit be§ gegenmörtigen unb 
aeittid^en SebenS reben, weld^e bem ganzen ©efd^lcd^te ber 3Jlenfd^en 
Don einer 3l|e beS ^immels ju ber anbern gemein, unb bie gleid^e 
fe^n fottte; unb toeld^e bod& fo ungteid^ unb bifferent ift, aU eS 
bie 3Jleinungen unb bic ^affionen ber 3Jlenfd^cn ftnb, bie meines 
bebüntfcnS nid^t übel in bre^) ©taffcn fönncn Dcrtl^eilet Werben, Don 
weld^en bic erfte bic SQßcifen, bie awc^te bie Starren, unb bic 
britte bie Seute bcgreiffet, bic awifd^cn be^ben baS mittlere 
Ort nel^mcn; 3d& fe^c in bic erfte biefc Seute, wcld^e allezeit pd^ 
fclber gleid^ finb, unb Don alter Unrul^e befreiet, fid^ Don ber ein« 
faltigen S^latur, unb Don bem ßid^t einer gereinigten S3ernunfft, bie 
fld^ Don alten 95orurtl^cilcn unb Slbcrglaubcn ber eigenfinnigen Söelt 
loftgcriffen l^at, fül^ren taffcn, unb weld^e il^rc ^rincipia auf reale 
ISßal^rl^eitcn ftü^en, bie fo wol aus ber ^IcDclation als ber wal^rcn 
Statur bcrer 6ad^cn bic il^ncn Dor baS ©cfid^tc fommcn, ftieffen 
unb genommen werben. 2)ie Don ber awei)ten finb biefc, wcld^e über 
nid^tS was es immer fe^e, rcftcctircn, fid^ um nid^ts befümmem, 
unb il&rc einzige Sorge fcpn laffcn, bafe ftc wol effcn, wol trindfcn. 



56 [«tftet Seil, 11. a)i8hit8.] 

unb alle tl^re fleifd^Kd^e Süfte befricbigen; toctd^e im übriöcn auf 
eine öö«^ tnad^inalifd^e SBeife, alle bie SSetoeguiiöen unb äctionen 
nad^mad^en, toeld^e Seute bie ßtebit l^aben, unb i^re SJleiftet unb 
fetten il^nen meig ntad^en unb einbtafen; unb in biefem $unct 
biefet ®attun0 ©ef^dpffen fel^t äl^nlid^ fet)nb, metd^e man gemeinigtid^ 
Sl^iete nennet. S)ie Don ber brittenSorte l^aben öön be^benßaractcren 
ettt)a8, fie f äffen Don i^rer Sußenb on SDleinungcn auf, bie man 
il^nen frül^aeitiö unb forgfältig öotfagt, fie fotmieten fld^ batau^ 
Stbeen, föetd^en fie l^etnad^mald ettid^e (eid^tftnnige unb t)em)egene 
SReftejionen beifügen, unb barauf ©d^e unb @^)ftemen bauen, Don 
föetd^en fie um aKeS ®ut ber 2BeÜ feinen t^u^ bteit abmeid^en 
toütben, folte gteid^ ^be unb ^immet barilbet einfallen unb su 
txummetn g^^ctt- 2)iefe le^tem finb in fel&t ßwffcr Slnsal^t, unb 
^aben ben meiften ßtebit; man [8 3] finbct fetten Seute Don ber 
erften ©attung, unb Don ber stDc^jten ift ber gröfte S^l^eil beS gemeinen 
^öbetS. SQßenn id& mid^ l^icr mit bencn narrifd^cn SJeröIeid^ungen 
unb Slttegorien tt)oIte (äiitpptn, bie fo fcl^r im ©d^toange gelten, 
fonberbar bep biefen Seuten, bie uns il^r ©efc^e mit ^utl^oritet 
bebitieren, fo fönnte id& bie erften mit bem erften ©temente beS 
§rn. S)e8»®arte8 Dergtcid^en, mit biefcr fubtilen SWaterie, bie burd^ 
aUeS einbringet, aKeS üä^i unb ^eKe mad^et, bie amegten mit bem 
britten, unb bie britten mit bem stockten Elemente, id^ fönnte, tt)ie 
benn bie 3Jlaterie ^od^, unb baS ©Icid^niö fd^ön ift, bie f d^önftc 
©ad^en barauS abfül^ren, aber iä^ ubergel^e e§ mit ftiÜfd^toeigen, ba» 
mit man mid^ nid^t für einen ©d^wa^er erfläre, wie fo Diele anbere. 

SlUe biefe Seute nun fud^en fid^, gleid^ n)ie id^ gefagt l^abe, 
auf ein gleid^cS 3ict äul&ebcn, toetd^eg ift, fid& in biefer Söett glüdf« 
felig sumad^cn, aber fic finb barinn unterfd^eiben, ba§ fte überaus 
ungteid^e 23egriffe Don biefer ®tüdffeUg!eit l^aben, baä eine für bas 
anbere, ba3 falfd^e für baS tt)a]^rc nel^men, unb ibrcn 6at)ricen it, 
folgen, unb bal&er ungteid^e 3JlitteI l^erDorfud^cn il^ren 23efi^ sucr« 
taugen, inbem ein jeber bemjcnigen 23egriffc fotget, ben er Don 
bcrfetben ^at. 

2)er SQßeife nennet fein l^öd^fteS ©tüdfe in biefem Seben, bie 
S}emunfft toot brandneu, unb bie Satente su einem guten (Bnbitozd 
aufwcnben, toetd^e fein ©d&öt)ffer il^m mit einer fo frepgebigen ^anb 
gefd^cndfet l^at, er fielet baS Ütbtn an mie eine Sragisßomebic, 
toetd^e nad^ ben ©efe^en biefes @d^öt)ffer8 baä Sl^eater öfftcrS Der» 
anbert, er toeig mot, ba^ ba§ S3öfe unb ba3 ®ute einanber Don 
3latur folgen muffen, barum erl&ebet er fid^ nid^t in ber gfrcube. 



[BeHtoeger: a>etfd^iebenl^eit bet anenfd^en.] 57 

unb betrübet fld^ nid^t ol^ne 9Jlaffe in beut Ungtüde, fd^auet bie (Sl^r« 
S3egietbe unb ben ®ei^, tueld^ed bie stuo 3l|en atter SSetuegungen 
bet übrigen Wenfd^en flnb, an, aU n&rrtfd^e @ite(!eiten ober Sd^atten 
unb 9iau(i^, er (ebet a(fo Don atter ftol^en Hoffnung unb n&rrifd^en 
tjurd^t befreiet, unb fuffet einzig auf bie ©ebotte feines ©d^öpfferä 
unb ber gefunben SSemunfft, befleiffet fld^ fo öiet in feinen ftrdfften 
ftel^et, biefelben auSsuüben, unb belad^et toie ein mal^ter ^emocritud 
ben 9ieft ber SBelt, auffer bie il^m gleid^ flnb. ^ie SJUttel burd^ 
»eld^e man auf biefen ©rabe ber ©lütffeügfeit unb ber Söei^l&eit 
Ibmmi, flnb, bie gwte Sluferjeul^unö, bie ©onDerfation mit ben Beuten 
Don biefem Saractere, bad @tubteren ber ^uttn S3üd^ern, bie ^» 
fal^ruuö unb baS 3Jlebitieren. 

S)ie jwepte ©orte ber SJlenfd^en trifft in biefem ©tütfe fel^r 
nal^e mit ben ftlugen überein, ba^ fie fid^ um nid^ts be!ümmem; 
ein ^anbtoerdds^ann in feiner SQßerdfftatte !an bad ^anbmerdt baS 
fein aSatter i^n g^tel^rnet l^at, arbeitet bamit er Sörob hriege, i§t 
es mit ben feinen im gfricben, fd^Idfft bie Stad^t rul^iß, lebt im 
übrigen ol^ne @l^r* nod^ ®ett>®ei^, unb ol^ne {^urd^t für baS fiünfftige; 
ber 23auer mad^et eS eben alfo ac. aber er ift barinne Don bem 
SBeifcn toeit entfel^met, ba6 er feine S3ernunfft nid^t aufpoliert, 
allein arbeitet feine §aut anfüllen, einfaltig unb blinb glaubt, toaS 
tl^m ber 2)octor, ben er gewol^net ift jul^ören, Dorgiebet, unb ftd^ alfo 
treiben läßt, toie eine beerbe S^^iere Don il^rem Wirten getrieben toirb. 

2)ie britte ©laffe begreiffet Seute Don aöen ©tdnben unb Drben, 
©elel^rte, Ignoranten, Sl^eologoS, 9led^tS»®elel^rte, WebicoS, $]^ilo« 
fopl^oS, ftauffleute, @l^rbegterige, ©einige, SQßottüftige, ganaticoS, 
©d^wcrmer » • ^alt ein, €)f) ! bie attju groffe SciJ^l treibt mid^ auS 
bem Sltl^em. 

Sitte biefe Seute fud^en il^re ©lüdffeligfeit in bem ftol^en SRul^m, 
bem S3eft^ beS Sleid^tl^umS unb anbern eingebilbeten ©ütern ; S)ieS 
l^at feinen Urfprung Don ber fd^limmen äuferseul&ung, su tocld^er 
nod^ baS Sem))erament unb bie Srfal^rung !5mmt. &,n ©elel^rter, 
^um 6|empcl (ober ber pd^ für einen fold^en Derfoufft) ergreiffet 
toaS fein ©d^ulmeifter gebie^ret, unb mad^et pd^ fold^e SSegriffe, tt)ie 
feines 95atterS finb, er bauet barauf, ftardct fld^ barinne mel^r unb 
mel^r, unb bemül^et fid^ atte fjätte unb S3egeben^eiten mit feinem 
©Qfteme suDergleid^en, eS fe^e mdglid^ ober nid^t; föenn über baS 
fein 2emt)eroment, bie fjlatterie unb bie ©elbft«l8iebe, bie otten 
äJlenfd^en fo tieff im ^er^e lieget, i^n (S^rgei^ig mad^et, fo fe^et 
er fein oberfteS ©lüde, ba6 er Don einer groffen 3Jlenge SSoldf Dor 



58 [«rftet Zeit 12. S)tShtT8.] 

anbem applaubiert toetbe; S)et (Seidige, totnn er, fo sufagen, mit 
ber 9Jlt((i^ ben Samen beS ®ei|e8 gefogen l^at, toenn fein SSattev 
il^m unaufl^atKd^ ben 9ht|en bed {Reid^tl^umd prebiget, bog il^m bie 
Olsten baDon toel^e tl^un, unb il^n bie falfd^en ober tDol^ren (S^empet 
barinne ftärden, fo glaubet er fid^ einzig gtüdfeUg, menn er ein 
rul^iger SSefl^er eines ^auffen ®otbe3 unb Silbers ift, ic. Slber 
td^ toiU mi^ in biefer SJlaterie ntd^t meiter l^erauSlaffen, no(i^ bie 
gfrage mad^en, ob bad SSerlangen ober ber ®enu^ bie Seute Don 
ber le^tem Slaffe glüdfeliger mad^e, ober leieren, mie man fid^ Don 
aUen benen falfd^en ^rincipiiS log mad^en f önne, ic. bag !an Materie 
au einem anbem 2)ifcour8 geben, id^ füge bem gegentodrtigen nur 
nod^ einen ©ebantfen Don bem berül^mten S)octor @*** be^f 
This is the sublime and refin'd Point of Felicity, caird the 
Poffeffion of being well deceiv'd; the ferene peaceful State 
of being a Fool among Knaves ; 3d^ mad^c benn ben ©d^luft, 
baS bie gröften SBeifen, unb bie gröften Starren bie glüdffeligftcn 
ajlenfd^cn finb; ©ntfd^licffet eud^, ßcfer, baS tint obcr'baS anberc 
äutoerben, unb bemül^et eud& je mel^r unb mel^r ben falfd^cn ©lan^ 
einer betriegenbcn ©tüdfcligfeit juDerad^ten. 

'hovace U ^Sianc. 

5üvi(t^A 

99e9 Söfep]^ Sinbinncr, 
MDCCXXI. 



* ji » I- 



-■ » j ti 



XII. ^XfCOUt^, [SBobmer] 

Scribendi rede, fapere eft & principium & fons. 
Rem tibi focraticae poterunt oftendere cartae; 
Verbaque provifam rem non invita fequentur. 

Hör. in Art. Poet. 

@nn Diele Seute Derbunben mären Don i^ren Sieben alles 
(S^^ baSjenige absufd^nctben, maä bie gute aScmunfft nid^t für 
gültig erflöret, toie ftumm mürben i^re SonDerfationen, unb mie 
fal^l mürben il^re ©d^rifften l^craugfommcn ? 3d^ bdd^te, mcnn altein 
biefc ©attung unDemünfftigcr SRebcn, meldte unter einem gcncralen 




[9obmer: aBortf)>ieIe.] 59 

9lal^me 9Sßott*@))te( genannt xoxxh, aud ben Unbertebungen unb 
S3üd^em auSgemuftert tDütbe, bog aUbann mand^es ^nfttument bet 
Siebe, tDetd^eS ie|o feine 9tn^t l^at, fd^iet sunt fteten SttUfd^tDetgen 
n)ütbe getrieben, unb mand^e @d^rifft il^teS einzigen Si^^^tl^^d be* 
täubet merben. 6in ®emüt]^ mni getoils äufferft arm an ©ebanden 
fe^n, tDeld^eS gesmungen ift bie SJlatetie feinet 9tebe Don bet 
©eftatt, bem Itlang unb ben SBud^ftaben bet SBöttetn 
Suentlel^nen; nun tl^ut baS SQßott*@))iei nid^ts anbetS, alfo ba^ 
id^ nid^t toei^, tt)ie eS gefd^el^en ift, ba^ aud^ in bet @loquen^ be* 
till^mte Seute auf bie ÜReinung fommen, baffelbe mad^e bie 9tebe 
fd^önet; benn bie l^öufflgen SteUen, fo id^ baDon in il^ten @d^tifften 
finbe, geben [JBl] mit Utfad^e guglauben, ba^ fie in biefen ©ebancfen 
ftel^n. S)ie Stempel, mit benen id^ biefe SBldttet Detfd^menben tDiU, 
tDetben eud^ bie SBefd^affenl^eit unb SSetfd^iebenl^eit bed äBott*@))iele3 
nöl^et etflöten, unb sugleid^ bequem fe^n füt feine Ebgefd^macftl^eit 
eud^ einen @(fel sumad^en. 

@tn jjeber in bet äßelt glaubt, ba^ eS fünbe fe^, 
@m ^u^gen an^uftedfen; 

Qiin ^auji fömmt feinem SRenfc^en be9; 
Dies fottte billig bid^ erfc^tedfen, 

Unb bennod^ bentfeft bu, inbem bu mic^ oer(e|t, 

il)a^ feine (Straffe fe^ auf beine Xi^ai gefegt. 

9{eufird^. 

S)er 5Poet raifonnirt mit einer ©ilDia, in bie er fid& öerliebet, obef 
bamit id^ mid^ mit ber $oetifd^en Weta))]^ora audbrüde, bie in feiner 
aSruft ein I8iebe8«3f^uer angeftetfet l^at; nun mad^et er ein SBort» 
Spiel, inbem i^m bag SBort anfteden, an metd^ed bie stoo unter* 
fd^iebenen Stbeen gebunben finb, Dertiebt mad^en unb anjünben, an 
bie ^anbe giebet, auf eine unerl^ört liftige SRanier aubemeifen bafe 
©^tüia eine 3Worb=a3rennerin, unb eine um fo Diel gröffere ©traffe 
oerbienet l^abe, aU einer ber (Jfeuer an ein $au^ geleget l^at, fo 
Diel tl^curer ein $oet fepe, ben fie angeftetfet ^t, ats ein ^au6. 

Über einen $o($trabenben ^oeten* 

Die ©rillen niaren l^oc^, fte giengen in bie £ufft, 
Unb mit ben äßoldfen fort; bann fam ein böfer Dufft, 
Da wud^fen Staupen brauS. Rata bieS oon o^ngefel^r? 
äBer fraget noc^, wo fdmmt baS Unge^ieffer l^er? 

^unolb in feinen SCcab. 9{e5enft. 

2)a8 SBort ©ritten ift e«, toetd^eä biefen ^infatt geborget 
l^at, inbem eS batb ba« Ungcaieffer bebeutet, tt)eld&e8 biefen IRal^men 



60 [^tet Zeil, 12. 2>i8fuT8.] 

fül^tt, balb getoiffe leere (S^preffionen, bte tDenig SBi^ aber Diet 
SBotte l^abett; unter toeld^e bemnad^ ol^ne 3^^iff^( ctud^ bte SBoxt« 
Spiele gel^dten. 

S)a8 folöenbe 2Bort»@ptet fömmt öon eben bemfetben Slutot: 

Über eined geuiiffett t^roitenaimmer^ 
iiberfififflgen @($mtt(I. 

^etn äRägben ift befre9t oon ©d^merten an bem @tein^ 

^er ^opff, $Qlg, Dbr unb iBruft mu^ @tein unb gleifd^ern fe^n; 

6)leo|)Qtra oerfc^Iung bte $erle bort in ftd^, 

$ter aber freffen fte bem ©apttal unb bid^. 

^ag ©onnet, toeld^ed am 88ften S3tatt bed atoe^ten Pontes unter 
ben ^offmannStDalbifd^en [teilet, unb bad gan^e ©ebid^te, föetd^eg 
in eben biefent 3^ome SBl. 136. ^^\t^ti ift, finb tautere SQßort*6picIe. 
S)a8 erfte f|)ielet mit bemSBort (Bn^li^t!^, totltl^t^ fo »ol für ben 
9la]^men einer Station, al8 aud^ für ben Jlal^men ber l^immtifd^cn 
©eiftem genommen mirb. @d föngt an: 

3!flan fagt GieUnbe fep oon ©ngltfd^em ©eblüte, 
3c^ läugne mabrltc^ ntd^t wa^ aller äßeU begannt. 
@<S gtebtS uns fattfam !unb ibr engUfc^er SBerftanb, 

S^r engltfc^ äßefen unb t^r ^immltfc^eS O^eblüte. d. @. 

2)er Slutor be§ anbern l^at feine fiur^meile mit bem SBort Sommer, 
ioeld^eS ber S^lal^me ber Söraut getoefen, ber er 95erfe auf bie $od&« 
aeit gemad^et, benn er brandet e8 oermifd^t, balb in biefer SSebeu« 
tung, batb in feiner eigenen. 

Unfere guten ^oeten ^r. Opi$, $r. (£ani^, ^r. Keffer finb 
dufferft forgfättig getoefcn bicfe SBort-Spiete au83utt)eid^en, bod^ 
l^oben fie aud^ [SÄ 2] nod^ sur ©etten^eit, il^r toerbet be^ ben anbern 
in mand^em ©cbid^te mel^r antreffen, afe in biefer i^ren ©d&rifften 
Sufammen. 

^\(S)i TOCt^ tc^ ma§ tc^ fott 

Tl\t betnen @üem tbun, bte Tlutkx !enn tc^ mol, 
2)u bift ber guno @ol^n. SStcl motten mir toaä fagen, 
@§ fe9 fein Gatter l^ier; fte l^abe bid^ getragen, 
92ad^bem fte an ein ^raut ^uftardf gegriffen l^at. 

Oplii in bem 2oh bcä Äriegcg*(SJotteg, 93. 25 u. b. f. 
* * * 

@uc^ taftet Subtoig an er f^at ftd^ oiel oermeffen, 
®r börfftc fid^ ben Xob an ben Drangen cffcn. 

SBcffer in ber S)antffag. bc§ Unter^S^lb. 



[Sobmet : aBortfpiele.] 6 1 

@r fc^et Orangen nid^t nur für biefe ©attung Qfrüd^te, bic otfo 
l^eiffen, fonbern aud^ für ben t^ürftlid^en Stamme t)on Oranien. 
3n beS $m. Don 6ani^ ^ocflcn finbct pd^ eines SöI, 7lDonber 
gregl^eit. 

@m 99aum niarS nur ein 93aum bran fo(d^e fjrüc^te faffen, 

^te bort ber erfte 9Renfc^ fottt unbetaftet laffen. 

Uns aber tft nod^ mel^r ^ul^alten auferlegt, 

Seil iet ein ganzer äßalb fo oiel SSerbottneS trägt; 

äBir Pren überall S3erfül^rungS«<Sc^langen pfeiffen; 

äBir rooütn l^ier unb ba nac^ frenü>en SCepfeln greiffen. 

3llle biefe 2Bort»@))ie(e bie id^ bigl^er gebrad^t l^abe, finb t)on ber 
gleid^en ®attung ; eine anbere ift, ba eine fleine SSeränberung ober 
Verbreitung ber SBorten auf einen ßinfall führet, fo »ie eS gefd^id^t, 
tt)enn bie Slel^nUd^feit beS ^l^oneS aus ^ilbebranb ^dUen« 
branb mad^et, unb bie 3efuiter in @fauiter berfel^rct, unb in 
ben folgenben @|empetn. 

— äBenn eud^ äBillmann n)trb um euem SBiQen fragen, 
@o la^t i^m allezeit, man mill, ^urücfe fagen. 

S'leufirc^. 

Über ein Soffe^au^. 

äBaS folgt auf fd^n)er ©eblüte ? 
^ein rul^igeS ©emütl^e. 
Unb road f^xtx auf Gioffe? 

^opfftoel^. 

Wltnant 

Über ^t^ttn ober S^iprieu, ber 
^tm9 Sattertonb. 

2)ie örunft entglomm in mir offt (S>r)pv\tn ^ufel^n, 
Da ftunb td^, lag unb \a% oerlernete ju ge^n. 
^un !lag id^, l^ätt id^ balb ben äBeg jurüdf genommen, 
^ätt ic^ in d^prten baS 3^PP^rn nid^t bekommen. 

®htn berfelbe. 

2)iefe ber)ben ©attungen beS 33ßort«©t)ieIeS finb in ben ®e» 
fprad^en beS ^öbels fel&r gemein, unb überaus betiebt, fle finb baS 
6al^ feiner Sieben, baS sel^enbe SQßort ift ein foId^eS ©t)iel, unb 
biejenige meldte barinne geübt unb fertig finb, paffieren beg il^m für 
auf gereumte unb geiftreid^e Äöpff e ; @r bebetf et bie garftigften 3been, 
er fagt bie ungered^tften ©tid^el^fReben in einem Söort»©t)ieIe, aber 
er nennet eS luftige @d^er^e, unb mnn il^r ein menig barauf 3ld^tung 
geben werbet, fo toerbet il^r Demel^men, ba§ aöeseit ein lautes lad^en 



62 [Crfter Zeil, 13. 2)i8htrS.] 

batauf folgen mtib, if^x toetbet %bttn bag eS ein atger fpi^iger 
ftopff fe^e, ber ein fott^ed 99ßott'@))ie(e gemad^et l^at, baS toiU in 
feinem ©tilo fagen, er fe^e fti^atfffinniö unb »i^ig. 2)et il6et ein 
9Borts@))iel nid^t (ad^en fönnte, mütbe in ben Sluff fontmen er märe 
ein bumnter Itert, benn bie Seute mürben meinen, fein StiUfd^toeigen 
rül^re nirgenb l^er, otö toeil er bie SubtUitet beS ^equiDoci 
ni(^t öerftanben l^abe. 3Jleine Stegel ift, je fertiger einer ift mit bcn 
aOßorten anfpielen, nnb je gefti^toinber ein anberer ift, il^m feine 
©enel^m* [9^ 3] l^aftung subeaeigen, fo Diel meniger guten Sßi| l^at 
ber eine, unb fo oiel unberebter ift ber anbere. 

^ fomme auf eine neue %rt bes 3Bort«@))ieIe3, toeld^eS burd^« 
aus mad^inalifd^ ift, unb an toeld^em bie SSemunfft am n)enigften 
arbeitet, id^ meine baS ^nagramma. ^I^r fötffet, ba6 bie SBorte 
in ben S3ud^ftaben finb, unb bag ber ungleid^e {Rang ber S3ud^ftaben 
ungleid^e SS^drter mad^et. 9lun feieret unb fd^iebet ein Siebl^aber 
bed ^nagramma bie S3ud^ftaben eines SBorteS ober mel^rem fo 
tange burd^ einanber unb in fo öiet ©eiten, biß er ein anber SQßorte 
barinne finbet, baS etwas bebeutet. Sllfo ftetfen in bem Söort 
AVGVSTVS biefe awep WAS GVTS, toie ein berul&mter unb 
gefd^idter SJlann bie 3Be(t geleiert l^at. 

AVGVSTVS f)at mir fc^on ©orlängft WAS GVTS gc^etffcn. 

®cb. berü&mt. u. gefdjtcftcr 3Wän. @t. XV. 

Std^ ftnbe in bem 5toet)ten Some ber ^offmannsmalbifd^en unb 
anberer S)eutfd^en ®ebid^ten S3(. 130. ein ^lempel, ba eine gan^e 
Seite auf biefe 3Jlanier jergliebert toorben. 

JOHAN VVOLGANG BEVVERDT 
HELENE MARGVERITE LEHMANIN 

S)urd& S5ud&ftaben»SBed&fe( : 

D Siebe! oermäl^l tl^r (^emüt^ n)Ol genau 

aneinanber. 

3u Opi^en 3sit l^at ^an bie 3lnagrammata fo l^er^Iid^ geUebet, 
bag er fld^ gesmungen gefunben, in bem lateinifd^en ^ifcourS, 
n)etd^en er t)on ber SSerad^tung ber beutfd^en ©prad^e gefd^rieben, 
(Siempet Don beutfd^en 3lnagrammatibuS anbringen, bamitman 
fä^e, bag biefetbe il^rer ©d^önl^eit nid^t abl^olb todre. @in getoiffer 
©cribent finbet nid^t nur Slnnel^mtid^feit, fonbern aud& Ärafft unb 
®runb in bem Slnagramma, benn er Derfnüpffet bie folgenbe 
©d^e : SQßaS burd^ Serf e^ung ber S3ud^ftaben l^erauSf 5mmt, baS toirb 



[SBobmer: aOBottfpiele.] 63 

gcf (leiten ; bct Stol^me bief eS groffen §ctm * * * l^ei^t öerfc^et : 
t®laubl und 2)eutfd^en U)itft bu 9tu]^, aud Ungetn 
gfricbc bringen; alfo »irb biejcr §crx *** au8 Ungarn fieg« 
l^offt sutücfe fommen. 

2)ie (Steoftid^a, bie Sippogxammata, bte S3outd« 
times, bte 9ionbeaus, bie Qä^o, Detbienen aUetfeitS i^re eigne 
Stelle unter ben 3Bott'@))ie(en, meil fie baS eine föie baS anbete 
bie ©ebanden nad^ ben äBorten smingen, unb i^nen bie SSernunfft 
Detratl^en. 2)a8 ^teoftid^on fud^et nid^t eine leb^affte S^pteffton 
öon einem gefunben ©infatt, eS l^at ein V. ober ein X.-öonnötl^en 
au einer ^f^xiaijiit bie ed bemerden tDiU. 2)a3 Sippogramma 
muflert nid^t bie fatfd^en ©ebanden ober bie fd^toad^en SBörter aud 
ber 9tebe, e8 t>erbannet ein unfd^utbiged 9%. ^ie S3outg«9iinteS; 
eine Srftnbung ber gfransofen, fd^reiben eud^ ein S3latt lauter ^Reimen 
Dor, toeld^e il^r mit ©eband en au^sufüKen l^abet, bie il^nen bequem ftnb. 

— — — — »rücfcn 

— — — — @anb 

— — — — »ranb 

— — — — ©trtdcn 

— — — — »liefen 

— — — — etanb 

— — — — Sanb • 

— — — — ^errüquen 

— — — — Settocrtretb 

— — — — SRcic^en 

— — — — Sc^letd^en 

— — — — Sctb 
_____ @töffe 

— — — — ölöffe 

Seilet ba bie Bender eurer SSemunfft; il^r muffet gebenden mad 
fie znä^ (äffen gebenden, nid^t toag il^r tooKet. SBenn il^r bie 
Wü^e moKet nel^men baS 80fte S3Iatt ber emftl^afften ©ebid^ten bed 
§r. 3Jlenden nad^sufel^en, fo toerbet il^r bafelbft finben, toie pd^ biefe 
^Reimen mit i^m Dernommen l^aben. ^ad 9lonbeau ift nid^t biet 
öemünfftiger mit feinen ameen Sleimen, unb mit bem Sprunge, 
»eld^en eä im Slufang mad^et, unb in ber 3Jlitten, unb aum SSefd^luffc 
»ieberl^olet. 3)a8 @d^o ift ein fettfamer Siebner, il^r muffet bie 
(Jragen, bie il^r an baffelbe tl^un mottet, alfo rid^ten, baft attesett 
baS te^te SQßort beffclben pd^ mieber fd^idc, bie äntmort angeben. 

t I. Tom. ber ®eb. oor ^offmanSto. u. anb. öl. 217. 



64 [Sr^et Zeil, 18. jOiSfurS.] 

S)tefe8 to&ren atfo bte gemetnften unb Domeniften ®attungen 
beS SSßott'SpteIed ; eS gtebet smat nod^ anbete, a(8 baS Slcroftid^on, 
bte !pa tobte, ic. t)ott toett^ett i^ bod^ feitt SBott Detttel^tett toiti, 
toeü id^ mit t)etf))te(i^e, bag btefe genug fe^n toetben, fie eud^ fanntttd^ 
unb sugletd^ l^ögüd^ aumal^ten. %bet mag utt^eilet tl^t Don ben 
Steinten, toeld^e bie @nge(änbet aud^ untet bie 3Bott*@))iete seilten? 
SBaS meine ©ebanden übet biefen ^ttidul fe^en, toiU id^ in einem 
eigenen S)ifcoutfe entbetfen. 

2)em angelegen feijn mitb bem Stallt aufolgen, meldten ^otace 
in benen SJetfen gegeben l^at, bie id^ an baS ^aupt biefed S)ifcoutfed 
gefe^et l^abe, bet mitb nid^t lange matten muffen, menn et teben 
obet fd^teiben mitt, bife il^n bie ®eftalt, obet bet 3:i^on eineä SBotte^ 
an einen @infatt mal^net, et mitb bie ©ad&en be^ fld^ felbft finben. 
Sammlet eud^ fagt et, Dot allen 2)ingen einen ©tunb Don fd^önen 
aBiffenfd^afften, eS ift nid^ts notl^menbiget«, menn il^t mottet gut 
f d^teiben ; il^t metbet pe in ©octateS ©d^tifften antteffen, befümmett 
eud^ nid^t um bie ^^pteffton, biefe mitb eud^ nid^t mangeln, menn 
i^t eute SDlatetie mol metbet im ftopff l^aben. 

Kttbeen. 

^ümdf, be9 Sofep^ Sinbinnet, MDCCXXI. 



■ < M. »i 



XTTT. "^ifCOUt^, [»reitinger] 

Ut nemo in (tfe tentat defcendere, nemo; 

Sed praecedenti fpeftatur mantica tergo. 

* « * d 

Caedimus, inque vicem praebemus crura fagittis: 

Vivitur hoc pado, fic novimus, ilia fubter 

Tecum vulnus habes: Sed lato baltheus auro 

Protegit, ut mavis, da verba & decipe nervös. 

« « « 

Refpue quod non es — — — 

Tecum habita ut noris quam fit tibi curta fuppellex. 

Pers. Sat. IV. 

[318 fünfttid^e Söeltgeböube ift eine äcabemie, in meldte bet 
gtoffe ©d^öpffet ben 3Jlenfd^en fügtet, il^n butd^ bie 23ettad6tung 
bet ©teatuten, betfelben ©d^önl^eit, 95ottfommen]^eit nnb Dtbnung, 
SU bet @tfenntni§ feinet unenbtid^en Statut, nad^ unb nad^ Dot^u« 




[SSreitinget: Ser^fterfenntnig.] 65 

bereiten. 3n biefex äbfid^t l^at er bem aJlenfd^en eine öemünfftige 
©eete eingepffet, bie in bem Seibe nid^t befd^Iofjen. bleibet, fonbem 
fid^ in einem äuöenbUrf über @rbe unb Snfft bife an ben ©i^ [5ß] 
ber Sternen reiffen, nnb ben Sauffe ber l^ol^en ®onm unter fid^ 
fteöen tan, öermittelft biefer ^immüjd^en Ärafft fan er bie SQßerdfe 
be§ uttbeörieffUti^en ©d^öpfferS mol unterfd^eiben unb Demünfftiö 
betrad^ten : 2)er be^ fid^ fetber bebendtet, bag ber möd^tige 8d^5))ff er 
biefed meitlöufftige ©ebdube ber SBett; aUein su bem ©ebrand^ unb 
2)ienfte beS SOilenfd^en, fo fünfttid^ l^abe auföefü^ret, ber toirb fid& 
Derbunben fel&en, bie SBerdte ©DtteS nid^t nur mie ein müffißer 
3ufd^auer, ober toie bie wi^Iofen S^^iere anjugaffen, fonbem feinen 
aSerftanb burd^ bie ^rforfd^ung berfclbcn aufd^örffen. (SS ö^^ic^ret 
fld^ in mir ein jarteS 3JlitIeiben, toenn id^ fel^e, bafe biefe Obligation 
öon bem gröften ^auffen ber SD^enfd^en 8u il^rem äufferften ©d^aben 
aud ber %(!^t gelaffen n)irb; sumal^Ien fie baburd^ fid^ ber mid^tigften 
3i:eube, bie fie in biefem elenben Seben jul^offen l^aben, berauben, 
unb xn^ ©egentl&eil ben Slnläuffen aöer 2öiebertt)ertig!eiten bto§ 
geben. ^uS biefer SSetrad^tung bin id& fd&lüffig toorben, meine ®e« 
bandfen, öon ben ^flid^ten eines Dernünfftigen 3wfd&auet8 
ber Söerdfen ©DtteS, in biefeä unb ettid^e folgenbe 23Iätter 
Sufammen^utragen. 

S)ie SBerdfe ©DtteS, toeld^e ben 3Jlenfd^en 3Jlaterie jugebendfen 
(eilten follten, finb Don einer unerme^Ud^en 3Jlenge unb JBerfd&iebenl^eit ; 
hingegen finb bie ©d^randten ber menfd&ttd^en SSemunfft Diel ju enge, 
aU ba§ fie ber Dbjectcn eine fo grojfe Sln^al^I auf ber ©teöe foffen 
unb begreiffen fönnten ; bal^ero mirb erforbert, ba§ unfer öemünfftige 
Sufdfeauer fidfe felbft eine getoiffe Orbnung öorfd^reibe, bie il^m eines 
berfelben nad^ bem anbern öor bie äugen lege: (SS ift auffer aöem 
Stoeiffet, ba§ einer, ber nidfet in ben SQßinb arbeiten tt)iö, bei) bem 
leid^teften unb getoiffeften ben Slnfang mad^en muffe ; unb bie ^pi^ito- 
fopl^en miffen sufagen, ba§ berjenige, ber fld^ felbft nid^t betriegen 
motte, ein gcmiffeS unb unöertt)erffIid&eS ^inci|)ium feft fe^en muffe, 
auf metd^eS er in bem 95erfotge feiner SReflejionen, unb in atten feinen 
©d^Iüffen fuffen fönne. S)iefem sufotge ift bie genaue Äenntni^ 
feiner felbft baS t)rincipatfte, toetd^eS einem ieben 3Jlenfd^en p* 
unterfud^en oblieget, tocil baSjenige, maS ein ieber Ur) fx^ felbft 
empfinbet, baS getoiffefte ift. 

3)er fld^ felbft tt)itt fennen lernen, mufe genaue äd^tung geben,, 
auf attes baSjenige, tt)aS er ber) pd^ befinbct ; baS mürdfenbe S^l^etl 
mu§ er Don bem leibenben aufönbem miffen; er mu§ mal^rnel^men,. 



66 [Crfter Zeit, 13. SiSlurd.] 

tDeld^ed feine ftdtdfte unb xegietenbe ^affionen feijen; er mu6 er« 
meffen, toie toeit pd^ bie fträfften feine« ®erftanbe« erftretfen; er 
mug enblt^ bie (Sttoali, meldte bie ^Imagination [91 2] über feinen 
aSerftanb, über feinen SBiQen unb feinen S5r))er l^at, eigentlid^ fennen. 

3u biefer SDßiffenfd^afft !an er gelanflen, totnn er auf aUe feine 
3;^aten, fie be))enbieren gleid^ t)on bem äßitten, t)on bem SSerftanbe, 
Don ber ^l^antafie ober ber ^ad^ine, genaue ^d^tung giebet ; toenn 
er be^ einer ieben Jpanblung ind befonbere, ben ^nlag, ben ©tiffter, 
bie ^anitt unb bie ®önge beffelben, f amt bem ^nb^toede bemerket ; 
menn er obferoieret, mie toeit i^n biefe ober eine anbre $affion 
oerteiten fan ; toenn er fernere be^ allen feinen ©ebanden, auf ben 
Urf<)runö berfelben geltet, »enn er il^re ©onnejion fteiffig bctrad^tet, 
unb alle Umftänbe erlieget, bie il^n fo unb nid^t anberft sugebentfen, 
beterminieren; toenn er fid^ unterftel^et eine SQßal^rl^eit, bie oon einem 
oernünfftigen Slutor auäfül^^Iidft ift ertoiefen toorben, felbft suunter« 
fud^en; totnn er feine 2)emonftration, mit berjenigen, toeld^e i^m 
fein ^utor oom)eifet, oergleid^et unb benn feine (Jfe^ter unb bie 
Urfad^e berfelben obferoiret; toenn er enblid^ aud^ bie (Sa))acitet 
feines ©ebdd^tniffeS auf bie $robe fe^et. 

3e toeitere unb öfftere 6d^ritte einer in biefer ?Prüffung feiner 
fetbft gemad^et l^at, je beffer wirb er fld& fetbft befannt fe^n, er toirb 
feine @d^todd^e unb ©tärde auf bad genauefte fennen, unb fagen 
fönnen, toie fid^ bie eine gegen ber anbem abfinbe. 

2)er mir oerbentfen toottte, toenn id^ fage, ba| biefe ©elbft« 
@r!enntni6 oon einem unbefd&reiblid^ groffen 9lu^en fe^e, baß fie 
und SU oemüfftigen STlenfd^en mad^e, unb bie toid^tigften ^freuben 
geniejfen laffe, ber bilbe pd^ nur einen SRenfd&en für, ber fid& fetbft 
oerborgen ift, unb fage mir bann, toaS er für SSort^eite Oor ben 
unoemünfftigen Silieren genieffe. 

@in 9Äenfd^ ber fid& felbft nid^t fennet, »eife bie 9leIation nid^t, 
bie er l^at gegen feinem @d&ö<)ffer, bie 6elbft»ßiebe oerbetfet il^m 
feine ©ebredften ; feine ^affioncn reiffen unb ftoffen i^n ol^ne SDßieber« 
ftanbe, er ift pd^ felbft niemals gleid^, unb lebet mit pd^ fclbp nid^t 
t)ergnüget; bie greuben bie er genieflet, ober oielmel^r pd^ f eiber 
mad^et, bauem nid^t me^r aU tintn ^ugenblid, unb toerben oon 
ber traurigften SÄeland^oIie begleitet; in bem SDßoipanbe fül^ren 
i^n feine Söegierben auffer pd& f eiber, in ben Söiebertocrtigfeiten 
ip er gan^ tjerjagt unb Heinmüt^ig, er fud^et bie ©tiffter feiner 
Unrul^e attejeit auffer pd& ; er unberfanget 6ad&en, bie feine fjä^ig» 
feit ober ©efd^itf« [91 3] lid^feit unenblid^ toeit überPeigen, feine 



[Sreitinger: eelbfterlenntnil.] 67 

aSemül^ungen finb tin befd^toerUd^et 3Rüffiggang, toeil er mit ädern 
feinem arbeiten, lauffen unb fd^toi^en nid&t« sutoegen bringet; er 
^t ein Söerrf, ba8 il^m in ben Ropft öctt>tt«^fcn i% wit ber gtöftcn 
a3egierbe unb STlü^e t)erfoIget, er ^at ed an feine (Seburt gebrad^t, 
er bleibet ftetf en, unb tt)irb ouf l^albem SBege getoal^r, bo| er au 
fd^toad^ unb unöermöflenb ift baffelbe auSsufü^ren; feine Smaginotion 
mol^tet il^m erbidfttete ®ef<)enfter unb ßorben t)or, ob berer Änblicf 
il^m bad Jper^e erfaltet, unb bie @d^toffe ber Senben fid^ erfd^üttem, 
er fteu^et biefelbe unb pe eiten mit ibm fort ; 3n bem Umganfl ift 
er ftot^, eigenfinnig, bofe^afft unb verwegen, er <)rebiget ol^ne Sebad^t 
fein eigen üoi>, er ift ungeftüm, er loitt bad SBort aUe^eit aUeine 
führen, er bif<)utiret, er fd^äumet, er »irfft mit ©d^eltioorten um fid&, 
er tpeil an bem el^rlid&ften SRanne tt)a8 aug^uf e^en ; ber finge 6a<)ito 
ift in feinem Rop^ ein ungefd&Iieffener Äerl, ber nid^t juteben mih, 
unb ber geleierte fJontejuS <)affirt be^ il^m für einen ^s«^ebanten. 

@e^et ba bie tebl^affte (Sopie eined l^eglid^en Originale^, unb 
Sugleid^ einen ©l^aractere t)on bem gröften Jpauffen berer, bie fid& 
ayicnfd^cn nennen. 3d& fon eS 2)emocriten nid^t Verübeln, bafe er 
über ben Sl^orl^eiten ber SJlenfd&en baS 9Jlau( t)erfperret l^at, to^nn 
id& fel^e, wie bie ßeute öon il^ren ^Pafponen oufgejogen, wie fie 
geftoffen unb geweitet werben, aU ob fie bloffe ^ad^inen wären, 
bie feinen SBi^ in bem Ao))ff ^aben; Si^ finbe feinen Unberfd^eibe 
SWifd^en einer 3Rad^ine unb jwifd^en einem t)emünfftigen Sßefen, 
wenn ed nid^t ber ift, ba§ jene t)on i^ren Säewegungen unb S^l^aten 
feine @m))ftnbung nod^ IXßiffenfd^afft l^at, ba im ©egenfa^ biefeS 
biefelbe genau unb eigentUd^ f ennet : ^ie S3ewegungen einer 9)lad^ine 
finb gezwungen, unb be<)enbieren t)on bem SDßitten tim^ anbern 
wircfenben SBefenS, unb bie Söircfungcn, eincä oemünfftigen ®e« 
fd&ö<)ffeS finb wiafilrtid^ unb mit bem SBiffen öergefettfd^afftet : 
2)icfemnad^ ift bie ftenntnife feiner felbft, ba8 einige, weld^eS ben 
ajlenfdben t)on benen übrigen (Kreaturen abfönberet, je gröffer bie 
^fal^rung, bie einer t)on fid^ felbft l^at, je mel^r SSort^eilc geniejfet 
er öor ben übrigen ©efd^öpffen au8. 

3d^ obferöiere enblid^ bafe bie üenntnift feiner felbft unb bie 
Sßeigl^eit Spnonpma finb, unb bag weife Seute Don ben 9larren 
atteine baburd& abgefönbert Werben : ber Sflarr ftattiret fid& felbft er 
fe^e weil, ber SBeife l^ingegen weil ba| er ein 9larr ift. 2)er am 
weiteften t)on ber SBeiftl^eit entfernet ift, ber wirb ben gröften 
Soncept t)on feiner ^apaditi liegen, ba im (Segenfa^e je weitere 
^ogreffe einer in ber ftenntniß feiner fetbft gemad^et l^at, befto 



68 [StlteT %til U. SUIure.] 

tnel^r Sd^toad^l^etten unb Tlattl^etten mirb er be^ fid^ entbeden. 
aSßcttn id^ getpal^r lüetbc, wie fid^ biefc Starren, einer über ben 
onbem tnoquiret, fo beud^t eS mid^, id^ fel^e fo t)tel ruffige ©ftfte 
an einer Staffel ft^en, Don benen einer ben anbem auSlad^et, un* 
tüiffenb baft er fclbft fd^tt)ar^ gemal^tet ift. 

5ttgi», 

^e9 3<>f^l>'^ Stnbtnner, 
MDCCXXI. 



» « x * « 




XIV. ^tfCOUrd. [»obmer] 

— — Nobis placeant ante omnia filvae. 

Torva Leaena lupum fequitur, lupus iple capellam; 

Florentem Cythifum fequitur lafciva capella; 

Te Coridon o Alexi; Trahit fua quemque Voluptas. 

Virg. Ecl. 2. 

fSc aSdtter fennen il^rc Äinber feiten, fie Italien attju ftrenfl über 
il^rer t)fttterlid&en 5Xutoritet, fie fponnen fie suioeit. Sin ftatt 
bog fie mit SBeig^eitg«®rünben, unb mit fold^en totlä^t bie {Religion 
an bie Jpanbe giebet, il^nen bad Sugenbl^affte unb ©ottfelige re- 
commenbiren unb an<)reifcn fotttcn, behalten fie bie pcbantifd^e 
ajlanier eines S)octor8, ber gwne becifit)e geltet, unb fid& um bie 
©rünbe n)enig befümmert. ^a§ ift meig, baS ift fd^toar^. ^a§ finb 
selben, baS finb gwan^ig. S)iefc8 muft bu a(fo nel^men, baS anbcrft. 
Sfd^ Witt es biefen SBeg l^aben. 2Bie? bu barffft mir tt)ieberfpred&cn ? 
bin id^ nid^t bein Satter? l^abc id& nid^t mel^r ^rfol^renl^eit aU bu 
junger ßaffe? ©el^et ben @tite ben mand^er ®atter braud^et. gr 
^at feine Sorgfalt baS ©emütl^e feinet ©ol^neS auS^uforfd^en unb 
Surecognofdrcn. @r <)retenbiert toaS [£)] unbittig ift, bcffclbcn 3n» 
clination ober $offe auf einem Dbjecte jufijieren, tt)o er eS gern 
befel^ten Witt, unb für wot getrau anfiel^ct. Sllfo regiert er beffelben 
^uffül^rung nad^ feinem eignen S£em))eramente, bag Don be§ ©ol^neS 
fo weit abgelegen ift ; nad& feinen eignen Slbfid^ten, bie jwar öffterä 
wot gefaffct finb ®elb jumad^en, aber nid&t Hug anwerben; nad^ 
feinen regierenben Suneigungen unb Söegierben. 



[Sbohmtt: JBon bem SOlilbraud^e beS bfttetlid^en SCnfel^enS.] 69 

2)te Qtoffe £)))inion, bie ein ^oiäitt Stattet t)on fid^ felbft J^at, 
erftretfet M M6 auf be8 ©ol^ne« SWcriten, bie aScgictbe bie er 
f^at, ft$ felber angelegen, teid^ unb gtog pmad^en, bel^ertfd^et i^n 
au(^ in S^nfel^en bed @o^neS, unb bie ßctpacitet, bie et fid^ fetbft 
Sumi^t, in einer @ad^e glücflid^ sumetben, Detfptid^t et aud^ il^m. 
^l^eto fbmmi, bn^ fo t)iel @(tetn il^te @ö^ne auf bie Unit)etfiteten 
fd^iden, o^ne einige Settad^tung auf il^te ®aben obet 9Jldngel 5u< 
^aben. 2)iefe ^aben feinen S3etuff t)0tdutt)eifen aU bie S^tfud^t 
eines S5attet8, bet in bet @inbitbung lebet feine ©ebutt beteinft 
Sifd^off obet ßanbeÄ»?Ra]^t sufel^en, nid^t anbetft ats ob eS in feinet 
9Jla(^t ftul^nbe, baS obet ieneS aus i^m sumad^en. @t ift biefet 
aSilb^auet bet (Jabel, bet mit fidft felbft au tätige geltet, tt)a8 et 
aud einem 9Jlatmel tootte mad^en, einen ®ö^en, tintn S^ifd^e, obet 
eine ©andf? 

Qjae fera, dit-il, mon Cifeau 

Sera-t'il Dieu, table oü Cuvette? 

II fera Dieu. La Fontaine. 

SBeld^ bettad^tet, ba6 fein 3Renfd^ in einet Situation glüd* 
feiig leben fan, in totl^t il^n nid^t feine eigne SncKnation gefe^et 
l^Qt, mitb bie fd^äblid^e Söitdungen bed 9Jligt)etne]^meng stoifd^en 
SSftttetn unb ftinbetn leidet sufammensel^Ien, unb il^te S<^U nut 
attjugtoS finben. 

3)iefet gute aRicio, tt)eld^en S^etentiuS ouf baS Zf^tatn geftettet 
l^at, ift gefd^dt fold^en tauigen SSöttetn, bie biefe gebietenbe SJlaniet 
bet ^ufetseul^ung.btaud^en, Sectionen zugeben. @t t)etbienet, bag 
il^ i^n felbft bon bet Sluffü^tung, bie et gegen einen jungen SReufd^en 
gehabt l^at, l^ötet teben : *3d6 l^abe i^n einzig lieb, fagt et, id^ bin 
öuffetft fotgföltig, baft et mid^ l^intoibet liebe. @§ ift nid^t Don« 
nöt^en, bag id^ meine Slutotitet aUentl^oIben antoenbe unb einmifd^e, 
id^ begebe mid^ eines tl^eiU betfetben. Si^ ^abe i^n getodl^net mit 
aUeS bad 5Ut)etttauen, tt)aS bie jungen Seute in il^tet ^i^e t)Ot< 
nel^men, unb gemeiniglid^ t)ot il^ten äJättetn t)etbotgen l^alten : S)enn 
bet in bie ©cttjol^nl^eit fommen ift, unb fo öettoegen wotben, feinem 
Stattet Sügen t)ot5ufd^n)a^en, unb mit il^m bettuglid^ sul^anbetn, bet 
toitb fid& t)iet ttjeniget ün ®ett)iffen mad^en, anbete Seute jul^intet« 
ge^en. 3)a8 fid^etfte ift, baß man feine ©öl^ne mit ©elinbigfeit ju 
bem Söittigen anfüllte, bie ©ttenge t^ut niema^U gut. 9Äan muft 



* Terent. in Adelph. Sc. I. 



I 



70 [SrfltT Xeil, U. 2)iSfuri.] 

i^nen i^te @^te unb 9le))utatton t)0t^alten, man tnug fie fid^ mit 
Sfre^gebigfeit [j02] unb Sob>@))rü(i^en affecttonirt tnad^en. 2)te 
Slutotitet tjt feftet tDeld^e auf bie ®üte, aU toeld^e auf ben S^^M 
gegrunbet ift. Sh^ l^alte, bei attetn aud {^urd^t ber Sefttaffung 
ftomtn ift, Iftgt fid^ nut angelegen fe^n, bag et bem SSattet einen 
^unft t)or bie klugen mad^e; hingegen betientge, ben toit und butd^ 
®üte t)etbinblid^ mad^en, ber geltet betttaulid^ mit und um. ^ 
bemühet fid^ unfete ®unft sut)erbienen unb und su gefaKen, toir 
fe^en beQ il^m gegentoertig ober nid^t.„ 

Siä^ ftnbe Diel guten 93etftanb unb f^römmigfeit in bem fol« 
genbcn Srieffe, weld^en ein ©ol^n an feinen Satter gefd^rieben l^at, 
um il^m bie ^ifpofition feines ©emüt^ed betäubt sumad^en. ^ 
münfd^e, bag t)iele ftinber biefeS 97littel ergreiffen, meit id^ t)erfid^ert 
bin, bag eS 5U il^rem ®Iücfe nid^t menig beitragen xonxht, ^ad ift 
bad ^bfe^en, meld^ed id^ mit feiner (Sommunication gel^abt l^abe. 

allein »Otter! 

@uer SBunfd^ ift mid^ glüdfelig ^umad^en, fo ferne man eS auf 
ber @rbe fe^n !an; id^ smeifle nid^t an eurer t)fttterlid^en ®üte. 
^ ^aht bat)on aUsuIiebreid^e 3^t(^^u. 9lad^bem aber unterfd^iebene 
®emüt]^er unb ^Temperamente aud^ unterfd^iebene Steigungen ]^aben> 
fo fan ein gleid^ed ^ing biefen SRenfd^en glüdfelig mad^en, toeld^eS 
ein anbrer ein Unglütf würbe l^eiffcn. @in ©tanb fan meine greube 
unb mein SBoIfe^n mad^en, toetd^er einem anbem toürbe ben S^ob 
bcförbcren. @8 ift geioiö, ba| ber ^umeur, bie 9leIigion, ober aud^ 
bie ^§itofop]^ie unfere ßuft unb Unluft auf eine ©ad^e rid^ten, weil 
tt)ir öerbunben finb nad^ il^rer S)ictatur juleben, alfo baß toir uns 
betrüben, xomn fie eS bcfel^Ien, ober (ad^en, totnn fie toollen. SBenn 
il^r nun bie fo t)dtterlid^e, unb für mid^ fo oort^eit^affte ®eban(fen 
^eget, mein 2thtn auf ber SBelt mir füg unb angenel^m jumad^en, 
fo ift t)onn5t^en, bag id^ eud^ Buerfte bie 99efd^reibung meines 
^Temperamentes unb meiner ^^ilofop^ie gebe, unb eud^ barauS ab> 
nel^mcn taffe,r was mein ßthtn oergnügt unb rul^ig mad^cn fönte, 
mit finbtid^em erfud^en, bag i^r mir bie $anbe wollet bieten, mid& 
auf baS gewünfd^te Ort meiner gortunen gufül^ren. 3d& bin öon 
Statur ftitt, tieffpnnig, traurig, zuweilen meland^olifd^, trag mit bem 
ßörper, aber Icb^afft mit ®cben(fen; 3d6 l^abe wenig (Si^rgei^, unb 
feinen ungeftümen Effecte. @o geftalteS Temperament l^at mid^ auf 
ein eiffrigcS SÄebitiren ber ^l^ilofopl^ie angetrieben; id& ^abe gcicfcn, 
id^ §abe gcfunben, unb feftgeftettt, bag bie Sernunfft fd^wad^ unb 



[Sobnter : S3on htm SRillbraud^e beS bAtetlid^en SCnfel^enS.] 7 1 

bI5be, bie 93eoietben mäd^tig unb utiDergnügt, bog bte ^ßrad^t, ber 
$om)) unb bie @^te ein @d^atten; ba^ bie {^teube Kein unb fut^, 
bet Sd^met^e groi unb bauetl^afft, bag bie ^age ein 9Jlontent, ^c. 
SBie [£) 3] mand^et l^at baS fd^onfte ^tojecte formitet, Don toeld^em 
er übet^euget mate, bag ed el^rlid^, nü^Iid^, unb ben ^ßflid^ten eines 
^l'lenfd^en gemäg, ba^ er ol^ne Straffe, ol^ne anbrer Seuten unb 
feinen eignen 9lad^t]^eil fid^ nid^t entf dalagen fönte, baffetbe aud* 
Sufü^ren, aber fein guter ^Utn läge unten, unb böge fid^ unter ber 
Saft ber ^ßaffionen metd^e i^n brüdften. S^ l^abe Seute gefeiten, 
toeid^e ba§ ®Iüd( auf bie oberfte Spi^e ber ^od^^eit gleid^fam mit 
ber ^onbe gefd^oben, unb mit thtn berfelben toieber in bie fd&anb» 
Ud^fte 9liebrigfeit gefHtr^et l^at; id^ l^abe anbre gefeiten, töeld^e an 
5Prad&t, Äoftbarfeit, ßob»@d^rifften, fjreunben, S)ienern einen Über» 
fliuft l^atten, unb bod^ ol^ne S^ugenb unb SSerbienfte getebet, Don 
einem niebrigen, ungered^ten unb unmirfd^en ©emütl^e; 2)adienige 
t)on beffen ©cfi^e id& mir felbft bie gröfte ©rge^ung t)erf<)rod^en, 
tt)are öffterd nic^t fä^ig mid^ lad^en pmad^en, nienn id^ eä erlanget, 
bie Hoffnung mad^te mir gröffere greube, »eber ber ©enufe, id& 
befame faum eine fjreube, ol^ne einen Sufßfe t)on Sitterfeit; ®er 
Sd^mer^en l^ingegen mare unerfd^ö))fftid^, meine ^Jlad^ine morfd^ unb 
baufdttig, ber Jöerbruft ben id& tl^eils mir felbft mad^te, tl^eilS öon 
anbern cmpfienge, o^ne 6nbe; 2)ie ajlenfd^en unber »etd^e ©fpece 
t)on Kreaturen id^ gel^öre, ^aben t)or l^unbert Salären, bie meiften 
aud^ t)or fünffjig nod^ nid^t ejiftiret, unb feiner ift fidler, baß er 
SDtorgen nod^ auf ber @rben leben ttjerbe. S)ie ^^ilofopl^ie führte 
mid^ il^reä OrteS ju ber gieligion, ba entbcdfte id& bie ©rogmäd^tig» 
feit ber oberften intelligent, bie SRenge unb Slbfd^eulid^feit ber 
©ünben, baS fd^were Söertf ber ©ufe, bie l^ötlifd&e ©traffc. S)ie 
@ite(feit ber S5ße(t«®efd^dfften, wenn id^ fie in meinem ftopff über« 
fd&luge, töbete ben ^eft meiner Slmbition, jte crteibete mir bie ©orgcn 
unb bie Arbeit, fie nal^me mir alle S^l^ätigfeit bie id^ nod^ übrig 
Öatte. 3d& »arb tin aJlifantl^rope ; Unb bie 9fle(igion söge mid^ auf 
baS Äünfftige unb ©roige. 6ie tt)iü bafe id^ einzig meine 5lppIication 
rid^te ®Dtt jubienen, mein $eil sutoircfen, unb eine unwanbclbare 
©lücffetigfeit suerl^Iten. 2)iefeS S5ornc^men baS id^ gefaffet l^abc, 
bie ©orgfälHgfeit für baS Seitlid^e bcm ftünffHgen, baä ettJig ift, 
nad^Sufe^en, mad&et, baft id^ bie groffcn ©cfcüfd&afften für (auter 
aSer^inbemiffen aufteile, toetd^e mir mid& felbft rauben, unb bem SBillen 
anbrer ßeuten untergeben. Sfd^ fcuffse nad& ber ftitten ©infamfeit, 
id& tt)ünfd&e nid^ts mel^rerS a(8 ein $du6gen, ein 6tü(fe {Jelb, einen 



72 [OfvIteT %ziU 16. 2)iS(utS.] 

üeinen (Satten : ad^ bog mit erlaubet toäre mein Seben auf einem 
fd^led^ten ^otffe ferne Don bem S^umutt ber @tabt suenbigen, ba« 
felbft lebte id^ be^ mir felbft, unbet)enbirenb t)on anbrer SReufd^en 
(&apntt; ^ä^ \pttvlixt^, id^ bienete ©Ott. Sßarum foQte id^ mid^ 
borten nad^ ber @tabt fel^nen, id^ nierbe traurig über il^re magni« 
fiquen Z^oxf^tittn'i SBarum foüte id& bie ©onöerfation meiner 
bürgern Verlangen, fie l^aben mid^ taufenb ma^I eingefd^tdfft? S)ie 
meiften fül^ren anbere ^a^imen bed äthtn^ loeber id^. Si^ tt)itt 
lieber mit einem {^reunb auf einem einfamen {^elbe lad^en. S)ie 
Srieffe meiner toenigen {Jreunben unb bie guten Söüd^er pnb bie 
Subjecta, berer (S^onDerfation id^ liebe. 9Jlein lieber 9)atter, totnn 
il^r eud^ bereben lieffet, bag i^r mir bie $anbe gäbet, mid^ nad^ 
bem 3i^I^ meiner SBünfd^en pbringen, fo mürbe id^ eud^ nid^t aQein 
mein Seben, fonbem aud^ mein angenel^med Seben zubanden ^aben, 
unb bie Urfad^en Derboppelt finben, loeld^e mid^ obligiren, bag id^ 
mid^ mit bem 9lefpect eines ÄinbcS nenne 

SOdein »atter 

®uern ge^orfamftcn S)iener 

©ernl^iclm. 

mre4>t mvcv. 

93e9 3ofcpi& Stnbtnner, 
MDCCXXI. 



■ •!, * ■- 



XV. 3>tfC0ttr$. [»retttnget.] 

An nondum eft talos mittere laffa manus? 

Propert. L. 2, Eleg. 33. 

m^^Wx l^dlt c8 ben Keinen Äinbern 8U gute, ba^ fie il^re jungen 
fliS) ©efd^dffte inner bie ©ircel c^lid&er weniger @l)ielcn ein« 
fd^lieffcn, loeilen fle au8 aJlangcl ber aScmunfft nid^t gefd^icft finb, 
tt)id^tigere S)inöe juDerrid^ten ; JJm ©egenfa^ würbe ein Sölann, ba§ 
ift, ein fold^er, öon bem bie ßeute einen a3egriff l^aben, er tt)iffe 
feine Semunfft sugebraud^cn, fld& jum ©elöd^ter mad^en, tottin er 



[a^itinser: (Begen baS Aai:tenf))iel.] 73 

entttjcbet auf bem ©tetfen reiten tDoIte, ober mit ben S)o(feii unb 
^opptn bet Ainbetn bie tan^e äßeite abaufüt^en fud^te : ©el^et ba, 
toütbe eä l^eiff en, toie bief er alte 3e(I f o nörrif d^ tl^ut I ift er benn 
feiner Sinnen beraubet? ober in bem @ommer feines SebenS fd^on 
erfaßtet unb ein ftinb toorben? 

3d^ fenne eine Qttoi^t Slrt SReufd^en, bie fid^ feine 9flarren 
bünden, meldte ifyc gröfteg $(aifir barinne fud^en, bag fie rot^e [^] 
unb tpeiffe Steine ouf einer Saffel ranflieren, unb nad^ öett)ijfen 
©a^ungen lieben unb Derfe^en, rottet bie t)ielen ober toenigen klugen 
Stoeger beinerner Söürffeln t)orfd&reiben, biß bieienige ^artl^ep, loeld^er 
biefelben getoogen finb, bafe fie bie erfte il^re ©teine auf ben be* 
ftimmten 3ieI«^Ia^ in bie Orbnung ftettet, ein gettJijfeS ©töd ®e(b 
bat)on frieget, meines il^r bie anbere audsa^Ien mu6 ; ober fie bringen 
i^re befte 3cit bamit su, ba§ fie fcd^S unb bre^fflg fantaftifd^e giguren 
fo lange burd^ einanber mifd^en unb unter jtd^ Dertaufd^en, U% baS 
®iud burd^ bie gute ober fd^Umme 3uf<^inmenfügung berfelben bem 
einen e^i^e ©rofd^en nimmt, unb bem anbem sutl^eilet. 2)iefe 
%rt tion 9larr]^eit l^at fid^ burd^ il^r Filter unb bie ©enionl^eit be^ 
ben ßeuten in einen fold^cn ©rebit gebrad^, baft berjenige ben 31itul 
timd meland^otifd^en Starren, ober eines SJlifantl^ropen baöon fricget, 
ber feine SSernunfft nid&t unter ba8 ^od^ß biefcr gered^tfertigten 
(Semon^eit beugen miU. 2)iefer nörrifd^e 3Rüfftggang l^at fid^ mit 
ber 3^it merdtlid^ t)erme]^ret, unb Derme^ret fid^ nod^ tögUd^, um 
fo Diel bie Stn^al^I berjenigen anwad^fet, tt)eld&e il^re S3emunfft inS 
©tecfen geratl^en, ober gar untergeben laffen. 

SBenn id^ biefe Seute in einem fo mül^efamcn SRüffiggang 
fd^wi^en fe^e, fo bin id& fertig ben ©d^Iufe jumad^cn, berienige muffe 
eine niebrige©eele l^abcn, ber einid^fjreube au8 bief er unt)emünfftigen 
aSemü^ung fd&öpffen fan. 3d6 bin auffer ber ©efa^r, baß mein ©d^Iuß 
ungered&t fepe, ober ba6 id^ mid^ übereilet l^abe, weiten eS eben ber« 
jenige ift, ben fie felbft mad^en, fo offt fie alte ©reifen feigen auf 
bem ©tedcn reiten, ober l^öl^eme ^op<)en füffen, maffen bep ber 
aSerrid^tung ber einen fo wenig SOßi^ unb Serftanb regieret, aU be^ 
ber anbern il^rer: aSe^be finb Dbjecte meines ©eläd^terS. 

3d& ftel^e in ben ©ebantfen, baß baSjenige ©piel mit ben ©arten, 
weld^eS man baS a3eten«©piel nennet, bie @rfinbung eines fingen 
ftopffeS fe^e, ber eben baburd^ auöerfte^en geben ttjotten, bie ßeute, 
loeld^e in bem f^jielen i^re gfreube fud^en, mad&en fid& beS S^itulS 
ber aJlenfd^en unttJirbig, unb feyen nid^t beffer, locber bie S^l^iere; 
in ber S^l^at, ber öerbienet in meinem ftopff ben ^la^men eines 



74 [frfteT Zeil, 16. aHlIurS.] 

^l'lenfd^en ntd^t, bei stoat aud Setb unb (Seift sufamtnengefe^et ift, 
babe9 ober aQetn mit bem Seibe atbeitet, unb mit bem (Seift un* 
tl^ätig ift, ober ber fold^e ©efd^ftffte t^ut, bie mit bet Dictatur ber 
aSevnunfft ftteiten, unb biefetbe unterbrüden. @tft bemjenigen ge- 
tötet nad^ meinet 2)eftnition baS ^rebicat eined SVlenfd^en mit ffttä^i, 
bet feine (Befd^äffte nadft bet ®otfd^tifft feinet ®etnunfft, unb ben 
(Sefei^en feines @d^5))ffetS, meldte [^ 2] bet 9)etnunfft nid^t 5un)iebet 
ftnb, eintid^tet. 

3d^ glaube, bag es nid^t auffet bem SBege fe^n metbe, menn 
id^ ^iet ben Xout htt)xMt, meldten el^emal^Ien bet fd^atffftd^tige 
(^gelönbifd^e $]^i(ofo))]^e ^ol^ann Socfe in bet (Kompagnie botnel^met 
Bpitlttn glücflid^ unb mit ^lad^btucf angebtad^t l^at.* ^etfelbe mate, 
nebft e^Iid^en t)otne^men fetten bep bem SDflplotb SS^Iey, (Stafen 
r>on Sl^afteSb^tQ sufammenfommen, nic^t fo mol einid^e toid^tige 
(Sefd^äffte abjul^anbeln, aU um ftd^ mit einem (3ef))tftd^e suetgö^en. 
^ad^ einigen (Komplimenten, »atb eine Satte 5um fpielen ^ttoox* 
gebtad^t, ol^ne bag man eine fonbetlid^e Unbettebung gel^alten l^atte. 
2odt gäbe eine 3^it lang einen 3ufd^auet beS @pieU ab, l^etnad^ 
langete et feine @d^teib«2:affel aud bet Xafd^en, unb fieng an, eüoad 
mit einet etnft^afften SJline jufd&teiben. @inet Don biefen Jpettn 
tt)atb es gemalzt, unb bege^tte 5u miffen, maS et t)et5eid^nete. 2)et 
$^iIof o))]^e Detfe^te : äß^Iotb, i^ tt)i0 fo t)ie( id^ f an, unb eS möglid^ 
ift, i^te ßompagnie mit su nü^e mad^en ; benn nad^bem id^ big^eto 
mit bet gtöften Ungebult bie &^xt ettoattet, mit fo t)etftdnbigen 
Seuten umsuge^en, unb ie^to biefelbe et^alten l^abe, fo bin id^ 
fotgfftitig gemefen, i^te Untettebungen aufaufd^teiben, unb id^ l^abe 
aSl^iet ben ^^nnl^att beSjenigen, maS beteits hinmn jtoe^ @tunben ift 
getebet wotben, in bet Sll^at aufgeseid^net. 

^iefe fetten töutben t)on einet billigen ©d^amtötl^e batübet 
bettoffen, fie legten bie (Satte auf bet Stelle toeg, unb btadftten ben 
Sleft beS S^ageS mit einem Hugen (Sef))täd^e su. ^iefeS mate ein 
finget Stteid^, bet biefe öotnel^me unb gefd^eibe $ettn fo unt)etmetrft 
il^tct S^l^tl^eit übetfül^tet, unb ju bem ©ebtaud^ bet SSetnunfft ge« 
btad&t l^at. 3lbet nid^t jebetman ift fällig feine ungeftüme S'leigung 
füt baS Spielen einsu^alten, fo batb man i^m seiget, bag eS eine 
finbifd^e 6d^tt)ad^^cit ift, unb id& obfctt)iete l^iet, bafe bieienige, toeld&e 
am »enigften 2Bi^ unb SSetnunfft in bem Äopffe l^aben, bie gtöfte 
^Paffion füt baS Spielen ttagcn : SOßet fing ift, unb felbft gebenden 



* gol^ann Ic ©Icrc in feiner auScrIcf cnen Sibliotl^cc, %om, VI, 931. 357. 



[ereitiitger: (Bcgen boi AartenfpieL] 75 

fan, bct toitb öemünfftiöcre, nü^Iid^exc unb lüftigete 3eit»a5erttei6e 
ober ^toertiffetnentd finben, tDte an einem anbem Orte n)eitldufftiger 
foK geseiget toerben. 

SBenn i^ nun nad^ biefer Snmercfung t)on unfemt {grauen* 
simmer urt^eilen toiti, fo bin id^ toieber meinen SBiQen genöt^iget 
Sufagen, ba^ fie fid^ burd^ bie ^afflon für baS Spielen t)errat]^en, 
tt)ie fe^r fie bie SSernunfft [^3] mi^braud^en, toeld^e fie aMn 
angenel^m mad^n fönte. ^^ xoiti aus lOiebe gegen biefed artige 
®efd^Ied^t, nod^ ^um SSefd^Iuffe einen S3rieffe be^rüden, ber fie ein 
®e]^eimni6 leieren tt)irb, meld^ed il^nen bigl^er unbefanbt gen)efen. 
9d^ barff mid^ nid^t fürd^ten, bag id^ mid^ betriege, töenn id^ l^offe, 
es merbe mand^e fid^ baburd^ belegen laffen, bie 9leigung su bem 
@pieten suunterbrüdten. 

$errl 

3§r fennet mid^ unb toiffet, baft mid& meine ^^ilofopl^ie über 
baS Sapitul t)on ber @]^e fel^r belicat gemad^et l^at; 3Reine ^[bfid^ten 
finb Don ben Sbfid^ten beS $öbeU loeit entfel^rnet, id^ fud^e aSein 
meine {^reube baburd^ ^uüerboppeln, unb ben @d^mer^en, ber mid^ 
überfällt, ^uoerringern. S)ie fd&önc ßmilie ift eS, »cld^e mir burd^ 
i^re fluge Aufführung ba8 ^er^e geftol^len ^atte ; id^ ücbcte fie fo 
inniglid^, bag id^ mid^ entfd^toffen l^atte, fie aul^eprat^en, ungead^tet 
fie öon einem geringen ^erfommen ift, unb feinen groffen Sleid^t^um 
5uertt)arten l^at ; fo off t id^ ben anlag gefrieget mit il^r umauge^en, 
befame meine Siebe, bie id^ gegen pe getragen, an bem @nbe unfrer 
©onoerfation einen neuen 3ufa^, id^ gebendfe niemals an bicienige 
Stunben prüde, meldte id^ bei) il^r Derbrad^t l^abe, ol^ne bag mir 
il^r aSertuft neue ©d^mer^en mad^e; unb id& genieffe nod^ öfftcrS in 
meiner ^ß^antafie baS $(aifir, loetd^eS id^ mand^mat auS ©milienS 
Umgange gefd^ö))ffet l^abe. @3 finb e^lid^e 9Jlonate oerlauffen, ba6 
fie fid^ bep mir in ben äJcrbad^t gefe^et l^at, il^re gan|e ßonbuite 
fe9e eine bloffe aSerftettung; t)on ber Seit an Ware id& bemül^ct 
fie beffcr fennen sulernen, unb fie in einer fold&cn Situation aufcl^en, 
ba fie bie ßaröe abgeleget l^atte, unb in il^rem natürlid^en ^nfel^cn 
erf d^einen »ürbe : aJlittlertoeiten fügete eS baS ®ef d^idfe, baft id& bie 
@]^re l^aben fönte, meine ^Paffion für @mitien, unb benicnigen Umftanb, 
ber mir il^re ^uffül^rung Derbäd^tig gemad^et ^at, eud^ Buentbecfen. 
Sif^x loaret fertig, mir ben Unterrid^te jugeben, id^ fönte fie am 
beften auf bie ^obe fe^en, wenn id^ fie burd^ baS ©pielen t)erfud^en 
tt)ürbe; 3d& ^abe euerm ©inratl^en gefotget, unb fie be^ le^term 



76 [Ctfter Xtil 16. SiSIutS.] 

^nlafe 5u einem Biquet befd^too^, tozl^ti bad einzige ift, fo mit 
feit ben ^gen meinet 9latt^eit nod^ befanbt ift; id^ brandete ade 
©tteid^e, ibte ^affion öot ba8 @<)ielen autei^en, unb fie fönte 
enbUd^ nid^t mel^r toiebetftel^en, fie gäbe fid^ blog; ba fönte id^ 
ma^tnel^men, ba6 fie nid^t bequem todte eine bouetl^affte gfteunbfd^afft 
einzugeben; meine Siebe füt fie Ibfd^te aus, unb matb untet bie 
^fd^en t)etgtaben; id^ mad^ete obne anberd meinen Slbfd^eib mit biefem 
falten Som))Iimente : ^milie, id^ ^abe bag Müd meinem 
Steunb bem $tn. 3ufd^auer sjtbancfen, ba^ id^ eud^ fennen 
geletnetl^abe. ^d^ mad^e eud^, k. unb untetfd^teibe mid^, n. 

Sl^atino. 

P. S. 3d^ tebe bie^malen mit meinet ®uboja öetgnügt : @ie 
ift eine abgefagtc gfeinbin t)on bem Spielen. 

yUbveöft Dürer. 
5ari<», 

SBcp Söfepl^ Stnbtnner, 
MDCCXXI. 



■ > A < ' 



XVI. 3)tfcottr$. 



[S3obmcr unb 
SBrcittngcr.] 




Rideo hunc: primutn ait fe fcire; is folus nefcit omnia. 

Ter. Ad. Ad. 4. fc. 2. 

'@ finb Seute, todä^t glauben, ba^ bie ©lüdfeligfeit an ba§ 
t)iel Sßiffen gebunben, unb nid^td etge^nbetS fe^e, aU fo 
genannte neue aOßobtbeitcn etflnben. Sd^ batf l^iet fagen, bafe bie 
tüleinung biefet @ecte, bie gtoft unb äa§(teid& ift, unb nid&t fo neu, 
aU mand^et meinen möd^te, bet ^ebantetie ben Utfptung gegeben 
l^abe unb fie nod^ l^eut ju Sag ftü^e unb untetl^alte. 

S)icfelbe ift e8, »eld&e bie ßcute übettebet b^t, bafe fie bie 
Petiten einet ^Petfon nad& ibtem SDÖiffen abmeffen muffen, unb meldte 
bie fd^dblid^e SRobe aufgebtad^t, bag man e^et ftaget, toie gelebtt 
einet fe^e, als wie flug unb teblid& ? Unb babet ift f^ttna^ fommen, 
ba§ bie ßeute, toeld^e fid^ bon anbetn untetf^eiben, unb füt quali« 
ficiett paffieten motten, fid^ mebt gehütet, bag man niemals Don i^nen 
fage: @t bat eg nid^t gen)u6t; obet, et bctt ed nid^t uetftanben; al§: 



SBobmer unb SBreitinger: ^ebantetiej 77 

^ l^at bettiegmfd^ gel^anbelt. ^tf o l^at ein f otd^ bC5be3 ©el^tm, 
bag ben elenben @toI^ gel^abt f^ai, ben SRu^m etned (Sele^tten ba« 
t)on autxagen, bie (Setool^nl^it angenommen, fid^ SBiffenfd^afften 
anaufd^reibcn, unb t)on fid^ aurü^men, bic e8 ntd^t befaft, unb bie 
öffter» feine toarcn; Unb butd^ bie [0] öielfoltige Sßiebexl^olunö 
t)on feinem SBiffen, fid^ autelt felbjt übettebet, tooS es ol^ne ©runbe 
anbem n)ei6 mad^en motten, e§ miffe ettoaS, mad i^m bod^ am minften 
befanbt geioefen. ä)on bief em SSßal^n, in bem ein ftol^et 3Jlenfd^ 
{teilet, bag et @ad^en n)iffe, Oon benen er !aum eine geringe fienntnii 
f^at, unb bie il^m bie meiften malzte gan^ unbefanbt finb, ^at nun 
bie ^ebanterie il^r t)otte« SBefen ; benn berfelbe mad^et il^n, ber juoor 
fd^on ungebuttig toaxt, fid^ in ben SRuffe eined geleierten unb er« 
fal^men ^l'lanneS anbringen, anbe^ fo Dertoegen, bag er jebermann, 
be^ atten ©elegen^eiten, ol^ne Setrad^tung ber 3^it, be8 Orteg unb 
ber^Perfonen, feine oermeinteSBiffenfd&afft erael^let, unb feine ©apacitet, 
bie er fid^ felbft eigen aufe^n glaubet, mit ben SDßorten, ben Söertfen, 
ber ©tettung unb atten ©eberben Dorteuget; n)eldeeg ber !ur^«gefa§te 
©oractere ber ^Pebanten ift. 

ayian giebet gemeiniglid^ biefen 31itel nur benjenigen, »etd&c 
fld^ unbegrunbet für ©ele^rte ausgeben, unb l^unbertle^ 5lffentt)ercfe 
mad^en, beQ bem ^ßöbel ©lauben auer^alten; 9Jlan tt)irb mir er« 
lauben, bai id^ biefen ^lal^men in einem toeitldufftigen S}erftanbe 
nel^me, unb bamit atte biejenige belege, meldte auS ungegrünbetem 
Söal^ne eine ßapacitet ober ©efd^icflidefeit fimuliren, bie fie nid^t* 
l^aben, eS fe^ in einer ©cien^, in einer ^Profeffion, in einer üunft, 
ober in einem ^anbtoetdf. 3d& finbe ^Pebanten unter ben @tubirenben, 
unter ben Äauffteüten, unter ben ?Rdt^en, unter ben ©d^uftem, felbft 
unter bem fjrauenaimmer ; unb id^ bin gef d^ttjinbe, f o off t iti^ einen 
fe^e, ber bie folgenben Stl^orl^eiten t^ut, benfelben unter biefen ^auffen 
einaufd^reiben. 

@in gebaut mifd^et fid^ dn t>on attem aureben, n)aS il^m auf« 
ftögt, er urtl^eitet Don bem ^reiß ber ©ad&en, Don göttlid^en unb 
weltUd^en 3)ingen, Don ben ^ebigten, t)on ben Söüd^em, t)on anbrer 
Seuten Säeaeigen mit einer unt)erfdeamten S}ern)egen]eeit, benn er l^at 
feinen anbern SSeweife öon feinem Urtl^eil als biefeS : 3W6 l^abe eS 
t)on einem r>oxntf^xmn Drte ; eS gef ättt mir nid&t ; bu bift ein 9larr, 
toenn bu es nid&t fo faffcft. ^ erl^ebet niebrige unb nid&tStt)irbige 
©ad&en, toenn fie öon il^m abftieffen, unb oerad^tet etwas groffeS 
unb fd^öncS, baS t)on ber ©efd^icftid^feit eines anbern 5lnaeige giebet ; 
er rebet fpöttifd^ Don ben berü^mtften aJldnnem; er tobet feiten 



78 [«rtter 2rtt 16. a>i8!ur8.] 

ettoad, unb totnn eS gefd^td^t, fo tfyit erS mit einem bo^^afftigen 
tftd^eln ; totnn il^t i^m f aget, bafi ein gemiffet SRann ettoag f d^öned 
gefagt ober etfunben i^ai, fo toirb et bie fjfted^^it ^aben, sufagen, 
bog er baffetbe lange subot getougt, unb in einem gemiffen Sutor 
gelefen, beffen et fid^ nid^t mel^t etinnete. 6t faget niemals : @S 
büncfet mid^; fein @))tid^n)ott ift, baS Si^ toeig ed nid^t, fe^e 
bie %n\toott bet Sfeln. (St tebet becifibe n)te ein S)ictatot; et 
begleitet bie fttmften Sagatetten mit etnft^afften ®timacen; et untet« 
n)itfft feinet 6enfut bie öotttefflid^fte ©adften, bamit man meine, 
et fönne eS beffet mad^en ; et toitb bie getingfte ^el^Iet bet anbetn 
l^od^ aufmu^en, unb fie tintfi bumm-fü^nen Stolpes befd^ulbigen, 
bag fie eÜDaS untetfangen bötffen, toeld^em et allein gemad^fen 
gett)efen; et beflaget fid^, baß if^ra bie Obtigfeit [02] nid^t eine 
$enfion otbnet, il^n an^uftifd^en, feine ©ntbedungen sum ^ienft bed 
gemeinen SBefenS publiq sumad^en ; et t)etfptid^t gülbene 93etge, unb 
l^ält nid^t eined ^älletä mettl^. ^ tt)itb eud^ füt einen Unetfal^tnen 
audf d^tepen, n)enn i^t bie gen)o]^ntid^e ©ebtöud^e nid^t genau obf etbitet, 
unb eud^ i^tcn gfotmuln nid^t mit einem blinben Slefpcct unb einet 
t)5(][igen ©elaffenl^eit untetgebet. &x etjötnet fid^, toenn il^t eud^ 
fteUet, baß il^t i^m nid^t glaubet; et fan nid^t leiben, baß i^t il^m 
in bie SRebe fallet, toenn et gleid^ nid^ts tbut aU tet>etiten ; et n)itb 
fud^en, eud^ fd^ioat^ an^ufd^teiben, totnn il^t übet etmaS mit il^m 
uneinig fe^t, unb eud^ einet unt)etanttt)ottlid^en Untoiffenbeit be* 
fd^ulbigen; tDcnn il^t il^n tablet, unb i^m xi^ffitx weifet, fo tt)itb 
et eud^ @d^mdbe*9Botte anmetffen; et toitb t)on bet t)otgefaßten 
Opinion fid^ mebet butd^ beutlid^e ßtunbe, nod^ butd^ eine allgemeine 
Sufammenftimmung abbtingen laffen; et toitb niemals fagen, baß 
ibm bie ®efd^i(!lid^!eit, obet bie ilunft gemangelt l^at, ettt)a8 aus* 
auatbeiten, et tt)itb ftd^ entfd^ulbigen, baß et bie Seit nid^t gehabt, 
obet baß et bie 3Rübe nid^t nel^men tooUen ; et toiH allein getötet 
unb allein getobet fepn. 6t toitb fud^en fld^ butd^ bef onbete ajlanieten, 
bie et t>on betül^mten Seuten nad^al^met, in eine 3)etgteid^ung mit 
i^nen sufe^en; et tt)itb fauet feigen, wenn i^t i^m nid^t einen 
))t&d^tigen kiitl gebet, unb bemütl^ige Komplimente mad^et ; et tt)itb 
ftd^ mit anbetn gebauten oetfteben unb öetbinbcn, baß fie einanbet 
bewunbetn unb untetftü^cn tt)otten, um einen anbetn, bet Hüget 
ift, mit ©efd^te^ aubctäuben, unb itte jumad^cn; toenn il^m bie 
©otge bet äufetseubung oblieget, fo tt)itb et fleißig ad^t l^aben, 
baß et bie ©upetiotitet im SBiffen bel^alte, unb feinen Untetgebenen 
alle aJlittel abfd&neibc, butd^ weldfte fie il^n fibctfteigen fönntcn. 



[Sobmec unb aSreitinger: $ebanterie.] 79 

^tefe gan^e Gonbuite giebet mit ben ^ebanten suexlennen, 
totii i^ fe^e, bag bet SVlenfd^, toeld^et fie fül^tt, leinen anbem (Snb* 
atoed f^ai, aU mid^ auf feinen äßa^n anbringen, bag er geleiert unb 
erfahren fe^e; mir bie klugen auuerlleiftem, unb mid^ um eine 2ob* 
Siebe aubetreugen. 

Sßoman üii bie @taatg>3eitungen; er reglirt bie Säetoegungen 
ber Saarifd^en $[rmee ; er fi^et in bem ^iban bed S^ürcfifd^en ©ulband, 
er l^itfft il^m bie 9UIiani mit bem f^ran^öfifd^en üönig fd^lieffen; 
er ^ettt bem ipretenbcnt eine Slrmee auf bie Seine; er fül^rt pe 
in bie @ee, unb lanbet in Sd^ottlanb an, tt)o er unter bem 3u« 
jaud^a^n beg 9)oI(feS em))fangen tt)irb ; il^r bdrffet nid^t baran atoeifeln, 
i^r l^abet SBoman aum Sürgen, bec itoax feinen Sfug auffer bag 
Sanb feiner SVlutter gefe^et, aber mel^r gefeiten, aU Seiften fd^neiben ; 
er corrigirt bie Obrigfeitlid^e SÄanbate, unb fd^toa^et in feiner 
SöerdCftätte Don ben Orbnungen, metd^e bie SSötter beS Sanbed au 
beffelben Söolfe^n geratl^en l^aben; er l^at einen geleierten 9Jlann 
barüber critipren gel^ört, unb »ieberl^olet e8. @r ift ein gebaute; 
unb l^at einft* ein ftinb erfauffen laffen, baS in einen f&aä^ gefallen, 
unb jiä^ dm Sßeile an bem Sfte eined ©aarbaumed, ber über il^m 
^ienge [03] gel^alten, inbem er t)em)ei(te ed auretten, unb il^m 
bie unaeitige Section gäbe: ^ol ber Heine Sd^elml feilet, tool^in 
il^n bie Sllarrl^eit geftür^et l^atl toer Witt fold&en S5ögeln gnug lauten? 
tt)ie unglüdlid^ pnb bie @Item, bie atteaeit für biefe Suben in 3lngft 
unb jtummer leben? id^ beHage fie ^er^Iid^. 

S)ie Sgfr. ©leria ift eine Heine $ebantin, fie !an nid^t 
vertragen, bag il^r an il^rer @ti(f*Srbeit tttoa^ ausfeget; fie n)irfft 
Sran^dfifdee Wörter in il^re SRebe, meldte fie rabebrid^t, unb unred^t 
apl)liriert; fie lä^t fid^ einen SÄenuet auff<)ielen, unb tan^t einen 
(Saffenl^auer; fie leieret bie Som))limente aud ^JlenantenS 9Jlanier 
l^öfflid^ auconberfieren, unb aus feinen SRomanen auStoenbig; fie 
mad^et ben SJldnnem gütige 9Jlinen, unb giebet il^nen freunblid^e 
äßorte, bamit fie fie loben, unb il^r erlogne ^ouceurd t)orfden)aaen ; 
fie ift garftig, unb toitt für eine rare ©d^önl^eit <)affieren; fie l^at 
mit ©iulio gebrod^en, meld^ed bie befte ^art^ie für fie toare, totii 
er im ©d^er^e au il^r gefagt, il^re 9lafe fe^e eüoag grog. 

Unter atten ^ßebanten !ömmt mir feiner fo (dd^erlid^ für aU ber 
geleierte ß^artatan Slfraniug. SBenn id^ im ^umeur bin autadften, 
fo lefe id^ nur ben Saractere eines gebauten, loeld^en ber Säernerifd^e 

* La Font. 



80 [dTfter XeU, 16. SiirurS.] 

^ofeffor $r. Sauffcr in feinet poHten S)iffcttation t)on 
bent ted^tfd^affenen ©elel^tten gemattet ^at, loo id^ SlfraniuS 
nad^ bet 9latnt obgefd^ilbert finbe, als ob ex es toäxt, toeld^en biefer 
%uiox \)ox ben Sugen gel^abt. 

^ftaniuS l^at ftubiert, bamit er gelehrt, nid^t bamit et üng 
n)etbe ; unb et ift in bem Sßiffen fo meit fottgegangen, ba^ il^ l^eut 
p Sag nid^ts mel^t t)etbotgen ift, »enn i^t il^m glauben gumeffet. 
^oponitet il^m bie fd^ioetfte gfroge; t)on meldtet bie beril^mtften 
!Dlännet i^t Uttl^eit l^interl^alten l^aben, fo mirb er eud^ eine lange 
äBeile bat)on fd^ma^en, er toixb ^btl^eilungen l^inter einanber mad^en, 
unb eud^ bie Sßa^rl^eit mit ben ^ftnben greiffen laffen, loie er 
sureben pflegt. ^ fd^lägt eiit Slöertifferaeni on bie SdCl^ftufer ber 
@d^eib*Sßegen, unb an bie ^Porten ber @tabt, unb t)erf))rid^t ba^ 
er t)Ott ber Sullianifd^en Äunft, t)on ber Sllten SJlanier bie SSdrtl^e 
Sufd^ären, Don il^rer S)inten, t)on ber tjfigur ber @tral»@teinen, ic. 2C. 
äßa^rl^eiten entbeden motte ; ^ geuti^t bie S^^^^^ f^tii^^ SBürbe an, 
unb fteiget auf ein erl^abeneg ©erüfte, tt)o er fid^ ))flan^et, unb baS 
Äubitorium mit einer refoluten Sölinen übergel^let; er reufpert fid&, 
er ftrcid&t ben Sartl^, er fd^toa^et auerft leife, unb nad^ unb nad^ 
erl^öl^et er bie ©timme, unb bett)eget bie 3unge mit einer ttjunber» 
famen ®efd&tt)inbig!cit; er geußt SBörter au8, tt)ie einen ©trol^m; 
er toel^et fid&, er breitet ben §al6, er öerfel^ bie Singen, er ftredfet 
bie Slrme aus, er fd^lägt mit bem fjuft toieber ben ©oben, er giebet 
fld& Stoffe auf bie Söruft, in bie Seiten unb an bie Stime; er 
ruffet, er <)feiffet, er fd^rc9et, er fd^wi^et; er mad^et Äbfprünge auf 
bie 3JHld&ftraffe, ttjeld^e il^m fo tt)ol befanbt ift, al8 bie ®affe feiner 
SJlaitreffe ; c?r geißlet il^re Sternen mit mel^r ®ett)i61^eit, toebcr feine 
Sd^iHinge. 6r ift nid^t jufrieben baß er l^ier ungeftörct plaubem 
fan, er leieret bie Sauren auf ben ^rd^roeil^en^ baft fie biftl^cro 
Sflarren getoefen, inbem fie geglaubet, fle fe^en bie Sonne alle 3Jlorgen 
über il^ren $diH)tem aufftel^en, unb einen groffen Spaziergang um 
ben üreiß ber @rben mad^en; baft fie inS fünfftige glauben muffen, 
totnn fie nid^t für bumme Dd^fcn motten gefd^olten merben, bie 
Sonne meldte ber gröfte Körper fe^c, meid^e feinen Sd^ritt Don il^rer 
Stette, fonbern bie 6rbe auf ber tt)ir gelten, breite fid^ um biefelbe 
l^erum; frieget aud^ öffter« Don il^nen Stoffe, meldte nid&t leiben 
»otten, baft i^re fünf Sinnen pe betriegen. 

Slfraniuä ift bleid^, l^alb blinb, er rid^tet bie Stime in l^unbert 
Sfalten, er befteiffct fid& ben ftopff l^engen gulaffen, unb niemanb 
rid&tige Slnüoort angeben, al8 wenn er fid^ in bem debitieren 



[»reitinger: ©elöfterfenntnife.] 81 

tjerticffet l^ättc; bie SDßal^rl^cit ift, baft er in ber !P^antafc9 ben 
^ai^mm beS neuen ^ap^it^ sergtiebert; unb bie Sol^len 666. auf« 
fud^et; er fud^et SBctoeife, baft bie !Pfä(^er t)on ben alten ©atatcr 
genannt tt)orbenj @r toiü fid^ unfterbUd^ mad^en, barum fd^reibet 
er ein S3ud^, Dor toeld^eS er eine groffe 9lubric fe^en (äftt: Sülanier 
ol^ne fiot)tfbrcd^en geteert su werben, ic, SBenn il^r bie 
S^leugierigfeit l^abet, eS aufsufd^kgen, fo toirb eud& auf bcm erften 
S3(att bie fjigur beS §od^g. ^errn 5lutor8 in bag ©epd^t fatten, 
toeld^e er sierKd^ in Äu<)ffer graben (äffen, unb mit einem S)iftid^on 
begleitet l^at, toorinne er ber ©onne t)ergtid&cn toirb. @r mad^t bie 
3)ebication an einen ©roffen, mit bem (5omt)(imente, bafe er auf 
feine anbre SÖßeife bie tieffe S)andbarfeit für bie l^ol^e !Patronan^, 
toeld^e er t)on feiner ©jceBen^ genoffen, an ben 3^ag legen fönnen, 
als mit Sufd&reibung eines Sud^eS, toeld^es auf bie entferntfte 9lad^» 
toclt <)afflren merbe. §ernad^ folget bie JBorrebe an ben ©od^ge« 
neigten, ^od^geel^rten, ©od&geel^rteften ßefer, meldten er mit füffen 
a:iteln unb ©d^meid^el^SOßorten K^elt, unb au JBorurtl^eilen in feinen 
fjaöor locfet. hinter benfelben ftel^en stoeen 93ögen t)on ©ratulationS» 
(Sebid^ten, toeld^e er t)on feinen SKflitbrübern ber ^JJebanterie erhalten 
l^at, unb tt)0 er fubtilis, mirabilis, refolutus l^eiffet. 



5üri(^, hti) SofepS Stnbinner, MDCCXXI. 



-» < B » «- 



XVn. ^ifCOUt^. [»reitittöerj 

Strenua nos exercet inertia; navibus atque 
Qjuadrigis petimus bene vivere : quod petis, hie eft. 

Horat. Libr. I. Ep. XL 

^@nn id& auf bie unenblid^ öielen S5ett)egungen unb bie fo unber« 
fd&iebenc ©efd^äffte ber armen ©terblid^en genaue 5ld^tung 
gebe, fo merbe id^ gemal^r, ba^ biefe alle über]^au))t gleid^e ^bfid^ten, 
unb eben benfelben S^^^ l^aben. S)ie Sülenfd&en finb alleine be» 
mül^et, fid& felbften gerul^ig unb glüdfelig jumad^en; biefe« 3te^ 
verfolgen fie mit ber äufferften ©ebult, SDlül^e unb Sorgfalt, toiemol 
auf ungleid&en unb unberfd&iebenen SDßegen. S)er gröfte ©auffen ber 




82 [Ctfter Ztil, 17. a)i8!ur8.] 

SlJlcnfd^cn (äftt fid& t)on bcm citeln SBol^n bertcttcn; fie ftel^en in 
ber öän^lid&en Scrcbung, toenn fie bic Segietbcn il^teS ^er^enS, bte 
il^ncn bte gröftc Untul^e unb ©d&mcr^en öcrurfad^cn, bcfriebiget 
l^aben, fo toctben fie ungel^tnbctt in bcm $afcn ber ©lücfjcUöfeit 
cinlauffcn : Sit fmb ntd&t gctool^nct, il^rc Sufticbcnl^eit in bcm ®c« 
mutige unb bcp fld& felbftcn suf ud^en ; ©ic obfert)i» [91] ren aud^ nid&t, 
ba6 il^re S^ricbc unb Söegicrben unenblid^ unb unerfdttlid^ fegen, unb 
bo6 pe olfo nod^ bcm unmöglid^en ftteben. SBenn iä^ bemnad^ in 
biefem S5(at toetbc seigen fönnen, ba& bic fienntnift unb ©tfal^runö 
feiner felbftcn ber einige SBeg fei)e, ber au biefer erroünfd^ten ®Iücf« 
feliöleit l^infül^ret : ©o t)erft)red&c id& mir, baft mand^er ben 3rrtt)eö, 
ben er bis bal^in mit ber äufferften §i^c ö^touffen ift, üerlaffen, 
unb bem Sfül^rer, ben id^ il^m in bem S)ifcourfe : Ut nemo in fefe 
tentat &c. recommenbiret l^abe, folgen toerbe. 

S)er fid& fclbften auf ben 3fu6 fennet, tt)ie id& in bem t)cr« 
beuteten S)ifcourfe erfobert l^abe; ber feine ©d&toäd&e, fein Unöer» 
mögen, feine Unbeftdnbigfeit unb UnöoIIfommenl^eit ma^rnimmet, 
ber tt)irb fld& su gteid&er 3cit überfül^ret feigen, tt)ie notl^menbig es 
fe^e, ba6 er bon einem l^öl^ern 2Befen unberftü^et toerbe, toeld^eS 
il^n aBein öoBlommen gtüdf elig mad^en fönne : SBenn er pelzet, bag 
er nid^t gefd&idt fe^e ol^ne ben freien 2BiIIen, baS ift, ben Jöe^ftanb 
biefeS abfotuten SBefenS fid& nur einen 5lugenb(id aufredet suerl^atten, 
fo tt)irb er erfennen, ba^ eben baSienige unbegreiffUd&e SBefen, toetd&em 
er feine ©jiften^ su banden l^at, il^n erhaltet, unb il^m bie firöffte 
5utt)irdfen berleil^et : S)ief eS tt)irb il^n leieren, baft bie allgemeine S^lotö» 
toenbigleit ade S)inge, eS gefd&el^e gleid^ mit il^rem SößiBen ober 
Unsitten, an eine Urfad&e, bie über un8 unb ©öttlid^ ift, üerbinbet ; 
es toirb il^n überzeugen, bag atteä bon bem unumfd&ranrften SBiBen 
biefeS oberften SÖßefenS abftieffe, unb baft ol^ne benfelben nid^t baS 
geringfte gefd&el^e. 5lBe biefe ©rünbe finb frdfftig genug, i^n su 
bereben, baß er fld& mit einer feften ©tanbl^afftigleit beS ©emütl^eS 
in aBeS baSienige fd&icfet, tt)a8 il^m toieberfa^ret, ba6 er pd^ biefem 
abfoluten 2BiBen gän^lid^ untertoirffet, in bem SOßolfeDU unb Sßel^« 
ftanb nid&t fo faft auf feine eigene (5mt)pnbung, aU aber auf ben 
2BiBen feines fout)erainen ©ebieterS pelzet. 5lfle feine 2Bünfd^e unb 
©euffser pnb nad& biefer iftid^tfd&nur beS ©öttUd^en 2BiBenS auS« 
gemeffen, er erfül^net pd& nid^t i^ ettt)aS fürsufd^reiben ober su« 
bef eitlen; er überldffet pd§ feiner ift^gierung gän^lid^, bie Sößorte 
bie er öffterS in bem SJlunbe führet, pnb bie Sößorte (Sleantl^enS 
be^m ©eneca; 



[aSreitinger: 6ell6flerIenntniM 83 

D SSottcr Otter 2)mg', bu ^@tt bcr ganlcn 3Belt, 
ißtmm I)in unb fül^re mid^, tool^in ed bir geföttt, 
@S ift !em @äumnt^ l^ier, td^ bin gefd^icft bargu, 
Unb mu^ aud^ n>enn id^ fd^on eS nid^t gar gerne t^u, 
2)u füi^rft ben ber btr folgt, unb fd^Ieppft bie roieberpelj'n, 
Unb n)enn td^ gut ntd^t mU, fo mu^ id^ böfe gel^'n. 

Dpift. [912] 

@t toeift baft bcr toeifc aJleiftcr feines ßcbenS fd&on beftimmct l^at, 
toic er il^n fül^ren toiB, ol^ne boft er bie SBege beffelben auSforfd^en 
fon; ^ meig aud^, ba^ er t)iel 5U fd^tt)ad^ unb ol^nmäd^tig ift, beut 
öetDaltfomen SOßiHen feines ©d^öpfferS sutoieberftel^en. S)iefe8 finb fo 
t)iet ©dmmc inner bie er feine Segierben einfd&lieffet, über tocld^e 
fie nid^t einen (Jfuft breit auStretten fönnen. 

S)er fid& felbften lennet, ift sioeptenS aBeine faltig ftd^ felbften 
guregiren. S)ie ®eniütl^8«9leigungen toerben mit unS an biefe SDßelt 
gebol^ren, unb bie erften SDlarquen unferS SebenS öerratl^en biefelbc : 
S)ie Sernunfft läftt fid& nad^ SSerflieffung getoiffer Salären etft blicfen, 
toenn bie 5lffecten attbereit in bem SBillen bie Dberl^anb genommen 
l^aben; S)iefe folget man l^emad^ unter bem ©d^ein beS guten be= 
trogen, fo lang, bis enblid^ bie SSemunfft mit ber 3eit, unb burd& 
bie ©rfal^rung fld^ il^rer firdfften erl^olet; baS 9led&t gul^errfd^en, 
toetd^cS fie t)on ber 9latur empfangen l^at, erfennet, unb ber 5^^rannie 
ber Segierben sutoieberftel^en beginnet. 6S ift in SOßa^rl^eit nid&ts, 
toeld^eS ben SDlenfd&en fo fto(^, öertoegen unb unrul^ig mad^et, toic 
bie ungeftümcn S^riebc feines betrieglid&en ©er^enS, t)on toeld^en bcr 
3Jlenfd^ fo lange getrieben unb geftoffen toirb, bis er butd^ bie @rs 
fal^rung feiner felbften bie ©ctoalt unb bie ®dnge bcrfelben eigent» 
lid^ fennen getemet l^at: S)ann5umalen fül^lct ber fre^^gebol^rne ©inn 
bie fd^toere Saft ber S)ienftbarfeit unb ber Letten, er toeift bie gölbne. 
fjre^l^eit mit S3ebad&t sufd^d^en, er ftur^et bie ^JJaffionen t)on bem 
%^ton, beffen fie fid& bis bal^in unred&tmdffiger 2Beife meifter ge» 
mad^et l^aben, unb erl^cbet auf benfelben bie fre^e Semunfft; feine 
S3egierben toerben eingefd^tandct, unb il^ncn baS 9led&t, nad§ S3elicben 
pfd^toermen, benommen. @in fold^cr Äenner t)on ftd^ felbften ift 
M aBeseit glcid^, er bleibet unbclocgt, toenn il^m baS ®lüd fd^on 
ben Sauden leieret, er miffet feine fjortune nad^ nid&ts als feinet 
3frc^]^eit ; er liebet nid^t toaS niebrig unb unt)emünfftig ift ; er er« 
aömet fid^ nid^t über tint SagatcBe ; er erl^cbet fid^ nid^t, er toirb 
oon aBcm toaS er ficl^ct ober l^öret mit glimt)ffe urtl^eilcn, toeil 
il^m feine ©d^todd&e unb Unbermögen nid&t t)erbprgcn finb; toeber 



84 [d^ev Zeil, 17. 2)iiSfurS.] 

$aft nod§ 3fot)or lönncn il^n über bie ©d^onden bex SSemunfft 
öexleiten. Sfn feinen Urtl^eilen unb Keinunöen, ift et nid&t fo eigen» 
finniö, toetl il^n bie @rfa^runö getel^tt l^at, bo6 fel^lcn menfd^lid^, 
unb bag et offt Don bem SOikil^n fe^e betrogen toorben; er totii 
jebermann ^uöertragen, er rid^tet fid^ nod^ eines ieben So|)acitet. 

S)ie Kenntnis feiner felbften ift brittenS eine Se^rerin ber 
Sorfid&tiöfeit : S)er baS ®ute unb baS ©emeine, borauS er sufam« 
[9l3]mengefe^et ift, toal^mimmet, ift aUeine capabel baS (Semeine 
audsubeffem unb bad ®ute suDert)oU!ontmnen; @d tt)äre fd^on mand^er 
ein groffer 3Jlonn toorben, toenn er feine ©d^iodd&e unb ©tdrtfe 
gegen einanber abgezogen, toenn er feine Snclinattonen unb bie 
©ewalt berfelben auSgemeffen l^dtte: Sößol^er fommet eä, baß bie 
meiften S!Jlenfd&en mit fo öietem ©d&toeift nid&ts auörid&ten, unb an 
bem @nbe il^reS 2thtn^ nid^ts Surül^men toiffen, aU bag fie fagen 
fönnen: Vixi, id& l^obe ejiftiret? aU toeit fie fid^ mit fold&en (8e» 
fd^dfften belaben, bie il^re Ärdffte toeit überfteigen. ^JJebatiuS todrc 
ber berül^mtfte SJlot^ematicuS unfrer S^^^^^t tt^^tin er feinen un« 
ruhigen ®eift inner bie ©rdn^en ber 5lu8red^nungen unb S^riongetn 
eingefd^loffen l^dtte : oBein nad^bem er fid& oorgefe^et l^ot, ben iRul^m 
eines 5Po(t)gro<)]&i suertoerben, oerüel^ret er über feinen ta^Un ©d&rifften 
fo gar ben (^rebit eines gefd^euten 37lanneS. 

3)ie ©rfa^rung feiner fetbften ift enblid^ ein ©t)iegel barinne 
id^ anbre Seute fe^en unb erfennen !an; fie ift ber ©d^lüffet baS 
€>er^e anbrer auf^ufd^Ueffen unb blofe sugeben. 5lnbre 3Jlenfd^en 
finb über5au^)t gemad^et toie iä^, fie t)articit)iren oon einer gteid^en 
Statur, unb finb Don gleid^en SöBefen sufammengefe^et; fie ftreben 
aud^ mit mir nad^ einem gteid^en 3^^dte. Dbgleid^ bie Temperamente 
fid^ nad^ ber Unberfd^iebcnl^eit ber ^JJerfonen oerdnbem, fo ift bod& 
ber Unberfdjeib berfelben fel&r öein; @S beunrul^igen einen anbem 
ebtn biejenige !Pafflonen, toeld^e fid^ bep mir duffern, toietool in 
einer geringem ober ftdrdem 3)ofe, unb in einer anbem SJUgtur; 
SBenn id^ nun mid^ felbften lenne, unb bie S^l^aten frember ßeuten 
nad^ biefer Sftid^tfd&nur abmeffe, fo fan eS nid^t fel^len, baft id^ biefe 
Unterfd^iebenl^eit ber ©raben nid^t alfofort bemerde : ^abe id^ einen 
abgefagten 3fcinb ber mir meinen Stuin breuet, fo giebet mir bie 
Äenntnift meiner felbften bie SöBaffen in bie ^anb, toormit id^ il^n 
t)on meinem Seibe abtreiben, unb feinen bog^afften ©treid^en, bie 
er mir suoerfe^en gebendet, oorbiegen !an; SBenn id^ bie ®dnge 
meiner erl^i^ten ^afftonen toei^, toenn i<i^ burd^ bie (Srfal^mng ge» 
lernet l^abe, föaS für äJlittet unb SOßege fie in ^eföerdtfteUung i^er 



[fdohmtv unb »veitinger: IRaittene.] • 85 

tprojecten öcbraud^en, fo fan i^ qUc bic ©d^ritte, toeld&c wein JJ^inb 
in feinen ©ebanden su meinem Unbergang mad^et, unb mad^en fan, 
entbeden unb nod&folöen; 3d^ !an mid^ felbft öorfel^en, toit il^m 
Subegeönen fepe, totnn er mi^ auf biefet ober einer onbem Seiten 
auöreiffen toürbe ; id& bin toieber otte Einfälle betool^ret ; bie ©etbft« 
6r!enntni6 ift mein Sotttoerd, toeld^eS mid^ bebedet unb fidler mad^et, 
iä^ ftel^e aufjer ber ©efa^r. 

3^r toerbet l^ier bemerden, poUter ßefer, baß ein öernünfftiöer 
3ufd^auer ber ajlenfd^en, t)orau8 in fid^ felbft feieren, unb fid^ felbften 
fennen muffe, toenn er anberer ßeuten (Jfel^Ier unb S^l^orl^eiten ent« 
beden tt)iH: Sl&r muffet ober auf ber anbem ©eiten oud^ toiffen, 
boft bie ^Bergteid^ung frember 2;i&oten, unS on ftott einer (Jfadel in 
bem bundein ^Ibgrunb unfer felbften bienen, unb bie fienntnift Don 
uns felbften oollfommen mad&en fan. 

%anmbal ^awaöfc. 

Sep 3*>f^P'& Stttbinner, 
MDCCXXI. 



» < B » «- 




xvni. 3)ifcourö. tias«? 

Seit rififfe vafer, multum gaudere paratus, 
Si Cynico barbam petulans Nonaria vellat. 

Perf. Sat. I. 

[(S^ fel^e alle %a^t ßeute, »eld^e über getoiffe ©ad&en bie Olafen 
rümpffen unb bie Sippen t)on einanber fpannen, ol^ne Unter« 
fud&ung ob il^r ©eläd&ter auf ettoaS ®ute8 unb ei^rlid&eS, ober auf 
bie ©d^anbe falle. 5llle8 tt)a8 il^nen feltfam, fremb unb neu ift, 
tt)a8 eine Sfigur unb (Jform l^at, bie fie nod^ niemal gefeiten l^aben, 
ertoedet il^re iftaillerie; ein Sudlid&ter, ein S^^^^f ^i^f Qarftige jc. 
Sebermann !an »al^mel^men, baft fd&on bie öeinen Äinber alles 
baSjeniöe belad^en, baS öon bem gemeinen, baS fie aße S^age feigen 
ober ^ören, abtt)eid^et; eine S)ode bie eine bide firaufe um ben 
§al6 l^at, ein ®at)usiner ber burd^ bie ©äffe geltet, ber ^abit unb 
bie ©prad^e einer gransöfin, ein ^apa^tT^ ber fd&toa^et, ift alles 
SJlaterie fie luftig sumad^en. 



1 



86 • elfter Zeil, 18. «DigfuiSJ 

S)o8 ®ef<)öttc biefer ötoffen unb Iteincn ßeuten l^at feine 9lb» 
funfft Don ber Untoiffenl^ett; fo balb tl^en ettoaS UnbelonntcS 
in bte ©inne fällt, fo ertoedet biefe ^leuigleit im Slnfong eine 
SSertDunfcrerung in il^nen, toeld^e fid& l^etnod^ enttoeber in eine 
^od^ad&tung öettoonbctt, loenn fie fid& biefetbe ©od&e gefallen laffen, 
unb für fd&ön fürbilben; ober in eine SSerad^tung toenn fie bog 
[@] SSorurtl^eil baöon faffen, fie fei)e tabell^afft. a)iefe le^tere ©in» 
bilbung gebieret atsbann biefe tounberlid&e S^efd&reibungen, bie mit 
einem 3fran^öfifd&en S^al^men iRaiderien genannt, unb ©pott« ober 
©tad&elsiReben überfe^et »erben, ©leid^toie nun eine unseitige ©tadlet» 
iftebe eine SSerrdtl^erin ber Untoiffenl^eit ift, alfo giebet bie billige 
Slaillerie ^Injeige öon einem SDßi^igen. @in fotd^er lad^et niematen, 
aU über etmaS öeräd&tlid^eS, baä er fennet, unb öon beffen SWebrigleit 
er ©emiftl^eit l^at. 3d& toxVi in biefen Jölättem sum S)ienfte ber« 
jenigen, »eld^e burd& ungered&teS SlaiBieren fid§ in ©efa^r fe^en, 
i^ren Unöerftanb unb finbifd&e Untoiffenl^eit einem 3iifd&ciuer ju« 
öerratl^en, meine ©ebanden t)on bemjenigen auf bie Saline bringen, 
meld^eS eigentlid^ öerbienet, ba^ ein mi^iger SOflenfd^ feine Slaillerie 
barüber ausübe. 

9Hd^t8 !an täd&erlid^ fe^n, tt)08 notl^toenbig unb natürUd^ ift; 
3Jlan ift befugt atteS suraittieren, tt)as feine Sflotl^toenbigfeit l^at, 
unb über bie 9latur auStrittet. 

Sfd^ glaube nid&t, baft jemanb fepn toerbe, ber toieber bie SBal^rl^eit 
biefer ©d^en ettooS einjutoenben l^abe, barum barf id§ nid&ts anberS 
tl^un, als befd^reiben tt)a8 notl^mcnbig unb natürlid^ fei;e, fo toirb 
ein jeber ben rid&tigen ©d&lufe abjufaffen toiffen, mann er 2fuge 
unb ifted&t l^abe su raillieren, ober mann er fid§ bamit ber S5e« 
fd&ulbigung einer Ungered^tigfeit unb Unmiffenl^eit blo^ gebe. 

es ift alles not^menbig tt)a8 ber Sülenfd^ nid&t ermangeln fan, 
o^ne ©efal^r fid^ frandf ober unglüdfelig jumac^en, unb feine 3!Jlad&ine 
5U5erftören ; S)aSienige ift natürlid^, tt)aS ber aJlenfd^ t)on ber Sflatur 
l^at, unb tt)or8U fie felbft il^n untcrtt)iefen, bamit er fid& bep ®lücf« 
fcligfeit, ©efunb^eit unb 2thtn erl^alte. 3§r fe^et, baft atteS natürlid^ 
ift, tt)as not^toenbig, unb nid&ts notl^toenbig loaS nid^t natürlid^ ift. 

hingegen ift alles unnotl^toenbig toaS ber aJlenfd^ entbftl^ren 
fan, o^ne baft feine ©lüdf eligfeit ober ©efunb^eit in ©d&aben lauffe ; 
unb alles ift unnatürlid^, tt)aS öon ber ^)urcn ©rfinbung ber Sülenfd^en 
ift, unb t)on il^nen in ben ©d^toang gebrad^t toorben, feit baft fie 
fid^ Sufammen in eine ©ocietet gel^alten l^aben. Sl^r werbet meine 
aJleinung flar burd^ biefe @jempel Derftel^en lernen. 



[aäobmev unb 99teitinger: 9lattterte.] 87 

ßffen, ttinden, gelten, fd^laffeti; liegen, finb alles ©ad&en, bie 
tiot^toenbiö finb unb natürltd^. ©in SJlenfd^, ber fie unterlieffe, 
tt)urbc fid& in firandl^eiten unb ben 2:ob ftür^en; bie $ßatur ^at 
fie bie SJlenfd^en gelemet, unb il^nen bie ^nftrumente baju gegeben. 
5iiemanb lan fie in ein ©eläd^ter fe^ren. S)a6 einer fage: S)iefer 
aJlenfd^ büdet fid^ auf bie ©rbe, einen rotten 5lpffel 
aufsul^eben, wetd^en et gefunben l^at, er ftredet bie 3lrme 
aus, er umfd&lieffet il^n mit feinen gingern, unb fül^rct 
il^n mit einer SSeugung beS ©llbogenS sum aJlunbe; ©r 
ft)annet bie Sippen öon einanber, unb legt il^n stoifd&en 
bie obere unb bie untere Sleil^e ber Sännen, wetd&e er 
alfobalb tt)ieber auf einanber fällt, unb alfo ein ©tüde 
t)on bem 9lpffe.l abreiffet; er mirfft biefen S3iffen mit 
ber [@2] 3iitigen in bem SJlunbe ^erum, er ftöftt il^n unter 
bie Sä^we, unb läftt fie fid§ fo lang öon einanber ti^un, 
unb ttjieber auf einanber fallen, bife baft er anlegt mürbe 
unb flüffig ttjirb; alSbann brüdet er il^n bnrd^ ben 
©d^lunb in ben ^alfe b^^ttwter in ben SJlagen, wo er 
gefod&et unb biftilliert tt)irb; ettt)a8 tt)irb au S3(ut, unb 
ergieffet fid& in bie 3lbern, baS übrige tt)irfft ber 9Jlagen 
in ben 9Jlaft«S)arm, ttjelti^er eS ttjeiter aus bem ßeibe 
l^inauSfül^rt; @r mad^et eine gan^e SSefd&reibung beS @ffenS, bie 
nid&tS löd^erlid&eS l^at, tt)eil fie not^toenbig unb natürlid^ ift: 5lber 
baö ein anbrer bie Umftänbe unb (Zeremonien befd^reibe, weld&e bei; 
ber menfd&lid^en ©ocietet in ber ©emol^nl^eit finb, baS ©ffen su« 
begleiten, fo ttjirb ein Sößi^iger billige Urfad^en l^aben fid^ über 
biefelben sumoquiren, weil fie überftüffig, unb Weber ^ur ©lüdffeligfeit 
nod^ pr ©efunbl^eit nötl^ig finb: etlid^e ^JJerfonen Wollen 
mit einanber effen unb trindten, fie lagern fid§ um ein 
get)ierteS Srette l^erum; fie laffen fid& sum 5lnfange eine 
l^eiffe Srül^e auftragen, in weld^er ©etre^be fd^wimmet, 
baS fie ju ©taub serftoffen, su einem SLeig gerüi^ret, 
unb bet) bem fjeuer gel^drtet l^aben; fie faffen baffelbe 
mit einer su biefem 6nbe gemad^ten 3Jlad§inen auf, unb 
üerfd&lingen eS alfo warm. 5luf biefeS folget ber Sfuft 
unb ber fd&war^e ©d^endtel öon einer ©au, weld&er mit 
©alts unb @ffig gewafd&en, unb im iRaud&e gefdullet 
worben; weiter ein gelbgebranntes ®efd6, weld^eS t)on 
Sermalmtem unb in einen S^eig gebiegenen Äorn in ber 
3forme eines l^alben ^er^enS gemad^et, unb in bem Offen 



88 [^ftev %til, 18. S)iSfitt8.] 

l^att öcbronbt ift; S)iefe SJlad^inc ift inntoenbiö ]^o(, unb 
mit Stülpe unb ©tüden xiUi]ä) angefüttct, unb bie ®dfte 
tt)erffen bepbcS baä ©cfcife, unb tt)a8 cS l^ölt, in bcn 
l^unöerigctt SJlagcn. 3ci^ tt)ürbc fpätl^ aum ©übe fommen, 
tt)cnn id^ alle bie untetfd^iebcne ©orten il^ret ^^tad^ten 
crgel^ten ttJoUte. @8 ift (Jteifd^ ba öon fließenben, öier« 
füffißen, fd^lüimmenben unb ftied&enben Sl^ieten; ^dl^ne, 
@due, ©ed^te, ^luftctn, Ätebfe, ^i^ntdtn; tjrud^te bie ou8 
aUcn ©den bet 2Bett auf il^te Stoffel ^t^üi^xt toorben, 
unb etlid^e l^unbert aJleiten baöon getoad^fen; ©etrdnde, 
lüetd&e aus 3:tau6cn, fiorn, fiirfd^en, 3»^^!^/ Simonen 
biftihiett tt)orben. ©ie genieffen öffterS in einet ©tunbe 
t)on aüen biefen ©peifen, unb trinden t)on alten biefen 
©äfften, bift fie fid^ nid^t niel^t auf ben güffen Italien 
fönnen, benn biefetben l^aben einen gefd^minben Effect 
htn fiopff umsutoenben. 6in jeber l^at ein ©efd^itt öon 
^riftan öor fid&, toeld&eS mit einem fotd&en Siqueur öolt 
eingefd^endet ift; aber feiner trindet, er l^abe benn juöor 
tim fleine ©rimace gegen bie anbern gemad^ct, au8 
tt)eld^er fie öerftel^en, ba6 er trinden toiU, aUbann folgen 
fie auf bcr ©tetle nad^, nad&bem fie eben biefelbe ©rimace 
gemad&et l^aben. S)aft einer mit trinden nid&t anttoorte, 
menn ein anbrer il^m eine fold^e @)eremonie mdd^et, baS 
ift bep il^ncn ein Serbrcd&en, toeld^eS fie mit gfauft« 
©d&ldgen auSföl^nen. ©ie l^aben 5tt)o3Jlad^inen t)on toetd^cn 
bie eine einen fpi^igen S3aden, unb bie anbre bie 2forme 
t)on einem « » » Statt ret)refentiert, toetd^eS tdngft bem 
©rate burd&gefd&nitten toorben, fie greiffen mit ber erften 
eine ©peifc an, unb l^atten fie auf einem bünn = ge= 
fd&tagnen Sinne fcft; unb bie anbcre bienet il^nen bie 
©etendc öon gwe^en SSeinen t'on einanber autrennen 
unb sujcrftüden, benn fie l^aben fid^ ein ©efe^e ge« 
mad&et, feine ©peife mit ben Sfingern anjurül^rcn. ©ie 
öerrid^ten mit Snftrumenten, toaS ein anbrer mit einer 
i^oten §anbe, ober einem ftarden S)aumen gefd^tt)inber 
unb fommtid^er tl^un mürbe. 

3luf ben {5u6/ auf toctd^em bie 3Jlenfd&tid^e ©ocictet l^eut ju 
3^ag ftel^et, ift faum eine ^anbtung ber $ßatur übrig, wetd&e ni^t 
mit öieten überftüfpgen Umftdnben unb Zeremonien begleitet werbe. 
3ii ^abc cud^ eine SSefd^reibung beS einfältigen (SffenS, unb eine 



[fdohmtv unb aSreitinger: StatlXerie.] 89 

anbete Don ben öietfaltigen Zeremonien lefen laffen, toeld^e bte 
©ocietet botan gel^enget l^at. %tit ^anbtoerde unb Äünfte jtnb ju 
nid&ts anberä etfunbett; olS btefe Zeremonien puntetl^alten, unb in 
biefer Settad^tung SSclod^enS toitbig, toeit fie überflüffig finb; ober 
es ift tt)ol in adjt pncl^men, bafe bie ©ocietet jte nunmel^r öielen 
beuten faft eben fo not]^tt)enbig gemad^et l^at, a(§ bie ^anbtungen 
ber Sflatut finb. Sin ©d&miebefned&t ift Dom aJlorgen bi6 
5U ber Sflad&t in ber Setoeöung, er mattet fid^ ab, er er« 
l^i^et fid§ unb arbeitet fid& in einen ©d&toeift, inbem er 
ein fd^toereS @ifen auf ein anberS fd^lööt. S)iefe ^anblung, 
toeld^e unnotl^wenbiö, unnatürlid^ unb fotgtid^ ber SRaitterie unter« 
toorffen ift, wenn i^x fie an fid& felbft betrad^tet, ift notl^toenbiö 
in ^Infel^ung beS 3^^^^^ ^^^ fie ^^t, unb beS Sflu^enS ber barauf 
folget. S)er ©d^miebe, ber in ber ©ocietet lebet, ift öenötl^iget, biefe 
Stoe^ @ifen auf einanber ^ufd^lagen, wenn er ©t)eife l^aben tt)iB fein 
2Azn burd^subringen, toeld^eö notl^tocnbig unb natürlid^ ift. 2Bie« 
tt)ol nun bie ^anblungen oon biefer bermifd^ten 5lrt einen groffen 
Sufa^ Dom ßdd^erlid^en l^aben, fo ift bod^ eine Utibillid^feit fid^ 
baruber moquieren, tocil biefe Umftdnbe, in meldten fid& baS Über» 
ftüffige unb Säd^erlid^e finbet, Don ber ^lotl^toenbigfeit, toeld&e fie 
aum 3tt>edf l^aben, nid^t fönnen abgefönbert, ober Idd^erlid&e S5e« 
toegungen, ol^ne ©onfiberation be§ Sflu^enS ber barauS abfleuffet, 
Derfpottet »erben, sumalcn biefe 3lbfönberung nid^t anbcrft als in 
ben ©ebanden uub bem ©cl^ime ol^ne SRealitet gemad&et toerben fan. 
3d& Sel^le biefemnad^ unter bie falfd^en unb unbilligen iRaillerien 
aud^ biefe unDollfommenen SSefd^reibungen ber Dermifd^ten 
§ anbiungen, in meldten man biefelben allein in i^ren Umftdnben 
bie Idd^erlid^ finb, betrad^tet, o^ne 5lbfid§t auf il^re Sflotl&toenbigleit. 
3d^ finbe ein ©jempel Don einer fold&cn iRaillerie in einem gefd^idften 
anSldnbifd^en 5lutor, ber an einem £)rt fagt: 3d§ l^abe offtmaU 
aus meinemÄammer«i5enfter stoe^ eble®efdjöpffe ©DtteS 
gefeiten, meldte be^bc mit JBerftanb begäbet, unb gefd&idtt 
waren, bie 5lugen gegen ben ©immel sufel^ren; 3d§ l^abe 
biefe stoe^ Dernünfftige Sößefen Don SDlorgen an bi6 in 
bie^lad&t befd^dfftiget gefeiten, 5tt)e^©teine auf einanber 
jureiben, baS ift, bamit id^ mid§ ber gemeinen 9leb»9lrt 
bebiene, 3Jlarmel supolieren. S)iefe Slailterie ift unbillig, weil 
fie nur baS Sdd^erlid^e erjel^let, toeld^eS be^ biefer ^anblung beS 
3Jlarmel«t)olierenS gefd&id^t, unb beS 3tt)edS, toeld^er fie notl^menbig 
mad^et, Dergifet; biefer ift, baft biefelben stt)o intelligenten, Don 



90 [«rfter Xtil, 18. a)i8!«r8.] 

toctci^cn mein Slutor faßt, baft fle jtüccn ©tctne ouf einanbct 
fd^Utffen, ®elb unb Srobt anfd^ojTen, toeld^eS fle Donnöt^en l^oben 
fid^ auerl^atten; Sebermonn pelzet, baft betöteid&en ajefd^retbutiöen 
unöoBlommen unb (ügenl^afft finb, weit jte nur beS ßäd^etüd^en einer 
^anblung gebenden, unb ba§ 9lotl^n)enbige in berfetben Derfd^toeigen. 

9flad& olle bemienigen, tt)o8 id& bife bal^in forgföltig getoefen 
bin suerfldren, ift mir ie^ erlaubet, ben beutlid^en ©d&(u6 aumod^en, 
boft baS Saft er ber ©egenftonb einer geredeten iftaitterie fege, in« 
maffen fld& ia niemanb unterftel^en wirb auöemeinen, baft aßeS 
baSienige, tt)a8 lafterl^afft ift, unnatürtid^ fepe, unb leine 3flotl^tt)enbig» 
feit l^obe. Ober, wer glaubet nid&t, baft baö ßafter unfer eigen fepe, 
unb b(o6 bon uns bet)enbiere? S)ie S^ugenb ift eS allein bie ben 
SJlenfd^en gtürffetig unb t)oIIfommen mad^en !an; 68 ift fo ferne, 
bag er bad Safter nötl^ig l^abe, fein ^otfe^n jumad^en, bag im 
©egentl^eit tUn baffetbe baS 3Jleer ift, auf wetd^em feine ®(üd« 
feügleit ©d^iffbrud^ (eibet. 3)erienige ber e8 ausübet, gerdtl^et barüber 
in SSerluft feiner ©l^re, feiner ©efunbl^eit, feines ßeibeS unb ßebenS ; 
alles Übet, atter ©d&aben, atte ^Plagen, bie bie mcnfd^lid^e ©efellfd^afft 
brüdfen, pnb fjotgen beS ßafterS. SCßer Witt benn, o^ne bie gröfte 
Ungered^tigfeit, fid& einbilben, baS Safter, mit toetd&em bie (Kreatur 
baS Sößefen, baS fie t)on bem ©d^öpffer empfangen l^at, mutl^wißiger 
2Beife ju ©runbe ftür^et, fe^e natürlid^ unb notl^wenbig. S^x fönnet 
bie ^flid&tigleit meiner SJleinung weiter feigen, tomn if^x betrad^tet, 
ba6 bie S^ugenb allein baS t)ernünfftige Dbject unfrer ^od^ad&tung 
fe^e, eben wie baS ßafter ber l^tütd unfrer Serad&tung unb unferS 
§ajfeS ift; ein SJlenfd^, ber teer t)on S^ugenb ift, t)erbienet nid&ts 
weniger als ben ^lal^men eines 3Jlenfd&en ; biefclbe ift allein gefd&irft 
il^n 5um SJlenfd^en sumad&en, weil bie Sflatur beS 9Jlenfd§en allein 
in ber Sugenb ober in tugenbl^afften unb öernünfftigen ^anblungen 
beftel^et. S)ie ©efe^e beS ©d^öpfferS laffen eud& baran ni^t zweifeln, 
Sumal^len il^r 5lbfel&en einzig gerid^tet ift, bie 3Jlenfd&en ju biefer 
2^ugenb in il^ren natürlid^cn ©tanb, fo wie fie aus ber §anbe beS 
©d^öpfferS gelommen finb, öon bem ßafter l^inuber sufül^ren. 

@rweget il^r biefe ©rünbe wol, fo werbet i^r gleid^ feigen, ba§ 
baS ßafter oon feiner Sflotl^wenbigfeit fepe, unb wieber bie 5latur, 
unb bie ©lüdCfefigfcit beS aJlenfd&en ftreitc, baft eS folglid^ baS bittige 
Object ber Slaitterie fer)e. 

3d^ fan bemnad^ öon einem ber bie SJlad&t pretenbiert, über 
anberer ßeuten Sll^un suraittieren, mit 9led^t foberen, bafe er ein 
guter 3Jlorattft fe^e, unb baS ßafter unb feine ^ößlid^feit fenne. 



[IBobmer: Imagination.] 91 

2>emoctitc toare bcr SDlann, bet tiefe fiunft inne gel^obt, unb bie 
a:^ot^eiten ber ajlcnfd^cn mit Sflad^brücf belad^ct l^at. S)ie SRaillerie 
eines fold^en, l^ot erft ben Qxofizn 9lu^en, baft fie uns einen feinb» 
üd^en ^ai unb 5lbfd^eu geßen baS Saftet cinjaöt, unb uns fotgfdttiö 
mad^et, bct)or auS toenn tt)it eigenliebenb unb el^töei^ig finb, baffelbe 
tt)o tt)ir eS nur onfid&tig »erben, auSsutoeid^en. 

'i^an^ 'feolbdn. 

5üri(^, bep 3ofep6 Sinbinner, MDCCXXI. 



• » » j » «- 




XIX. 3)ifC0ttt$. [Sobmer] 

nie per extentum funem mihi poffe videtur 

Ire poeta, meum qui pedus inaniter angit, 

Irritat, mulcet, falfis terroribus implet 

Ut magus, & modo me Thebis modo ponit Athenis. 

Hör. Ep. I. lib. 2. 

'3ne Imagination bie fid& tt)ot cultiöiert ^at, ift eines öon ben 
§aupt«@tücfen, burd^ weld^e fid^ ber gute !Poet t)on bem qt» 
meinen ©änger unterfd&eibet, maffen bie reid^e unb abanbernbe 
S)id§tunö, bie il^r ßeben unb SBefen einzig t)on ber Imagination 
l^at, bie ?Poefie Don ber ^ofa l^auptföd^lid^ unterfd&eibet. S)a6 
Dpi^ ben 9lang t)or SJlenanteS pretenbieren fan, geben i^m baS 
Siedet biefe fd&önen unb abwed^felnbe.SSitbniffen, bie er gemad^et l^at, 
unb in meldten er bie 5iatur mit benen Sfarben unb in ber ©eftalt 
gemal^let l^at, bie il^r eigen finb ; 3d& bebiene mid& mit 3fleiffe biefer 
SJletapl^ora bie id& t)on ben a)la]^lern entlel^ne, benn bie erfte unb 
einzige ifteget; meldte ein jebweber ©d^reiber unb 9flebner, es fe^e 
in gebunbener ober ungebunbcncr 9lebe, nad&jufolgen l^at, unb toeld&e 
il^m mit benen aJlal^lem gemein ift, bie ift biefe, ba6 er baS 9^a« 
turlid&e nad^f^)ü]^re, unb co^)iere, alle biefe anbere 9flegcln, baß er 
anmutl^ig, belicat, l^od^ fd^reibe, finb in biefer eingefd^loffen unb 
flieffen barauS ab. SBenn er öon ei»[!E]ner jeben Sa^t baSjenige 
faget, toaS ein curieufer ©inn bat)on wal^rnimmt, toenn er nid^ts 
baöon öerftiegen (dftt, bafe fie bienet t)on anbern ©ad^en juunter» 
fd^eiben, unb menn er mit fold&en angcmeffenen 2Borten bat)on rebet, 



92 [CtfteT Zeil, 19. 2)iMurS.] 

toeld&e mir eben biefclben Sfbeen boDon ertoeden, bie et l^ot unb 
bie mit ber äBal^vl^eit übereingel^en, fo fage id^ bo^ er natürlid^ 
fd^reibc; toenn er benn t)on einer onmutl^iöett ©ad^c notürKd^ fd^reibct, 
fo lan id& fagen, baft fein ©tptuS anmutig ig ift; fd^reibet er üon 
einer S)eUcoteffe natürtid^, fo toirb ber @t^(u8 beticat, unb er 
toirb ]^od^; tt)enn er t)on einer ®ad^e natürlid^ rebet, toeld^e bie 
SJlenfd^en betounbern unb grofe nennen. 2Beil nun Opi^ natürltd^er, 
unb tt)e(d^e8 nid&tS onberS faget, onnel^mlid^er, belicater unb l^öd^er 
ift, als aJlenanteS, fo l^eifit er mir aud& ein befferer ?Poet aU aJlenanteS. 
S)aft aber Dpi^ natürtid^er btd&tet al8 ber anbere, ift biefcS bie 
Urfad&e tt)eil er bie Imagination mel^r poliert unb bereid&ert l^at 
als biefer; Qpi^ ^ai, nemlid^ nid&t allein mel^r ©ad&en burd^ bie 
eigene @rfa]^rung unb bie Sefung in feine Imagination sufammen« 
getragen, fonbern er l^at nod& an benienigen ©ad&en, bie i^m auf« 
geftoffen, unb bie ^unolben öielleid&t aud^ in bie ©innen gefallen, 
mel^rere ©eiten unb S)tfferen5ien ttjal^rgenommen, er l^at fie öon 
einer ©ituation angefd^auet, oon meld^er fie i^m beffer in bie 
Imagination gefallen finb, unb er l^at fid^ langer barüber auf» 
gel^alten, inbem er fie mit einer forgfältigern ©uriofitet betrad&tet 
unb burd&gefud^et l^at. 5llfo l^at er erftlid^ eine nähere unb öoll« 
fommnere Äenntnife ber Objecten erworben, unb l^ernad^ l^at er 
eben barum aud§ gettJtffere unb t)oIlfommnere Sefd^reibungen mad&en 
lönnen, in ttjel^en bie toal^re ^Proportion unb @igenfd&afften ber 
©ad^en bemerdet, unb berfelben ©eiten ol^ne Ermangeln abgejel^let 
toorben. 

Sl^r erfennet au8 biefem bie 9flot]^tt)enbig!eit, unb tt)a8 eS con« 
tribuiert natürlid^ fd^reiben anlernen, baft ein ©d^üler ber Sflatur 
fid^ ttjiffe über ben aufftoffenben Dbjecten sufijieren, unb fie in einer 
fold^en ^Poftur ansufd^auen, in toeld^er il^m fein S^l^eil unb feine 
©eiten berfelben fan t)erborgen bleiben; er muft fo nal^e ju ber« 
felben tretten, unb bie 5lugen fo wol offen bel^alten, baft il^m Weber 
bie alläuttjeite Entfernung fie fleiner mad^et, nod& bie S^läl^e mit 
einem ^ebet überstellet. aOßcnn id^ ie^ ferner unterfud^e ttjarum Opi^ 
bie Imagination freier unb ungebunbener bettjal^ret, unb bie S)if« 
tractionen au8gett)id^en l^abe, toeld^e ^unolben bie SWenge ber Dbjecten 
unb anbere Umftdnbe ermedet l^aben, fo finbe id& feine anbere Urfad&e, 
aU tt)eil £pi^ Don biefen belebten ©eelen gettjefcn, ttjeld&e ttjeit sdrt« 
lid^em unb l^i^igern 5lffecten untertt)orffen finb, unb öiel gefd^ttjinber 
tJcuer, ober baft id^ ol^ne Ketapl^ora rebe, Siebe für ein Dbjectum 
fangen, aU anbere unad^tfame unb bumme ßeute, benn eS ift im 



[Sobntcr: Imagination.] 93 

äbrigen öctotft, bafe ton unS um eine ©ad^e, füt bie tott t)affionntcrt 
fitib, weit mel^t intcteffieren, unb totxi mel^t ©utiofitet unb 3flei§ 
l^aben, jte anaufd^auen, fo(öß<% ftud& bie Smogination bomit mel^t 
anfallen, ol8 tt)ir bep einem Dbiecte tl^nn, für baö mit mbiffetent 
finb. Sin Slmont toitb t»on ber ©d&ön^eit feiner Su^lfd&äfft eine 
dl^nlid&ere unb natür« [X 2] (id^ere SSefd^reibung mad^en, a(8 ein jeb« 
Weber anbrer, bem fie nid^t fo ftardt an baS $cr|e gewad^fen ifk. 
JJl^r toerbet einen Effect alleseit natürlid^er auSbrüdfen, ben i^r in 
bem ^er^en fugtet, al8 ben il^t nur pmulieret. S)ie ßeibenfd^afft 
wirb cud& im erften (Jfatt alle gfiguren ber Sftl^etoric auf bie Sunge 
legen, ol^ne baß il&r pe ftubieret. S^rtl^^ilet unb erlefet bie ^arangue 
einer grauen, bie il^re SDlagb öon ^er^en auSfd^Utct, il^r werbet 
es alfo ftnben. 2Benn auf biefe Sößeife bie Imagination öon ber 
^Paffion begleitet wirb, aldbann ift fie im ©taube fid^ ol^ne S)iftraction 
über ein Dbjecte aufpl^alten, unb fid^ bie Sflatur, (8eftalt unb ©röffe 
beff elben bcfanbt jumad^en ; Unb biefeS ift bie SDlanier, bie pe braud^et, 
fid^ au^Sufd^mücfen unb subereid^ern. 

@rft ein fold&er ©d&reiber ber, wie unfer Dpii§, bie Imagination 
mit Silbern ber ©ad&en bereid^ert unb angefüBet l^at, fan lebl^afft 
unb natürlid^ bid^ten. @r lau bie Dbjecte, bie er einmal gefeiten 
]^at, fo offt er will wieber aus ber Imagination Idolen, fie wirb 
il^n gleid^fam auf bie ©teile aurüdf fül^ren, wo er biefelben antreffen 
!an. @r fe^e in fein ©abinet eingefd^loffen, unb werbe öon leinen 
anbern ©egenftdnben um^tUn, als öon einem ^auffen Sudler, fo 
wirb fie il^m eine l^i^ige ©d^lad^t, eine Scldgerung, einen ©türm, 
einen ©d^iffbrud^, ic. in berfelben Orbnung wieber öormal^len, in 
wcld^er fie i^m öorma^lS öor bem ©efid^t geftanben finb. SHefelbe 
wirb alle bie 5lffecte bie i^n fd&on bcfeffen l&aben, in il^m wiber 
rege mad^en, unb il^n baöon erl^i^en, nid^t anberft als wenn er fie 
wirdttid^ in ber »ruft fül^lte. (5S fe^e, bafe er in bem ©d^atten 
einer auSgcf<)annten @id^e fi^et, t)on allen Steigungen ber Siebe, beS 
SWitleibenS, ber 3:raurigfeit, beS 3o^S/ f^«^ ^^^b unbeweget, fo 
bringet ifm bod^ bie ©tdrde feiner Imagination aBe bie Sfbcen 
wicber jurüdf, bie er gel^abt l^at, als er wirdlid^ öerliebt, mitleibenb, 
betrübt, ersörnt gewefen, fie fe^et il^n in einen eben fo l&i^igen 
©taube, als er bama^len geftanben wäre, unb ruffet i^m biefelbc 
@lt)rcffionen wieber surüdf, wcld^er er fid& sur fclben 3cit bebienet. 
2BiB er eine S)ame glauben mad^en, baft fie fd^ön fe^e, unb baft er 
fie liebe; wiB er einen lobten beweinen, ber il^n Dielleid^te nid^ts 
angeltet; wiB er einen erbid^teten 3otn auSftoffen, fo weiß er bie 



94 [C^rfter Seil, 19. 2)iSIur8.] 

©teUungett unb bte SBorte betet Seuten, bte in bet ^l^at mit biefen 
^offtonett attgefüHet ftnb, lebenbtg nad^sutnad^en. 

2)et ^etr 95ef f et, bet an einem bet gtöften ^öfen öon @utot)a 
lebet, unb ber feine SSettid^tungen füt ben ©toat feines SJlonatd^en, 
unb füt bie aJlufen öettl^eitet, fd^teibet ©ebid^te, Botinnen et bie 
teid&fte Smaginotion l^etöotbUcfen täftt. @t ift infonbet^eit (ebl^afft 
in ben Sefd^teibungen bet Setoeöungen einet 5ltmee, bet ©d^loc^ten 
unb bet Seftütmunöen. ©d^auet baS ©pectadet, baS et eud^ 951. 117. 
t)on bet 3f(ud&t eine« öefd^tagenen fJeinbeS Dot bie klugen ftettet: 

^(iS aber nun ber @treit aud^ ben S^garne^!^ fd^i^ug, 

Baf) man bie gan^e @d^aar mit Pd^ft^erwirrtem fliel^en 

SSor unferm mtiitln f)tx, als bid^e 92ebel giel^en. 

3)ort röd^elt crft erföufft ein ©örpcr in bem 6umpf, 

§ier überroarff pd^ nod^ ein warmer 2:artar*3lumpf ; [% 3] 

^ort fal^ man @ee( unb 8(ut auiS ^ruft ttnb ©urgel fd^ieffen, 

Unb l^ier oermid^elten ftd^ oiel in eignen @pieffen. 

©0 natüttid^ bet ©ffect befd&tieben toitb, mrfd^en bie ®l^utfütft(id6e 
3lttittetie an Stettin getl^an l^at, fo ttautig ift et aud^ S5. 121. 

3)em warb ber ganjc ^ai% jufamt bem 2ßaffen*Äragen, 
^em f^aih bad ©d^ulber-^lat unb ^rufU^ein meggefd^Iagen ; 
^ort nal^m ein f^euer^SaU auiS bem erregten ©d^marm, 
^a§ mitgebrad^te ^inb ber Wluikx aud bem ^rm; 
^ie l^inter foIc^eS ^tv erbärmlid^ rannt unb fd^rie, 
^em traff in feiner ^l^ur bad $au^s©d^ilb be^be ^nie; 
2)en fd^Iug ein ©d^n)cll«®erüft, ben ein gefprengter ©tein. 

5lbet iä) toetbe niemals fo empftnblid^ gettoffen, als rotnn id§ bie 
Älaö»®ebid^te lefe, »eld^e biefet ^ett unb fein fotttefflid^et ^Jteunb 
bet ^t. ®anii übet baS 5lbftetben il^tet ©emal^linnen gefd^tieben 
l^aben. S)ieS finb üielleid&te bie stoe^ t)afflonniettfte ©tüdte, toeld^e 
tt)it in bet S)eutfd&en ^JJoefie l^aben. ®S ift unmöglid^, bafe tin 
ßefet nid&t einen i^eil bet ©töffe beS 5lffecteS, meldtet fie bepbe 
etl^i^et l^at, in feinem §et^en empfinbe. 3n beS §ettn JöeffetS ^aben 
mid^ bie folgenben ©teilen mit einet S^tautigfeit angefüllet, bie fid^ 
etneuett, fo offt id§ fie toiebet lefe. 951. 219. 

@rl^ielt id^ fie benn nur, um fte inS @rab gubringen? 

Unb 951. 220. 

äßaS meinft bu, mie mir fe^ bep meiner @infam!eit? 
^enn nod^ bargu bie 9lad^t mit il^rem ©d^retfen breut. 



[^Sobmer: Imagination.] 95 

SBenn bie gem5I)nte $anb bid^ fud^t im Xvaum entjünbet, 
Unb betne @tette ^toax, bod^ bic^ nid^t felbften finbet. 
Äcin SBunbcr, baj bcin 3Kann fid^ boim ocrlaffcn fd^ä|t, 
Unb ein äBel^flagenb ^d^! baS n)üfte Saget ne^t. 

Unb »I. 221. 

^egel^rt id^ baitn oon il^r, ha% fie mid^ folt begraben? 
^d^ nein! bi^ ift tin Wi^tvd, bad lebenbig oer^etitt! 
^d^ nein! bu arme§ Ainb, wie l^ött id^ ba§ begehrt? 
2)u warft oor ^erjeleib ju mir jerabgefa^ren. 

3(e 9i( Sit 

^ein (e^ter Siebed^^Iid^ gab gwar mir gute 92ad^t, 
^od^ l^at bem erften gleid^ er mid^ verliebt gemad^t. 
2)cm ©terbesÄittel felbft oergröffcrt beine @d^öne, 
gd^ hxanntt nie fo fel^r, ald id^ mid^ ie^unb fel^ne. 

* * * 

3d^ liebte, wenn id^ gleid^ fte nid^t erl^alten f)&ttt; 
gd^ liebte fie um pe, unb mid^, weil fte mir Ijiolb, 
gd^ (ebte, weil id^ il^r boburd^ gefaUen folt. 

Sößeld^e ©tötfe bet ^afpon bcmerdfen biefe le^tcm 95erfe ? S)c§ ©crten 
(5ani^ feine ift nid^t fd^toäd&er öcioefen, unb feine ejt)tcffioncn finb 
eben fo natürlid^. 

'- '- Sßie limcai^, ba id^ mid^ frönd^e, 
äBerb id^ gleid^fam wie ergebt, 
SBenn \^ nur an bie gebencfe, 
^ie mid^ in bad £eib gefegt? 

* * ♦ 
@ud^ il^r '^txi^xi bie oerlauffen, 
^önnt id^ eud^ mit ^lut erfauffen, 
%\t id^ offt au§ Unbebad^t, 
Dl^ne ^ori§ ^ugebrad^t! 

@onne fd^end^ mir biefe ^Itd^e! 
^omm oerbopple beinen @d^ritt, 
(gilt ilSir Seiten, eilt jurüdfe! 
Sringt mir aber 2)oriö mit. 

S)et SttJ^iffcItnutl^ ^\m^ bettübten 5lmanten fan nid^t natutlid^et 
gefegt metben, als tote in bet ©ttopl^en fo auf biefe folget, gcfd^i^t. 

^bet nein; eilt nid^t jurüd^e, 
@onft entfel^men eure Slide 
9)2ir ben längft begehrten Sob, 
Unb beneljmen nid^t bie Sfiotl^; 



9ß [«rfter Ztil 19. S)l8!ur8.] 

^od^ !5nnt il^r mir ^ortS toetfen; 
@tlet fort! 9lem galtet ftiU! 
gi^r mögt »arten, t^r mögt reifen; 
3d^ weil felbfi nid^t, mad id^ »iE. 

ÜDiefc t)ornc]^mc ?Poctcn, bie td^ niemals mübe toerbe guloben, 
(äffen baS $er^e reben, man !an fagen, ba6 ^mor il^nen tl^re SSexfe 
in bie gebet geflöffet l^at, tücnn fle t)on ber Siebe, unb 3Jlar8 totnn 
fie t)on bem ftriege fingen. 6ie gtoingen uns bie Effecte ansu« 
nel^men, tüeld^e fle tooffen, tt)ir (ad^en, toix tocrben ftol^, tt)ir fordeten 
uns, tt)ir erfd^reden, tt)ir betrüben unS, tüir toeinen toenn eS il^nen 
gefällt ; aber aud^ bie traurigen Effecte bie fle in unS rege mad^en, 
toerben t)on einem getoiffen @rge^en begleitet, baS bamit t)ermenget ift. 

3d^ belad^e bicfe fantaftifd^e ©d^üler ber 9fleim«Äunft, toeld^e 
fid^ eine (Sl^imerifd^e SKaitreffe be^ einem froftigen ^cr^en, unb einer 
nod^ fältern Imagination mad^en, tüeld^e öon Söranb unb 3feuer 
mit ben fälteften ©jpreffionen reben, in ber SDletapl^ora ftcrben, fid^ 
inenden, fid^ su tobe ftür^en, berer pafflonniertfte Komplimente, bie 
fie il^rer Sicbften mad^en, Spiele ber SOßörtem, unb ber trucfenen 
Imagination finb, ?pi^ebu8, ©alimatl^iaS, it. 

@S bleibet mir übrig, eud^ mit toenig SOßorten suerftären, toaS 
es eigentlid^ fepe, baS bie ?Poeten figürlid^ il^ren @ntl^ouflafmum, il^re 
Snfpiration, ober aud^ il^re ?Poetifd^e 9^afereij nennen. S)iefe 
2Borte bebeuten nid^ts anberS, als bie l^efftige ^afpon, mit toeld^er 
ein ^oet für bie 3Jlaterie feines ©ebid^teS eingenommen ift, ober 
bie gute Imagination, burd^ toeld^e er fid^ felbft ermuntern, unb 
fid^ eine ©ad^e loieber öorfteffen, ober einen Effect annel^men !an, 
locld^en er toitt. Söenn er alfo erl^i^et ifl, fo toad^fen il^m, fo gu» 
fagen, bie Söorte auf ber 3ungen, er befd^reibet nid^ts als toaS 
er fiel^et, er rebet nid^ts, als toaS er empftnbet, er toirb t)on ber 
^afpon fortgetrieben, nid^t anberft als ein Sflafenber, ber auffer pd^ 
felbft ift, unb folgen mu6, tool^in il^n feine 9lafere^ fül^ret. 

ISinheen. 



mvid^, 



35e9 Sofepi^ Stnbinner, 
MDCCXXI. 




[»obmer: äJid^tfunft, Snalerct, »tlb]§aucr!unft.j 97 

XX. 3)tfC0ttr$. [SBobmerJ 

Ut pidura poefis erit — — _ _ _ 

Hör. A. P. V. 361. 

6nn id^ bic genaue SBertoanbfd^afft betrad^te, toeld^e bie fünfte 
betet Seuten, bie mit bet %thtx, bie mit bem ?pinfel, unb 
bie mit bem ©tiffel unb ©teutpel atbeiten, mit einanbet l^aben, fo 
batff id^ gebenden, ba6 bie SDlaneS biefet t)ottteffIid^en SiJlQl^Ietn 
unb Söilbl^auetn, beten S^Ql^mcn fxd^ bie Sunfft meinet S0lit«©ctibcnten 
äugeteßet l^at, totnn fie g^Ui^ untet bet @tbe nod^ ^ntl^eil an unftet 
SÖßelt ©efd^dfften nftl^men, unb fftl^ig »ftten ftd^ füt biefelben gu« 
pafflonnieten, eben nid^t Utfad^en fftnben, tt)egen biefet gcttommenen 
gftepl^eit mi^öetgnügt gutoetben. 3d^ fel^e nid^ts, baft fie baju fagen 
fönnten, als biefen mal^Ienben ©d^teibetn ben Untettid^t ettl^eiten, 
ba6 fie fid^ bie Emulation laffen aufmuntetn, bie 9latut mit i^ten 
gfebetn fo nal^e unb gefd^icft nad^pfolgen, wie fie mit il^ten belicaten 
^pinfeln unb ©tiffetn getl^an l^aben. 

ÜDie 9la tut ift in bet %f)ai bie einzige unb attegemeine Sel^tctin 
bctjenigen, »eld^e ted^t fd^teiben, malzten unb ä^tn ; il^te ?|h:ofef fionen 
tteffen batinne genau übetein, ba6 fie fämtlid^ biefetbe jum Dtiginal 
unb aJluftet i^tet SOßetcfen nel^men, fie ftubieten, copieten, nad^al^men. 
Sie fül^»[U]tet bie gebet bet ©d^teibetn, fie l^ilfft ben aJlal^Ietn 
bie gatben teiben, unb ben Söilbl^auetn bie Sineamente jeul^en. 
Meinet t)on allen biefen !an ettt)a8 auSfettigen, toenn et fic^ nid^t 
mit il^t betätiget, unb bie Sflegeln feinet Äunft öon il^t enttel^nt. 
®et ©ctibent, bet bie 9latut nid^t gettoffen l^at, ift toie ein Sügnet 
5ubettad^ten ; unb bet SDlal^Iet fo tool aU bet S3ilbl^auet bet ab« 
toeid^enbe ®o^)ien betfelben mad^et, ift ein ?Pfufd^et. ÜDet etfte faget 
©albabete^en, unb bie anbetn mad^en Sl^imeten. 

SSltteS tt)a8 feinen ®tunb in bet Statut l^at, fan niemanb ge« 
fallen aU einet bündeln unb ungeftalten Imagination. SBaS tofitbet 
il^t t)on einem ©ctibenten uttl^eilen, bet mit büttefquen ^jpteffionen 
tin ©tetb«®ebid^te anfüöete, unb ttautige Ä(ag«2;]^öne in eine 
§od^äeit«Dbe mifd^ete? Qbtn baffetbe, toaS t)on einem SDlal^Iet, bet 
bie !i)elpl^ine in bie Södibet, unb bie §itfd^e in bie ©ee öetfe^te,. 
obet t)on einem SÖUbl^auet, bet ben Dbettl^eil einet ©tatuen bii 
an bie pufften gu einet fd^önen gtauenS-^etfon l^auete, unb ben 
untetn in einen gfifd^fd^tt)an^ sufammengöge. hingegen etge^et unS- 



/ 



98 CCrfier Ztil 20. S&iSfuci».l 

aud^ bie Scfd^reibunö unb btc ^bf d^Kberung beS Saftet«, ber SSofil^cit, 
ber §d6ttd^!eit, beS (Srfd^recflid^en, bcS Sürauttgen, tücnn fie nur 
natürttd^ ftnb. 6in Sölenft^ liebet in einem ©ittenbud^e ben ä^nlid^en 
Saractere eines ©raufamen, ber alle jal^me Steigungen ber 9Jlenfd^« 
lid^feit ausgesogen, unb ftd^ in bie 9latur ber Sßölffen unb anberer 
SRaubtl^ieren t)erfteffet ^at, öor tt)elci^em er in ber ©ocietet einen 
^bf($eu emt>ftnbet. &t l^at ein ßrge^en baS garftige (Sontrefap einer 
9hin^(i($ten ansufd^auen, t)or beffen Original er bie Sugen abmenbet. 
S)ie @ebid^te Don DDibe, bie berfetbe bie Sraurigen genannt l^at, 
bie Stürme, bie blutige @d^(ad^ten, bie Ungeheuern Spiere, fur^, 
aKeS toaS txnA nad^gea^met ift, toirb und angenehm, eS fetje fo 
gr&g(id^ unb erb&rm(id^ als eS n)iII.l^riftoteIeS ^at tool ange* 
mercfet, bag biefeS ^rge^en, H)e(d^eS uns bie S3etrad^tung einer 
fd^dnen 9lad^a]^mung mad^et, nid^t gerid^ts t)on bem Objecte fomme, 
baS uns Dorgemal^tet ift, fonbem Don ber 9lef[e£ion, meldte baS 
©emütl^ bannaumaten toalten (äffe, baft nid^ts al^nUd^er unb über« 
y>^ eintreffenber fönne fepn als ein fold^s ©emäl^Ibe unb fein Original; 

bermaffen bag eS be^ bergleid^en ^nläfen gefd^el^e, bag man etmaS 
frembeS unb neues getoa^r tt)erbe, tt)eld&eS K^ele unb gefaöe. J S)iefe 
Slnnel^mlid^feit ber ^el^nltd^feit, toeld^e stoifd^en einer ©d^ilberep unb 
ber ©ad^e toaliti, bie fie öorfteffet, ift fo groß, bag offt ber ©einige 
felbft ber erfte über bie tt)ol gemad^te SSefd^reibung eines ©einigen 
gelad^et l^at, bie tt)ol t)ieUeid^te nad^ feinem SVlobeU gemad^et toorben ; 
unb mit @rge^en feine eigene ^erfon in biefem @t)iegel gefeiten, 
ber bie 9latur fo fünftlid^ trifft. 

3^r feilet aus biefem tt)orinne bie a5ertt)anbfd&afft ber ©d^reibem, 
ber ajlaljlern unb ber Söilbl^auem befte^ct, nemlid^ in ber ©leid^l^eit 
beS aSor^abenS; fie fud^en famtlid^ bie ©pu^r [U2] ber Äatur, fie 
beluftigen burd^ bie SQlel^nlid^feit toeld^e i^re ©^rifften, Silber unb 
©emal^lbe mit berfelben l^aben, fie mad^en fid^ lad^enStoirbig, tt)enn 
fie bat)on abtretten, ^ber fie unterfd^eiben fid^ t)on einanber in ber 
^uSfü^rung il^reS Somel^menS, tt)eld^eS fie auf ungleid^e SDlanieren 
verfolgen. ®enn ber eine bilbet bie Jlatur mit ben äßorten aus, 
mit meldten er afleS, toaS t^m biefe einzige Sel^rmeifterin, bep ber 
er in bie ©d^ule geltet, feigen ober nur gebenden Idfet, fo lebl^afft 
abma^lct, baß ber Sul^öter ober Sefer feine Sölü^e l^at, fie barinnen 
guerlennen; ber anbere bebienet fid^ beS IJHnfelS unb ber fjarben, 
mit benen er baSjenige toaS il^m in bie ^ugen fallt, in feiner tt)a]^ren 
^Jhoportion, ©teöung, ©eftalt unb gfarbe befd^reibct; unb bicfer 
finbet in einem §ol^e, ober in einem ©teine bie gan^e giöwr, bie 



®Uebmaffen unb bie tjfotme etned 9Jtenf(i^n, eined Zf^xsx^, ober 
toad für einer @ad^ i^ tooUtt, üerborgen^ unb meil bte ftimft 
biefelben tnii Sriffeln tinb @iem))eht J^erauSpbruiQtn. 

9)on allen biefen ^Dletftem üerbienet bet erfte einen 9}or}ug, 
toeit feine ftunfl ungleid^ mel^r be^iffet, aU ber anbem il^. 
2)iefe le^tem fd^randen ft($ mit benen Cbiecten ein, toetd^e tHsr bie 
klugen fiommen, ba ber anbere ntd^t nur entmirfft toaS bad @efid^te, 
fonbem toaS einen iegßd^en Sinn räl^t unb reget; 2Nt toaS toeit 
mel^r Vjt, bie S8er(!e beft ©emütlM unb bie ©ebonden fdßbft, su 
tt)e((i^en feiner oon benen äufferüd^en Sinnen burd^bringet. SJlan 
!an stoar in einem gemiffen S^erftanbe aud^ oon ben 3!flafjHtxn unb 
IBilb^auem fagen^ bag fte bie ©ebandten au^subrücfen miffen, man 
!an nemlid^ aud ber ^l^pftognomie, ben ©ebe^rben unb äHinen 
tt)eld^e bie Stellung unb baS Stngeftd^t be^eid^nen, fd^ßeffen, Don 
totlä^tx $affton baS ©emütl^e mag eingenommen fe^n, unb toeld^e 
©ebancfen eine fotd^e i^m mag geben l^aben, maffen biefe B^i^^^i 
bep aUen SVlenfd^en, in einer gleid^en 9leigung> bie gteid^en ftnb; 
aber »eil biefe ^rt sureben, fel^r »eittdufftig, langfam unb unöoÄ« 
fonunen ift, fo fommet fie mit ber anbem in feine SSergleid^ung. 
ÜDer ©d^reiber tt)irb eud^ mit einem Swg« ber (Jeber suDerftel^en 
geben, toad ber SJlal^Ier mit t)ieten 99i(bem nid^t tl^un fan. Sßie 
tt)iff biefer eS angreiften, eudj einen SWenfd&en twräuftelfen, beffen 
Saractere bem ©cribenten ein leidste« ift, ftar unb leb^afft au8« 
subrüden?* ®efd^icft öon Seib, geiftreid^; lafterl^afft; 
raub-begierig, t)erfd^tDenberifd^, blutburftig; l^art, un» 
ermübet, t)ertoegen, öerfd&lagen;. berebt, untoiffenb; er 
tt)irb nöl^tig finben, faft eine jegtid^e öon biefen Oualiteten unb 
^affionen mit einer eigenen SSilbnig subemercfen, rottet bennod^ 
nod^ ber 3tt>^pbeutigfeit toiri) untertoorffen fe^n. 

dnbeffen, ba id^ bi^faUs bem ©d^reiber ben %ang gebe, fo l^at 
auf ber anbern Seiten ber SVlal^ler unb ber Silb^auer ben Sortl^eil, 
bafe feine ©d^ilbere^en unb feine [U 3] ©tatuen einen gröffem (£inf[u6 
in bie Imagination l^aben, unb ftftrcfere Smpreffionen in biefelbe 
mad^en, aU bie ^efc^reibungen t^un, benn maS man fielet unb 
betaftet, fan man fid^ t)iel leidster fürbilben, aU toaS man l^öret, 
inmaffen baS ®egentt)ertige mel^r SJlad^t über und ^at, aU ba§ 
@ntfe]^mte unb baS Vergangene. S)a8 Sülitleiben Jnceffet mir bie 



* ^iefeg ift ber ^iaractere, ben ©allufte ^atilinen ge< 
geben f^at 



\ 



100 [«tfter %txt, 20. S)i8fur8.J 

Sl^rftnen l^ftufftget aus tücnn td^ mit meinen SSLugen hk ®(ut fel^e 
butd& bie ©äffen einer ©tabt fd^Ieid^en, unb fid^ an ein $aufe nad& 
bem anbetn an^&ngen, bie ftinber mit ber SVluttex, bie gr^au an 
bem ^atfe beS SJlanneS ergteiffen, ic. a(d tDenn id^ eS nur erjel^Ien 
^öre: Dpi^ l^at biefen SSortl^eit toeld^er bem Wlaf^iti über ben 
©d^reiber gel^ört, tool getoufet, unb barüber ©trobeln überaus 
artig gelobet. 

©ottt id^ btd^ nid^t fennen 

3d^ ber $oeten X^etl, atö wie fte mtd^ |a nennen, 

^id^ aUer HKo^ler Std^t ? @g wet^ aud^ faft ein JSinb, 

^a^ bein unb meine ^unft ©efd^mifter ^inber finb; 

äBir {d^reiben auf Rapier, ii^r auf Rapier unb 2thtv, 

Stuf ^oI|, HJ^etaU unb ®o(b. ^er $infe( mad^t ber geber, 

^ie (^eber wieberum bem ^infel aütd nad^. 

^ieS iftS, was l^iebeoor ber (Sl^eronefer fprad^, 

^er Tlann, bem ©ried^enlanb unb diom nid^t !an bejahten 

^er ^lug^eit ^o^en SBertl^; ba^ euer eb(eS Tla^itn, 

$oetere9 bie fd^weig, unb bie ^oetere^, 

@in rebenbeS ©emäl^lb unb ^i(b, baS lebe, fe^. 

4e i|e i|e 

Söir fdjreiben ben SSerftanb 

Unb äBei^^ett in ein 93u($; il^r ma^lt fte an bie äßanb; 
93e9 uns mirb fte gel^drt, be^ eud^ gar angefd^auet, 
©0 ba^ eud^ bie ^atav faft mel^r alS unS vertrauet. 

3(d^ toitt l^ier ben SJlal^Ier unb ben Söilbl^auer laffcn, unb nod^ 
ein 2Borte für ben ©d^reiber ber ©itten beijfügen, um il^n bep 
gett)iffen Seuten auffer bie ©d^ulb einer Söofel^eit äufe^en, toeld^e mit 
affer ®ett)alt ©d^Iüffel su benen 9lal^men begel^ren, aud^ felbft er« 
bid^ten, toeld^er ein SKoralifte fid^ bebienet. S)er einzige ©d^tüffel 
eines SDloraüfd^en SDÖercfeS baS getoiffe 9la^men gebraud^et, baS Safter 
ober baS SobenStoirbige bamit subetegen, ift ber lafterljaffte ober 
ber el^rlid^e 3Jlenfd^, tt)cit biefer baS einzige Original ift, nad^ toeld^em 
feine ®aracteren gefd^Ubert finb. @r mad^et feine ^iftorifd^e (Saracteren, 
bie eine einzige ^erfon angelten, unb fid^ nid^t auf öiele anbere 
Seute fd^iden, bie öon ben gleid^en Qualiteten l^abcn. S)ie ^erfonen, 
benen er Sfla^men giebet, beftel^en nur in ber @inbi(bung, in tt)dl^renber 
3eit baS Safter ober bie 2;ugenb bie er abfd^ilbert, gan^ real ift. 
2Benn er biefen erbid^teten ^Perfonen Slal^men giebet, ober aud^ i^ren 
©tanb quaüficiert, fo gefd^id^t baS bloß bie aJlaterien bie er tractiert, 
erge^enber unb leb^affter öoraufteffen, unb fid^ bie SKül^e sufparen, 
bie er ^dttc affeseit sutoieberl^olen : J>d^ fenne einen Sölenfd^en, ber, k. 



[STettingeT: mo^t IDloTal genügt nid^t; S^eifpiele; ®at^Te.] 101 

J>d6 l^abe jcmanb ö^W^n bcr, k. ^(fo !an man i^n ntd^t sur 
ajcranttoottung äffet btefct ©d&Ififfetn jeul^cn, bic ein iebtoebet nad^ 
feinem ^Belieben mad^et, unb in bie SDÖett l^ineintoitfft : SDßenn jemanb 
^iexinnfaffs tan anßeflagt tt)erben, fo ift e8 einzig bexjenige, ber 
einen fotd^en ©d^Iüjfel forgfftUig ift sufd^mieben, unb ber il^n füt 
»al^rl^afft t)er!auffet. 

Xttbeen. 

S3e9 Sof^P^ Sinbtnner, 
MDCCXXI. 



» » A » '- 




XXI. ^ifCOUtd. [»reiting«;.] 

— — — Avidos vicinum funus ut aegros 
Exanimat, mortisque metu fibi parcere cogit, 
Sic teneros animos aliena opprobria faepe 
Abfterrent vitiis. — — — 

Horat. L. I. Serm. 4. 

l^f) ^abe in ätt)een öotgel^enbcn S)ifcourfen bem t)emünfftigen 
3ufd^auer ber SBetden ©DtteS gegeiget, tt)ie et fid^ felbft fönne 
befannt tt)etben : S)ie6ma(en roetbe id^ il^m bie nötl^igen Unbettid^te 
geben, tt)a8 maffen et fid^ au8 bet Söettad^tung feinet Slebenmenfd^en 
öetbeffetn, unb tt)ie et fid^ bie ©efefffd^afft betfetben su nü^e 
mad^en fönne. 

3d^ bemetde gleid^ in bem Anfang, baß bie taifonnitenbe 9JlotaIe 
t)iel äufd^tüQd^ ift, un§ t)on bem Saftet abpfd^teden, unb su bet 
Süugenb gubetetminiten : @3 ift auffet affem 3i'5ciffel, bafe baS 
Süempetament unb bie auSgelaffenen Sütiebe unfetS SOßiffenS offt 
ftätdet unb ungeftümet flnb, als bie SBetnunfft. @ine ^affion ift 
in bem ©taub uns ftand jumad^en : S)ie ^pi^ilofopl^ie unb bie SDlotale 
öetttetten itoax bie ©teffe eines ^t^teS, fie fd^teiben bie auSettefenften 
9Jlebicamente gegen biefe fttand^eit öot, [t\ äff ein bie^affion, tt)e(d^e 
fid^ t)on unftet Setnunfft meiftet gemattet l^at, bezeuget einen @del 
baöott unb fpe^et pe aus. @S !an tt)oI fepn, bafe bet SDlenfd^ bie 
SDßal^tl^eit einet SDlotalifd^en S)emonfttation faffen fan, fo taug baS 
©emütl^ tul^ig ift, bafe et etfennet, tt)ie geted^t il^te gfotbetungen, 



unb tm fie i^n obKgire ii^ten Sefel^len snfolgen, tDeitn er ft($ feCbften, 
feine (Sefimbl^eit uttb Me ^te^l^t feines ®emntl^ niiJ^ tuintten 
motte: SWein biefe Steflejrionen toetben enttidfftet, ober berfd^inben, 
fo ba(b eine $afpon butd^ ein gemiffed Cbjecte in il^ rege gemoii^et 
toitb; bannaumaten teiffet biefe ii^n mit fold^r Ungeftüme unb 
®ef($tt)inbig!eit auf baS 3i^( Su, metd^eS fie ft(|i Dorgefe^et ^t, ba| 
bie äJecnnnfft nid^t 3^tt befömmet, biefelbe burd^ i^ren S^]pxu^ 
Surücfe unb inner i^re ®r&n^en lutreiben. !Die SJemunfft f^at feinen 
Sntl^eU an benjenigen $lctionen, bie nid^t bon meinem freien S&iUen 
abfangen, unb bie id^ fo biet a(S ungebetten ausübe : ^ne Sl^imere 
ift gefd^idCt meine SJlad^ine suerfd^üttem, unb mir einen töbttid^en 
©d^reden einguiagen, toenn mir fd^on bie S3emunfft faget, id^ fliel^e 
t)or einem ©d^atten; unb ein eiteter Argwohn l^at ftrftffte genug 
mid^ auffer mid^ felber äufe^en. @(enbe SDloralel fage id^ oft in 
meinen ©ebancfeU; toaS nü^et eS mid^ bag id^ p^itofopl^ire, menn 
id^ ber S^rannie meiner auStrettenben 93egierben nid^t toieberftcl^en 
!onl ÜDie ^l^ilofopl^ie ift ein SKebicuS tt)ie alle bie anbre finb; 
toenn fid^ baS ®IM unb ber ^asarb auf il^re ©eiten rangiren, fo 
^elffen il^re ^r^ne^en; $Ufo tt)enn id^ ein glücftid^eS Zentperament 
befi^e, fo l^at bie SDlorale gut baffelbe feconbiren. 

3d^ obfert)ire l^emad^, baß bie (Sjempel eine weit gröffere ftrafft 
über unfern SBitten l^aben, bemfelben eine Siebe sur S^ugenb, unb 
einen feinbüd^en §a6 gegen bie Safter einaujjftan^en. S)ie ftörtffte 
?Paffionen eine« SDlenfd^en finb bie Eigenliebe unb bie ©l^rbegierbe. 
Sfene ift in ber a3eurt^ei(ung frember ©efd^dfften fo fd^arfffld^tig, 
als bUnb fie ift, wenn eS i^re eigene angeltet; i^re geinter unb 
(Sebred^en berbedet unb bemäntelt fie, anbrer gfebler l^ingegen tt)ei6 
fie febr öortl^eil^afft juentbeden unb nod^ gröffer jumad^en: 3)er 
@brgeit, toeld^er ber ©elbftüebe auf bem Qf^ffe nad^gel^et, ift ge« 
fd^ftfftig, fld^ ben (Srebit unb bie @ftime feiner 9lebenmenfd^en su« 
erwerben; er tt)irb gema^r, ba^ biefe nid^ts fo l^od^ fd^ä^en, a(S 
»aS fie felbften t)errid^ten; baljero fielet er fi(% geswungen fie au« 
folgen, toenn er nid^t neben baS 3icl fd^ieffen roitt. S)iefe ©b^begierbe 
»irb bon ber Emulation, toeld^e eine ^rt beS S^eibeS ift, begleitet ; 
fie muntert ben SDlenfd^en auf, burd^ eine eifferenbe 9lad^folgung 
berjenigen Süugenben, meldte anbere Seute ber @^re tt)irbig gemad^et 
IJaben, fid& fo toeit anheben, bis er enttoeber ibrem 3lubm gleid^ 
gefommen, ober fid^ über benfelben l^inaufgefd^toungen l^at. 2)ie 
Eigenliebe weifet [%2] uns (Jrember Safter in ibrer natürlid^en 
^äfetid^feit ; S)ie &f)xht^m\>t Iftfit unS i^re fd^öne ©eiten nid^t t)er» 



[!BreitingeT: S^Iole aRoral genftgt nid^t; IBeifpiele; Gatl^re.] 108 

borgen, unb bie ßmulation fttfftet un8 einen tu^mlid^en @ifer t)ot 
bie Xugenb. 

@e]^e id^ einen So^i^^n, mie et aus feinen klugen fo grä^Ud^ 
flel&et, toie fein 3Dlunb ertdt^et, in bet 3cit bafi fein ^er^e, bie 
ä&ercfftott feines ©eblüteS, etl^i^et in eine ungef^üme S3ett)egung ober 
einen Sftfd^t geratl^et, tt)ie fld^ feine Sippen sufammensiel^en, toie er 
mit ben 3^^«^^ ^^«t unb fd^ftumet, toie feine ©aate fid^ aufrid^ten 
unb flarren, toie er fo ungeftüm unb tangfam SSltl^em l^otei, toie 
pd^ feine ©liebmoffen auSbe^nen, toie er feine SBorte stoinget unb 
ftümmelt, toie er bie ©dnbe in einanber f dalägt, toie er mit ben 
Sfüffen toiebet ben Soben ftöfet, toie fid^ fein ganzer ©örper erfd^üttert, 
toie er mit SBorten unb ©eberben brauet, toie er fld^ aufbleibet, fo 
geratl^e id^ in einen 3tt)eiffe(, ob biefeS Safter nid^t fo l^öfelid^ aU 
gefftl^rlid^ fe^e? !Diefe8 mad^et mir einen fo tebl^afften ©inbrucf, 
ba6 id^ mid^ fd^ämen toürbe, meine @^re auf eine fo fd^anbtid^e 
SDßeife guproftituiren, id^ toerbe forgfättig guoerl^üten, bafe mein 3o^w 
über feiner @ad^e burd^bred^e unb ftd^ &uffere. Sßieberum, fommet 
mir ein 2!runcfener ju ©efxd^te, bem feine ^ugen gan^ eingefallen 
ftnb, ber toie in einem S^raum rebet, toeil er feine SSemunfft t)er« 
fd^toemmet l^at, ber feinen ftopf l^ftnget toie eine 93infe, beffen ©lieber 
abgefpannet flnb, unb gleid^fam toie an einem gaben l^angen, ben 
feine Seine unb ©eignen faft nid^t me^r aufredet l^atten fönnen, ber 
oon einer @cfe su ber anbem fd^toancfet, beffen Stritte ausgleiten, 
ba6 bie Sufd^ciuer jebeSmal einen 3fatt befürd^ten muffen, fo friege 
id^ einen Äbfd^eu ab ber Sürundenl^it ; meine 3lmbition geftattet 
mir nid^t, bofi id^ bie 9flarrl^eit begebe, unb mid^ Oorfe^tid^ ju einem 
Objiecte beS ©elad^terS, unb su einem oeräd^tlid^en @d^aufpiel ber 
el^rbaren unb politen Söelt mad^en foUe. ^uf gleid^e SBeife fd^reden 
mid^ bie Unrul^e eines ©elbgei^igen, baS @lenb eines Sd^eelfel^enben, 
ber ftummer eines ©pfferfüd^tigen, bie Äarrl^eit eines @igenftnnigen, 
bie Seid^tflnnigfeit eines SSertoegenen, bie ©jtraoagansen eines 
^al^IerS, 2C. 

Söenn id^ auf ber anbem ©eiten ein Söe^fpiel t)on ber Süugenb, 
oon ber ©rofemüt^igfeit in bem Unglüd, t)on ber ®apffer!eit, t)on 
ber gieblid^feit, t)on ber aJlobeftie, Oon ber Sergnügtid^feit, ac. fel^e, 
fo treibet mid^ meine SUmbition, burd^ eine rul^mtid^e 9flad^fo(ge il^nen 
il^re @]^re bifputirlid^ pmad^en ; mein SBitten toirb burd^ bief e (S|empc( 
fo empftnblid^ gerü^ret, bafe id^ nid^t el^er rul^en !an, beoor id^ ben 
9hi]^m erreid^et ^abe, an totlS^tn biefe unfterblid^en ^empet il^re 
Alugl^eit, ^ugenb unb ^fa^renl^eit erl^oben l^at. Sßenn iä^ bie 



104 [«tfter Ztxl 21. S)Ufur8.] 

©cmdl^Ibe unb ®ontetfattc meiner SSotfal^ten, ftuger unb bcrül^mter 
3Jldnnern, bic fid^ um baS Sattetlanb burd^ il^re [X 3] gro^mütl^ige 
Süapff erfeit öcrbient gemad^et, unb beffelben Sfre^l^eit mit il^rem 
eigenen 93Iut erfauffct l^aben, berer rul^mlid^eS angebenden feine 
aSergeffenl^eit jemals auStöfd^en tt)irb; toenn id^ biefer il^re tobte 
©emd^Ibe unb Söitbniffcn in meinem (Sabinet anfd^aue unb betrad^te, 
fo entglimmet in mir bie SSegierbe unb üit^t gur Süugenb, id^ l^öre 
fie öon allen @cfen mir suruffen: 2Ba8 fdumeft bu bid^? ma(i^t 
bid^ auf unb folge uns auf bem 2Bege ber S^ugenb, ben tt)ir t)oran« 
gegangen, unb attbereit gebal^net l^aben. ©e^e eingebend^, ba6 bir 
bie ®üte beS ^immels eben biejenige ßrdffte gefd^encfet l^at, toetd^e 
uns biefen Sftul^m ertoorben f^ahtn. JJd^ tt)erbe baburd^ getroffen, 
als tt)ie öon einem ÜDonnerfd^Iage. 

Söei) biefem ^nta6 gebe id^ eud^ eine SDlajime; S)a6 eS öon 
einem unenbUd^en gröffern Sflad^brucf fe^e, wenn man bie SDloralc 
burd^ bie ©jempel erlernet, als tümn fie in btoffen Siegeln t)or« 
geftettet toirb : ^m raifonnirenbe 3JloraIe toixh niemals f o äugen- 
fd^einüd^e SOßircfungen t^un, tt)ie bie l^iftorifd^e, toeilen fie nur ben 
SBerftanb erleud^tet, ba im ®egenfa| biefe ben SOßitten, tt)eld^er baS 
^rincipium aller unfrer Lotionen ift, angreiffet, unb bie Emulation 
burd^ rul^mlid^e SSe^fpiele allein auf bie S^ugenb fijiret. ^oracenS 
Satter l^atte biefe SD^ajime tt)oI jupracticiren getouftt; id^ ergreiffe 
mit Suft biefe ©elegenl^eit eud^ t)on ber ^uffül^rung biefeS fingen 
SBotterS punterl^alten, toeilen biejenige benen bie ©orge ber ^uf« 
erjeul^ung ant)ertrauet ift, an biefem Sollten ein @jcmpel nel^men, 
unb ettt)aS Söid^tigeS öon il^m lernen fönnen. fl&mn er feinem 
©ol^n, bem jungen ^oracen bie Sölaffigfeit unb bie ©parfamfeit 
beliebt mad^cn wollen, fo gäbe er il^m bie folgenbe Section: 3Jlein 
©ol^n, fagte er, bu l^aft an bem wenigen, baS id^ bir su« 
fammengeteget l^abe, genug, wenn bu eS fparfam braud^eft. 
©iel^eft bu nid^t wie ber ©ol^n beS reid^en ^IbiuS mit 
9lot]& nod^ trucfen S3rob sufreffen l^at? Unb wie S3arruS 
aus anberer Seuten 3JlitIeiben leben mufe? Söetrad^te 
biefer il^r Unglücf unb werbe fing. SDßenn er il^m bie S)ebaud^eS 
fd^war^ mal^Ien wollen, fo fagte er: ftenneft bu ben ©ectanuS, 
folge il^m nid^t nad^; §aft bu nid^t gel^ört, wie man öon 
^^reboniuS fo übel rebet, weil er in einem ^urenl^au^j 
:iift erwifd^t worben; S)iefeS foU bid^ leieren, bag man 
fid^ nid^t muffe öon ben fd^anblid^en ^affionen regieren 
taffen, unb ba& allein biefeS e^rlid^e S)it)ertiffementS 



[99obmer: aOßaS tooUen bie SOlaler?] 105 

fe^cn, »eld^c tocber bie Setnunfft, nod^ bie ®efc|e öct« 
bleiben. @r toicfc il^n auf baS rul^mtid^e (^tmptl eines il^m 
befanbten 9lici^ter8 unb rebUd^en SKanncS, fo offt er il^n su einer 
l^onneten Sl^at aufmuntern n)o(te, im ©egent^eil menn er ii^n 
öon einer fci^anbUd^en SEl^at abl^atten toolte, fo fagte er: SOßiel 
ftel^ep bu nod^ in bem 3i'5^iffcl, ob biefeS fd^anblid^ fe^e? 
S)u tt)eiffep ja toie biefe be^be « « • fo t)erad^tet finb. 

JJd^ mad^c enbUd^ nod^ biefe ^nmerdung, bafe bie fat^rifd^e 
©d^reiben8«3lrt t)or offen anbern ben SSorsug l^abe: S)er Sölenfd^ 
fiel^et feine eigene Ofleden unb SKaafen, bie iljn fo l^äfetid^ t)erfteffen, 
ni(^t ol^ne einen Spiegel ; @ine geredete ©at^re bienet il^m nun an 
ftatt eines ©piegels, toenn er fid^ barinne befd^auet, fie entbedet il^m 
bie §ft6tid^!eit feiner Saftcrn, bie i^m feine ©elbftüebe verborgen 
l^ftlt, in fremben ©jempeln, unb emjedet in il^m tin ^bfd^euen t)or 
benfelben. @ine gleid^e SOßirdung tl^ut eine geredete ßob»©d^rifft, toie 
an einem anbern Ort toeitidufftiger wirb geseiget tocrben. 

%anniba( ^awaöfc. 

5iin(^^ 

S3e9 3ofe:|)^ Sinbinncr, 

MDCCXXI. 



■ » x * '- 



XXn. 3)ifC0ttr$. [SJobmer] 

Qjuid faciam, praefcribe. Qjuiefcas. Ne faciam, inquis, 
Omnino verfus? Ajo. Peream male, fi non 
Optimum erat. — — — 

Hör. Sat. I. Lib. 2. 

%^ toiff bir biefen S)ifcour8 tt)iebmen, mein ©inn, bu l^aft 
©cbred^en bie id^ nid^t öerl^e^Ien tan, 3Jleinc nad^Idffige (5om« 
t)(aifance l^at nur affsulange beine ungereimte ©piele gebulbet. ^ber, 
toeit bu es gugrob mad^eft, fo toiff bir je^ affeS jufammen oorl^atten. 
!Der bid^ l^öret t)on ben 2;ugenbcn unb Saftern neue ©ntbedungcn 
t)erfprcd^en, unb öon ben 3Jleriten ber berül^mtften ?Poeten unferS 
SanbeS unöerfd^amt urtl^eilen, ber würbe meinen, ba6 bu affeine 

* ^arobie. 




106 CiTfter Zeit 32. JDiUitx«.] 

ol^ne gfe^er fe^e^, unb tjfuge i^beft §u bifconttren unb gu fd^retben; 
aber id^, bet toei^ toie toeit bit su glauben ift, unb bet beine 
®ebted^en tdg(id| an ben gfingetn l^e^Iet, td| lad^e, toenn id^ einen 
fo nrngem unb fd^maii^en @d|reiber fel^ ba6 8Ud^ter*91mt auf feine 
Sd^uXtem neigen, unb in feinen ftörrifd|en ^ifcourfen ein [g] 
tt)ilbetes ®ef^re9 nuid^en, als bet ßl^atlatan SlftaniuS. SM^et 
Unfinn l^at bid^ getrieben biefed SSud^ 3u fd^teiben? Aannteft bu 
bie S3oxtreffIid^!eit bed Originales, toeld^ bu aud bmnmer Aül^nl^eit 
5unt STtobell genommen l^aft? ^attefi bu bebad^t, toie gtoffe S3oril^Ue 
bem (Sngel&nbet feine l^o^e SJemunfft, fein l^eiffer @eifi, fein Still« 
fd^toeigen, feine t)oIite 9lation, oor bir gegeben l^aben ? Unb tonfttfi 
bu nid^t, ba§, tocnn bu il^n nid^t erteid^n tt)üTbeft, bie ftnaben unb 
bie SJldbd^en auf bet ©äffe bie 9lafe xnmpfitn, unb bid^ audfd^lten 
tt)urben? 3d^ toufete eS fre^ßd^, unterbrid^ft bu mid|, aber gefegt 
bag meine Imitation nod^ fo ungefalgen unb n&rrifd^ ift, fo fan 
fte bod^ ben 9hi^en l^aben, bag fie bie Sd^önl^ett bes Originales 
er^öl^et, toenn man btefelbe gegen meine Unt)oII!ommen]^eit fteUet. 

3&enn benn meine 9lemonftrationen nid^t t)ermögenb finb, bid^ 
t)on btefer ftrantf^eit su fd^reiben gefunb tt)ieber l^ersuftetten, fo 
folge meinem SRatl^e, unb fd^reibe @ntret)üeS im 9letd^e ber S^obten, 
ober mod^e 9lomanen, bie bi6 auf selben S^ome anioad^fen, baS jxnb 
SBüd^er in meldten bu beinen capricieufen ©eift alte {(ret^l^eit l^aft 
^erauSsuIaff en ; ba fanft bu eine Dnce 2Bi^ um ®olbe t)er!auffen. 

^ber, tt)irft bu fagen, eS ift fd^werer tiJ** nad^sual^men, 
als ben S^^^^mx;* bie Süobten muffen beffer moralifieren 
als bie ©terblid^en, fonften toürbe eS fid^ nid^t ber SJlül^e 
lohnen, fie reben su mad^en. @S toären fd^on gnung 
Sebenbe t)or]^anben, unnü^ltd^e @ad^en su fagen. Unb nid^t 
ein jeber ift gefd^irft selben S^l&eile t)on eines groffen gelben l^ol^en 
Sl^aten auf ben ^l^on einer @cuber^ t)oIl su liegen. SJtenanteS 
fönnte eS in Ermangelung eines Sollen ft eins t^un, aber für mid^ 
ift ber befte ffiaif) i^ bleibe baoon. @in fold^eS äjomel^men ift mir 
Sufd^toer. ©tiege id^ l^od^ l^inauf, fo fiel id^ tt)ieber tieff l^inunter. 

^Ifo rebet ein furd^tfamer ©inn, ber unter einer affectierten 
SBefd^etbenl^eit eine fattjrifd^e S3o6öeit bebecfet. ^ber follten bir gleid^ 

t 5** ntnntt pdj ber 2)eutfd^ Autor ber ©ntreoüeS im Sletdje 
ber lobten. 

* 2)teS ift 3Rcinung beS Ferren gontenette, ber felbft feine Xobten 
oortrcffitdj moraliperen lägt, in ber 2)cbtcation feiner ®efprädjen ber 
Xobten an Sucian, in bie ©(^fifd^e ^tlhtv. 



[ISobntet: StaS tDottc« \nt fftalet?] 107 

in hec Sufft Ue Sftngel fd^mel^, ift ti» itU^ Reffet, ba§ Im bid^ 
in ben fBkÜätn bedteteffc, aCiS bag bu bsrd^ bie ©äffen bet Stobt 
!rie(i^eft, benen Plattheiten bed niebtigen $öbe(8 su aufd^cmen. 

34 mtvSt too bu l^inonS toiUft, bn ftatttet^ beinern Sht^men 
mit bet ttnftei^id^t, totläjit bein Otiginat »i^atten l^t, obet fiel^ 
bu balb, bag bad @etü($te nid^t geneigt ift, hü^ auf feinem %ü(ien 
übet mtfete SebeniS-S^I^ l^inoud ^u ttagen, man t)ei2aufft beine 
Difcontfe mit bem ^ffet bepm $funbe. ^e gtdfte (Sfyct, bie bu 
batM»n be!5mmft, ift biefe, bag bu fie ptoeilen in einem SSanbe mit 
bem 5|latet Sonnenbetg anttiffft. 3d^ tt)itt bennod^ f^[92]8Ctt, 
ba^ ba& eigenfinnige ©lüde bein 3&etd bep unfetn f^&tften Sndeln 
befanbt mad^n metbe, toaS l^Ufft ed bit, ha% man fie betmal^Ieinft 
^od^d^te, toenn fie bit l^eute füt @^te @d^anbe einbtingen? 

äbet nein, id^ itte, bu ^aft bie gebet angefe^t, in bet ftommen 
aJleinung, bie Seute finget su mad^en. JJft es mögtid^, bafe bu fo 
toenig fing fe^eft, unb anbete fing mad&en tooHeft ? SDÖiUft bu biejenige 
SKenfd^en !£ug maä^m, »etd^e fo t)ie(e l^unbett in gfoüo gelaffcn 
l^oben, tt)ie fie fie gefunben? Saffe bie hatten blatten ftetben. ©ie 
leben DieKeid^te fteubiget als bu, unb büncfen fid^ flüget. ^andt 
©Ott, bag et bit bie ^ugen an bie 6titne gefe^et l^at. 3ßad l^ätteft 
bu gulad^en, toenn feine hatten mel^t toäten? ^bet bu, 

^er bu ber anbern X^un burd^ beine ^d^e( ^iel^ft, 

tt)a8, mcinft bu, uttl^eilen anbete Seute t)on bit? 2)enn bu fiel^eft, 
tt)ie es in bet SDßelt geltet, tt)it f dielten unfetn Slad^bat au8, et 
fd^iltet uns feinetfeitS tt)iebet aus. ©ie fagen inS gemein, ba6 man 
o^malen niS^t miffe, meldte t^liege bid^ geftod^en l^abe, bag bu glaubeft 
es fe^e bit alles etlaubt, atte anbete feigen gebauten, Sgnotanten unb 
Satbaten neben bit, bie »ebet bie ®abe bie guten unb bie falfd^en 
©ebandten su untetfd^eiben befi^en, nod^ bie fettige Imagination, nod& 
bie ftenntni^ bet @i)tad^e, baß bu tin ©ingulatift fepeft, bet bie 
SDßelt nad^ feinet Sfantafep tegieten tt)oöe, baft bit aud^ bie @ntte» 
öüeS im 9leid^e bet S^obten nid^t gefallen, bie iebetmann mit @tge^en 
li^t, ba6 bu, bet ein fo gtoffeS ©etdufd^e mad^et, Don bem Staube 
teid^ tt)otben, ben bu bem @ngelänbifd^en 3ufd^auet abgenommen 
l^abcft, bafe betfelbe öot bit gefagt l^abe, Äeufitd^ fepe t)off fälblet 
S3ßott«©t)ielen, ®letia fe^e eine ^ebantin, @milie eine ©pieletin, 
enblid^, baft man bit Dbtigfeitlid^ follte t)etbieten su fd^teiben, tt)eil 
bet gan^e ©tanb Unel^t unb ©d^anbe t)on bit l^at. ©ie^e ba, in 
»eld^em Stebit bu fte^eft, tt)illft bu biefe ftlägben nid^t fd^toeigen 



108 [ftfter 2eil, 22. JDlsetirÄ.] 

mod^en, foU id^ nid^td anberd auf bei ®afTe Deme^tnen aU fd^mäl^Ien 
unb btummen loicber btd^? Änttoorte mein ©tnn, c8 gilt @mft, 
toaS fagft bu? 

S)u fagft: SBcId^ ©cfd^tepl barff id^ benn ntd^t in meinem 
^aufe auffd^teiben, toaS id^ ben ganzen Sag gebultig angemercfet 
l^abe? ^abe id^ be^be malzte gefel^let, tt)enn id^ ein IQafter beftraffet 
unb tocnn id^ eS getrau? SDßenn e8 gcfünbiget ift, ein Saftet auS» 
üben, batff id^ eS nid^t mit meiner Sfebex angteiffen unb fd^toar^ 
anmal^ten? £>h i^ mit meinet ©d^tifft bic Seute nid^t beffet mad^e, 
fo t)etn)e]^te id^ t)ielleid^t, bag fie nidl^t fd^Ummet metben. 63 ftel^en 
niemal^U itot'g ä&eibet aud bet Aitd^e be^ einanbet fd^n)a^en; bie 
nid^t t)on i^ten 9flad^batinnen teben, unb anbtet Seuten Segeigen 
in bieDtbnung ftettcn. Unb tooUit ®Dtt, bafi fie fo gelinb [93[ 
giengen, als id^ ; fie t)etleumben bie meiftcn mal^le leintet bem 9lücfen, 
ben fie in baS SQlngefid^t gelobet l^aben. ©ie nehmen fid^ fo gat offt« 
mal^IS bie gtepl^eit öon ben S5ü(%etn ju uttl^eilen, unb fie t)ctlad^en 
mtint S)ifcoutfe mit einet nid^t minbet gebietenben aJlinen, aU il^te 
aJlännct tl^un ; unb mit Witt man ba8 3Jlaul t)etbieten su btaud^en ? 
Unb id^ fott nid^t bötffen übet il^te ©pi^e unb Satten »poppen 
lad^en ? JJd^ l^ätte gebadet, bafe mit bet unb biefct nod^ toütbe bandfen, 
bag id^ fie befanbt gemad^et l^abe. SSßet l^dtte ol^ne mein ^i^tl^un 
gett)u6t, ba6 ^ebatiuS ein Sölat^ematicuS ift, unb ba6 SDßanbala 
tanken !an? Söie biele Statten !an id^ nod^ betul^mt mad^en, betet 
Slal^men ol^nc mid^ in bet SSetgeffenl^eit bleiben ȟtben? 3d^ fttaffe 
bod^ nid^t atte^eit, unb wenn id^ wenig Seute lobe, fo ift bie ©d^ulb 
nid^t mein, baß id& toenig Sobenätoitbige antteffe. ^bet tocnn i(ij 
einen Statten febe bet fing fei;n toitt, toie SQlfton, bet ein (Sali* 
mat^iaS, baS mit in bet ^i^e su fd^teiben entgangen ift, einzig 
erbebet, unb bie guten ©teilen, bie mit bic gefunbe SSctnunfft bictiett 
l^at, ol^ne Quattiet ^etuntet mad^et, alsbann beläufft mit bie ®aöe 
baS §et^e, unb id^ btenne t)ot Söegietbe, bicfen Statten bem ^ftaniuS 
bepäutüden: Unb wenn mit nid^t ettaubet ift ju fd^teiben, fo toitt 
id& bie @tbe aufgtaben, unb toie jenet Söatbietet butd^ eine neue 
^finbung bie ffio^xt taffen tuffen: SölibaS, bet ftönig 3Jlibaö 
l^at (SfeU'Dbren. 

SBdre eS ettoan meinen critif d^en ©egnem angenehmer, bafe 
id^ gereimte SSerfe fd^riebe, unb mit ^offmannswalbauifd^en giebenS« 
Slrtcn 3flat)ien baS ^er^e öergdbe, baft id^ obne ^er^e i^rcm §aare 
in ®oIb»S5ergtt)ercf aufbauete, 

^a§ ©onnenftral^(en fe(bft mit @l^ren trogen mag? 



[Sobmer: SBaS tuoEen bie WtaXn'i] 109 

©oll id^ in meinem 3iwmer ber ©d^o ruffen, unb fie fd^äffexifd^e 
Sül^otl^etten mir nad^fd^teoen laffen? 3d^ übetlaffe ben t)etliebtett 
JJecfen biefc geatoungcne ©prod^e. Slein, id^ bin nid^t galant. 

S)ie Snclinationen ftnb ungleid^; S0liloniu8 ft)xingt unb tanket, 
fo balb il^m bet SDÖein-in ben ftopff geftiegen ift, unb il^n an ftatt 
einer fter^e stoo feigen läfet. Saftor liebte bie ?Pferbe, ^PoIIuj 
n)are ein l^ec^ter; meine ^reube ift, bag id$ baS ®ute unb bad 
99öfe, ba8 id^ fc^e, auf einen Sogen Rapier sufamraentrage, unb 
bem (S^aprice bed ®Iüc!ed überlaffe, il^n in bet Sßelt belobt 5u mad^en, 
ober inSinbinnerS 99outique Dermobem p (äffen; gleid^ ad^tenb, 
bafe man toiffe ober nid^t, toann id^ nid^t mel^r lebenb bin, bafe id^ 
i^ifcourfe gemad^et ^abe. 

^ebennod^, tt)enn eS je fepn mu6, unb fid^ bie Äldgben ber 
IQeuten nid^t anberft motten fttKen laffen, milC id^ ben ©tplum dnbem; 
id& erftäre mid^ bemnad^, bag ber äutor ber @ntret)üe8 im 9leid^e 
ber Sobten ein SucianuS unb ein gfontenette, bafe SDlenanteS bie 
©onnc ber ^oeten> bafe ®milie tim öemünffttge ©pielerin, ba6 
S3[franiu8 ber ^pi^enij ber l^ol^en ©eiftern, baft bie SKenfd^en über* 
l^aupt tt)ei6, geiftreid^, ftanbl^afft, unb bafi fie ba8 ®ute unb ba8 
55alfd^e unfcl^tbar 5u unterjd^eiben toiffen, enblid^ toenn meine ©d^rifft 
wenig Sicbl^aber pnbet, baß id& niemanb, aU mid^ felbft unb meine 
eigene 2)umm]^eit ansuftagen ^abe, unb ba^ id^ nichts befferS tl^un 
!an al8 fd^toeigen. 

Die ^efetifäfafft bcv Wiaiftevn. 



Sviviöf^ 



S3e9 Sof^P^ Stnbinner, 
MDCCXXI. 




110 [«cfitv Z^ 28. ftilluTi.] 



XXin. 3)ifcourd. ^IXS 

— — — — Vos ö 

Potnpilius fanguis, Carmen reprehendite quod non 
Multa dies & tnulta litura coercuit, atque 
Perfe^um decies non castigavit ad unguem. 

Hör. A. P. 

'S^n Slutor, bei bie 3kttf^ btau^i, feine Oebanden in n)od^ent- 
ttd^en SSCättem l^ranSsugeben, l^t einen Sortl^l, toetd^en 
betienige ntd^t geni^t, ber auf einmal ein ganzes SSnd^ nntet bie 
tßteffe leget. 2)iefeT SJmrtl^eil ift, ba^ er bon ben Util^eiEen, bie 
übet ein jebed bon feinen 99tAttem gef&ttt meinen, twn Sßod^en su 
S&od^n tDi^iger gemad^t toitb. Sie Demnnfftigen Uxtl^eUe bie et 
Quffaffet, nnb bie t)tm ben poliUn ÜRenfd^n, bie fie geben, aSeseit 
mit SBen)eig«@tünben nnb ßtltötungen begleitet metben, entbeden 
il^m feine S^l^tet unb betbeff eten feine Säegtiff e : ÄudJ f eftft biejenige 
Uttl^eUe, toüä^t bie Unad^tfamfeit, bie UntDiffenl^eit nnb bie SOfli^un^ 
fettig finb sn ft)te($en, ftnb ifym nüj^id^, inbem fie il^ auf bet einen 
feiten leisten, !tar folib nnb bel^ntfam fd^teiben, unb il^m auf bet 
anbetn feiten bie ^ä^tid^feit entbeden, in n>eld^et fid^ bie Seute t)on 
biefem Satactete bIo6 geben. 

S)iefeä ift eine gieftejion, toeld^e unfete ©efettfdjafft fd^on ge« 
mad^et l^at, bet)ot fie nod^ bie ^anb an biefed SQßetd geleget, unb 
welche i^t ben 2Jlutl& t)etme]^tet l^at, baffelbc s« untetfan« [3] gen. 
3&enn n)it fo glüdlid^ nid^t finb, gebadeten mit, bie Seute beffet 
aumad^en, fo ift bod^ gemi^, bag fie und beffet mad^en toetben. 
S)iefe8 ^at aud^ ööttig eingetroffen, tt)a8 bie Sottl^eile angeltet, bie 
toit uns t)on ben Uttl^eitcn .bet anbetn ©attung öetfptod^en, in« 
fonbetl^eit l^aben toiv bataud ben tegietenben ©efd^mad unfetet 6tabt, 
unb DieUeid^t bet ganzen Sd^mei^ übet ben ^unct bet SBüd^etn 
getetnet : ^bet tt)a8 biejenigen Seiten bettifft, bie tt)it t)on ben öet« 
nünfftigen (StiticiS etmattet IJaben, ba muffen »it befennen, baft 
unfete Hoffnung bifel^et nid^t etfüttt tootben, unb bafe tt)it fel^t toenig 
aufgefangen l^aben, eS fe^c bag« biefe taifonnietenbe Stitici unfete 
©d^tifft bet Stitiq nut nid^t toettl^ gefd^ä^et, obet eS fepc (benn 
man mu6 nid^tS t)etgeffcn) bafe tt)it wenig t)etnünfftige 6titico8 
l^aben. @8 ift toal^t, bafe tt)it einige gefunben, bie unS fel^t gute 
©infd^Idge gegeben, abet bie attguhit^ toaten, unb fid^ nid^t auf 



[Sobmct unb Steitinget: ä^ettefcrungcn.] Hl 

St^ecialta l^tnunterlieffen. ®em fepe tote ba toiU, ba mir inbeffen 
feibft unfere ^tfcourfe toieber butd^gefel^en, unb Diele @teKen ge» 
funben, bie und nid^t ntel^r anfhtl^nben, f^ahtn toir bantm, toeil 
man fid^ nid^t fo oiel Slül^e giebet, und in bie (Sl^atten au feigen, 
bod^ nid^t untettaffen n)olIen, fold^e fotgfältig au bemerc&n unb au 
t)erbeffem. Sin anbrer l^ötte fönnen gebenden: 9Bad betoeget mi^, 
bag id^ meine gfe^tet felbfl befanbt ntad^e? 2)ie n)eniQften toerben 
fle mal^tnel^en, unb biefe merben Slül^ l^aben Stauben petl^alten, 
benn ob i(^ gleid^ fe^te, bag il^te (S^ritiq Oemünfftig märe, fo ifl 
bad Semünfftige nic^t baSiemge, bad am gefd^toinbften geglaubt 
toirb. SBir aber meinten, ba^ n)ir unfern Sefem nid^ beffer einen 
99egriff oon unfrer uninterefflerten Siebe für bie SBol^rl^it mad^en 
fönnten, aU burd^ bie Slufbetfung unfrer eigenen gfe^lem^ bie $affion 
für bie aSßol^rl^eit mu| be^ einem ©d^reiber bie ftärdffte fe^n, unb 
biefe l^at und gel^otffen bie Serbefferungen mad^en, mit benen toir 
biefe S3(dtter angefüEet l^aben. 

S. 5. 3. 1. & fqq. 

S)er ein S9ud^ > > * erfolgen toerbe. SSeränbert ed: @in 
%utor, ber toot berebt ift, ber bie Aunft au mebitieren in einem 
l^ol^en ®rabe beft^t, ber eine groffe ftenntni^ ber Sad^en autoegen 
gebrad^t l^at, n)enn er ein SSud^ in bie SBelt ausgeben lagt txm bem 
bie Materie too( augertefen, mit guten 93emunfftd*®rünben unter* 
ffö^et, unb alle ®ebandCen in il^rer toal^ren ^oportion unb natür* 
lid^en ©d^önl^eit audgebilbet finb, l^&tte atoar Sted^t au gebenden, bag 
feine ©d&rifft fottte gefaufft unb gdefen, unb bie 3Jlü]&e bie er 
barauf gen)anbt, t>Dn bem erf olgenben 9lu^en reid^tid^ beaoJ^U toerben; 
fo lang er bie ^ufnal^m berfetben allein nad^ i^rer ®üte abmißt. 
€0 balb er aber ic. 

6.6. 3.22. Unb einen tiefffinnigen ®eift. ©treid&et 
biefe SÖorte burd^. 

©.6.3.25. 3ubifintricieren. Uberfe^et eä : ßoftautoideln. 

€. 6. 3. 89. ^ied atted * > - aubefi^neiben. ©treidlet 
tö burd^, unb fe^et: S)ied aUeS iffc nun capabet, bem Slutor bie 
billige (Jfurd^t einaujagen, ba| fein S3ud^, meil eS gut iffc, barum 
nid^tS befto beffer toerbe aufgenommen unb toertl^gel^alten n)erben. 

@. 7. 3. 10. S)ie lebl^affte Imagination, ©treidlet 
burd6. [32] 

@. 7. 3- 11. 3fß^ »etd&e fie fd^reiben unb. $inau§. 

6.7. 3. 18. 60 finb fie fidler, ßefet: ©0 fönnen fie 
l^offen. 



112 [«tftet Zeit 33. 2)Ulut8.] 

©.7. 3.25. S)tcfe ©Öffnung bte.. ßefet: 3)cr SöBal^n, bcn. 

©. 7. 3. 37. «cuffttc. ßefet: «ufna^m. 

@. 8. 3. 13. (gnttbuS: SBefen. 

©. 8. 3. 15. SKembra. ßefet ©lieber. 

@. 10. 3. 13. an bie «utoreä bet S)onner8taöS» 
2)tfcourfcn: %n bte TOal^ter. 

©. 11. 3. 3. aOÖte ööttg • « gefd^endct l^at. ©d^retbet: 
SOßte gütig ift bod ®(ü(f gegen mid^, boS mir einen t^reunb in bie 
armen tieffert. 

@. 12. 3. 18. So balb il^r ba8 Cbjectum il^rer ©od^« 
ad&tung eine gleid&e Snctination tt)irb merden taffen. 
Seffer: So balb wir eine glcid&e ^nclination gegen fie werben 
mercfen laffen. 

©. 12. 3- 35. 0leciprocier(id^en. 31btt)ed^felnben. 

@. 12. 3. 36. aSeneDolen^: ©emogen^eit. 

@. 13. 3. 8. ^ai nid^tS aU bie S^neibe beS ^obeS 
capabel ift, biefen l^arten ftnopff ber (Jreunbfd^afft 
Qufaulöfen. SSer&nbert: ^ag nid^td aU ber %oh, ber oÜeS 
Serreiffet, ftard gnug fe^e, biefeS fefte 95anb ber gfreunbfd&afft auf« 
autöfen. 

@. 13. 3. 13. 3lttaqueS. ßefet: «nfällen. 

©. 14. 3. 3—10. 3d6 tt)iU ätt)ar nid^t fagen « « • 
faftidire &c. &c. »d^ will für bie fftid^tigleit beS »erftanbcS 
biefer Sößorten nid^t Sürge fe^n. 

@. 14. 3. 21. ©cje. Uberfe^et: ©efd^led^te. 

©.14. 3.26. S)iefe ßiebe bcnn welche id^ gfreunb« 
fd^afft nenne, fe^et fid^ bie @]^e jum 3i^l il&rer aößünfd^en. 
ftel^ret e8 um : 3)iefe(be greunbfd^afft benn, weld&e id^ ßiebe nenne, 
fe^et fid& IC. 

©. 15. 3. 19—24. 3)ie Qfurd^t bellemmt • « uerftocfet. 
Sergteid^et biefe Sefd^reibung ber (Jurd&t mit berjenigen, meld&e 
^eS'@^arted in feinem S3ud^ t)on ben ^afftonen ber 97lenfd^en mad^et. 

©. 19. 3. 8 bis ©d^tui 3m übrigen ift überall « « ein 
@nbe mad^e: 

— — — — Corrige fodes, 
Hoc, ajebat, et hoc. Melius te pofle negares 
Bis terque expertum fruftra. Delere jubebat. 

Hör. 

©. 21. 3. 27. ©iefclbe. ßefet: 2)ie ©ocietct. 
©.23. 3-8. Sersweiffetten. ßefet: aSerwegenen. 



[a^obmer unb Sreitinger: SDerbtffetungen.] 118 

@. 25. 3* 22- ^nb bie metften t)on ben S^l^tonid« 
@d^tetbetn bed @(i^n)et^et*SanbeS. Stteid^et burd^. 

S. 28. 3- 4. S^lad^ biefer 3^il^n tft baS folgcnbe cinaurüdcn : 
Sajfet eud^ gefallen l^ier aubemerden, tote ber ^tftoricud gemuft 
l^at, bie Settnifd^ung ber ^afftonen fo gefd^tdt aud etnanber au 
lefen. SOÖte fubtit tft biefeS: (gr mare toit ein Qald baranf 
ftd^ t)on anbetet Seuten ®ut su beteid^etn; mit bem 
feinen gieng et öetfd&toenbetifd^ nm. S)icfe Setmengnng ift 
es, meldte bie SRenfd^en ammeiftennntetfd^eibet; bie ^aupt>$afftonen 
finb be^ ))ie(en Seuten bie gleid^en. 

6.31.3.23. Unotbenlid^. ©tteidfeet butd^. [33] 

©.33. 3.13. 2)ie gfinftetniö, meldte biefe unbeutfd^e 
aSetfe^ung übet ben S)tfcout8 ftteuet, tt)itb fid& öettiel^» 
ten. Sefet: S)iefe nnbentfd^e Sctfe^nng ftteuet eine gfinftetnife übet 
ben S)ifcout8 toetd^e fid& öetftel^ten tt)itb it. 

@. 36. 3.30. ^at niemals me^t ©efd^äffte aU menn 
et muffig ift. Sefet: 3ft niemals me^t befd&dfftiget, als loenn 
feine SWad&ine tul^et. 

©.40. 3-23. 2)iefet l^atte feine ©tofemuttet gelanbt 
« • l^attc. 

— Veteres avias tibi de pulmone revelle. 

Perf. Sat. I. 

©. 41. 3. 25. ßinen ©d&neibet. 2:^ut il&n l^intoeg. 

©.41.3.32. 3)et ©emal^lin •• l^inioeife. Sefet: S)iefen 
SJlaittaiffen gteid^et, t)on meldten bie Detliebten $oeten fo fd^öne 
S3efd6teibungen mad^en, unb eud^ auf biefelben l^inmeife. 

©.42. 3.36. ©atculo: Olenten: ©ufficient: 2)et)enfe: $tai= 
fttS: Soncept: S^ommobiteten. 

— — — — Laune 

Qjuum Pedius caufas exfudet Poplicola, atque 

Corvinus, patriis intermifcere petita 

Verba foris malis, Canufini more bilinguis. 

Hör. Lib. I. Sat. 10. 

©.43.3.24. SafpiS. 2)eteatut. 

©. 44. 3. 16. 3u btaud^en: 3u fd^dtffen. 

©. 46. 3. 3. aOÖeldfee fie: 2)ie fold^e. 

©. 51. 3. 2. Untoiffenl^eit: Sott^eit. 

©. 53. 3. 23. (gfpece. S)eutfd^: ©attung. 

©. 54. 3. 3. ^atS^ ben SöBotten mad^fen Ufet, fe^et einen 

^nct, unb falztet fott: S)iefe Untetfd^iebenl^eit duffett fid^ nid^t 

8 



114 [OhrfUt %tit, 23. 2)i8fuvS.] 

nut, totnn i^x einen Wenfd^en mit einem anbetn t)etglei(i^t, fmtbern 
Qud^ h)enn il^r il^n r)ox ftd^ H^% unb alleine bettodltet, et ift nid^t 
nur t)on anbetn untetfd^eiben, fonbetn et ift oud^ fid^ felbft niemals 
Qitiäi, feine 93egietben unb 9leignngen finb fo unbeffcäRbig, unb 
h)ec^e(n fo offte ab, ba6 Snniud ted^t gel^abt l^ot s^fagen: 

Imus huc, hinc, illuc, cum illuc ventum ire illinc lubet, 
Incerte errat animus, praeter propter vitam vivitur. 

^tnn ettDeget h)ol, :c. ©tteid^et butd^ r)on Unb alfo ift ti, U% 
adeine bettad&tet. 

©.54. 3-27—31. %iU biefe untetfd&iebene • « «• einig 
finb. @tteid^et atted toaS atmfd^en biefe SBotte eingefd^Ioffen 
ift, butd^, unb fd^teibet auf il^ren $la|: ^iefe Ungleid^leit bet 
9D^nfd^n nutet einanbet, unb biefe Unbeftänbigleii bie fid^ in einet 
jebmcben !Petfon abfönbetUd^ eteignet, !omme» mit um fo tntl 
munbetUd^et fttt, unb mahlen mit bie (Jfantaftete^ bed menfd^lid^en 
©emütl^eS um fo t)ie( gtöffet ab, toeil fie betfetben ungead^tet famtlid^ 
ein gteid^e« S^^^ öetfotgen: @o ungleid^ bie Situationen |tnb, in 
toetd&e eine einzige ^etfon nad& einanbet fäHt, ba fie fid^ in einet 
©tunbe t)on biffetenten !Pafflonen bewegen unb öetdnbetn täfet, fo 
l^inbett biefeS bod& nid^t, ba% nid^t ein jebet t)on biefen 31ffecten 
ben einzigen unb gleid^en S^^^ ^ö^^/ nemlid^ fein aSetgnügen su 
mad^euf Unb ba§ gan^e ®efd^(ed^ bet 97lenf^en ift butd^gebenbd 
unb niemanb audgebungen in biefem $unct einig, bag fie ade 
gleid^, :c. 

@. 59. 3- 21. aSetle^t. @d&teibet eS mit untetfd^eibenbet 
©d^tifft. 

S.60. 3-34. 9lad^ gegtiffen l^at fe^et ein ic. unb fd^taget 
bie SSetfe fo auf biefe folgen in bem ^Poeten nad^. 

@. 61. 3. 5. 

@tn ^aum toaxd, nur txn SSaum bran fold^e f^rüd^te faffen 2c. 

Sfd^ laffe bem §etn. (5anl^ Oled^t miebetfol^ten, unb bcfenne, ba6 id^ 
^iet eine fd&öne 31Hegotie füt ein 2öott«@pic( genommen l^abe. 

©.69. 3.2. ^uf: Übet. 

©. 69. 3. 20. SBttb hU fd^abUd^e SBitdungen - « 
f in ben: Söitb leidet ctmeffen lönnen, tt)ie fd^dbtid^e fjotgen ed l^abe, 
baS ein hattet feinem ©ol^n butd^ eine fo gebietenbe unb unöot» 
fid^tige Äuffül^tung ben aJlutl^ nimmt, fld^ il^m su toetttauen unb 
etfennen 5u geben. 



[Sobmet unb Steitinget: S^erbefferungen.] 115 

©.74. 3.34. gfäl^ig; gfcrtig. 

©.76. 3.21. (58 ftnb ßeute ««» etftnbcn. »erdnbcxt: 
(58 finb ßeute, toetd&e mel^t auf baS t)tel Sßtffen ots auf bte 3:u» 
genb Italien. 

©.77.3.17. SBetd^eg bet lur^^öefafttc Saractere 
bct !Pebanten tft. Sefet: Sßeld^eS bte fur^e S5efd^xetbung ber 
!Pebantette ift. 

©. 77. 3. 19. liefen Sitet: 2)en ZM beö gebauten. 

©. 77. 3. 37. 6r ergebet niebtige • » » bo^l^affttgen 
ßäd^eln. 

Occidit miferos crambe repetita Magiftros. 

Juv. Sat. 7. 

©. 86. 3. 23—28. Sd^ glaube nid^t • « blofe geben. 
S)tefe ^Pertobe lan ol^ne ©d^aben auSgelaffen toetben. 

©. 87. 3. 24. Zeremonien: Slänbetepen. 

©.87. 3.27. aßeil fie überftüfftg finb: aBeil ber 
3)lenfd^ nid^t nötl^ig l^at fie ju öerrid^ten, toeber um feine ©efunb« 
l^eit nod^ um feine ®lücffelig!eit ju mad^en. 



5äri<^, hty Sofep^ Stnbinner, MDCCXXI. 



116 [«Nftn Zeit, 24. SUtntiJ 



XXIV. 3)tfC0ttr$. [Srntingev] 

— — — Spoliisque fuperbus 
Aleeides aderat, taurosque hac vidor agebat 
Ingenteis, vallemque boves, amnemque tenebant, 
At furiis Caci mens efFera — — — 
Quattuor ä ftabulis praeftanti corpore tauros 
Avertit, totidem forma fuperante juvencas, 
Atque hos, ne qua forent pedibus veftigia redis, 
Cauda in fpeluncam trados, verfisque viarum 
Indiciis raptos, faxo occultabat opaco. 
duaerentem nulla ad fpeluncam figna ferebant, 
Interea, cum jam ftabulis faturata moveret 
Amphytrioniades armenta, abitumque pararet; 
Difceflu mugire boves, atque omne querelis 
Impleri nemus, & colles clamore relinqui. 
Reddidit una boum vocem, vaftoque fub antro 
Mugiit & Caci fpem cuftodita fefellit. 

Virgil. JEne'id. Lib. 8. v. 202. feqq. 

f@r folgenbe Sricff tft unfetcr ©efcttfd^afft gletd^ ju einer Seit 
eingeöangen, als fie befd^dfftiget toatc, einen ©nbfd^tu^ ^u 
mad^en, ob fie il^xe 2)tfcourfe mit Olcgiftern öetfel^cn, ober ol^ne 
biefctben l^inanS fettigen toollte. 2)ie 2)ro]^unö mit metd^er Sibto« 
p^Uo benfelben gcfd^Ioffen l^at, bafe et il^ten Sd^tifften feinen ^iai^ 
in feinet Sibliotl^ed motte geben, loofetn fie nid^t mit ei«[5la]nem 
guten Olegiftet begleitet metben, l^at uns fdmtlid^ tad^en gemad^et, 
totii fie bie ©ebanden betjenigen ©elel^tten, hit il^ten Olul^m attein 
ben SRegiftetn abgebotget l^aben, unb ol^ne betfelben ^ilffe in bet 
bündeln aSetgeffenl^eit geblieben tt)dten, tebl^afft auSbtüdet. 

9Jleine fetten, 

3d^ lan eud^ fonbet Eigenliebe betfid^etn, ba6 id^ ein gtoffet 
ßiebl^abet bet gelel^tten ©d^ttfften hin: 3fd& bringe bie meifte 3^it 
meines SebenS mit Sefen butd^, unb bie ^affion, bie id^ l^abe gelel^tt 
SU toetben, ift fo gtofe, ba^ fie oon meinet angebotnen Ungebult 
nid^t l^at !önnen gefd^mdd&et metben. @o offt id^ bie {Jtüd^tigfeit 
beS menfd^Ud&en SebenS, unb bie faft unetmefelid^e aOÖeittäufftigfeit 
bet Sßiffenfd^afften in meinem ftopff gegen einanbet abmege, flnbe 
id^ mel^t q(S genug Utfad^en, mit 5£^tänen su beftagen, ba^ unfet 




[»reitinger: »on ben Kefliflern.] 117 

fieben in fo enge Q>ixdtl etngefd^toffen tootben. S)te äßenge bet 
geleierten SBüd^ent; meldte ^eut au Sage aum SSotfd^ein fommen, unb 
mein fd^toad^ed ©ebdd^tnig, n)ütben mir bie Hoffnung ein (&dtfycin 
au n)erben, gan^Ud^ benel^men, toenn id^ biefelbe auf ber anbem 
@eiten nid^t unberftü^en fönnte, burd^ bie Sdetrad^tung beS groffen 
Oteiffed, meldten bie ©elel^rte au Sludfertigung ))ol][^dnbiger 9legi^em 
über il^re ©d^rifften auftoenben: S)tefe erfe^en uns ben aJlangel 
unfern ©ebäd^tniffeS reid^lid^ ; id^ l^atte ba^ fte bie @ee(e ber ^^tm 
fe^en, unb bie Dracfel, be^ benen wir in allen ©d&tt)irig!eiten ol^ne 
groffe SRül^e Sftat^ Idolen lönnen. 3n biefer Slbjtd^t l^abe id^ eine 
anfel^enlid^e SSibtiotl^ecf öon ben berül^mteften ©d^reibern gejammelt, 
unb id^ bin äufferft forgfdltig geioefen, nur biejenigen ßbitionen 
au ertoel^ten, bie mit ben t)ott!ommenften SRegiftem öerfel^en toaren. 
Sl^r Ferren, id& bin einer öon benen, bie eure tood^entlid^ 31rbcit 
mit einid^em S3ergnügen burd^tejen, unb id^ toerbe berfelben einen 
tß(a^ in meinem f&nä^tt'Baal mit bem S3ebinge gönnen, ba^ i^r 
pe mit einem accuraten SRegifter öerfel^et: 3n Erwartung beffen 

Derfd^reibe mid& ic. ic. 

S3ibIop^ito. 

©0 tt)o( groffe als gemeine Seute ftel^en in bem Söal^n/ baft 
bie ©eleiertl^eit einen mercttid^en aSoraug t)or ber SBeife^eit l^abe, fle 
meinen, »eil jene mc^r ©eräufd^c mad&e, fo muffe fie notl^wenbig 
t)ortrefflid&er fet)n toeber biefe; benn fie finb getool^net, bie ©üte 
einer ©ad^e nad^ il^em auStoenbigen ^nfel^en unb nad^ bem ftlang 
au bcurtl&eilen : 3)a^ero ift eS fommen, ba^ biefe ßeute forgfdltiger 
finb, bie ©d^a^'ßammer il^reS ©ebäd^tniffeS mit frembem ®ut an« 
aufüHen, als aber bie ftrdffte il^rer eigenen ©ceten, beS SJerftanbeS» 
unb [^a 2] beS SOßidenS ^ert>orauruffen unb gelten an mad^en. ©ie 
l^aben biefe Idblid^e 97la^me feft gefteUet: SBenn einer in ber äBelt 
fein ®lü(f mad^en, unb fein 3lnfel^n l^od^ treiben motte, fo börffe 
er nid^tS anberS tl^un als ein uncrmübeter Sefer feltfamer aSüd^ern 
werben, unb bie artigften Sieben unb merdhöirbigftena^l^aten berül^mter 
töldnnem in baS ©ebdd&tnife auffaffen. ©ie lefen bie SSüd^er nid&t, 
bafe fie barburd^ il^ren Serftanb auffldl^ren; baft fie il^re S3egierben 
au bem ®uten unb ^ugenbl^afften lenden, ober ba^ fie i^re ^l^aten 
nad^ ben ®efe^en ber aSemunfft auSmeffen ; ©ie l^ben weit gröffere 
unb nü^lid^ere ^bfid^ten ; ©ie fammeln fid^ barauS eine SESiffenfd^afft 
ber feltfamften SSegebenl^eiten, ober ber Verborgenden ©ebrdud&en; 
benn baS giebet il^nen SJlaterie in ben (5onl)erfationen fid^ l^ören 
3u taffen, unb ftd^ bep ben Unmiffenben toenerabel ^u mad&cn. 



1 



118 [Crfier Zeil, 34. 2)iS!utS.] 

2)ei ein gtücflid^ed ©ebäii^tnil beft^et, f^ai niemanb toebet fid^ 
felbft anauflagen, menn er nid^t gelehrt toitb; bet l^ingegen ein 
flüd^tigeS (Bebdd^tnig unb babe^ bie Slmbition l^at geleiert su n)etben, 
ber muft bie ftunft au §ilffe ruften, unb bebad^t fepn, htn SKanget 
beS ®ebdd^tnifted baburd^ 5U erfe^en : ®iefe te^tem finb t^, totlä^tn 
man bie (Srftnbung ber Socorum (S^ommunium, ber Se^icorum unb 
ber SRegiftem au banden l^at; Sine (Srftnbung, meldte bie äBiften« 
fd^aftten in ben (Jflor gebrad^t l^at, in metd^ent fte ^eut au ^age 
ftel^en. 9Benn id^ ein totniq unterfud^e, mie ed fomnie, ba^ fid^ au 
unfern Seiten fo öiet geleierte ftöpffe aller Drten l^eröortl^un, unb 
ba^ fid^ bie S3üd^er t)on Sage au Sage fo unenbßc^ tierntel^ren, fo 
finbe id^ alfobalb ba^ biefeS eine SBirdhtng ber Stegiflem fe^e: 
benn feit bem biefetbe aur 97lobe morben finb, ift ber SOßeg au ber 
©ele^rtl^eit um ein mercflid^ed leidster unb ndl^er; ed foftet feine 
grofte Wül^e ben prftd^tigen Sitel eines geleierten SJlanneS au erfauften. 
2)er eine toeittdufftige SSibtiot^ed au feinen S)icnften l^at, ber ift 
fd^on gefd^idt genug ein ^utor au toerben, er barf nid^td anberd 
tl^un ald ftd^ eine Materie erme^ten, unb bie ©ebanden feiner Slutorn 
barüber aus ben IRegiftern aufammen Idolen. 

^antotabuSift einer Don biefem Sl^aractere, er l^at fid^ burd^ 
biefeS 9Jlittet in ben Stuft eines geleierten ßritici unb äntiquarü 
gefe^et, er beft^et eine t)ortreftlidee S3ibUot^ed, il^^ ftnbet be^ il^ut bie 
foftbarften @bitionen Don ben ©riedeifd^en unb Stömifd^en ©d^reibem, 
er f^at fid^ erft t)or fur^er 3^it alle Sateinifd^e SlutoreS angefd^aftet, 
roetd^e aum ©ebraud^e beS 2)aut)ieiuS finb l^erauS gegeben tt)orben, 
n)eil fie mit ben toollfommenften Sflegiftem über alle SSßörter Derfel^^n 
•finb. @r nennet fein @tubir«3iiuwcr ben ^amafte, unb bie Slegiftcr 
ber S5üdeem Saftatifd^e Srünnen, aus benen man alle aOSifteufd^afften 
o^ne groge 97lü^e fd^öpften !an : Söenn il^^ i^m etn)aS au beurtl^^ilen 
[5la 3] vorleget, fo ift er fertig eud^ bie ^ntioort aus feinen fdnä^ttn 
nat^aufd^tcigen; ^ie^maten ift er befd^dfttiget, bie Sprad^e ber alten 
©clöetier, berfelben Urfprung, unb bie aSerdnberungcn bie fie öor 
unb au StuIiuS (SdfarS Seiten gelitten ^at, au entbeden. 31^^ »erbet 
il^n barüber in feinem ©lufec antreften, tt)o er an feinem !PuIt fi^t, 
unb t)on einer groften SWengc SBüd^er ploquiret toirb, i^r toerbet 
il^u feigen eine SOÖeile bie IRegiftcr berfelben burd^bldttem, unb batb 
barauf ein paar 3cUen auf ein ^Papier l^iu fd^mieren, le^mad^ bie 
Olafpcl mit dntm neuen 6ifter in bie §anbe nel^uien, bife fid^ tt)ieber 
ein BtM au feiner Ä^apfobie prefentiert. 6S ift fein 3u)eife(, ber» 
jcnigc, ber mit einer ioffixtiä^tn unb aufeertefenen S5ib(iot^cd Der« 



[Stcitinget: 9}ott bett Regiftent.] 119 

feigen ift, !an l^eut ^u Sag ben anbein ben Soraug ber ©elel^ttl^ett 
leidet abgeminnen. 

äßet an bie 3^tten unfrer SoteUem surücf gebencfet; ba bie 
grftnbung ber SRegtftern nod^ unbefannt gemefen, tottb btefe grunb* 
geleierte äJl&nnet mit SJermunberung anfeilen müffeit; toetd^e baffelbe 
Semlum ]^er))otgebrad^t l^at: !Dama(en foftete ed unenbltd^ mel^r 
®ebu(t, tJfletg unb Wcheii, fid^ in ben S^tebtt eined ©elel^rten au 
fe^en, ats l^eut au ^age: SBir Ithtn nemßd^ in benen glücffeßgen 
3eiten, in metd^en man ben Stul^m ber ©ele^rtl^eit toie einen ieben 
anbetn um bad ®eU eilauffen tan. 9Benn eS benn möglid^ n)&te 
bie 97lobe ber Olegiftetn toieber abaufd^affeu; fo toürbe man feigen, toit 
mand^er ®ete^rter einSmaU aum ©tidfd^meigen getrieben, unb mand^er 
S3ud^brüdEer nid^ts mel^r mürbe unter bie ^effe au (^d^n l^aben. 

Si^ bin au furd^tjam, aU ba6 id^ mid^ unterftel^en börffte bie 
^utoritet ber 9tegiftem gän^Kd^ au t)emid^tigen, unb a(fo bie gef ammte 
3unfft ber ©etel^rten n)ieber mi^ in ben ^ornifd^ au iagen ; SOßer 
il^re ^i^e fennet, ber mirb. fid^ h)ot lauten il^ren 3o^ 8U reiben : 
^arum toiU id^ ie^o eud^ nur im SSertrauen unb aU mie in bo^ 
O^x fagen, ba^ bieienige, bie ftd^ um bie SBiffenfd^afften mel^r qI^ 
um bie SBei^l^eit befümmern, biefed groffe 2ob nid^t l^alb t)erbienen, 
baS man il^nen ind gemein beileget. 

2^d6 fa^re fadste über biefen $unct l^in, unb mad^e eine ^n* 
merdung, bag ein 3Jlenfd^, ber aus ben Sudlern feinen anbern 9lu^en 
fud^et aU flüger au toerben, bie Stegifter ol^ne ben n)enigften @d^aben 
entbehren fan : S)enn ein fold^er liefet feine anbre S3üd^er, al8 biejenige, 
bie il^n leieren feine S3emunfft gebraud^en, bie SSorurt^eile ablegen, 
bie Effecten in bem 3<^um l^alten, bie il^n au ber ^ugenb unb ber 
2ftömmigfeit unbertoeifen: @r giebet ftd& feine SRül^e, bie Siegeln 
einer ^l^ilofop^ifd^en ober SRoralifd^en ©d^rifft in bag ©ebäd^tni^ 
au a^ingen ; aber er l&^t ftd^ angelegen fe^n, bief elben in ben SBerden 
auSaubrüden : @r ma^et feine ^ofeffion t)on bem SSielwiffen, 
unb barum ^at er aud^ feine S3e]^elffe beS ©ebad^tniffeS 
t)onnöt]^en. 

^ toiU fe^en ba^ bie Stegifter anberfttoo nid^t ol^ne 9lu^en 
fe^en, aber in ben ^^ilofopl^ifd^en unb äJloralifd^en S3üd^em l^aben 
fie für einen guten Sef er nid^t ben geringften. Seiner als ein f d^limmer 
ßefer, ber bie ©ebult nid^t l^at, ober bie 3cit nid&t nimmt fid& über 
feinem äJloralifte aufaul^alten, ober bem burd^ gefaxte SSorurtl^eile 
ber äJerffcanb in bie ©ebandfen feines S3ud^eS einaubringen gel^emmet 
n)irb, l^at nöt^ig ein SRegifter über ein fold^eS ^ud^e au t)erlangen. 



120 [Ctftet Zttl, 34. arillnrs.] 

Unfere GefeUfd^afft l^e bemnad^ hcA fHtQi^tx übet il^ SBetcf ol^ne 
@d^aben fönnen toegbletben (äffen, toenn fie ^ätte l^offen fdtmen lauter 
^e Sefer au l^aben; aber, henm Sefcm twn ber «tbim ©attung 
au gefallen, ^ai fte fi(^ entfd^Ioffen einen ieben ^]^et( tl^tev 2)tfcoutf en 
mit einem Stegiftet au begleiten; @ie ifl nid^t gemeint, ba^ fte jemanb 
bataud gelel^tter mad^, unb ba^ fie il^m ben %nta§ gebe il^te S3(ätter 
au ber Sktmel^rung feintS %u^mS tA^t feiner @c|rifften au mig* 
braud^en ; @ie l^at nur aum S^^^ i^ 9leben*Wenf d^en be^er unb 
tiemünfftiger an mad^en, unb bad ategifter, meld^S' fie eud^ fünfftigen 
2)onnetd«tag mittl^etten mirb, mu^ nid^t anber^ gebrandet merben, 
a(8 mie ein ©d^tüffel, ber eud^ bie eigentUd^ Intention ber ^utorum 
eröffnet, mand^e Stelle, bie b«ndtd fd^net, erüört, unb üiele @ad&en 
bie il^r in ber S)urd^efung l^bet toerftiegen (äffen, t)or bie ^ugen (eget. 

'han^ Ibolbm. 



3ftri<^, be9 Sofep^ Stnbtnner, MDCCXXI. 



Congeriem fecuit, fedamque in membra redegit. 

Ovid. Metam. Lib. I. 

«!♦ 

Jinagrammata^ ftnb 3&oxU^pklt, 3^.3.5. 62 

Jittferseit^ung, geiler bic tn berfclbcn gcmad^t werben. 3- 2- ^- 1- 46. 69 

@tne Siegel berfelben. X. 4. 104 

9ef(9rei6ttn(|en, auc^ bte ^efd^reibungen graufamer uub ^ä^Iic^er 

©ad^ctt ergeben. U. 1. b. 98 

äBol^er biefeS (lrge|en !omme. U. 2. 98 

3$tattt-$ef4enifte, ftnb unnötl^ig unb närrifc^. $. 4. 15 

^xnnfij roa^ fie t)on ber «^ieße unterfd^eibe. ^.4. 14 

^^d^et, n)arum bte fc^ltmmen begel^rter alS bte guten. ^. b. 6 

SBarum bte ^tftorifc^e beliebter alä bte ratfonnterenbe. 3. 1. b, 45 

^aractere^ n)aiS bte ^iftorifd^en fe^en. @. 2. 26 

Sfhilen ber l^iftorifd^en ©aracteren. @. 2. b. & feq. 27 
S)ie gröfte Äunft ber l^iftorifd^en ©aracteren \% bafi fte bte oer* 

mengten ^affionen gefc^tctt au^ emanber lefen. 3*3. [186] 113 

@£entpel etneS folc^en auS ^aUufle oon (S^attlma. @. 3. 27 

©jentpel etneä anbern oon ben erften (g^bSsGJenoffen. @. 4. b. 29 

i^axacttxty einer 3Roben»3ungfer. $. 40 ff. 

@ineä 3omigen. X, 2. b. 103 

^ritictt^, mu^ ein guter Sejer fe^n. @i]^e £efer. 

@« 

^f^ty xoa^ fie fe^e. ^.4. 14 

iigenfieBe, fie ift eine nü|lic^e $a)fion ^ ^. 1. 49 

^infamMtj roaxum fie vielen beuten unertrögltc^ fe^e. &.1, 35 

2öen fie ergebe. &. 2. Ä. 2. b. 36. 51 

^ratten)immet, feine gemeinen ©efd^äffte. $.2. U. 3. 41, 99 

Urfad^en feines SSerberbenS. ^. 4. U. b. 44. 97 

^reunbf^af t, il^re G^enealogie. ^. 1. & feq. 11 ff. 

@ie wirb oon ber Eigenliebe beförbert. 95. 2. 12 



122 [«rfter a:eiL] 

^xeunhf^afft^ i^r 9lu|cn. ö. 2. b. 13 

Sefc^rcibung einer wal^ren, bie fic^ ntrgenb pnbet. S. 3. 13 

^Pid^tcn ber greunbfd^afft. 33. 2. b. 13 

äBormne fie t>on ber Siebe unterfd^etben fe^e. S. 3. b. 14 

t^inbet ntd^t ^iait poMtn @ltem unb ^inbent. ^. 4. b. 15 

^^nt^if bie oor bem Xob tft töblid^. 6. 1. 15 

Sßo^er fte entfprtn0t. ß. 3. 17 

Tt'itUl wiber biefelbe. ©. 1. b. & feqq. 16 ff. 

^effirftt^e, bie ©efpräc^e ber S^obten beS f^""" obferoieren ben eigenen 

6:aractere btefer G^attung Sd^rifften nic^t. ^. 2. 106 

^tüdifttl^fUiij bie äRenfd^en l^oben rotxi unterfd^iebene begriffe 

baoon. 2, 3. b. 56 

3ßaS fie baoon entfernte. dt, 1. 82 

aOBaä fte jur felben fül^re. % 1. b. & feqq. 82 ff. 

^NiTO-STatren, öefd^reibung berfelben. S. 3. 55 

J^iflorie-;!>(9rei6er5 @intl^eilung berfelben. @. 1. 25 

gi^r earactere. Ibid. & feq. 25 f. 

S^magination^ bie 3J2anier bie fie brandet, fid^ gu bereid^ern. %, 2. 93 

jienulni^ feiner ftt^fk foU baS crfte G^efd^äfft eines ^ebitierenben 

fe^n. 3J. 2. 65 

aßaö fie fe^e. Ibid. 65 

3^r «Ru|en. 31. 81 ff. 

3RitteI, fid^ felbft befanbt gu werben. «R. 2. b. 66 

SRac^teil eineö 3Renfc^en ber fid^ felbft »erborgen ift. 91. 3. 66 

<f efet, feine S^lcquiftta, 21. b. 6 

jüe^tf worinne fte oon ber greunbfd^afft unterfd^iben. ^. 3. b. 14 
<^ttb-c:ie0eii, feine SSortl&eile. ©iei^e ^tifarnfteit, unb @. 3. & feqq. 37 ff. 
<f ogl<l, ein ©9ftema berfelben. 3. [»b 2] 45 ff. 

^ebid, fönnen bie Seute am beften fennen lernen. ^. 1. 20 

^ehitietetiy wie eS angugreiffcn fe^e. 3. 3, & feqq. 47 ff. 

aSBoä eä fe^e. 3.4. 48 

3ft luftig. Ä. 2. & feqq. 50 ff. 

3Ran ift obligiert gu mebttieren. Ä.4. SR. 1. 52. 65 

^enfd^^ feine legten ^^rric^tungen entbed^en feinen ganzen 2tbtn^s 

Sauff. 2). 20 ff. 

3Äan tan nid^t oon i^m urt^cilen, beoor er geftorben. S). 4. 23 

gantaftere^ beö menfc^Iid^ ©emüt^eö. 2,1, Sc feq. 53 f. 

ä(Ile äRenfd^en fuc^en bie @lüd^eligfeit, aber auf unterf^ie« 
benen SBegen. 2,2, 54 

©int^eilung ber aWenfd^en. 2, 2. b. 55 



[»egifter.) 123 

^otMftf er mu^ feine l^iftorifd^ ©mracteren nuol^eit. U. 4* 100 

^oxattf bie ratfonnieroibe ifi g» fd^od^ imt dok bem £a^r 

abjufd^recfen, 3^ 1. 101 

3)te ^tftorifc^e ift ftärtfcr alö btc ratjonnierenbe. X. 2. 102 

^arrett, ^ejd^reibuitg berfelben. £. 3. 55 

JCaiutf fte tft bie einzige Sel^rerin bey 6(^retbem, fo mol al^ ber 

3Äa^lem unb a9^ilbljauem. U. 1. 97 

^fiinionen^ fte mad^en ben Tttn\d)tn gletd^gülttg für ben ^ob. (E. 2. b. 17 

*♦ 

"^afflonen, fte finb öffterS ftärcfer alö bie SSerttunfft. X.l. 101 

f^ebanterie, berfelben Urfprung. D. 1. 76 

Äefd^reibung berfelben. D. 1. b. 77 

. äBaS fie lamtix^ machet. ü. 2. 77 

(Sarftctere etned ^ebantifd^en ^Ürgerd. ü. 3. 78 

©aractere einer ^ebantifd^en Sgfr. D. 3. b. 79 

©aractere eineö geleierten ^ebanten. Ü. 4. 79 

'^f^lUfopf^etty biefelben ftubteren bie legten 9>leben ber ©ierbenben, 

unb warum. 35. 1. & feqq. 20 ff. 

'^oeif eine oon feinen oornel^mften Qualiteten n)trb befd^rieben. %, 1. 91 

2)ie S^lafere^ ber $oeten. t, 4. b. 96 

^0fKttUj berfelben (Genealogie. @. 1. 86 

3BaS ii^r unterroorffen fe^e. @. 1. b. & feqq. u. 6. 4. 86 ff. 90 

Jiafere^, n)aS bie ^oetifd^e fepe. S. 4. b. 96 

Jtcbe, was fie buntfei mac^e. g. 2. u. g. 3. 31. 32 

3^r a»obea. g. 4. 34 

Jiegi^et« t)on n)em fie erfunben n)orben fe^en. %,a,^,h, 118 

(Stn: gvtgr 2^tt, ber oud ben iBüd^m allein fud|f flüger gu 
werben, tan fte o^ne 3'iac^t^eil entbehren. 31.0.4. u. b. 119 

^ai^xij tl^r SSor^ug Dor anbem ®ci^etbend«9(rten. 36. 4. b. 105 

^ttibetj er (an ^$ feine burd^gel^enbe äli^robatton t)crf;n;ed^en. 3(. b. 5 
@r mu| einzig forgf&ltig fe^n, ben politen SRenfd^en gu ge« 

faUen. 21. 2. b. 7 

®r (an fii§ in ber SSeurtl^etlung feiner ©d^rifft leid^tlid^ be« 

treugen. SC. 3. 7 

äBie er ftd^ ^u oerbalien l^abe, im g^oU er ftd^ betrogen 

flnbet. Ibidem. 7 

@ine oon feinen oornel^mften ^emül^ungen mu^ fe^n, bie ^^atur 

ju lernen. U. 1. u. b. 97 

SQßorinne er bem ^Jlal^ler unb bem ^tlb^auer ^or^u^ul^en. U. 2. b. 98 
aSorinne biefe be^be it^n übertreffen. U. 3. [«b 3] 99 

SSortl&eil eine§ 6(9teiber§, ber ferne ©ebantfen in fliegcnben 

«lättem l^erauägiebet. 3. 1. 110 

@r mu^ ftd^ nid^t entfelen feine eigene g^^ler ^u befenn^n. QA.h. 111 



124 [Qrftec Zeit] 

^cdtitty fte gtebet ben 3ln(afe fux SerfteUung. 2). 1. b. 21 

6te ^at tl^ren Urfprung m bem ©tgennut^n. 2). 2. 21 

^oftt^ ift Pfitd^ttg feinem Satter fein 2:em;>erament ju entbetfen. D. 2. b. 

& feqq. 70 ff. 

|»)iief, bag ^rettfpiel unb bad ^rtenfpie( merben raiUiert. $. 1. b. 73 
^ad Spielen ift unoemünfftig. $. 2. 73 

^ag 8£tem@f)iel rücfet ben @f)ielem i^te »nttalitet vor. ibid. 73 
3Rttn f an bie Seute be^ bcm ©pielen fennen lernen. ^.3.b. & feqq. 75 ff. 
aßie baä Spielen ber 3gfr. ©rnilien gefdjabet. ^. 3. b. u. 4. 75 f. 

«;♦ 

%ohj er ift nid^tg. ©. 1. 16 

'traurigteit, t^re äßirdhtngen. jl. 1. b. 49 

^'entiinflFt, Urfad^en il^red ä^erberbenS. 3.2. 46 

SRittel fte wieber l^erguftetten. 3. 3. u. feqq. . 47 ff. 

^txfitltun^j n)o]^er fte entfpringt. ^. 1. b. 21 

3Bie fte ju entbetfen. 31. 3. b. & feq. 84 f. 



^eiHe, Sefc^eibung berfelben. 2,S, 55 

|l»ei^9^t9 fte beftel^et in ber Kenntnis feiner felbft. 92.4. 67 

|l»ofteben9ett« ii^re erfte unb oomel^mfte Siegel. %, 1. 91 

-gS^otifpMy 2)efinition beffelben. 9». 1. 59 

Unterfd^tebene G^attungen beffelben, nebft beigefügten @£entpeln 
aui unfern beutfd^en $oeten. m. 1. b. & feqq. 59 ff. 

Sie ftnb fo ntoifdj alS gemein. 3R. 3. 61 

^itft^anet^ beg ©ngeHänbifd^en 2oh, 91. 3. b. & feq. 8 f. 

äBarum er fo beliebt ift. 9. 4. 9 

@d ift nü|li(!;, ba^ ein ieber 3Jlenfd^ ein 3ttfci^<nter fe^e. 3c, 101 

NB. ^er (Sat)ttal*S3ud^ftaben aetget ben l^atben S3ogen; bte 
3teffet baä Statt, unb baS b. nad& bcmfelbcn ben SReöetfc öon fotd^em. 
2)tc Sefer biefcr 93(ättem »erben ferner aöertiert, ba^ ben f otgenben 
!Donnerd>2:aQ bte Shtbrtq unb bie ^ebicatton l^eraud lommen merben, 
mit tDctd^en bie SJlal^ter ben erften S^l^eil il&rer S)ifcourfen bcfd^tieffcn. 
©ie l^aben fid^ entfd^Ioffen alle l^albe ^al^re einen fotd^en su formieren; 
toeld^es ber Verleger barum befannt mad^et, toeil er nid^t gefonnen 
ift, bie 2)ifcourfe in« fünfftig anberft einzeln 5U bebitieren, als ben» 
Jenigen toeld^e fid^ einfd^reiben tooden, ben ganzen Some su nehmen 
ä Olaifon bed getoo^nten greife«. 

(Ettbe bed efften (C(^d(ed. 

3än<^, bep 3ofep^ Sinbinner, MDCCXXI. 



llnmertungen* 



C^rjfer ^tü. 



^ie äBibmung jum erften ^anhz tft n)a]^rfc|emltc| baS gemeinfome 
SQßer! 93obmerS unb 93reittngerS. Sie tarn am 26. SeptemBer 1721 aug 
ber ßcnfur gurütf (ßi^ronitf @. 12). g^rem g«^^)^^^ "öd^ fttmmt fte 
gvö^tenteiliS mit bem ft:angöftfc|en Sd^reiben überein, tDeld^eiS bte Serfaffer 
ber ^iSfurfe am 18. Ottober 1721 jur Begleitung bed erften Banbeg an 
Süd^arb ©teele richteten (ogl. ©l^ronitf ©. 13 ff. unb „2)er ©pectator 
als Duette ber ,2)tSfurfe ber 3»aftler*" @. 9 ff.). @S fc^eint mel^r als 
jmeifell^aft, baj 33rief unb ©enbung ©teele je erreid^t i^aben, ober ba^ 
ber englifd^e 6pectator feinen fd^meijerifd^en 92ad^a]^mern geantn)ortet i^abe. 
aWr. ©eorge ^. 9lttlen, ber SSerfaffer beS grünblid^ften 2ßer!eä über 
©teele (Life of Richard Steele, London 1890. 2 vols.), erwähnt ben 
a3rtef ber 3Äaler Vol. I, 363 2lnm., teilt mir aber brieflid^ in freunblid^fter 
SQßeife mit: I cannot give you any information about a reply to it. 
I have examined the Originals or copies of all Steele's papers that 
are known to exist, including a number of rough drafts of letters, 
but I have not seen any evidence of a correspondence with Bödmen 
But this, of course, does not prove that Steele never wrote to Bödmen 

3n meiner fd^on genannten Slbl^anblung glaube id^ nad^gen)iefen ju 
l^aben, ba$ bie einleitenben SQßorte „^iefeS äBerdE i^at eud^ feinen Urfprung, 
einen Sl^eil feiner SRetl^obe, unb oielleid^t aUeS baSjenige ju bandEen, n>aS 
e§ artiges i^at'', mebr als njai^r ftnb. ^ie ben einzelnen ^isfurfen i^ier 
beigefügten QueQenangaben n>erben bie Satfad^e abermals beftätigen. — 
^er ^inmeiS auf ben Sorjug beS ,,Spectator'^ meld^er aud^ Briefe oon 
^amen entl^alte, ift fel^r wol^l begrünbet; benn jnieifelSoi^ne i^at jene 
3eitfd^rift (fie erfd^ien in 555 9himmem oom 1. 3Rärj 1711 bis 6. 2)e« 
jember 1712 unb mürbe 1714 oom Suni bis ^ejember in 80 weitem 
9htmmem fortgefe^t) gerabe beSl^alb aud^ in ber ^amenmelt fo großen 
2(nflang gefunben, meil btefe fclbft — menigftenS fd^cinbar — in berfelben 
^um SQßorte !am. SJcrartige Briefe finben fid^ g. B. in 3lx. 48, 53, 66, 79, 
87, 92, 95, 140, 142 u. f. ro. 2)ie meiften (oon ben i^ier ^tnannttn aEe 
au^cr 9lr. 92) finb oon ©teele »erfaßt. 



4 Knmevfttttgen. 

1. ^tStutiS. Programm unb Drgantfation. Son ^and ^olbetn 
= 93 ob m er. IBurbe (Snbe S^nrtl 1721 ber €enfur übergeben (^x. @.2) 
unb tonnte fc^on am 3. 3Rax an Dr. 3oKüofer in @t. ©allen unb $ro« 
feffor Sauffer in 93em gebrudPt oerfc^idft werben. 

^aiS offene ©eftänbnig @. 8 : ,,^ie ben ®ngelftnbifci^en B^fci^auer 
gelefen l^aben, n)erben ol^ne äRül^e merden, ba$ bie ©efeUfd^afft il^n ^um 
9)ihtfter genommen l^at" mirb burc^ emt ditif^t von stellen betr&ftigi. 
^te Sleu^erung über bie Vorurteile beS fieferiS @. 6 ftnbet ftd^ gleich in 
9hr. 1 beö ©pectator, mo 3lbbifon fagt : "I have observed, that a Reader 
seldora peruses a Book with Pleasure 'tili he knows whether the 
Writer of it be a black or a fair Man, of a mild or cholerick Dis- 
position, Married or a Batchelor, with other Particulars of the like 
nature, that conduce very much to the right Understanding of an 
Author." — ^aS SRotto oon 9lr. 1 beö @|)ectator: 

Non fumum ex fulgore, sed ex fumo dare lucera 
Cogitat, ut speciosa dehinc miracula proraat. 

Horatius, Ep. ad Pis. 143 — l^at )U bem ^rgleic^e @. 7 9(nla^ gegeben, 
bie Verfaffer ber ^iiSfurfe „rotthm aldbenn bem geuer nachfolgen, weld^d 
nid^t einiSmalS in {^lammen audbrid^t, fonbem mit einem (leinen dtavi^t 
anfängt fic| ^uentbecfen.^' — ^ie „doterie", beren 3ufammenfet$ung @. 8 
gefc^ilbert ift, entfpric^t gan^ bem in ben @ci^lu^ilen he& @pectator 9hr. 1 
befc^riebenen 6;iub. Unter DctaoiuS, ä^algiuiS, ben beiben ^ifci, @ert)iuS 
unb ^miuiS (@. 7) muffen beftimmte ^erfönlic^teiten oerfümben fein ; 
benn im „^al^ler ber Sitten'' erfc^einen fte alg @.., ^.,, bie beiben 
@.., 2.», unb „9. 0. SB., biefer erleud^tete unb aufrid^tige HunfU 
rid^ter.'' — ®xnt Slrt gortfejung biefeö 2)iSfurfeS finbet ftc^ 2:eil ni, 
^iiSturg 21. 

3m „SRal^ler ber ©itten" (ogl. Einleitung) finbet fi(§ unter 9h:. 1 
ein @tütf „^on ber @d^mierig!eit jebermannS Se^faU gu erl^alten", meld^S 
biefen erften ^idfurd ftarf umgearbeitet miebergibt. ^ie btreften ®nU 
lel^nungen auS bem englifd^en ä^orbilbe finb oermifd^t, unb ber ncut 
^auSgeber ftngirt feine „^oterie" mel^r, fonbem übernimmt auc^ für 
frembe Seiträge bie S3erantn)ortung : ,,@d ifk nid^t mtfyc ald einer, ber an 
ber Sd^rift arbeitet, bie mit biefem Slatt anfängt. Slber biefer eiit(ige 
mirb fo oerfd^iebene Slrten oon Sl^araltem ber Soribenten unb tl^ren 
@emütl^ed<Verfaffungen unb Sel^rarten, an ftc^ nel^men, baf; man il^n vor 
fo oiele befonbere ^rfonen anfeilen tonnte, ald er einen anbem (S^f^axcäUx 
an ftd^ nimmt, ®r f^at Setanntfc^aft mit einer aiemlic^en S^l gefc^idPter 
SKänner, meldte il^m gu biefer änbemben Verfc^iebenl^eit bel^tülff lid^ ^u fe9n, 
unb überall il^ren IQorfc^ub unb Septrag gu tl^un oerfprec^en. @r mirb 
öfterd nur il^r äRunb unb IBortbalter fe^n: boc^ mirb aUed burc^ feine 
^nb unb burc^ fein Urtl^eil geben. Slud^ mirb er alleine für aUei^ fielen ; 
2)iefe Blätter merben nur ibm in bie 9ied^nung tommen. Sie finb oiel^ 
mel^r ©efellen unb ^eunbe bed Verfafferd, ald felbft )6erfaf[er.'' 



erfter Xetl. 5 

2. ^tSturg. ^eunbfd^aft. $on SUbted^t ^ürer = »obmer. 
SQßurbe @nbe ^prtl 1721 ber 6:enfut ü6erge(en ((S:i^r. @. 2). 

^(töfelbe ^ema n>irb Seil II, ^idt. 4 unb ^ist. 24 von ^ürer, 
iebod^ Beibe 3RaU = 93retttnger, n>teber bel^anbelt, tDenngleid^ nac^ anbem 
Letten l^m. 

@S ift nic^t unmöglich, boc^ temeiSioegS nac^eidbar, ba( ^toei 92ums 
mem beiS Spectaior äSeranlaffung ju btefem ^iiSturfe gegeben l^oben. 
SebenfaUS ftnb bte 3^^^^^ ^^^^ d^^d <^^ eigenen äßege gegangen. 3" 
©pect. 92r. 68 wirb Don ^bbifon über bie g^unbfc^aft gefprod^en im 
^nfd^Iuffe an S^M ©itad^, bem längere ^ttütn entnommen ftnb, aud^ 
Sputet, Giicero, ^orag, Sacon nierben em)ä^nt. 92r. 885 (Don SubgelQ 
jeigt oerwanbtere ©ebanten, iebod^ i^ält fic^ ber ^erfoffer lange hz\ ben 
SBeifpielen auS bem tlafftfd^en Altertum auf, unb äußert teilneife Gebauten, 
benen 93obmer birett n)iberf))rici^t. ^er ©nglänber bel^auptet : "A Likeness 
of Indinations in every Particular is so far from being requisite . . . , 
that I believe we shall find some of the firmest Friendships to have 
been contracted between Persons of different Huraours" etc., njäl^renb 
Sobmer ,,^el^nlici^(ett beS ^Temperamentes unb ber gbeen^' ald ©runblage 
ber greunbfd^aft forbcrt. 

gm äJi^al^ler ber @ttten erfd^eint als @tütf 47 : „Df> eine ooUfommene 
greunbfd^aft fe^n fönne", worin öobmer auffaEenber SBeife feine frül^cre 
Slnftd^t gang faUen lägt. „Xk 93efd^reibungen ber maleren g^reunbfd^aft, 
erfobem eine ooUIommene ©leid^l^eit ber 92aturelle; allein id^ nei^me bie 
i^repi^eit gu fagen, bag biefe f^oberung närrifd^ fe^, meilen fte ftd^ auf etwas 
unmöglid^eS bejiel^et.'' (ß. 547.) Xad ift ber foeben erwähnte d^ebanfe 
93ubgellS (©pect. 885) ; wie überhaupt bie beiben 9htmmem beS ©pectator 
(68 unb 385) in ber entfpred^enben ^bl^anblung beS SJlal^lerS ber Sitten 
oiel ftärfer benu^t morben ftnb. 

3. ^iSfurS. SobeSfurd^t. SSon Slapl^aeloon Urbin = ^obmer. 
SQßurbe @nbe 3lpril 1721 ber ©enfur übergeben (©^r. ©. 2). 5«ad^ bem 
»riefe an Pfarrer Slobolpl^ in ©ränid^en, bat. 30. Dftober 1721 mx. 
©• 22) i^at bie (S^enfur in biefem ^isfurfe einige tlenberungen geforbert, 
moburd^ namentlid^ ber @d^lug etmaS oerworren geworben ift. — ^er 
Einfang : „^ie ^x6)t oor bem Sobe liefert mei^r ^erfonen In feine {alten 
^rme, als bie ©eud^e felbff' ift möglid^erweife ^nlel^nung an bie ©teUe 
in ©pect. S'Zr. 25 (3lbbifon): "The Fear of Death often proves mortal." 
^ie aus G^ani^ angefüi^rten Serfe (©. 18) ftei^en eigentlid^ im g=emininum : 
„©el^t wie f ie ber %oh bebräuf' tc. unb entftammen ber ^lag^Dbe über ben 
Sob feiner erften ©emal^lin. 6anit©ämtl.®ebid^te. »em 1770. ©.160. 

4. ^iSfurS. $on ber 3lufrid^tigfeit ber hieben ber ©terbenben. 
Son ^annibal ^iarrad^e = 8reittnger. SQßurbe @nbe 9(pril 1721 
ber ^nfur übergeben, ^te (©. 21) auS @anit angefül^rte ©teile ftnbet 
ftd^ in beffen vierter ©at^re: SSon bem $of« ©tabt^ unb fianb^fieben 
(©. 119) unb lautet bort in ber neuen Ausgabe: 



. 6 Snmerfuttgen. 

@o ttavit baiS fluge tl^ier, bet menfc^, ftd^ felbft auc^ ntd^t, 
Sein eigner tad^t oerglimmt er folget frembem ßc^t. — 
^ie S(nefbote oom ilobe beS 9labelatö lautet in ben Oeuvres de 
Rabelais, Bruxelles 1721 (ß6)lv$ ber einleitenben ^iog;capf)xt): «Le 
Cardinal du Bellay luy envoya un page pour s^avoir T^tat de sa sant6. 
La r^ponse fut: Dis ä Monseigneur T^tat oü tu me vois; je m'en 
vay chercher un grand Peut-^tre. II est au nid de la pie, dis luy 
qu'il s'y tienne; et pour toy tu ne seras jamais qu'un fol: tire le 
rideau, la farce est jou^e.» ^te oon Sobmer gegebene t^offung ber 
Iziittn SBorte beg großen Satirilerd lä^t m tro^ genauefter 9{a(^f orfd^ngen 
in etma 20 oerfd^tebenen 3(udgaben (njofür ic^ $erm Dr. @(^trmer in 
Bonbon fe^r gu ^atd oerpfÜd^tet hin) nirgenbd nad^nietfen. — L. Annaeus 
Seneca, ad Lucilium epistolae morales, 9h:. 24, i^at nic^t nur bad 
@ci^Iu$cttat (ß, 24) geliefert; ber gange ^idfurd ift offenbar unter bem 
©influffe jenes Briefes cntftanben. — 3n faffc unocränberter gorm finbet 
ftd^ biefer ^iSfurS : äRol^ler ber Sitten ^x. 18. 

5. 2)igfurä. ®cfc|i(l^tfcl^rei5ung. SSon 3ll5rec|t 2)ürer = »ob* 
mer. Söurbe @nbe Slpril 1721 ber ©cnfur übergeben. — 2)er 3Ral^ler 
ber Sitten ^x. 42 enthält biefelben ©ebanlen in titoa^ obgeänberter ®e« 
ftalt. 85gl. ®. 2:obler, 3. 3. »obmer alS ©efd^id^tfci^reiber. ^leujal^rä* 
blatt ber Stabtbibliot^ef in 3äric|. 1891. @. 2—6. 

6. 2)iö!urä. 2)ie Siebe. SSon Slubeen = S3obmer. SBurbe @nbe 
SC|)ril 1721 ber ©cnfur übergeben (ßi^r. ©. 2). — 2)ie Slnregung gu btefem 
^iShtrfe ift l^iki^ wal^rfd^einlid^ oon 3tx, 373 be§ @pectator ausgegangen ; 
bemfelben ift baS fp^ieUe Beifpiel, Definition beS Begriffes ,,9Robeftie" 
(S. 32), entnommen, fomie ber fiiat : ,,DaS einzige äl^ittel bem äBort- 
3an(t abgul^elffen ... ift biefeS, ba( man fid^ um bie ©rfläl^rung ber 
SQßörtem befümmere", welcher im ©pcctator lautet: "To avoid this In- 
convenience (nämlid^ SWi^ocrftänbniffe), more especially in moral Dis- 
courses, where the same Word should constantly be used in the 
same Sense, he eamestly recommends the use of Definitions.** IXnter 
-he" ift Sotfe gemeint, auf meldten ber Spectator (BubgeK) jurütfgel^t; 
oermutlid^ l^at fid^ aber aud^ Bobmer felbft n)ieber an bie urfprünglid^e 
ClueEe gcmenbet. 3"^ "Essay on human understanding- Book III, 
Chap. 9, IG, II, werben foldje gragen eingel^cnb bel^anbclt; man ogl. be* 
fonberS Chap. 11, § 12 sqq.: Reraedies of the Imperfection and Abuse 
of Words. — 2)aS lateinifc^e dxtat ©. 32 finbet ftd^ Vergil., Eclog. 
I, 4 & 5. — a)ie ©. 33 angefüi^rtc ©teile über ben ^ringen von ßonb6 
fte^t bei Bourdaloue, Oeuvres. Tome III, 69. Paris 1834. Oraison 
fun^bre de Louis de Bourbon, Prince de Cond6, et premier prince 
du sang. — äBäl^renb 93obmer im äßal^ler ber (Sitten btefem DiSturfe 
hmt ^ufna^me mel^r gemalert l^at, fd^inen mir bagegen bie „Vernünftigen 
S^ablerinnen'' im 45. @tütfe beS I. ^anbeS (7. ^tooember 1725) menigftenS 
im anfange baoon beeinflußt gu fein. 



«rftet Seil. 7 

7. ^tdturS. fiob beiS emfamen SeBend. )6on SJlid^ael tlngelo 
= 93obmer. 2Burbe @nbc Slpril 1721 ber ©enfur übergeben (Sl^r. ©. 2), 
toelc^e einige geringe Slenberungen im ^udbrtufe »erlangte (dl^r. @. 22 ; 
»rief an 3loboI|)]^). — 2)ie (©. 36) angefül^rte ©tette auä ©anift flnbet 
fid^ in beffen IV. ©at9re. 95on bem ^of« (Stabt* unb Sanb«Seben. (®e^ 
bid^te. öem 1770. ©. 117.) — gm 2Ral&ler ber ©itten entfprid^t 3lr. 21 
bem Dorliegenben ^DiSfurfe, meld^er aud^ gur Slbfaffung beiS 38. @tütfed 
beö II. »anbe§ ber SSemünftigen 2:ablcrinnen (20. September 1726) 9lnkiJ 
gegeben, ^er bort eingefügte ^rief eines in ^aUe n)ei{enben 3ürd^erS an 
bxt Xablerinnen ift me gefd^itfte ^rftnbung. 

8. ^iigfurd. SSertei^rte meiblid^ ©r^iel^ung. $on $aniS $oIbe in 
= öobmcr. SBurbe im 3uni 1721 ber ©enfur übergeben (6^r. ©.6), 
toohtx jroei ber ^ienforen benterften, ber ^ii^urd fei ^,t)on fei^r geringer 
Erbauung unb beffen Essenz in menig ^tikn ju bringen.^' — Xk 9lb« 
faffung gefc^a^ unter freier ^enu^ung von SH^^ <^^^ ^^^ Spectator 
«Rr. 10, 15 unb 33. — „^a für il^r 2[nli| wirb aud^ ^üi^mift auögebranbt" 
(@. 41) ftammt auS Opi^enS ©ebid^t : ,,Sluf ^erm ^ol^ann Wlai^tx^ unb 
Jungfrau 3J2argretl^en ©ierlad^in ^od^geit." Opr^, ^eutfc^e ©ebic^te l^g. 
von 2:riaer II, 429 (granJfurt a. 3». 1746). — 2)ie ©teOe au^ gonteneEe 
entftammt feinen Poesies pastorales. Daphn6, 4. 6glogue. (Amsterdam 
17 16, p. 24.; — aRit unbcbeutenbcn ^bänberungen crfc^eint ber 2)iöfurS 
roieber im SWoi^Ier ber Bititn 5h:. 11 ; „2)ie Sluferjiel^ung unb Sittenlehre 
einer Beaut6 ä la mode." 

9. 2)iSlurö. 2)ie Äunfl beS 2)en!eng. 95on HRid^ael ^ngelo = 
^rcitingcr. 3Burbe im ^nni 1721 ber ©cnfur übergeben (Sl^r. @. 6). 
^er 9Serfaffer ift mit Sotfe'S Essay on human understanding offenbar 
befannt unb htmxiit benfelben, oi^ne ftd^ an eine beftimmte SteUe enger 
anjufd^hejcn. — 3*« Sufammenbange mit bicfem 2)iSfurfe ftebt ber näd^fl* 
fotgcnbe, fomie S^eil II, 2)iöf. 6, beibe oon 93reitinger. 

10. 2) iä fürs. 2)cr3Rcnfd^ ift ocrpflid^tet ju benfen. 9Son 3Äid^ael 
^ngelo = »reitinger. SGBurbe im 3uni 1721 ber ßenfur übergeben 
(ßf^x, @. 6). ^ie urfprünglid^e {Raffung ber ein(eitenben Sä^e finbet ftc^ 
Q^f^v, @. 7. ^er ^uSbrutf, „bofi ber ^enfd^ burd^ einen eigenn)iKigen %oi 
feinem Seiben tin lur^eS @nbe gu mad^en" oerfud^t fein tönnit, würbe 
von einem Cenfor als ,,fd^anbli(^'' erfl&rt unb baber gemilbert. 

IL^iSfurS. ^erfd^iebeni^eit ber äRenfc^en. ä^on @ar[ le 93run. 
^orace Ic 93lanc = S^iimzqtv. SQßurbe vom Serfaffer in frangöfifc^er 
Sprad^e eingefanbt unb oon 93obmer überfe^t; @nbe S^^i 1721 ber 
ßenfur übergeben (ßf^v. ©. 8). — 2)ie ©tette auS @nniuS (ß, 54) finbet 
fi(^ in ber tluSgabe oon Labien (Lipsiae 1854) @. 121. Tragoediarum 
reliquiae v. 258 & 259. SQSaS ouS S3oiIeau'S ad^ter ©at^re angeführt ifk 
(6. 54), lauUt m Original : 



8 Snnurlungen. 

'^•35^39' M^s l'homme, sans arr^t dans sa course insensie, 
Voltige incessamment de pens^e en pens^e: 
Son coeur, toujours flottant entre raille embarras, 
Ne sait ni ce qu'il veut ni ce qu'il ne veut pas. 
Ce qu'un jour il abhorre, en Tautre il le souhaite. 
Unb bicfc @lcEc fujt ttuf Horat., Epist. I, i. 97 sqq. — a)aö engltfc^e 
(liiat aud @n>tft (B. 58) (in tc| gut 3ett näl^et nac^gutoeifen ntc^t im 
@tanbe. — 

liefet ^tdturd erfc^etnt wkhtt int äKol^Ier ber bitten 3h. 4. ^a 
er tni^altUd^ ntc^t t)eränbert i\t, eignet er ftc^ oorgügüd^ baju, ftd^ 3U t)er« 
gegenn>ärtigen, »eld^ gen)a(tigen f^orifd^ritt etnerfettä bie @prad^e feli^, 
anberfeitd Sobmer int ^ebrauc^e berfelben von 1721 bis 1746 getnad^t l^at. 

12. ^iiSturd. SQßortfpiele. $on 9lubeen = 93obmer. SQßurbe 
®nbe Suni 1721 ber ©enfur übergeben (©l^r. @. 8). — 2)em Serfoffer 
l^oben bie 3tv, 60, 61 unb 62 beiS (Spectaior (fänttlid^ oon ^(bbifon) oor« 
gelegen. 3^ ^^^ ^orajifd^en 3floHo n>irb fpegieU 9h:. 62 oeranla^t ^aben, 
n)o ftd^ bie (Stelle fc|on finbet. ^ie einleitenben ^emerfungen über baS 
SBortfpiel erinnern an ©pectator 3tt, 61 : "On Punning" ; bie Sleujerung 
(©. 62) : „3e fertiger einer ift mit ben SQßorten gu fpielen, .... fo oiet 
meniger guten äBi$ f^at tv", ftammt eigentlich aug 2oät, Essay on human 
understanding (Book II, Chap. XI, § 2) unb wirb njieber angefül^rt im 
©pectator 9lr. 62. Ueber ^nagrammuta unb 93out§^9lime} ^anbelt jflx, 60 
3. %, mit wörtlich benfelben Sluöbrütfcn. — 3" ^^« 33cifpielen, fofem 
il^re ^erlunft nid^t fd^on von ^obmer beutlid^ angegeben, ift ju bemerfen 
(©. 59) : „®in jeber in ber Söelt glaubt" k. finbet ftdj in »enjamin 
9leulir4 Sluöerlefene ®ebid^te l^g.oon ©ottfdjeb. Slegenfpurg 1744, ©. 2$: 
Sin ©9lt)ien, als fte mit il^m getangct l^atte. — (@. 59) „Über einen l^od^« 
trabenben ^oeten" ift au§ SJlenanted ($unolb), ^cabemifc^e 92ebenftuttben. 
^aße unb Seipjig 1713, ©. 103. — (©. 60) „Äein SRäbgen ift befreit 
t)on ©d^mergen", ebenba 6. 100. — (@. 61) „Über ein ©offe ^^auj", 
ebenba @. 113; „Über ©9pem", ebenba @. 96. — 2)te a3effcrfdjen SSerfe 
(@. 60) „@udj taflet Subwig an" flnben ftdj in »on »efferä ©djrifftcn 
l^g. oon ^bnig. £eipgig 1732. 93b. I, 191: ^antffagung beS befreiten 
Unters^ll^einiS, an @e. @]^ur<f$ürftl. ^rc^l. gu Sranbenburg, g^ieberid^ 
ben 2)ritten, nac^ ber Uebergabe oon ^onn, im Dctob. 1689. — a)aS 
Slnagramm „@laub! und ^eutfd^en mirft bu ^vi), auS Ungern f^iebe 
bringen" (©. 63) ift entftanben aud : „®rnft 9luguft ßl^urfürft in SSraun* 
fdjmeig unb Süneburg." 9leu!irdJ, ©ebic^te ©. 230. — Soi^ann »urf^arb 
SRentfe, 1674—1732, tin »ielfeitiger ©elei^rter, feit 1708 lurfürftlid^ 
fäd^fifc^er ^iftoriograpl^ unb ©rünber (1717) ber fiei|>5iger ^eutfd^übenben 
poetifc^en ©efeUfc^oft (einer ®rmeiterung ber ^örlij^r poetifd^en ^efeU^ 
fc^aft), l^at unter bem Flamen ^l^ilanber oon ber Sinbe mel^rere ©ebid^t^ 
fammlungen erfd^einen laffen. ^ ben „@mft]^afften ©ebid^ten", Seipgig 
1723, finbet ftc^ 6. 73/74: „2)ie «ergftnglic^leit beS menfdjltc^en 2tbtn^. 



«vfiev Zeil. 9 

Qtt einem ©onnet, barju bte 9letme, fo bte gran^ofen Bouts-rimez nennen, 
el^er als bte 3Raitm, vorgegeben xooxhtn" 

äßit gelten in ber SBelt auf (auier falfc^en ^xMtn, 
Unb grünben unfer &IM auf ungen)tffen @anb; 
^a(b läuft ein Gaffer an, halb fd^rectet un§ ein ^ranb ; 
93alb jaget man nn^ auS, (alb ^ält man un^ mit Bividtn, 
^aS ^lücfe l^eud^ett un§ nur mit oerfteUten ^liefen ; 

Unb a6) ! mag l^ilfft aule^t m^ @()re, mM unb @tanb ? 
Sßir muffen boc^ von l^ier einft in ein frembeS Sanb, 
^a braud^t man (einen @taat, nic|t fiebern no6) ^ertuquen. 

Sn^mifd^en l^at man ^ier gar fd^led^ten 3^t^^^treib, 
Xa 9{eib unh äJi^i^gunft un§ ©eträntf unb @ffen reid^en, 
IXnb mie ber ^(S^atitn fid^ uniS müi^en nad^ ^u fd^leic^en. 
äßenn mir geftorben fe^n, fo bleibt l^ier nur ber Seib, 
2)er frieget, meil man lebt, oom ®lütfe taufenb @töje, 
Unb zeiget, menn mir tobt, bie angebo^rne ^Vö^t, 
^ie am @d^luffe von Sobmer oeri^ei^enen ©ebanfen über ben 9leim folgen 
II. Seil, 7. ^igfuriS. ^aS ganje Sl^ema, jebod^ oiel meiter ausgeführt 
unb in forgfältigerer ^norbnung, finbet fid^ mieber im äJi^al^ler ber Sitten 
^. 32 unb 33. — 2)ie Vernünftigen Xablerinnen nel^men auf bicfen 
^iShtrS äSejug I, @tüdE 37, @. 297, unb al^men i^n teilmeife nac^ I, 
@tütf 49. ©egen aUpi gro^e Spi^finbigfeit aber mirb iproteftirti, @tütf 34, 
@. 271 : ,,9lubeen tft infonberl^eit zin fold^er ®rübler, ber, mie man ju 
fagen |>fleget, glöbe lauften l^öret, unb ®raS mad^fen pelzet." 

13.^iSturj8. @elbfter!enntni(. SSon ^annibal ^arrad^e = 
öreitinger. SBurbe @nbe guni 1721 ber ©enfur übergeben (ßftr.iS.S).— 
Sßie baS äl^otto flc^ an baSjenige bed Spectator 9h:. 399 anfd^lie^t, fo 
geigt au(^ ber Snl^alt unferS ^iSfurfeS einen offenbaren B^fommenl^ang 
mit bem englifd^en Originale (tlbbifon). äl^an vergleiche @.66: „3» biefer 
äBiffenfc^offt (@e[bfter!enntni() tan er gelangen, menn er auf aUe feine 
S^l^ten, fie b^penbieren gleid^ oon bem SS^iUen, oon bem Verftanbe, oon 
ber ^l^antafte ober ber äl^ad^ine, genaue tlc^tung giebet", mit ber Stelle 
aus bem Spectator: *We should likewise be very apprehensive of 
those Actions which proceed from natural Constitution, favourite 
Passions, particular Education, etc.** — lögl. ^iSfurS 17 unb 21. 

14. ^iSturS. Von bem äRi^brauc^e be§ Väter lid^en ^nfel^enS. Von 
ätlbrec^t ^ürer = SBobmer. äBurbe im Sunt 1721 ber ^enfur über« 
geben (k^, @. 6). — ^aS Sl^ema gu biefer Slbl^anblung ift gu finben im 
@l^ctator Slhr. 157 (Stecle) ; "The natural Disposition to any Particular 
Art, Science, Profession, or Trade, is very much to be consulted in 
the Gare of Youth"; fomie in S^hr. 21: "The Misfortune is, that Parents 
take a Liking to a particular Profession, and therefore desire their 
Sons may be of it. Whereas, in so great an Aifair of Life, they 



10 Unmerfungen. 

should consider the Genius and Abilities of their Children, more than 
their own Inclinations.- — 3Rit geringer SlBänberung finbet ftd^ biefer 
iDidfurd tDteber im SRal^ler ber Sitten 9lr. 59. 

15. a)idlwrS. ®egen baS Äartenfpiel. 95on 5llbrec|t 2)ürer = 
öreitinger. ^am am 19. guli 1721 au§ ber Cenfur gurürf (ß^. ©. 8; 
t)gl. au(^ @. 21 über ben $(nfto$, ben biefer ^iSfurS htim Slntifted er« 
regt). — Dbgleid^ in ^hr. 93 beä ©pectator (Slbbifon) fid^ aud^ eine ©teile 
gegen bad 5lartenfpiel finbet, ift boc| eine @nt(e^nung nic|t an^unel^men. — 
2)ie Slnelbote über Sotfe (©. 74) ftel^t in ber Bibliothfeque choisie, pour 
servir de suite ä la bibliothfeque universelle. Par Jean le Clerc. 
Tome VI, 357. Amsterdam 1705. — gm 3Äai^(er ber BxiUn SRr. 16 finbet 
fidj ein faft wörtlicher Söieberabbrutf. — 2)ie SSemünftigen 2:ablerinnen, I, 
6tü(t 14, oom 4. kpril 1725 bringen eine ©at^re gegen baS ^artenfpiel, 
bie beutlicl ben 3ürc|ern entnommen ift, inbem fogar einzelne @ä^e gleich 
lauitn. ^ie fiocte'fd^e ^ne!bote mirb in nid^t eben gefc^idEter äBeife oom 
Serfaffer al§ felbfterlebt erjä^lt nnb entfpred^enb erweitert. 

16. ^iiSfuriS. ^ebanterie. ^on $and ^olbein = ^obmer unb 
aSreitinger. ^am am 19. guli 1721 auö ber ©enfur jurütf (©^. ©. 8; 
ogl. audj ©. 21 : einer ber Ferren ©enforen — ©anonicuS ^olj^alb — 
füJ^lte ftd^ in ber @d^ilberung be§ ^ebanten getroffen ; unb @. 23 : ^ts 
mertungen, weld^e bie Senfur gemad^t). — @g liegt na^e anjunel^men, 
eö fei biefer SDiöfurö auS ber Seftüre ber 2. ^älfte oon 3lv. 105 beö 
@pectator ($lbbifon) i^eroorgegangen ; iebod^ barf man faum oon (^nU 
Ic^nung fprec^en. 2)tt bie beiben SSerfaffer ©l^afteSbur^ tannitn, ift 
aud^ rec^t mo^l möglid^, ba^.fie bie Slnregung au^ beffen Characteristics 
b. 1^. aug bem "Essay on the Freedom of Wit and Humour" empfangen 
l^aben. — Unter „3Äenanten§ 3Äanter pfflid^ guconoerfieren" (ß. 79) bürfte 
oerftanben fein: TltnankS (^unolb), ^ie aUemeufte Spanier l^öflid^ unb 
galant gu fd^reiben. Hamburg 1702. — Ueber Sauffcr (©. 80) fiel^e (S^ronitf 
©. 3, Slnm. — SuUianifd^e Äunft (@. 80) ober Ars Lulliana, nad^ Sta^« 
monb Sülle, bem fpanifc^en Abenteurer unb $]^ilofop]^en,,1235 — 1315, 
meld^er burd^ fein nmtd @9ftem ber £ogif bie gefamte ^^ilofopl^ie glaubte 
reformiren pi fönnen. ©eine Seigre behauptete er burd^ Offenbarung oon 
©Ott erl^alten gu l^aben. — Unter bem Xitel: „55on ber ©elal^rtl^ett in 
fd^led^ten unb unnü^lid^en fingen'' erfd^eint biefer ^iSfurS mieber im 
aWal^ler ber ©itten 3lv. 36 unb jroar in roefentlid^ oeränberter ©eftalt. — 
©tütf 46 beä IL öanbeS ber 35ernünftigen 2:ablerinnen (15. SRoo. 1726) 
be^anbelt benfelben ©egenftanb mit ber einleitenben 33emerfung: „34 
erinnere mid^, ba$ id^ oor einiger 3^<^ oerfprod^en ju geigen, bag nid^t 
nur bag männlid^e, fonbem aud^ baiS weibliche ©efd^led^t offtmol^lg in ba§ 
£after ber ^ebantere^ faUen tonne, ^wax entftnne id^ mid^ tttoai baoon 
in ben ^ifcourfen ber fd^mei^erifc^en SRa^ler gelefen }u l^oben : allein meil 
id^ biefelben nic^t be^ ber $anb i^abe ; fo weig id^ fo eigentlid^ nid^t, mag 
fie barüber oor ©ebantfen gel^abt.^ 



«rfter SCetl. 1 1 

17» a)tSlurä. ©elbftcrfcttttttti^. Son ^onnibttl ©tttrad^e = 
»rettinger. 2Bwrbc ©nbc 3unt 1721 bcr ©cnfut ühtt^tUn (©l^r. @. 8). — 
tiefer ^iSfurS tft tint gortfe^ung oon ^tSt. 13, unb als brütet gehört 
ju biefer Gruppe ^tdt. 21.. Streite Entlehnungen laffen ftc^ ^loar bei 
Srettmger ntd^t fel^r oft nac|n)eifen, bod^ (in ic^ überzeugt, ba$ @l^afteS^ 
bur^ l^ier auf i^n eingen)ir!t l^ai ^an Dergleid^e ben vierten $un!t {^, 84): 
„^te Erfoi^rung fetner felbften ift enblid^ ein Spiegel barinne x6) anbre 
Seute fefien unb erfennen tan", mit Shaftesbury, Characteristics, 
Miscellaneous Reflections IV, Chap. I (London 1753, Vol. III, 192): 
"We can in reality be aflur'd of nothing, tili we are firft affur'd of 
what we are ourselves." 

18. ^idfurg. Sldllerie. $on $an§ ^olbein = 93obmer unb 
©reitinger. SQßurbe im 3uni 1721 ber ßenfur übergeben (©l^r. @. 6); 
30]^. $einr. SReifter in äSo^reutl^ überfe^te benfelben inS ^rangöfifc^e 
(®^r. @. 37/38). — Slu(§ htl bicfem ^iöfurfe ift na^ metner Vermutung 
Si^afteiSbur^ nid^t obne Einfluß gen^efen. 9Ran möge auiS feinen "Cha- 
racteristics" Dergleichen ben "Essay on the Freedom of Wit and Humour" 
Part I, Sect. 5; foroie in Part IV, Sect. i ben SluSbrutf: "Nothing is 
ridiculous except what is deform'd: Nor is any thing proof against 
Raillery, except what is handfom and juft." ^api bie 9lnftc|t ber 
9)2aler (8. 86) : „^x6)t§ tan löd^erlid^ fe^n, n>a§ noti^nienbig unb natürltd^ 
ift ; Wlan ift befugt aUeiS ^uraiUieren, mad feine 9lotl^n)enbig{eit f^at, unb 
über bie 3latwc auötrittet.'' — ®tne ooUftänbig^ Umarbeitung biefeS 2)iS^ 
furfeä fte^t im SWai^ler ber ©itten SRr. 80. 

19. 2) t ä f u r ö. gmagination. S5on 3'lubeen = 33obmer. 2)iefer 
^tSfurS bilbet mit bem folgenben gufammen ben ^em ber ^l^earien, meldte 
Sobmer unb öreitinger fp&ter weiter auSfül^rten imb mit fo großem (gtfcr 
unb @)efd^ttf oerteibigten. ©erabe l^ter ift inbeffen bie ^bl^öngigfeit oom 
©pectator »oEftänbiger als irgenbroo fonft. 2lbbifon l^atte in 9h:. 411 — 421 
audfübrlic^ über bie Imagination gel^anbelt, unb feine ^runbfätje finb eS, 
nield^e ^obmer fic^ i^ier gu eigen gemad^t l^at. ^ie 93emerfung, ba^ ber 
^id^ter mit bem ^al^ler gemiffe ©efe^e gemein l^abe (@. 91), fielet im 
@pectator 9h:. 412; bie ^ebeutung ber 9latur unb beä 9^atürlid^en finbet 
fic^ in m. 414. (3n @nglanb ift aus ben ^bbtfon'fd^en ©ffa^S baS ©ebid^t 
SÄarf Sl!enftbe'S The Pleasures of the Imagination [1744] bertjor« 
gegangen.) — UeberbieS fd^eint öobmcr fd^on gu biefer 3«it bie fpäter 
fo oft ^tnanntt ©d^rift oon 2)u SoS, R^flexions critiques sur la po^sie 
et sur la peinture. 3 vols. Paris 17 19 gelaunt ju i^aben. J^r ben oor* 
liegenben S)iölurS finb oon SBid^tigfeit Tome II, Sections 2 et 3: Du 
g^nie qui fait les peintres et les po^tes. — Q.ue Timpulsion du g^nie 
d^termine ä ^tre peintre ou po^te, ceux qui Tont apporte en naissant. 
— 2)ie angeführten ©teilen auS 33ef[er (@. 94) finben pd^ in beffen 
„@(^rifften" Seipjtg 1732. I, 38 unb 54; bie Scrfe auS bem ,,Älag* 



12 Snmerfungen. 

@cbt(^t" f. II, 380, 881, 382, 384. 7>it amci 3cilcn „^^ liebte, roenn 
td^ gleul^" IC, f. II, 877; wft^tenb bet SeriS: „gd^ khie, toetl id^ tl^r ba« 
burd^ gefallen \oW* SSobmerS eigene (Erftnbung gu fein fd^int. — ^ie 
ettop^ aus 64nt4 f. beffen (S^ebid^te. »em 1770. @. 158 unb 164. 

20. ^idturiS. ^td^tfunft, makttx, 93ilb]^auetlunft. 93on 9lu5een = 
IBobmet. ^om am 11. September 1721 aus ber Senfuv jurütf (C^v. 
@. 10). — 9(IS birefte üueUe flnb biefetben 9lummem beö ©pectatot gu 
nennen n>ie oben; babei finben fid^ wörtliche @nt(el^nungen g. 93. @. 97: 
„^ie 92a tut ift in ber %at bie ein|ige unb allgemeine Seigrer in berientgen, 
»eld^e rec^t fc^reiben, mal^Ien unb ä^en ; . . . . SCKed nmS {einen @runb 
in ber 92atur f^at, tan niemanb gefaUen ald einer bundEeln unb ungeftalten 
!3magtnation"; wa« in 9h:. 414 beS ©pectator lautet: "If we consider 
the Works of Nature and Art, as they are qualified to entertain 
the Imagination, we shall find the last very defective in Comparison 
to the former .... We raay be sure that artificial Works receive a 
greater Advantage from their Resemblance of such as are natural." — 
Ober 6. 98: „^Ut^ »aS n)o( nac^geal^met ift, n>irb unS angenebm, eS 
fe^e fo gtft^lid^ unb erbätmlic^ a(d eS miW; M Slbbifon (92r.418): "Any 
thing that is disagreeable when looked upon, pleases us in an apt 
Description.- — SSßeitcte ©nttel^nungen f. „Ibtx Spedator ali Duette ber 
a)t«Jurfe ber SKa^ler^ 6. 19. — 2)ie »erfe au^ Dpi^ (@. 100) fke^cn m 
feinen ^utfd^en debid^ten II, 396. gronffurt a.m 1746: „Über beS be< 
rül^mten äRal^IerS ^rm 93art]^oIom&i etrobelS ^nftbuc^." -- 3)er 9Rab(er 
ber Biütn 92r. 23 (Uebereinftimmung bet Mtä^ltv unb ber @cribenten) 
giebt ben oorliegenben ^iSfurS n)ieber mit weiteren SluSfüi^rungen. 

21. ^iSturS. mo^t'moxal genügt nic^t; 93eifpiele; Satire. Son 
^annibal €arra(^e = ^reitinger. ^om mn 19.3uli 1721 aud ber 
@enfur gurütf ((S^l^r. 8. 8). tiefer ^idfutS ift eine f^ortfefung ber ^iS« 
lurfe 13 unb 17. 

22. ^iSturd. SQSaS tooütn bie SJlaler? ä^on ber „Olefeüfd^afft 
ber äRal^lern'^ = ^obmer. ^am am 11. September 1721 auS ber 
©enfur jurütf (ß^. ©. 10). — 3u @. 106 : S)ie ©efprädje ber a;obten 
beS ^rnarb be g^onteneUe erfd^ienen fpftier (1727) in einer Uebetfe^ung 
®ottfd^ebö. — 3u ©. 107: Untct bem „^atet ©onnenbetg" »etfte^t 
Sobmet mal^tfd^inttc^ gtan^ ^(pl^onS oon Sonnenbetg, 1683 9Ritglieb 
beS diakS bet ©tabt Sugetn, fpätet Äapujiner. @r ift SSerfaffer einer 
„^l^riftCid^en 3(nlettung )ur wallten ^eic^t." Solotl^um 1691, unb Ueber« 
fe(er oon „9leuntftgige Slnbad^t ^u bem 1^. %tlx% oon @anta(icien." 9(uS 
bem Statienifd^en. Solotl^urn 1714, 

23. S)i«furä. SSerbefferungen. S)ie 3Wa^ler = »obmer unb 
^reitinger. ^am am 26. September 1721 auS ber Gienfur jurild^ 



3 9015 00548 2552 



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DO NOT REMOVE 

OR 
MUTILATE aRD